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#NoWater: Das gefährliche Spiel der Influencer mit ihrer Verantwortung

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Die Yoga-Lehrerin Sophie Prana propagiert, kein reines Wasser mehr zu trinken. (Foto: Screenshot / Instagram)
geschrieben von Vivien Stellmach

Mit Reichweite kommt Verantwortung. Doch offenbar scheinen sich einige Fitness-Influencer dessen nicht bewusst zu sein. Auf Instagram zeigen sie unter dem Hashtag #NoWater mit der No Water Challenge, dass man statt Wasser zu trinken, lieber wasserhaltige Früchte zu sich nehmen soll. Eine Einordnung.

Das menschliche Gehirn besteht zu 80 Prozent aus Wasser. Es klingt also logisch, dass wir unseren Körper über den Tag verteilt mit ausreichend Flüssigkeit versorgen müssen. Sonst dehydrieren wir schnell und werden müde und unkonzentriert.

Für uns ist Wasser also lebenswichtig und für die Wasserindustrie leider flüssiges Gold. Verschiedene Hersteller füllen es in kleine, praktische Flaschen ab, die wir an jeder Straßenecke und in jedem Supermarkt kaufen können.

Wir müssen an dieser Stelle nicht darüber sprechen, dass Trinkwasser in einer perfekten Welt für jeden Menschen kostenfrei und immer zur Verfügung steht. In Deutschland haben wir schon einmal das Glück, auf Leitungswasser mit hervorragender Qualität zurückgreifen zu können.

Wir müssen nicht zwingend in den nächsten Supermarkt rennen, um Wasser zu kaufen.

#NoWater: Fitness-Influencer propagieren, kein Wasser zu trinken

Trotzdem kommen einige Fitness-Influencer auf Instagram gerade auf die Idee, dass die Wasserindustrie uns belügt. Laut ihnen müssen wir gar nicht so viel Wasser trinken, wie man immer hört.

Die Yoga-Lehrerin Sophie Prana postete zum Beispiel schon im vergangenen Jahr unter dem Hashtag #NoWater ein Foto von einem Smoothie, unter welches sie schrieb, seit vier Monaten kein reines Wasser mehr getrunken zu haben. Damit ist sie ein Teil der sogenannten „No Water Challenge“.

Laut ihr sei Wasser mit allerlei Toxinen belastet und Wasser in Flaschen werde Monate oder sogar Jahre lang aufbewahrt.

Prana folgen mittlerweile fast 19.000 Menschen auf Instagram. Gerade junge Mädchen dürften in der Yoga-Lehrerin ein Vorbild sehen und ihren Fitness- und Ernährungstipps glauben. Die Influencerin spielt somit ein sehr gefährliches Spiel.

Das gefährliche Spiel der Influencer mit ihrer Verantwortung

Und Prana ist längst nicht die einzige Influencerin, die ihre große Reichweite scheinbar auf die leichte Schulter nimmt. Auch Alise Miksta mit rund 4.000 Followern propagiert die No Water Challenge.

Unter dem Hashtag finden sich auf Instagram mittlerweile über 135.000 Beiträge. Die schiere Menge an Posts zeigt, welchen Einfluss Influencer auf ihre Follower haben. Gerade bei gesundheitlichen Themen kann der Schuss schnell nach hinten losgehen.

Ernährungswissenschaftlerin rät von der No Water Challenge ab

Gegenüber der Vice rät Ernährungswissenschaftlerin Haleh Moravej wenig überraschend vom Trend ab. Die gesundheitlichen Risiken seien zu groß, weil unser Körper zu 70 Prozent aus Wasser besteht.

Laut ihr könne uns beispielsweise nach dem Sport das Wasser aus Pflanzen wieder die Mineralien liefern, die unser Körper beim Schwitzen verloren hat. Die beiden effektivsten Hydrierungsflüssigkeiten seien aber Milch und Wasser. „Das weiß man aus jahrelanger Forschung und Erfahrung.“

„Ich würde Menschen weiterhin empfehlen, ihre fünf bis zehn Portionen Obst und Gemüse am Tag zu essen, aber dazu auch ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen – sei es in der Form von Wasser oder anderen geeigneten Getränken.“

Wir dürfen Influencern nicht blind vertrauen

Deshalb gilt: Wir dürfen Influencern, aber auch anderen Medien, nicht einfach blind vertrauen. Jeder Mensch hat die Fähigkeit, selbstbestimmt zu denken und Dinge zu hinterfragen.

Genau das sollten wir vor allem auch jungen Menschen beibringen, die mit sozialen Netzwerken aufgewachsen sind und Influencer zum Vorbild nehmen.

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Über den Autor

Vivien Stellmach

Vivien Stellmach war von Mai 2019 bis November 2020 Redakteurin bei BASIC thinking.