Wirtschaft

Kiffen für die Wirtschaft? Was eine Cannabis-Legalisierung bedeuten würde

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Unsplash.com/ Add Weed
geschrieben von Fabian Peters

Die Ampel-Parteien sind sich einig: Die Cannabis-Legalisierung soll kommen. Denn so steht es im Koalitionsvertrag. Aber was würde das eigentlich in wirtschaftlicher Hinsicht bedeuten? Was spricht für eine Legalisierung von Cannabis? Und was möglicherweise dagegen? 

Ampel-Parteien wollen Cannabis legalisieren

„Gebt das Hanf frei“, forderte Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele bereits im Jahr 2002 auf der Hanfparade in Berlin. Entertainer Stefan Raab hat den Ausruf gemeinsam mit Reggae-Pop-Sänger Shaggy anschließend zu einem humoristischen Song verwurstet.

Doch nun, rund 20 Jahre später, könnte es tatsächlich bald so weit sein. Der Wunsch von Hans-Christian Ströbele könnte in Erfüllung gehen. Denn laut Koalitionsvertrag wollen die Ampel-Parteien Cannabis – auch Hanf genannt – in Deutschland legalisieren. Zwar gibt es bisher noch keinen genauen Zeitplan, da andere Themen Vorrang genießen.


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Allerdings lässt die bevorstehende Legalisierung von Cannabis bereits jetzt weitaus mehr als nur Gedankenspiele zu. Denn vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht ergäben sich einerseits zahlreiche Vorteile. Andererseits gibt es aber auch einige noch (ungeklärte) Aspekte, die gegen einen Cannabis-Legalisierung sprechen.

Cannabis-Legalisierung und Steuern

Einige Cannabis-Konsumenten dürften bereits mit den Hufen scharren. Doch bis die Legalisierung in Deutschland kommt, müssen sie sich wohl oder übel noch ein wenig gedulden.

Denn aufgrund drängender Themen wie der Digitalisierung, dem Klimawandel oder Mindestlohn genießt das Thema weitaus weniger Priorität. Ein Gesetzgebungsverfahren verschlingt in Deutschland durchschnittlich außerdem rund 175 Tage. Erst dann können die meisten Gesetze in Kraft treten.

Das Vorhaben der Ampel-Parteien, Cannabis zu legalisieren, erscheint jedoch vor allem in steuerlicher Hinsicht interessant. Denn um die anvisierten Ziele in Sachen Klimawandel und Digitalisierung zu finanzieren, sind erhebliche Investitionen notwendig.

Da sich die FDP jedoch vor allem in puncto ausbleibender Steuererhöhungen durchsetzen konnte, setzen die Ampel-Parteien primär auf eine Finanzierung durch den Kampf gegen Steuersünder. Allerdings scheint auch eine Cannabis-Legalisierung eine lukrative Einnahmequelle zu sein, um künftige Projekte zu finanzieren.

So viel Steuereinnahmen verspricht eine Legalisierung von Cannabis

Laut einer Studie der Universität Düsseldorf könnte eine Cannabis-Legalisierung dem Staat Steuereinnahmen in Höhe von insgesamt rund 4,7 Milliarden Euro bescheren. Der Analyse zufolge könnten außerdem rund 27.000 neue Arbeitsplätze entstehen.

Doch damit nicht genug: Denn eine Legalisierung von Cannabis würde auch bei der Polizei und Justiz neue Kapazitäten freiräumen. Alleine eine Cannabissteuer würde dem Fiskus – ähnlich wie bei Alkohol und Tabak – jedoch Einnahmen von rund 1,8 Milliarden Euro einbringen, so die Studienergebnisse.

Hinzu kämen vermutlich 735 Millionen Euro Mehreinnahmen durch die Körperschafts-, Gewerbe- und Umsatzsteuer – außerdem geschätzte 526 Millionen Euro an Sozialabgaben. Durch die rund 27.000 neuen Arbeitsplätze ergäben sich wiederum 280 Millionen Euro an Lohnsteuer.

Ökonom und Studienautor Justus Haucap, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Heinrich-Heine Universität Düsseldorf, geht außerdem von Einsparungen in Höhe von 1,05 Milliarden Euro in der Strafverfolgung und 313 Millionen Euro in der Justiz aus. Die Studie stützt sich dabei vor allem auf Vergleichsdaten aus anderen Ländern.

Insgesamt ergäben sich laut den Studienergebnisse so Mehreinnahmen in Höhe von rund 4,7 Milliarden Euro.

Die Vor- und Nachteile einer Cannabis-Legalisierung

Vor allem in Sachen Steuern verspräche eine Cannabis-Legalisierung also erhebliche Mehreinnahmen. Doch die Pläne der Ampel-Koalition sind noch in vielen Punkten uneindeutig. Klar ist allerdings, dass der Verkauf von Cannabis kontrolliert erfolgen soll. Das heißt, dass das Genussmittel nur in lizenzierten Geschäften erhältlich sein soll.

