Wirtschaft

Neugier: Was Gründer von Ted Lasso lernen können

Neugier Gründer, Unternehmen, Start-up, Job, Arbeit
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geschrieben von Carsten Lexa

Wer schaut auch die Serie „Ted Lasso“? In ihr gibt es ein paar superstarke Szenen. Eine von ihnen ist die „Dart-Szene“. Sie ist in meinen Augen das Highlight. Das Zitat „Be curious, not judgemental“ ist mir dabei besonders nachgegangen. Es ruft zur Neugier auf und hat für mich das Zeug zum Gründer:innen-Mantra schlechthin.

Bei Start-ups, wo regelmäßig Innovation und Schnelligkeit über Erfolg oder Misserfolg entscheiden, spielt die Einstellung, mit der Herausforderungen und Unbekanntem begegnet wird, eine entscheidende Rolle. „Sei neugierig, nicht (ver)urteilend“ ist dafür ein einfacher Satz mit tiefgreifender Bedeutung. Er stammt aus der US-amerikanischen Comedy-Serie Ted Lasso und birgt eine transformative Kraft für Gründer:innen. Aber was macht ihn so kraftvoll?

Gründer sollten die Macht der Neugier nutzen 

Neugier treibt uns an, Fragen zu stellen, statt vorschnelle Schlüsse zu ziehen. Neugier ermutigt uns, tiefer zu graben, zu erforschen, warum etwas nicht funktioniert, anstatt es einfach als Fehlschlag abzutun.


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Vorschnelle Urteile basieren oft auf Vorurteilen und begrenztem Wissen. Diese Einstellung kann Innovation ersticken, da sie die Entdeckung unkonventioneller Lösungen verhindert. Wenn wir jedoch mit Neugier an Herausforderungen herangehen, öffnen wir uns für ein breiteres Spektrum an Möglichkeiten und Lösungen, die wir vielleicht nie in Betracht gezogen hätten.

Gründer:innen, die neugierig bleiben, erlebe ich als lernbereit und hinterfragend. Sie erkennen dabei, dass Misserfolge und Fehler wertvolle Gelegenheiten zum Lernen sind. Diese Einstellung fördert eine geistige Haltung der kontinuierlichen Verbesserung und des iterativen Lernens, die für das Wachstum und die Skalierung auch und insbesondere eines Start-ups entscheidend sind. Denn der Erfolg eines Start-ups hängt in der Regel gerade von Innovationen und Anpassungsfähigkeit ab.

Gründer-Erfolg: Neugier führt zu innovativen Ansätzen

Neugier, die das Streben nach neuem Wissen und Verstehen antreibt, ist dabei die Grundlage von Innovationen. Gründer:innen, die Neugier verkörpern, sind eher bereit, unbekannte Gebiete zu erforschen, den Status quo infrage zu stellen und neuartige Lösungen für Probleme zu entwickeln. Diese „Entdeckermentalität“ ist im unternehmerischen Umfeld, in dem oft traditionelle Ansätze und etablierte Modelle herrschen, von entscheidender Bedeutung. Denn die herkömmliche Herangehensweise reicht oft nicht aus, um neue Lösungen zu generieren,

Anpassungsfähigkeit ist dann eine direkte Folge von Neugier. Neugierige Gründer:innen stellen eher etablierte Annahmen infrage und sind offen für neue Ideen. Sie nutzen sie, wenn der althergebrachte Ansatz nicht beziehungsweise nicht mehr funktioniert. Im Gegensatz dazu kann ein vorschnell gefasstes Urteil zu Starrheit führen, da vorgefasste Meinungen und Voreingenommenheit („Ich weiß ja, ob oder wie etwas geht und erfolgreich wird!“) die Fähigkeit zum Umdenken oder zur Anpassung behindern.

Ausprägungen von Neugier

Die Ausprägungen von Neugier im Gründungskontext zeigen sich auf vielfältige Weise und haben tiefgreifende Auswirkungen auf die Entwicklung und das Wachstum von Start-ups.

Gründer sollten nach interdisziplinären Ansätzen suchen

Stellen wir uns dabei zuerst einmal die Frage, wo man Innovationen finden kann. Die Antworten sind vielfältig, ich will aber auf interdisziplinäre Innovationen hinaus. Neugier treibt Gründer:innen oft dazu, an der Schnittstelle verschiedener Disziplinen nach neuen Ideen zu suchen. Dieser Ansatz kann zu Lösungen führen, die in traditionellen, siloartigen Denkweisen nicht gefunden werden.

Zum Beispiel könnte ein Start-up im Gesundheitswesen, das mit Technologieexpert:innen zusammenarbeitet, eine mobile App entwickeln, die Patient:innen nicht nur medizinische Informationen bietet, sondern auch durch gamifizierte Elemente zur Verbesserung ihrer Gesundheit motiviert.

Solche Lösungen entstehen, weil der Blick über die Grenzen des eigenen Fachgebiets und der eigenen Branche hinaus zu einem Verständnis der tatsächlichen Bedürfnisse der Menschen und der möglichen technologischen Lösungen führt.

