ChatGPT kann im Alltag äußerst hilfreich sein. Doch es stellt sich zunehmend die Frage, wie solche KI-Tools unser Denken verändern. Ein Labortest zeigt messbar schwächere Gedächtnisleistung und weniger Eigenengagement. Aber ist das wirklich ein Grund zur Sorge?
Ob beim Schreiben von Texten, beim Brainstorming oder der Informationssuche: KI-Tools wie ChatGPT können in vielen Bereichen äußerst hilfreich sein. Doch mittlerweile drängt sich zunehmend die Frage auf, wie ChatGPT und Co. das menschliche Denken beeinflussen.
Forscher des Massachusetts Institute of Technology (MIT) ließen 54 Studenten im Rahmen einer Studie insgesamt vier kurze Essays schreiben. Entweder in Eigenleistung und ohne Hilfsmittel, mithilfe klassischer Suchmaschinen oder eben mit ChatGPT. EEG-zeichneten dabei Hirnaktivitäten der Probanden auf.
Zusätzlich wurde getestet, wie gut sich die Teilnehmer an ihre eigenen Texte erinnern und wie stark sie sich mit dem Geschriebenen identifizieren konnten. Das Ergebnis: Wer ohne Hilfsmittel schrieb, zeigte die höchste Hirnaktivität, und wer eine Suchmaschine nutzte, war gedanklich mittelmäßig aktiv.
Mediale Panikmache: „ChatGPT macht dumm“
Bei den Probanden, die ChatGPT nutzten, war die Gehirnaktivität derweil am schwächsten. Während sich fast 90 Prozent der „Nur-Hirn“-Gruppe an ihre eigenen Texte erinnern konnten, fiel dieser Wert bei der ChatGPT-Gruppe auf nahezu null. Keiner der Teilnehmer konnte etwa korrekt zitieren, was er oder sie selbst mit KI-Hilfe geschrieben hatte.
Auch das Gefühl, dass der Text wirklich der eigene war, sank bei den KI-Nutzern deutlich. Lehrkräfte, die die Texte bewerteten, nannten viele sie seelenlos oder wenig originell. Neben Gedächtnislücken konnten die Forscher auch einen Mangel an kritischem Denken nachweisen.
Das Problem: Für viele Medien war das der Beweis, dass KI per se dumm macht. Einige Schlagzeilen: „Schock-Studie: ChatGPT schaltet unser Gehirn ab“, „Wer KI nutzt, verliert eigene Fähigkeiten“ oder schlichtweg „ChatGPT macht dumm“. Die Studienergebnisse liefern zwar wichtige Erkenntnisse, die nicht zu vernachlässigen sind. Der mediale Umgang damit ist jedoch wie so oft: getriebene Panikmache.
Studie mit Einschränkungen, aber spannenden Erkenntnissen
Die MIT-Studie ist natürlich kein Beweis dafür, dass KI unser Gehirn „verfaulen“ lässt. Ebenso wenig lässt sich daraus ableiten, dass ChatGPT und Co. pauschal dumm machen. Denn: Die Tests waren relativ kurz, streng und wurden in einem Labor durchgeführt.
Die Teilnehmer nutzten ChatGPT zudem sehr starr, ganz anders, als viele Menschen es im Alltag tun. Trotzdem zeigt das Experiment, dass KI grundsätzlich einen Einfluss auf das menschliche Gehirn hat und Gedächtnis sowie kritisches Denken negativ beeinflussen kann.
Dies ist jedoch kein Grund zur Sorge oder gar Panik. Die eigentliche Frage ist zudem nicht, ob man KI nutzen sollte, sondern wie man sie richtig einsetzt. Tools wie ChatGPT und Co. sollten als digitales Werkzeug verstanden werden.
Und wie andere digitale Werkzeuge kann KI die eigenen Fähigkeiten entweder schärfen oder abstumpfen. Wer das im Hinterkopf behält, kann in künstlicher Intelligenz ein mächtiges Werkzeug finden, um die eigenen Fähigkeiten zu optimieren.
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