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Studie: 200.000 Tonnen Mikroplastik von Autos landen jedes Jahr im Ozean

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Der Wind weht järhlich 200.000 Tonnen Mikroplastik von Autos in den Ozean. (Foto: Pixabay / Engin Akyurt)
geschrieben von Marinela Potor

Schädliches Mikroplastik in den Meeren ist mittlerweile ein bekanntes Problem. Doch eine neue Studie zeigt, dass auch unsere Fahrzeuge massiv dazu beitragen. Demnach werden von unseren Autos rund 200.000 Tonnen Mikroplastik pro Jahr in die Ozeane geweht. 

Jedes Mal, wenn dein Autoreifen über die Straße rollt und jedes Mal, wenn du auf die Bremse gehst, bleiben kleinste Plastikpartikel auf der Straße. Im Jahr sind das mehr als 550.000 Tonnen Mikroplastik auf unseren Straßen.

Ein Teil davon wird über Regenwasser in die Flüsse und somit Meere gespült. Doch ein größerer Teil wird vom Winde verweht – und zwar auch in die Ozeane.


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Das hat eine neue Studie nachgewiesen, die jetzt im Wissenschaftsmagazin Nature erschienen ist.

Ein Autoreifen verliert 4 kg Plastik

Die Studie, angeführt von Andreas Stohl vom Norwegischen Institut für Luftforschung, wollte herausfinden, wie sehr Wind eine Rolle dabei spielt, dass Mikroplastik in die Ozeane dieser Welt gelangt. Vorige Studien haben zwar angedeutet, dass Wind eine Rolle spielt. Die neue Studie zeigt aber, wie groß das Ausmaß ist.

Die Forscher wählten dabei Partikel von Autoreifen und Bremsbelägen für ihre Untersuchungen, weil diese leichter nachzuverfolgen sind als etwa Mikropartikel von Plastikflaschen.


Warum ist Mikroplastik schädlich?

Als Mikroplastik bezeichnet man kleinste Plastikpartikel, die fünf Millimeter und kleiner sind. Mikroplastik stammt aus verschiedenen Quellen, wie Reifenabrieb aber auch Abfall, Kunststoffproduktion oder Kosmetika. Über verschiedene Wege, zum Beispiel übers Abwasser, landet es im Meer.

Hier verschmutzt es nicht nur das Wasser, sondern kann Wachstum, Fortpflanzung oder Mobilität der Tiere beeinträchtigen. Mikroplastik konnte schon in Würmern, Vögeln, aber auch Fischen und Meeressäugetieren nachgewiesen werden. So landet es schließlich über die Nahrungskette auch im menschlichen Organismus.

Bisher ist unklar, ob und wie schädlich Mikroplastik für den Menschen ist.


Das Ergebnis zeigt deutlich, wie sehr Autos zur Ozeanverschmutzung beitragen. „Straßen sind eine sehr bedeutende Quelle für Mikroplastiken in abgelegenen Gebieten, inklusive Ozeane“, sagt Andreas Stohl gegenüber The Guardian.

Seiner Aussage nach verliert ein Durchschnittsreifen in seiner gesamten Lebenszeit vier Kilogramm Mikroplastik. „Das ist eine derart große Menge von Plastik im Vergleich zu Kleidern in etwa“, sagt Stohl. Man verliere schließlich nicht Kilos an Plastik von seinen Kleidern.

Autoreifen bestehen neben Gummi aus verschiedenen organischen und anorganischen Stoffen, die ihnen mehr Stabilität verleihen. Wenn die Kraft des Autos beim Fahren wirkt und der Reifen über die Straßenoberfläche rollt, lösen sich dadurch regelmäßig kleinste Plastikpartikel vom Reifen ab.

Etwas Ähnliches passiert auch bei Bremsbelegen. Diese bestehen ebenfalls teilweise aus Plastik. Mikropartikel davon fallen beim Bremsen ab.

Die Forscher haben nun den Luftweg dieser Partikel von der Straße in die Ozeane nachverfolgt und dabei bedenkliche Ergebnisse ermittelt.

Mikroplastik und Autos: Knapp die Hälfte landet im Ozean

Genau genommen haben die Forscher zwei Arten von Partikeln untersucht, die größeren PM10-Partikel sowie die kleineren PM2,5-Partikel. Insgesamt gelangen pro Jahr mehr als 200.000 Tonnen solcher Mikroplastik-Partikel im Ozean. Das ist also gut die Hälfte aller Mikroplastik-Partikel von Autos, die am Ende ins Meer geweht werden.

Die schweren Partikel (PM10) werden zwar nicht so weit verweht wie die ganz kleinen Partikel. Dennoch landen insgesamt von Autoreifen jährlich 100.000 Tonnen Mikroplastik im Ozean (45 Prozent). Bei Bremsbelägen sind es immerhin noch rund 40.000 Tonnen (28 Prozent).

Von den kleinsten Partikeln (PM 2,5) landen jährlich 16.000 Tonnen von Mikroplastik von Autoreifen (57 Prozent) und 52.000 Tonnen (54 Prozent) von Bremsbelägen im Ozean.

Die größeren Partikel, die an Land bleiben, sind übrigens keine gute Nachricht. Sie tragen wesentlich zu verschiedenen Atembeschwerden wie etwa Asthma bei, insbesondere in dicht besiedelten Regionen.

Eine weitere erschreckende Erkenntnis: Mehr als 86.000 Tonnen Mikroplastik aus Autos landen auf schnee- und eisbedeckten Flächen. Das Plastik führt möglicherweise dazu, dass Schnee und Eis schneller schmelzen, da Plastik den Schmelzprozess beschleunigen kann.

Nach Ansicht der Forscher sind damit die windverwehten Partikel eine größere Quelle für Mikroplastik-Verschmutzung in Ozeanen als Mikroplastik, das über Flüsse hineingespült wird.

Die Forscher räumen zwar ein, dass die Zahlen nicht zu 100 Prozent verlässlich sind, was daran liegt, das kleinste Partikel schwer nachzuverfolgen sind. Dennoch sind sie davon überzeugt, dass ihre Ergebnisse in der richtigen Größenordnung liegen.

Elektroautos schädlicher als Verbrenner

Der genaue Wert an abfallendem Mikroplastik von Autos hängt natürlich auch vom Auto, von der Fahrweise – und offenbar auch vom Antrieb ab. Elektroautos sind demnach schädlicher als Verbrenner.

Das liegt daran, dass sie durch ihre Akkus schwerer sind als ihre Verbrenner-Geschwister. Somit üben sie mehr Druck auf Bremsen und Reifen aus, wodurch sich wiederum mehr Partikel lösen. Das sagt zumindest Studienleiter Andreas Stohl gegenüber dem Guardian. In der Studie wurde dieser Aspekt allerdings nicht untersucht – ebensowenig wie sich die Rekuperation der E-Autos auf den Abrieb auswirkt.

Beim Thema „Mikroplastik“ seien aber vor allem die Hersteller in der Verantwortung, sagt Andreas Stohl. Bis sich dort etwas ändere, könne man als Verbraucher nur generell darauf achten, Plastik zu vermeiden, wo es geht und andernfalls sicherzustellen, dass es recycelt wird.

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Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.