Per Neugier Horizonte überschreiten

Neugier ermöglichst aber auch den Zugang zu globalen Perspektiven und Praktiken. Gründer:innen, die über ihren geografischen und kulturellen Horizont hinaus neugierig sind, können so einzigartige Lösungen entwickeln.

Ich könnte mir beispielsweise ein Start-up vorstellen, das eine Plattform für den Sprachaustausch entwickelt und dabei kulturelle Nuancen in sein Produkt integriert, um Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt zusammenzubringen. Durch das Verständnis und die Wertschätzung internationaler Umstände und Unterschiede können Unternehmen Produkte schaffen, die weltweit resonieren und gleichzeitig lokale Bedürfnisse erfüllen.

Keine Angst vor unkonventionellen Vorschlägen

Schließlich spielt Neugier eine entscheidende Rolle bei der Teamentwicklung in Start-ups. Ein Umfeld, das Neugier wertschätzt, ermutigt Teammitglieder dazu, Risiken einzugehen und innovative Ideen vorzuschlagen, ohne Angst vor Urteilen zu haben.

So könnte ein Start-up beispielsweise regelmäßige „Hackathons“ oder Innovationsworkshops durchführen, bei denen Mitarbeiter:innen ermutigt werden, unkonventionelle Projekte zu präsentieren. Dadurch können völlig neuartige Ideen entwickelt werden, an die noch niemand gedacht hat. Im Ergebnis wird so eine Kultur geschaffen, in der das Experimentieren gefeiert und nicht gefürchtet wird.

Mangelnde Fokussierung und Entscheidungslähmung

Nicht unterschlagen möchte ich, dass Neugier nicht ausschließlich nur gut ist. So wird immer mal wieder angesprochen, dass eine zu neugierige Herangehensweise zu einem Mangel an Fokus führen kann. Gründer:innen würden so jeder neuen Idee ohne kritische Bewertung hinterherlaufen. Das ist eine berechtigte Sorge.

Aber es sollte nicht übersehen werden, dass Neugier kein wahlloses Ausprobieren ist, sondern ein überlegtes Streben nach Wissen. Neugier braucht gewisse Korrektive. So ermöglicht sie Gründer:innen, gepaart mit kritischem Denken, neue Ideen zu erkunden und gleichzeitig ihre Durchführbarkeit und Relevanz für ihr Kerngeschäft zu bewerten.

Und dann höre ich noch manchmal, dass Neugier zu viele Entscheidungsoptionen generiert, die in einer Verzögerung der Entscheidungen selbst oder in Entscheidungslähmung münden kann. Hier sehe ich die Herausforderung, eine Balance zwischen Neugier und Entscheidungsfreude zu finden. Sie darf aber nicht überbewertet und kann mit entsprechendem Training und Erfahrung, insbesondere mit Mentor:innen, gut in den Griff bekommen werden.

Neugier als Instrument der Gründer-Resilienz

Ein Aspekt ist mir am Ende noch wichtig, der nicht übersehen werden sollte: Neugier kann ein gutes Werkzeug für die Stärkung der Resilienz und des persönlichen Wachstums von Gründer:innen sein. Der Weg eines Start-ups ist voller Herausforderungen und Rückschlägen.

Eine neugierige Einstellung kann Gründer:innen helfen, diese Herausforderungen als Lernmöglichkeiten und nicht nur als (unüberwindbare) Hindernisse zu sehen. Diese Sichtweise hilft dabei, besser mit Herausforderungen umzugehen, trägt zum persönlichen Wachstum der Gründer:innen bei und macht sie so zu besseren Führungskräften und Visionär:innen.

Abschlussgedanken zur Gründer-Neugier

„Sei neugierig, nicht (ver)urteilend“ ist mehr als nur ein Motto; es ist in meinen Augen eine Lebenseinstellung. Für Gründer:innen unterstreicht sie insbesondere, wie wichtig es ist, sich eine offene Denkweise zu bewahren.

Die Bereitschaft, Fragen zu stellen, offen für Neues zu sein und sich nicht von vorschnellen Urteilen leiten zu lassen, ist der Schlüssel zur Entfaltung des wahren Potenzials eines jeden Start-ups. Neugier ist damit zumindest meiner Ansicht nach nicht nur eine Eigenschaft, sondern ein strategischer Ansatz, der in jedem Start-up Sinn ergibt und immer wieder bestärkt werden sollte.

Damit bleibt mir nur noch eines zu sagen: „Barbecue Sauce“!

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Über den Autor

Carsten Lexa

Rechtsanwalt Carsten Lexa berät seit über 10 Jahren deutsche und internationale Unternehmen in allen Angelegenheiten wirtschaftsrechtlicher Art, z.B. bei Gründungen, Strukturierungen oder Vertragsgestaltungen aber auch zu rechtlich-strategischen Fragen. Darüber hinaus war er Weltpräsident der G20 Young Entrepreneurs Alliance (G20 YEA), Mitglied der B20 Taskforces und Rechtsbeistand der Wirtschaftsjunioren Deutschland. Bei BASIC thinking schreibt er über unternehmensrechtliche Fragen.

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