Plug-in-Hybride gelten als Brückentechnologie zwischen Elektromobilität und herkömmlichen Verbrennern. Doch laut neuen EU-Daten sind Plug-in-Hybride echte Klimasünder. Denn sie stoßen im Alltag deutlich mehr Emissionen aus als in den offiziellen Tests angegeben wird.
Im Juli 2025 waren in Deutschland erstmalig mehr als eine Million Plug-in-Hybride gemeldet, ein Anstieg von rund 9,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Werden Plug-in-Hybride richtig genutzt, können sie Kurzstrecken emissionsfrei zurücklegen. Auf Langstrecken wiederum kann der Verbrennungsmotor genutzt werden, was Probleme wie die Reichweitenangst minimieren kann.
Allerdings gelten diese Vorteile nur, wenn die Fahrzeuge regelmäßig geladen und häufig elektrisch bewegt werden. Ist dies nicht der Fall, verursachen Plug-in-Hybride unter anderem durch ihr höheres Gewicht und ihre komplexe Technik einen überdurchschnittlicher Realverbrauch.
Das belegen auch Zahlen des EU-Verkehrsverbands Transport & Environment (T&E). Demnach verursachen Plug-in-Hybride unter Realbedingungen durchschnittlich fünfmal so viel Emissionen wie in offiziellen Tests angegeben.
So viel Emissionen verursachen Plug-in-Hybride
Plug-in-Hybride könnten eine saubere Alternative zum reinen Verbrennungsmotor darstellen. Denn sie bieten die Möglichkeit, sich mit einem batteriebetriebenen Elektromotor fortzubewegen. Gleichzeitig müssen sich Autofahrer keine Sorgen um die Reichweite machen, denn der Plug-in-Hybrid kann bei leerer Batterie auf seinen ebenfalls vorhandenen Verbrennungsmotor zugreifen.
Aufgrund dieser Vorteile werden Plug-in-Hybride oft als saubere Alternative zum reinen Verbrenner dargestellt. Autohersteller wollen sie deshalb auch nach 2035 noch verkaufen, wenn in der EU eigentlich keine neuen Autos mit Benzin- oder Dieselmotor mehr verkauft werden dürfen.
Der EU-Verkehrsverband Transport & Environment hat nun anhand von Daten der Europäischen Umweltagentur Plug-in-Hybride als Umweltsünder entlarvt. Denn sie stoßen unter Realbedingungen im Durchschnitt 139 Gramm CO2 pro Kilometer aus. Die Zahlen in den offiziellen Tests sprechen mit 28 Gramm CO2 pro Kilometer jedoch eine ganz andere Sprache.
„Plug-in-Hybride sind immer noch klimaschädlicher als von den Autoherstellern behauptet“, erklärt Sebastian Bock, Geschäftsführer von T&E Deutschland. „Jüngste Zahlen zeigen, dass sich die Diskrepanz zwischen Herstellerangaben und tatsächlichen Emissionen nur noch vergrößert hat.“
Die Daten der Europäischen Umweltagentur stammen von Kraftstoffverbrauchsmessgeräten in 127.000 Plug-in-Hybriden mit Zulassung im Jahr 2023. Demnach sind die tatsächlichen CO2-Emissionen fünfmal höher als die offiziellen Emissionswerte. In den vergangenen Jahren hat sich diese Diskrepanz zusätzlich enorm gesteigert. So lag sie in den Jahren 2021 und 2022 noch bei 3,5 beziehungsweise vier.
Doch das liegt nicht allein am Ladeverhalten der Besitzer. Problematisch sei auch, dass die in Plug-in-Hybriden verbauten Elektromotoren oft nicht leistungsstark genug sind. So muss bei höheren Geschwindigkeiten oder anderen widrigen Bedingungen der Verbrenner zugeschaltet werden.
Bei fast einem Drittel der Strecke, die im E-Modus gefahren wird, sei das der Fall. Daher kommt es bei Plug-in-Hybriden auch dazu, dass sie bei größerer E-Reichweite auch mehr CO2 ausstoßen.
Autoindustrie will EU-Vorschriften aufweichen
Da Plug-in-Hybride in der Praxis deutlich mehr Emissionen ausstoßen als in den Testzyklen der Hersteller, hat die EU sogenannte Nutzungsfaktoren eingeführt. Sie sollen realistischere Annahmen darüber treffen, wie oft die Fahrzeuge tatsächlich elektrisch gefahren werden.
Bisher ist davon ausgegangen, dass Plug-in-Hybride einen Nutzfaktor von 84 Prozent haben – also zu 84 Prozent elektrisch angetrieben werden. Diese Zahl liegt laut der T&E-Auswertung jedoch eher bei 27 Prozent.
Ab 2025 und 2027 werden diese angenommenen Faktoren in der EU schrittweise verschärft – die berechneten Emissionen von Plug-in-Hybriden steigen dadurch kontinuierlich an. Für Autohersteller bedeutet das: Um die EU-Flottengrenzwerte einzuhalten, müssen sie den Anteil reiner Elektroautos erhöhen oder weniger Plug-in-Hybride verkaufen.
„Die Autoindustrie fordert von der EU, ein Auge zuzudrücken, damit sie Investitionen in vollelektrische Autos hinauszögern kann“, so Bock von T&E. „Die EU-Kommission muss an den bereits vereinbarten Nutzfaktoren für 2025 und 2027 festhalten und nicht auf diese Taschenspieler-Tricks reinfallen.“
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