Die Debatte um die Sicherheit von Elektrofahrzeugen flammt immer wieder auf – vor allem im Zusammenhang mit Schiffsbränden. Doch: Lösen E-Autos auf Frachtschiffen wirklich vermehrt Brände aus und stellen dadurch eine große Gefahr dar?
Nimmt eine neue Technologie einen Platz in der Gesellschaft ein, bringt sie nicht immer nur Vorteile. Denn mit der Zeit tun sich häufig auch Probleme auf. Mit dem Boom der Elektromobilität wächst die Zahl der E-Autos, die aufgrund von Unfällen und gefährlichen Zwischenfällen immer wieder in den Schlagzeilen geraten.
Berichte über Brände auf Frachtschiffen, bei denen auch Elektroautos an Bord waren, sorgen immer wieder für Aufmerksamkeit. In den vergangenen Jahren gab es mehrere Frachter-Brände: „Felicity Ace“ im Jahr 2022, „Fremantle Highway“ im Jahr 2023 und erst kürzlich sank der Auto-Carrier „Morning Midas“. Alle Frachtschiffe hatten Tausende Fahrzeuge an Bord, der Schaden summiert sich auf über eine Milliarde Euro.
Sind E-Autos eine Gefahr für Frachtschiffe?
Nach jedem neuen Brand keimt immer wieder die Debatte auf: Sind E-Autos für Frachtschiffe gefährlicher als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor? Verschiedene Experten beantworten die Frage mit „Nein“. Beispielsweise sagt der Gesamtverband der Versicherer (GDV), dass Elektroautos keine statistisch höhere Brandwahrscheinlichkeit aufweisen als Diesel- oder Benzinfahrzeuge.
Eine global angelegte Studie zeigte außerdem, dass die Brandwahrscheinlichkeit bei Autos mit Verbrennungsmotoren bei 0,1 Prozent liegt und bei Elektroautos nur bei 0,0012 Prozent. Was aber stimmt: Wenn E-Autos erst einmal brennen, können Lithium-Ionen-Akkus einen Thermal Runaway auslösen, auch bekannt als thermisches Durchgehen. Bei diesem Prozess erhöht sich die Temperatur unkontrolliert.
Besonders in Bezug auf E-Batterien kommt es häufig zum sogenannten selbsterhaltenden Prozess. Einfach gesagt: Auch wenn ein Brand vermeintlich gelöscht wurde, kann er immer wieder erneut entfachen – ein Teufelskreis. Dabei offenbart sich das eigentliche Risiko für Frachtschiffe: die Brandbekämpfung auf See.
Denn – egal von welchem Fahrzeugtyp ausgelöst – brennt es erst einmal, ist das Löschen schwierig, besonders wenn Lithium-Ionen-Batterien beteiligt sind. Im Kampf gegen die extreme Hitze, toxische Gase und plötzliche Flammenexplosionen reicht Wasser oft nicht aus. Außerdem stehen Fahrzeuge auf Transportern meistens eng – besonders auf Roll-on/Roll-off-Schiffen.
Bessere Batterien, modernisierte Systeme: Versicherer fordern mehr Brandschutz
„Spätestens jetzt sollte jedem klar sein, dass der Transport von Elektroautos den maritimen Brandschutz vor bislang ungelöste Probleme stellt“, sagt Anja Käfer-Rohrbach, Hauptgeschäftsführerin des GDV gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Der GDV fordert deshalb neben automatischer Branddetektion an Deck auch Hochdruck-Wassernebelanlagen und Zusatzausrüstung sowie geschultes Personal. Brände müssten innerhalb weniger Minuten erkannt und bekämpft werden. Dafür ist modernes Equipment notwendig, vor allem weil Schiffe einen räumlichen und technischen Nachteil haben.
Die Weltschifffahrtsorganisation IMO arbeitet bereits seit Längerem an strengeren Sicherheitsstandards für den Transport von Elektroautos. So sollen Risiken künftig besser kontrolliert werden können. Auch die Forschung entwickelt neue Ansätze, um die Batterietechnologie zu verbessern.
So gelten beispielsweise Lithium-Eisenphosphat-Akkus als weniger entflammbar. Auch Feststoffbatterien gelten als sicherere Alternative. Laut Versicherer Allianz Commercial kam es im Jahr 2024 zu sieben Totalverlusten über alle Schiffstypen hinweg. Entscheidend dabei ist, dass die Brandursache oft nicht eindeutig ist.
Bei „Fremantle Highway“ wird zwar eine E-Auto-Batterie als Auslöser vermutet, Hersteller wie Porsche und Volkswagen bestreiten das allerdings mit Nachdruck. Auch bei anderen Bränden lässt sich nicht klar sagen, ob ein E-Auto oder ein Verbrenner den Brand ausgelöst hat.
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