Polen will sein erstes eigenes Elektroauto bauen. Es soll unter der Marke „Izera“ 2023 auf den Markt kommen. Bei der Konzeptvorstellung blieben viele Fragen offen und Beobachter zeigten sich enttäuscht.
Erst die Türkei, dann Russland und jetzt Polen: Es scheint eine neue Art des Nationalstolzes zu sein, ein eigenes Elektroauto zu entwickeln. Doch wie das Beispiel „Izera“ zeigt: „Eigen“ ist relativ.
Izera-Modelle größtenteils „Fremdeinkäufe“
Denn bei der ersten Vorstellung der zwei Prototypen von Izera vor einigen Tagen in Warschau war schnell klar: Sehr viel Polen steckt nicht in Polens erstem Elektroauto.
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So stammt die Design-Idee zwar vom polnischen Designer Tomasz Jelec. Doch die Endform entstand in Italien, in der renommierten Auto-Designschmiede von Torino Design. Für die Integration der Komponenten ist wiederum das deutsche Unternehmen EDAG verantwortlich.
Das sei in der Branche aber Gang und Gäbe, betont Andrzej Dąbrowski von Electromobility Poland (EMP), dem Unternehmen hinter Izera. EMP ist ein Jointventure verschiedener staatlicher Energieversorger aus Polen. In diesem Sinne hat Dabrowski nicht Unrecht. Insbesondere für Quereinsteiger ist es nicht unüblich, sich die Expertise im Automarkt einzukaufen.
Selbst Automarken wie BMW oder Ferrari haben sich schon Fahrzeuge von Torino Design entwerfen lassen.
Doch damit hören die „Fremdeinkäufe“ bei Izera nicht auf. Auch der Antriebsbaukasten sowie der Akku sollen von ausländischen Herstellern gekauft werden. Angeblich sei man hier mit einigen Autobauern im Gespräch. Electrive berichtet, dass unter anderem die MEB-Plattform von Volkswagen ein möglicher Kandidat sei.
Immerhin: Ein Großteil der Montage und Produktion soll in Polen stattfinden. Eine Fabrik für Izera gibt es allerdings noch nicht. Diese soll 2021 in Schlesien gebaut werden.
Das mag für viele enttäuschend sein. EMP liefert aber eine erstaunlich ehrliche Begründung dafür. Es gebe bislang im eigenen Land weder die nötige Technologie noch die erforderliche Expertise, um ein Elektroauto von A bis Z in Eigenregie zu entwickeln.
Genau dabei soll jetzt Izera helfen. Denn bei der Entwicklung sollen stets auch polnische Unternehmen und Institute beteiligt sein. So hofft man, vom Know-how der Partner zu profitieren. So könne Izera langfristig die Forschung und Entwicklung im Bereich der Elektromobilität in Polen vorantreiben.
Gute Voraussetzungen dafür gäbe es auch. Schließlich ist die Automobilbranche der zweitgrößte Industriezweig im Land, der laut EMP 225.000 Mitarbeiter beschäftigt.
Das wissen wir bislang über die zwei Prototypen von Izera
Beobachter waren aber nicht nur enttäuscht, weil das erste Elektroauto „made in Poland“ gar nicht so polnisch ist. Man hatte sich bei der Präsentation auch wesentlich mehr Informationen zu den neuen Autos erhofft.
Insgesamt präsentierte EMP zwei Varianten, einen SUV und einen Hatchback. Dazu soll es zwei Akku-Optionen von 40 und 60 Kilowattstunden geben.
Die WLTP-Reichweite gab EMP mit 400 Kilometern an und angeblich können die Fahrzeuge an einer Schnellladestation in 30 Minuten auf 80 Prozent aufgeladen werden.
Sehr viel mehr Informationen gab es nicht. Insbesondere Fragen zur Finanzierung der Produktion und zum Kaufpreis der Izera-Autos blieben offen.
Eins ist aber schon klar: Izera wird nach Tesla-Vorbild ausschließlich online vertrieben.
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