Bisher waren dabei vor allem Apotheken als Abgabestelle im Gespräch. Klar ist jedoch auch, dass Cannabis künftig nur für Volljährige ab dem 18. Lebensjahr erhältlich sein soll. Die voraussichtliche Legalisierung soll vorerst zudem für einen Zeitraum von vier Jahren angelegt sein.

Anschließend soll der „Erfolg“ des Gesetzes bewertet und geprüft werden. Denn vor allem in Sachen Jugendschutz gibt es Bedenken. Doch ein kontrollierter Verkauf von Cannabis würde dem Staat vor allem die Möglichkeiten geben, die Qualität und Abgabe des Genussmittels zu sichern.

„Sauberes“ Cannabis und ein erhöhtes Suchtpotential

Eine Cannabis-Legalisierung hätte vermutlich erhebliche Auswirkungen auf den Schwarzmarkt. Gerade dort ist nämlich die Gefahr groß, gesundheitliche Nebenwirkungen durch verunreinigtes Hanf zu riskieren. Denn Cannabis wird oftmals mit Sand, Zucker, Glas oder Gewürzen gestreckt.

Die gesundheitlichen Auswirkungen: bedenklich bis unklar. Durch eine lizenzierte Abgabe könnten jedoch vor allem Verunreinigungen vermieden und Verbraucher:innen geschützt werden. Denn: gekifft wird sowieso.

Allerdings weisen rund zehn Prozent der Konsument:innen laut Expert:innen ein „gestörtes“ Konsumverhalten auf. Eine Sucht kann dabei erhebliche psychische und soziale Folgen haben. Vor allem für Jugendliche besteht dabei die Gefahr einer Psychose – kontrollierte Abgabe hin oder her.

Laut einer Studie der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Ulm ist die Gefahr eine Psychose zu erleiden dabei umso höher, je jünger die Konsument:innen sind und je höher der Konsum ist. Die Wahrscheinlichkeit sei bei Konsument:innen demnach dreimal höher als bei Menschen, die kein Cannabis konsumieren.

Cannabis-Legalisierung: Kritik aus den eigenen Reihen

Laut Koalitionsvertrag von SPD, FDP und Grünen soll eine Cannabis-Legalisierung vor allem dafür sorgen, dass „die Qualität kontrolliert, die Weitergabe verunreinigter Substanzen verhindert und der Jugendschutz gewährleistet“ wird. Allerdings bemängelt Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD), dass dies kein Vorteil für den Jugendschutz sei.

Denn Minderjährige, die konsumieren wollen, würden nach wie vor auf verunreinigtes Cannabis vom Schwarzmarkt zurückgreifen. Der Jugendschutz würde laut Pistorius demnach kaum bedacht. Bevor das Gesetz starten könne, müsse man vor allem dieses Problem zu Ende denken, so der SPD-Politiker.

Cannabis-Aktien

Als neuer Wirtschaftszweig in Deutschland würden sich durch eine Cannabis-Legalisierung für viele Investor:innen vermutlich neue Möglichkeiten auftun. Denn nicht nur Cannabis-Konsument:innen warten gespannt auf das neue Gesetz. Auch viele Anleger:innen machen sich Hoffnungen und schielen auf ein positiveres Investment an der Börse.

Einer der Nutznießer einer Cannabis-Legalisierung in Deutschland könnte das kanadische Unternehmen Tilray sein. Denn der Konzern vertreibt bereits in über 20 Ländern medizinisches Marihuana. Auch hierzulande hat sich das Unternehmen mit der Tochtergesellschaft CC Pharma bereits eine starke Marktposition verschafft.

Mit Synbiotic steht aber auch ein deutsches Unternehmen in den Startlöchern, das von einer Entkriminalisierung von Cannabis profitierten könnte. Für viele Anleger:innen scheint das Unternehmen dabei äußerst lukrativ, denn Synbiotic ist einer der wenigen deutschen Cannabis-Konzerne, der an der Börse notiert ist.

Im Zuge einer Cannabis-Legalisierung in Deutschland würden vermutlich aber auch weitere (bekannte) Unternehmen in den Geschäftszweig einsteigen. Vielleicht wird es sogar auch einige Neugründungen geben. So oder so dürfte das Thema Cannabis-Aktien künftig aber eine immer größere Rolle spielen.

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Über den Autor

Fabian Peters

Fabian Peters ist seit Januar 2022 Chefredakteur von BASIC thinking. Zuvor war er als Redakteur und freier Autor tätig. Er studierte Germanistik & Politikwissenschaft an der Universität Kassel (Bachelor) und Medienwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin (Master).