Wirtschaft

E-Sport: Verträge und rechtliche Grundlagen

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undsplash.com/ Florian Olivo
geschrieben von Carsten Lexa

Der E-Sport-Bereich erfreut sich wachsender Beliebtheit. Es gibt es rund 400 Millionen Fans weltweit. Auch Preisgelder, Werbung und professionelle Spieler spielen inzwischen eine Rolle und sorgen für Aufmerksamkeit. Aber auch Verträge und rechtliche Aspekte begleiten das Thema E-Sport.

Der E-Sport ist derzeit sehr dynamisch und was den rechtlichen Rahmen angeht noch nicht in Gänze erfasst. Nichts desto trotz sind rechtliche Rahmenbedingungen unerlässlich. Insbesondere Verträge dienen als das Fundament professioneller Beziehungen zwischen Spielern, Teams, Sponsoren und Veranstaltern. Sie decken dabei finanzielle Aspekte sowie die Rechte und Pflichten der Beteiligten ab.

E-Sport: Verträge und Vertragsrecht

Im Bereich des E-Sport-Vertragsrechts sticht vor allem der digitale Fokus hervor. Aktivitäten wie Streaming und digitale Werbung spiegeln die moderne, vernetzte Welt wider, in der E-Sportler und ihre Teams agieren. Dies prägt nicht nur die Art und Weise, wie Verträge gestaltet werden, sondern auch die Inhalte und Leistungen, die diese Verträge abdecken.

Die Internationalität der Akteure im E-Sport trägt weiter zur Komplexität bei. Spieler und Teams, die global agieren, konfrontieren das Vertragsrecht so beispielsweise mit Fragen der Gerichtsbarkeit und des anwendbaren Rechts, was eine flexible und interkulturell bewusste Herangehensweise erfordert.

Da sich die E-Sport-Branche in einem rasanten Tempo weiterentwickelt, müssen Verträge dies widerspiegeln. Anpassungsfähige Vertragskonzepte sind deshalb gefragt, die es den Beteiligten ermöglichen, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren, ohne sich in starren Regelwerken zu verfangen.

Ein weiteres prägendes Thema im E-Sport-Vertragsrecht ist der Status der Spieler. Sind sie Angestellte, Freiberufler oder vielleicht etwas ganz Eigenes? Diese Frage hat weitreichende Auswirkungen auf die Vertragsgestaltung, insbesondere in Bezug auf Arbeitsbedingungen und Sozialleistungen. Gleichzeitig spielt der Jugendschutz eine zentrale Rolle, da viele E-Sportler noch minderjährig sind. Verträge übernehmen insoweit oftmals auch eine Schutzfunktion.

Schließlich darf man die finanziellen Aspekte und die spezifischen Risiken im E-Sport nicht außer Acht lassen. Von In-Game-Werbung bis hin zu virtuellen Gütern – die Einkommensquellen im E-Sport sind vielfältig und oft andersartig als in traditionellen Sportarten. Gleichzeitig gilt es, Herausforderungen wie Spielmanipulation und E-Doping zu bewältigen, was in Verträgen entsprechend adressiert werden muss. Diese Aspekte zeigen deutlich, wie spezialisiert und angepasst das Vertragsrecht im E-Sport sein muss, um den einzigartigen Anforderungen in diesem Bereich gerecht zu werden.

Gängige Vertragsarten im E-Sport

Gleich an dieser Stelle sollte ich aber einen wichtigen Hinweis geben: zwar sind in Deutschland noch nicht alle Rechtsfragen hinsichtlich des E-Sport-Bereichs geklärt, die Gestaltung von entsprechenden Verträgen ist aber dennoch ohne weiteres möglich. Doch welche Verträge spielen nun eine Rolle?

Beginnen wir mit den Spielerverträgen, die oft eine Art „Herzstück“ im E-Sport-Bereich darstellen. Diese Verträge regeln wichtige Aspekte wie das Gehalt, die Arbeitsbedingungen und die Pflichten der Spieler. Sie definieren, was von den Spielern erwartet wird, sowohl in Bezug auf ihre Leistungen als auch auf ihr Verhalten, und legen gleichzeitig fest, was sie im Gegenzug erwarten können, beispielsweise von ihren Teams oder den Sponsoren.

Sponsorenverträge sind deshalb gleich eine weitere Vertragsart, die angesprochen werden muss. Sie umfassen Vereinbarungen über die Art der Werbung und die finanzielle Unterstützung. Diese Verträge sind für beide Seiten von großer Bedeutung und spielen deshalb eine entsprechend große Rolle: für die Sponsoren bieten sie eine Plattform zur Markenpräsentation, während sie für die Teams und Spieler eine essenzielle Einnahmequelle darstellen. Die Balance zu finden zwischen den Interessen der Sponsoren und der Authentizität der Spieler und Teams ist dabei besonders wichtig.

