Die Einführung von Strompreiszonen in Deutschland könnte zu regionalen Preisunterschieden führen. Während Verbraucher im windreichen Norden von sinkenden Preisen profitieren könnten, dürfte die Stromkosten im Süden deutlich höher sein. Das Vorhaben birgt vor allem Chancen für die Energiewende.
In Deutschland gibt es bisher keine regionalen Strompreiszonen. Für das ganze Land gilt ein einheitlicher Großhandelsstrompreis, der an der Strombörse ermittelt wird. Doch dieser gilt nicht nur für Deutschland, da auch Luxemburg Teil der sogenannten einheitlichen Preiszone ist.
Unabhängig vom Standort – und damit auch unabhängig von Verbrauch und Erzeugung – wird Strom in dieser Zone überall zum selben Preis gehandelt. Das hat aber auch Nachteile – beispielsweise wenn es zu Engpässen im Netz kommt. Diese können auftreten, wenn zum Beispiel im Norden viel Strom durch Wind erzeugt wird, dieser allerdings im Süden dringend gebraucht wird.
Die Maßnahmen, die in solchen Fällen gegensteuern, verursachen zusätzliche Kosten. Sie werden über die Netzentgelte von allen Stromkunden mitgetragen. Aus diesem Grund hat ENTSO-E, das Europäische Netzwerk der Übertragungsnetzbetreiber für Elektrizität, untersucht, welche Auswirkungen die Unterteilung in mehrere Strompreiszonen auf den Markt hätte.
Wie würden sich Strompreiszonen in Deutschland auswirken?
Der Bericht von ENTSO-E sollte bereits vor fünf Jahren fertig sein, nun wurde er veröffentlicht. Das Netzwerk hat mögliche Aufteilungen in zwei, drei, vier oder fünf Strompreiszonen untersucht. Dabei wurden regionale Unterschiede einbezogen, die nicht nur je nach Wetterlage auftreten. Denn durch den steigenden Anteil von Sonnen- und Windenergie am Strommix häufen sich die regionalen Unterschiede.
So gibt es im Norden Deutschlands tendenziell mehr Wind, im Süden hingegen mehr Sonne. Auch der Ausbau der erneuerbaren Energien geht regional unterschiedlich schnell voran. Hinzu kommt, dass Windkraftanlagen, die eher im Norden angesiedelt sind, eine um ein Vielfaches höhere installierte Nettonennleistung pro Fläche haben.
Das belegen auch Zahlen aus dem Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur. Ende April 2025 kam Schleswig-Holstein etwa auf 57,5 Megawatt je 100 Quadratkilometer, Bayern hingegen nur auf 3,8.
Aufteilung zwischen Nord und Süd
Es scheint also nicht verwunderlich, dass in dem Bericht von ENTSO-E eine deutliche Nord-Süd-Trennung für mögliche Strompreiszonen erkennbar ist. Diese Aufteilung ist Teil aller möglichen Szenarien vorhanden.
Die kleineren Strompreiszonen hätten dabei den Vorteil kürzerer Übertragungswege in der jeweiligen Zone. Bei Überlastungen oder Engpässen würden weniger kostenaufwändige Maßnahmen notwendig, wie beispielsweise das Hoch- oder Herunterfahren von einzelnen Anlagen oder ganzen Kraftwerken.
Laut dem ENTSO-E-Bericht wäre für Deutschland und Luxemburg die Aufteilung in fünf Strompreiszonen am effektivsten. In jedem Jahr könne so ein Marktwohlstand von 339 Millionen Euro entstehen. Die Umstellung koste allerdings 2,4 Milliarden Euro. Ein Gewinn würde sich also erst nach circa sieben Jahren einstellen. Positive Effekte für die Netzstabilität wären hingegen sofort vorhanden.
Wie groß wären die Preisunterschiede zwischen den Strompreiszonen?
Für Verbraucher würden sich die Preisunterschiede in den unterschiedlichen Strompreiszonen wohl kaum bemerkbar machen. Es würde zwar vermutlich dazu kommen, dass Strom im Norden günstiger und im Süden teurer wäre. Allerdings dürften sich diese Unterschiede für einen normalen Haushalt voraussichtlich nicht einmal im Centbereich pro Kilowattstunde bewegen.
Für die Industrie hingegen, vor allem die sehr energieintensive Industrie, dürften sich entsprechende Änderungen jedoch spürbar auswirken. Denn dort machen sich schon Preisänderungen im Bereich von 0,1 Cent pro Kilowattstunde deutlich bemerkbar.
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Dynamische Stromtarife dürften das Thema noch weiter anheizen, wenn zu Günstigzeiten automatisiert Wallboxen, neuerdings Speicher (modul 3 §14), gglfs. Wärmepumpen etc. gleichzeitig aus dem Netz bedienen
die eingesparten Mio müsste man dann noch ins Verhältnis zu den notwendigen Investitionen setzen.
Empfohlen sei hier die Folge von letztem Freitag aus dem „redispatch“ Podcast