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Massagesitze und Beinfreiheit: Roadjet startet mit Luxus-Fernbussen

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Im Luxusbus durch Deutschland. (Foto: Screenshot / Facebook)
geschrieben von Marinela Potor

Ab sofort fährt ein neues Fernbus-Unternehmen durch Deutschland: Roadjet. Doch das Start-up aus Ludwigsburg wirbt nicht mit Knallerpreisen und Billigfahrten, sondern mit beheizbaren Sitzen, Massagefunktion und Beinfreiheit. Kann es damit zum Konkurrenten für Platzhirsch Flixbus werden?

Wer schon mal eine lange Strecke auf einem schmalen Sitz in einem Fernbus gefahren ist, weiß: Luxus und Fernbus passen nicht unbedingt zusammen. Doch warum eigentlich nicht? Schließlich geben Menschen beim Fliegen oder Zugfahren auch mehr Geld aus, um bequemer zu reisen. Warum also nicht auch im Fernbus?

Genau das testet jetzt erstmals das Ludwigsburger Start-up Roadjet, „Europas erster premium Fernbusanbieter“, wie das Unternehmen sich selbst beschreibt.

Massagesitz, WLAN und Umkleideraum

Das Vorhaben klingt recht anspruchsvoll. Roadjet will komfortable Reisen mit Premium-Gefühl zu günstigen Preisen anbieten. Während Flixbus, Blablabus und Pinkbus im günstigen Preissegment um Marktanteile kämpfen, setzt Roadjet auf Luxus.

So finden sich in den Bussen beheizbare Sitze mit Massagefunktion, schnelles WLAN, Entertainment-System, Waschräume sowie Umkleideräume. Auch Snacks können Fahrgäste erwarten. Bei Nachtfahrten wird morgens Kaffee serviert, verspricht das Start-up auf seiner Website.

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Auch im Waschraum herrscht mehr Luxus bei Roadjet. (Foto: Screenshot / Facebook)

Der Doppeldecker-Bus ist im Untergeschoss barrierefrei zu erreichen. Es gebe außerdem zwei Plätze speziell für Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen seien. Hier finden sich übrigens auch kindgerechte Sitze und bei Bedarf verleiht Roadjet auch Kindersitze. Nur Haustiere dürfen nicht mitfahren.

Aktuell ist auch eine Fahrradmitnahme nicht möglich, man arbeite aber fieberhaft an einer Lösung.


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Noch dazu verspricht der Luxus-Fernbus extra viel Platz und Beinfreiheit. Möglich wird das dadurch, dass die Gründer ihre Busse zwar auf einer bestehenden Scania-Chassis entwickelt, diese aber umgebaut haben.

So ist das Fahrgestell um 15 Meter verlängert worden und statt 96 möglichen Sitzplätzen gibt es bei Roadjet nur 44. Zwischen den Sitzen ist ordentlich Platz. Beinfreiheit wird garantiert und wer will, kann auch Einzelsitzplätze buchen.

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Der Corona-Abstand ist nahezu schon im Design. (Foto: Screenshot / Facebook)

Hochwertige Busse werden unterschätzt

Da ein solcher Umbau sehr teuer ist (etwa 500.000 Euro), hat das Start-up aktuell auch nur zwei Fahrzeuge am Start. Das nötige Startkapital stammt aus einem Start-up-Fonds des Landes Baden-Württemberg. Immerhin: Das ist mehr als Flixbus. Der Konkurrent besitzt genau genommen gar keine eigenen Busse, um sich so die Kapitalinvestitionen in diesem Bereich zu sparen.

Muhammed Simsek und Mujib Bazhwal, die beiden Gründer von Roadjet, wollen aber bewusst einen anderen Weg gehen. Sie finden es ohnehin seltsam, dass Fernbusse nur im Billigsegment agieren. „Es gibt viele, die fühlen sich beim bisherigen Angebot nicht wohl, denen reicht etwas mehr Beinfreiheit nicht aus“, sagt Simsek gegenüber der FAZ.

„Seit der Liberalisierung der Fernbuslinien beobachte ich den Markt und musste feststellen, dass alle Anbieter von Fernbusreisen diese im Billigsegment positionieren und das Potenzial von speziellen, hochwertigen Bussen entweder noch nicht erkannt haben oder unterschätzen,“ sagt Simsek weiter.

Das Ziel von Roadjet sei es daher, mehr Komfort als die erste Klasse der Bahn zu bieten – und das zu günstigeren Preisen als in der zweiten Klasse der DB.

Als Einstiegspreis kosten die Fahrkarten 39,99 Euro. Je nach Auslastung, Strecke und Zeit werde dieser Preis aber in Zukunft dynamisch angepasst, erklären die Gründer. Im Preis sind neben Handgepäck (bis sieben Kilogramm) noch zwei Reisegepäckstücke bis 20 Kilogramm pro Gepäckstück im Ticket erhalten.

Besondere Sicherheitsmaßnahmen während Corona

Um die Fahrt auch während Corona-Zeiten sicher zu gestalten, hat sich das Unternehmen – neben dem ohnehin schon großen Abstand der Sitze – noch eine Reihe von weiteren Schutzmaßnahmen überlegt. Beim Einsteigen misst etwa ein intelligenter Sensor die Körpertemperatur der Fahrgäste. Im Bus selbst können Passagiere Masken bekommen und es liegt Desinfektionsmittel aus.

Auch gibt es eine zusätzliche Waschstation zum Händewaschen und der Waschraum wird per UV-Technologie desinifziert. Zudem prüfen Kameras im Bus, ob die Fahrgäste wirklich ihre Masken tragen.

Kann Roadjet mit Flixbus mithalten?

Aktuell bietet Roadjet eine Strecke von Stuttgart über Nürnberg und Leipzig nach Berlin an. Es gibt eine Tagesfahrt und eine Nachtfahrt. Künftig sollen noch die Strecken München – Nürnberg – Leipzig – Berlin, München – Frankfrut – Hannover – Hamburg sowie Köln – Düsseldorf – Essen – Hannover – Berlin hinzukommen.

Ob all das reicht, um mit Flixbus mithalten zu können? Flixbus hält immerhin über 90 Prozent Marktanteile im Fernbus-Markt.

Auf der anderen Seite bietet die Bahn einen ähnlich komfortablen Service und in den Schnellzügen auch kürzere Fahrtzeiten, vor allem, wenn man das Staurisiko mitrechnet.

Vielleicht füllt Roadjet aber auch genau eine Marktlücke zwischen Bahn und Fernbus.

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Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.