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Kommentar: Schafft OnePlus den Sprung zum Mainstream?

geschrieben von Nils Ahrensmeier

Die Geschichte von OnePlus stammt wie aus einem Bilderbuch. Ein ehemaliger CEO und sein Freund gründen 2013 eine Smartphone-Firma, welche unter dem Motto „Never Settle“ oder auf Deutsch „Gebe dich niemals zufrieden“ Produkte für wenig Geld, aber dafür mit vielen Funktionen herstellt.
Diese Strategie hat über Jahre super funktioniert. Die Firma schaffte es immer wieder durch günstigere Geräte mit neuester Technik sich von der Konkurrenz abzusetzen und sich dadurch eine sehr loyale Community aufzubauen.

Gerade beim Marketing glänzte die Firma. Durch Veranstaltungen in der ganzen Welt und starker Nähe zur Community konnte schon Monate vor einer Produktveröffentlichung ein Hype geschaffen werden. Doch recht schnell wurde klar, dass sich keine Smartphone-Marke nur durch eine Enthusiasten-Community finanzieren kann. OnePlus ist auch keine eigene Firma, sondern gehört zum Großkonzern BBK Electronics, welcher auch Oppo und Vivo verwaltet.

Ab 2019 begann dann die Transformation zu einer Mainstream-Marke. Es wurden die Preise stetig erhöht und die Anzahl der Smartphones pro Jahr verdoppelt. Während 2018 nur zwei Smartphones veröffentlicht wurden (6 und 6T) wurden im Jahr 2019 vier veröffentlicht (7, 7 Pro, 7T, 7T Pro). Im Jahr 2020 waren es bereits sechs (8, 8 Pro, Nord, Nord N10, N100) und mit „OnePlus Nord“ wurde eine extra Marke für günstige Smartphones geschaffen.

Dieses Jahr werden voraussichtlich sieben Modelle vorgestellt. Während das normale OnePlus Nord noch feierlich auf einem AR-Event enthüllt wurde und positiv ankam, wurden das N10 und N100 per Pressemitteilung auf den Markt gebracht. Die beiden Geräte erhalten nur ein Upgrade auf Android 11 (die aktuelle Version). So etwas wäre beim „alten“ OnePlus niemals passiert.

OnePlus 6T

Doch genau in dieser Transformation besteht aktuell ein großes Risiko. Diese muss gelingen, ohne die bisher gut zahlenden Enthusiasten zu verärgern und trotzdem Produkte für den Massenmarkt zu kreieren.

Intern scheint es bei der Entwicklung ordentlich gekracht zu haben. Führende Köpfe der Firma haben OnePlus verlassen, darunter der Mitgründer Carl Pei (das Gesicht der Firma), Kyle Kiang (Marketing-Chef) und Akis Evangelidis (Frankreich-Chef und führende Rolle in Europa). Die Umsätze sind dieses Quartal stark gestiegen und das OnePlus 9 Pro ist auch bei uns sowie allgemein gut angekommen. Es war nur nicht mehr „einzigartig“, sondern wie jedes andere Flaggschiff-Smartphone aus China.

Warum nicht mehr einzigartig? Die frühere Firmenstrategie lag darin, den Markt nicht zu überfluten, sondern mit zwei Geräten pro Jahr immer eine konstante Steigerung beizubehalten. Natürlich steigern sich die Geräte weiterhin, doch der Unterschied zwischen dem OnePlus 8T und OnePlus 9/R ist nun sehr gering geworden. Das Problem liegt also darin, dass die Geräte in der Nummernserie immer mehr werden, doch die Unterschiede zwischen ihnen geringer. Wenn dieses Tempo beibehalten wird, könnte dies zu einer Spirale wie bei Xiaomi führen, wo man sich Sorgen machen muss, wenn in einer Woche mal kein neues Smartphone erscheint und einen Überblick zwischen denen zu behalten ist auch fast unmöglich.

Um im Mainstream auch anzukommen, müssen die Wearables ebenfalls verbessert werden, die OnePlus Watch wurde halb fertig auf den Markt gebracht (und dementsprechend von der Presse scharf kritisiert). Die drahtlosen Kopfhörer konnten bisher auch keine großen Marktanteile gewinnen. Es wird ein harter Weg für OnePlus sich in Deutschland und Europa zu etablieren. Bisher kennt aus meinem persönlichen Umfeld niemand die Marke. Meiner Meinung nach muss OnePlus in den stationären Handel, das würde bereits helfen.

Wenn die Festigung in den Mainstream nicht gelingt und die Fans nicht mehr zur Firma halten, dann wird es schwer für OnePlus weiterhin zu existieren. Es geht für die Firma in den nächsten Jahren also ums blanke überleben.

Über den Autor

Nils Ahrensmeier

Nils Ahrensmeier ist seit März 2022 Redakteur beim Online-Magazin BASIC thinking. Bereits vorher schrieb er für MobileGeeks, das 2022 in BASIC thinking aufging. Nebenher arbeitet Nils als FSJler im Deutschen Bundestag sowie als freier Redakteur bei dem Blog "TechnikNews".