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Norton und Avira führen Kryptomining-Funktion ein – und ernten Kritik

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geschrieben von Fabian Peters

Nach Norton 360 hat nun auch der Virenscanner Avira ein Programm zum Schürfen von Kryptowährungen – dem sogenannten Kryptomining – eingeführt. Doch viele User haben sich bereits über die neuen Funktionen beschwert. Denn während die Hersteller profitieren, bringen sie auf Nutzerebene einige Nachteile mit sich.

Eigentlich sollen Antivirenprogramme wie Norton 360 und Avira unsere Computer schützen und schneller machen. Doch die beiden Programme des Software-Entwicklers Nortonlifelock, ehemals Symantec, stehen momentan massiv in der Kritik. Nach Norton hat nämlich nun auch Avira eine Funktion zum Schürfen von Kryptowährungen eingeführt.

Die Softwareerweiterungen „Norton Crypto“ und „Avira Crypto“ nutzen dabei die Hardware-Ressourcen der Nutzer:innen um Kryptomining zu betreiben. Doch während vor allem Norton und Avira Geld damit verdienen, können die Anwendungen die Endgeräte der User sogar langsamer machen.

Kryptomining: So funktionieren Norton und Avira Crypto

Antivirenprogramme wie Avira und Norton sind teilweise umstritten, denn sie sind nicht immer effektiv. Stattdessen setzen viele Virenscanner auf zielgerichtete Marketing-Strategien, um neue Einnahmequellen zu generieren.

Das trifft auch auf die neuen Krypto-Funktionen von Norton 360 und Avira zu. Da Kryptowährungen wie der Bitcoin, Ethereum und Co. jedoch nicht zentral verwaltet werden, setzen sie auf die Blockchain-Technologie.

Ein dezentrales Netzwerk greift dabei auf die Rechenkapazität von zahlreichen Computern zurück, um die digitalen Währungen zu verwalten, aufrechtzuerhalten oder sogar zu schürfen. So auch im Fall von Norton 360 und Avira: Denn die neuen Krypto-Funktionen der beiden Antivirenprogramme sollen das Mining der Kryptowährung Ethereum ermöglichen.

Da das Schürfen von Kryptowährungen eine gewisse Rechenleistung erfordert, erfolge das Mining mit Norton und Avira Crypto laut Herstellerangaben jedoch nur, wenn sich der eigene Computer im Ruhezustand befindet. Für einige Rechner seien die neuen Funktionen zudem ungeeignet.

Ein Screenshot von Avira Crypto (Foto: Avira).

Lohnt sich das Schürfen von Kryptowährungen via Norton und Avira?

Die neuen Krypto-Funktionen von Norton und Avira scheinen innerhalb der Software standardmäßig etabliert. Nutzer:innen hätten allerdings die Möglichkeit die Programme selbstständig zu aktivieren und auch wieder zu deaktivieren.

Zwar betonen die beiden Tochterunternehmen von Mutterkonzern Nortonlifelock, dass auch die User beim Mining finanziell profitieren würden. Allerdings erscheint das äußerst fraglich. Denn auch wenn Norton und Avira ihre Nutzer:innen beteiligen würden, stünden dem enorme Stromkosten gegenüber.

Um beim Kryptomining zu profitieren, bedarf es eigentlich eines speziellen Rechenzentrums. Ein einzelner privater Rechner dürfte da kaum etwas ausrichten. Doch getreu dem Motto „Kleinvieh macht auch Mist“ dürften vor allem Norton und Avira aufgrund der Vielzahl ihrer Nutzer:innen profitieren.

Zumal dem Vernehmen nach rund 15 Prozent der geschürften Coins an das jeweilige Unternehmen fließen. Doch obwohl die Mining-Funktionen von Avira und Norton 360 freiwillig sind, hagelte es reichlich Kritik.

Kritik von allen Seiten

Im Gegensatz zu Norton verfügt der Virenscanner von Avira über eine kostenlose Version. Norton 360 schlägt im Abonnement und in der Basisversion hingegen mit rund 75 Euro jährlich zu Buche.

Doch ob Nutzer:innen den Preis mit den neuen Krypto-Funktionen drücken und tatsächlich Geld verdienen können, erscheint äußerst fraglich. Denn in Zeiten steigender Strompreise könnte es letztlich sogar sein, dass die User sogar draufzahlen, während Norton und Avira ihre Rechenleistung ausnutzen und die Stromkosten auf sie umlegen.

Die Programme könnten den heimischen Rechner letztlich sogar langsamer machen. IT-Experte Chris Vickery kritisierte das Vorgehen von Norton via Twitter scharf und bezeichnete es als „widerlich.“ In einem offiziellen Norton-Forum haben sich außerdem zahlreiche Nutzer:innen beschwert.

Sie fordern das Unternehmen dazu auf, sie vor Kryptominern zu schützen anstatt diese zu installieren. Zudem könnten die Funktionen nicht so einfach deinstalliert werden. Zumindest darauf reagiert Norton mittlerweile und zeigte einen entsprechenden, wenn auch etwas komplizierten Weg auf.

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Über den Autor

Fabian Peters

Fabian Peters ist seit Januar 2022 Chefredakteur von BASIC thinking. Zuvor war er als Redakteur und freier Autor tätig. Er studierte Germanistik & Politikwissenschaft an der Universität Kassel (Bachelor) und Medienwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin (Master).