Streaming-Verträge haben ebenfalls einen hohen Stellenwert im Bereich E-Sport. Diese regeln die Übertragungsrechte von Spielen und Turnieren auf Plattformen wie Twitch oder YouTube. In einer Zeit, in der Online-Präsenz und -Reichweite entscheidend sind, spielen diese Verträge eine wichtige Rolle in der Vermarktungsstrategie von E-Sport-Akteuren. Sie definieren, wer die Rechte zum Streamen besitzt, unter welchen Bedingungen gestreamt werden darf und wie die Einnahmen aus dem Streaming verteilt werden.

Zuletzt gibt es die Turnier- und Lizenzverträge. Turnierverträge decken alles ab, was mit der Teilnahme an E-Sport-Wettbewerben zu tun hat – von den Teilnahmebedingungen bis hin zu Preisgeldern und Verhaltensstandards. Lizenzverträge hingegen sind entscheidend für die Nutzung von Software, Spielen oder Marken. Sie klären, wie und unter welchen Bedingungen diese genutzt werden dürfen, was für die Wahrung von Urheberrechten und die Vermeidung von rechtlichen Konflikten unerlässlich ist.

Ich denke es wird anhand dieser kurzen Darstellung schon deutlich, wie vielschichtig und der E-Sport-Bereich ist und welche Bedeutung damit zusammenhängende Regelungsthemen haben.

Wichtige Klauseln in E-Sport-Verträgen

Wirft man nun einen genaueren Blick auf diese vielfältigen Bereiche, die im E-Sport eine Rolle spielen, dann erkennt man schnell, dass es bestimmte Themenkomplexe gibt, die in Verträgen behandelt werden sollten. Diese orientieren sich natürlich immer an den jeweiligen Einzelfällen. Aus diesem Grund möchte ich sie an dieser Stelle nur kurz anreißen:

  • Vergütung und Vertragsdauer: hier geht es beispielsweise um das Gehalt, Bonusstrukturen und die Laufzeit des Vertrages.
  • Pflichten und Streaming-Rechte: Verantwortlichkeiten und Rechte bezüglich des Streamings müssen klar definiert sein.
  • Bild- und Namensrechte: Nutzungsrechte und Möglichkeiten der Monetarisierung dieser Rechte sind wesentlich.
  • Verhaltenskodex und Geheimhaltung: Standards für das Verhalten von Spielern und der Schutz interner Informationen sind hier wichtige Regelungsbereiche.
  • Lizenz- und Nutzungsrechte sowie Streitbeilegung: geklärt werden sollten beispielsweise die Rechte an Software, Spielen und deren Aufzeichnungen sowie Mechanismen zur Konfliktlösung im Streitfall.

Internationale Herausforderungen

Der internationale Kontext des E-Sport schafft besondere Herausforderungen. Wenn Spieler, Teams oder Sponsoren aus verschiedenen Ländern zusammenkommen, ist es von entscheidender Bedeutung, im Voraus zu klären, unter welche Rechtsordnung ein Vertrag fällt und welche Gerichte im Falle von Streitigkeiten zuständig sind.

Diese Festlegungen gewährleisten, dass im Konfliktfall klar definierte Regeln und Prozesse zur Verfügung stehen. Die Wahl des anwendbaren Rechts und der Zuständigkeit in internationalen Verträgen trägt maßgeblich dazu bei, die Rechte und Pflichten der Parteien klar zu definieren und eine effiziente Beilegung von Streitigkeiten zu ermöglichen.

Neben diesen rechtlichen Überlegungen ist es aber auch wichtig, kulturelle und lokale Unterschiede zu berücksichtigen. Was in einem Land als Standardpraxis gilt – rechtlich oder tatsächlich -, kann in einem anderen als unüblich oder sogar unangemessen angesehen werden. Die effektive Gestaltung von Verträgen im E-Sport erfordert daher ein Verständnis für die kulturellen Normen und Geschäftspraktiken in den jeweiligen Ländern der Vertragsparteien.

Diese Sensibilität hilft dabei, Missverständnisse zu vermeiden und stellt sicher, dass die Vereinbarungen für alle Beteiligten akzeptabel und durchführbar sind. Abschließend ist noch die rechtliche Bindung von online unterzeichneten Verträgen ein wichtiges Thema. Elektronisch unterzeichnete Verträge sind grundsätzlich genauso rechtsverbindlich sind wie traditionell mit einem Stift unterzeichnete.

Voraussetzung hierfür ist, dass sie alle grundlegenden Elemente eines rechtlich bindenden Vertrags enthalten, wie Angebot, Annahme und Gegenleistung, und dass die beteiligten Parteien dem elektronischen Signaturverfahren zustimmen. Die Anerkennung elektronischer Signaturen in vielen Ländern trägt dazu bei, dass E-Sport-Verträge, die online abgeschlossen werden, die gleiche rechtliche Gültigkeit haben wie ihre analogen Pendants.

