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Club nutzt Körperwärme seiner Gäste für nachhaltige Energieversorgung

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unsplash.com/Antoine J.
geschrieben von Beatrice Bode

Die Energiepreise bringen viele Kultureinrichtungen und Clubs derzeit ins Schwitzen. Doch beim Thema Schweiz und Wärme setzt nun ein schottisches Kulturzentrum mit einer innovativen Lösung an. Denn der Club will die Körperwärme von Tanzenden als Quelle für erneuerbare Energie nutzen.

Nähe ist eines der ältesten Naturbeispiele, wie Menschen und Tiere ihre Körperwärme zum eigenen Vorteil nutzen. Etwa 100 Watt Leistung produziert der menschliche Körper derweil im Ruhestand. In Bewegung kann er sogar etwa 400 Watt erzeugen. Damit könnte sogar ein Outdoor-LED-Flutlicht etwa 24 Stunden lang laufen.

Körperwärme: Club will nachhaltige Energie erzeugen

Genau dort setzt auch das Kulturzentrum SWG3 aus dem schottischen Glasgow an. Denn jedes Jahr strömen etwa 250.000 Menschen durch den Veranstaltungsort, wie der Club auf seiner Website schreibt. Sie alle brauchen Licht, Wärme und Sound.


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Wir wollen weiter tanzen, weiter arbeiten, weiter kreieren, weiter inspirieren – aber wir wollen dies auch auf eine verantwortungsvolle, innovative Weise tun. Deshalb haben wir im vergangenen Jahr Schritte unternommen, um unsere Kohlenstoffemissionen zu messen und unsere Auswirkungen zu verstehen.

Bis 2025 will das Kulturzentrum seine Emissionen radikal auf null reduzieren. Wenn möglich sogar schon früher.

CO2-Null per Körperwärme

Um das zu schaffen, hat sich das SWG3 verschiedene Strategien überlegt. Eine davon heißt „Bodyheat“. Das Prinzip ist relativ einfach: Die von den tanzenden Club- und Konzertbesucher:innen erzeugte Körperwärme soll in eine wiederverwendbare Energiequelle umgewandelt werden.

Über eine Trägerflüssigkeit wird die Wärme der Tanzenden dabei in 200 Meter lange Bohrlöcher geleitet, die wie eine Wärmebatterie aufgeladen werden können. Anschließend fließt die Energie zurück zu Wärmepumpen, wird auf eine geeignete Temperatur gebracht und wieder an das Kulturzentrum zurückgegeben.

Der Gaskessel des Clubs könne so vollständig abgeschaltet werden, wodurch die CO2-Emissionen um etwa 70 Tonnen pro Jahr sinken würden.

Tanzende Menschen können bis zu 600 Watt Energie erzeugen

Hinter dem Projekt steht das Geothermie-Beratungsunternehmen TownRock Energy. Gründer David Townsend erklärt gegenüber der BBC, dass ein Mensch, der zu den Rolling Stones abtanze, etwa 250 Watt Energie erzeuge.

Aber wenn man einen großen DJ hat, der mit seinen Basslines alle zum Hüpfen bringt, kann man 500-600 Watt thermische Energie erzeugen.

Für das schottische Kulturzentrum gilt die Installation des Systems ein großer Schritt – vor allem in finanzieller Hinsicht. Drei Jahre Bauzeit und knapp 600.000 britische Pfund investierte das SWG3 bisher in das „Bodyheat“-System. Außerdem subventioniert die schottische Regierung das Projekt mit einer Reihe von Zuschüssen.

Alles in allem sei es ein Vertrauensvorschuss gewesen, erklärt Geschäftsführer Andrew Fleming-Brown. Allerdings habe man sich verpflichtet, bis 2025 „netto null“ Kohlenstoff-Emissionen zu erreichen. Und irgendjemand müsse die erste Investition tätigen, die sich aber hoffentlich mit der Zeit auszahle.

Körperwärme-Projekt kommt vielleicht auch nach Berlin

Hat das Konzept im schottischen Konzerthaus erfolg, ließe sich „Bodyheat“ auch auf andere Veranstaltungsorte übertragen, so Fleming-Brown. Und das nicht nur in Schottland, sondern in ganz Europa und darüber hinaus.

In Berlin ziehen die Betreiber:innen des „SchwuZ“ die innovative Lösung bereits in Betracht. TownRock Energy ist sogar schon im Gespräch mit dem Neuköllner Queerclub. Und obwohl es noch keine konkreten Pläne für die Umsetzung gibt, wäre es zumindest ein Hoffnungsschimmer am Energiekrisen-Horizont. Ein erstes Treffen solle noch im Oktober 2022 stattfinden.

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Über den Autor

Beatrice Bode

Beatrice ist Multi-Media-Profi. Ihr Studium der Kommunikations - und Medienwissenschaften führte sie über Umwege zum Regionalsender Leipzig Fernsehen, wo sie als CvD, Moderatorin und VJ ihre TV-Karriere begann. Mittlerweile hat sie allerdings ihre Sachen gepackt und reist von Land zu Land. Von unterwegs schreibt sie als Autorin für BASIC thinking.

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