Umgang mit Vertragsbrüchen

Schließlich kann es vorkommen, dass sich eine oder mehrere Parteien nicht an das halten, was vertraglich geregelt ist. Wichtig ist deshalb, potentielle Probleme und Bruchstellen im Vorfeld zu erkennen und entsprechend Vorsorge zu treffen.

Der Umgang mit Vertragsbrüchen im E-Sport erfordert deshalb ein feinfühliges und durchdachtes Vorgehen. Eine durchdachte Vertragserstellen und – im Falle einer Vertragsverletzung – Prüfung des betroffenen Vertrages ist erforderlich, um ein klares Verständnis darüber zu erlangen, welche Bestimmungen möglicherweise verletzt wurden und welche Rechte und Pflichten für die beteiligten Parteien daraus resultieren.

Darüber hinaus ist die Kommunikation zwischen den beteiligten Parteien wichtig. Oft können Missverständnisse oder Unstimmigkeiten durch ein direktes Gespräch geklärt werden, ohne dass es zu weiteren rechtlichen Schritten kommen muss. Diese Kommunikation ermöglicht es, die Perspektiven beider Seiten zu verstehen und gemeinsam nach einer Lösung zu suchen, die für alle Beteiligten akzeptabel ist.

Sollte jedoch die direkte Kommunikation nicht zu einer zufriedenstellenden Lösung führen, stellt sich die Frage, wie nun Klarheit geschaffen und eine Konfliktlösung herbeigeführt werden kann. Oftmals denkt man schnell an einen Gerichtsstreit. Dieser ist aber zeitaufwendig und führt nicht immer zu für beide Seiten sinnvollen Ergebnissen. Mediationsverfahren können insoweit eine Alternative darstellen.

Bei der Mediation wird ein neutraler Dritter hinzugezogen, der dabei hilft, eine gemeinsame Basis für eine Einigung zu finden. Diese Vorgehensweise ist oft weniger konfrontativ und kann zu einer effektiveren und für alle Seiten vorteilhafteren Lösung führen als ein formelles rechtliches Verfahren.

Mediation bietet den Vorteil, dass sie in der Regel schneller und kosteneffizienter ist und dabei hilft, die Beziehungen zwischen den Parteien zu erhalten, was besonders in einer so vernetzten und gemeinschaftsorientierten Branche wie dem E-Sport von Bedeutung sein kann.

E-Sport: Verträge und rechtliche Rahmenbedingungen – Fazit

Ich hoffe, dass meine Ausführungen zeigen konnten, dass der E-Sport-Bereich eine dynamische und rechtlich noch nicht vollständig erfasste Branche darstellt, in der rechtliche Rahmenbedingungen dennoch aufgrund der Vielzahl von Themen, die geregelt werden sollten, unverzichtbar sind.

Verträge, die das Fundament professioneller Beziehungen bilden, müssen die entsprechenden Rechte und Pflichten der Beteiligten abdecken und dabei Besonderheiten wie Digitalisierung, Internationalität, Jugendschutz und spezifische Monetarisierungsformen berücksichtigen.

Die verschiedenen Vertragsarten, die es im E-Sport-Bereich gibt, spiegeln die Vielschichtigkeit der Branche wider. Wichtige Vertragsklauseln, die Anpassungsfähigkeit, der Umgang mit kulturellen Unterschieden und die Anerkennung elektronischer Signaturen sind schließlich für eine effektive Vertragsgestaltung essentiell.

Ein tiefes Verständnis für die spezifischen Anforderungen und Herausforderungen im E-Sport, zusammen mit entsprechend Kenntnissen der rechtlichen Besonderheiten helfen dabei, eine erfolgreiche Zusammenarbeit aller Beteiligten rechtlich auszugestalten.

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Über den Autor

Carsten Lexa

Rechtsanwalt Carsten Lexa berät seit 20 Jahren Unternehmen im Wirtschafts-, Gesellschafts- und Vertragsrecht. Er ist Lehrbeauftragter für Wirtschaftsrecht, BWL und Digitale Transformation sowie Buchautor. Lexa ist Gründer von vier Unternehmen, war Mitinitiator der Würzburger Start-up-Initiative „Gründen@Würzburg”, Mitglied der B20 Taskforces Digitalisierung/ SMEs und engagiert sich als Botschafter des „Großer Preis des Mittelstands” sowie als Mitglied im Expertengremium des Internationalen Wirtschaftsrats. Er leitete als Weltpräsident die G20 Young Entrepreneurs´Alliance (G20 YEA). Bei BASIC thinking schreibt Lexa über Themen an der Schnittstelle von Recht, Wirtschaft und Digitalisierung.