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Corporate Blogging: Kommentare freischalten aber nicht zensieren

Entweder man entscheidet sich für den einen oder anderen Weg, aber so einen Eiertanz zu veranstalten geht nicht: Wer ein Corporate Blog hat, muss akzeptieren, daß es selbstverstänlich kritische Meinungen gibt. Und diese Meinungen finden ihren Weg in die Kommentare des Blogs, wenn sie denn freigeschaltet sind. Freie Kommentarfunktion heißt eines: Man kann nicht einfach so kritische Statements, die das Unternehmen betreffen und zur Sprache kommen, wegzensieren (wir reden nicht von Beleidigungen). Wenn man dort als Kunde/Leser nicht mehr kommentieren kann, kommentiert man eben mit Ärger im Bauch einfach an anderer Stelle. Es gibt wohl kaum etwas ätzenderes, als Kunde das Maul verboten zu bekommen. „Zahl, lass uns verdienen, aber Du halt die Fresse, lieber Kunde“ nach dem Motto. Ne, so läuft das nicht mehr.

Ein wunderschönes Beispiel findet sich auf Blog.ch: „Schweizer PR-Blogger: Worst Practice

Update: Die Beiträge sind inzwischen aus dem Netz verschwunden, das Blog leider nicht mehr erreichbar.


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Über den Autor

Robert Basic

Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.

7 Kommentare

  • Bei diesem Thema muß man nicht unbedingt in die Schweiz schauen: Martin Roell macht es genauso.

    Und wer wegzensiert wird, landet bei ihm auch noch in der Blacklist, die jeder (z.B. per Google-Suche) online einlesen kann.

    So macht man sich ein Jubel-Blog.
    Na ja, wenn’s den zahlenden Kunden nicht auffällt. Irgendwie muß man ja Kompetenz „vorzeigen“.

  • Argumentieren wir mal ad absurdum. Jeder weiss, dass Yahoo per Gericht angewiesen worden war, alle rechtsextremen Inhalte zu entfernen. Bei Blogs ist eine gewisse Autozensur durchaus angebracht, denn es gibt Inhalte, die strafrechtlich verfolgt werden könnten.
    Beispielsweise hat in Frankreich die Justiz bestimmt, dass eines der beliebtesten Blogsoftware seinen Namen ändern müsse, weil junge rechtsextreme Individuen Inhalte gepostet hatten, welche zu Klagen Anlass gegeben hatten.
    Wie bei Foren gibt es moderierte und unmoderierte Blogs und bei moderierten Blogs kommt nun mal die subjektive Ansicht eines Moderators, bei einem Forum übrigens auch, zum Zug und das ist auch gut so.
    Wir sollten von Blogs nicht verlangen, dass alle Blogs sich wie unmoderierte Foren zu verhalten hätten, dies wäre absurd. Spielregeln sollte jeder Blogger selbst auflegen können sollen und es obliegt dem Blogger, über diese Spielregeln zu wachen. Das Schöne an den Blogs ist, dass jeder Blogger zugleich Schreiber und Moderator sein kann. Kein Blogger ist zum Schreiben oder Moderieren verpflichtet, jeder kann aber schreiben und moderieren nach Lust und Laune oder soll diese Freiheiten haben können.
    Schlimm würde es erst, wenn der Staat den Blogger zum Zensur verpflichten würde. Solange aber der Blogger die Freiheit geniesst, selbst zu entscheiden, was er moderieren und zensurieren will, sehe ich nichts Unethisches oder Absurdes, das der Blogosphäre schaden würde. Und wie es Sandro in Mathias Blog richtig erwähnt hat, ist die Schweiz immer noch ein Bloggerentwicklungsland…

  • Alles schön und gut und richtig. Nur leider am Thema vorbei. Thema war: Unternehmensblogs und freie Meinungsäußerung, ausgenommen flaming-blödsinn, das betrachte ich nicht.

    Wer als Unternehmen nur die schönen Meinungen zulässt und die schlechten nicht, verhält sich dumm. Dann lieber die Kommentarfunktion ausschalten und die unschönen Meinungen eben an anderen Stellen aufpoppen lassen.

  • Ich höre es und Du hast recht lieber Robert. Aber Du schreist da in die Wüste. Die freie Meinungsäußerung muss ja der Staat gewärhleisten, nicht irgendwelche Unternehmen. Und sie werden es auch nicht tun, wenn sie das Umsatz / Reputation kostet.

    Auf einer gewissen Ebene verstehe ich das sogar: das Unternehmen soll zuallererst Gewinn für die Aktionäre oder Inhaber generieren, nicht den freien Diskurs fördern.

  • das ist ja das Problem: Ob man das als Unternehmen nun will oder nicht, sobald man sich einmal für eine Kommentarfunktion entschieden hat, baut man eine bestimmte Erwartungshaltung beim Leser/Kunden auf. Verdeutlichen kann man das mit dem Gedankenspiel: Über der Kommentarfunktion steht „Wir wollen nur tolles über uns hören. Deswegen kommentiert“. Das schreibt man eben nicht, sondern wünscht es sich, kontrollieren kann man es aber nicht. Keine Kontrolle heißt aber: Wollen wir eine Kommentarfunktion? Wollen wir wirklich mit den Kunden reden? Wollen wir nicht vielmehr ein PR Blog? Wenn die Unternehmenskultur -weil auf Command&Control basierend- dazu nicht passt, kann man darüber auch kein Blog stülpen und so tun als ob. Es passt einfach nicht. Und das ist meine Message zugleich: Man sollte sich schon vorher den Kopp machen, was man damit wirklich will. Für sich und die Kunden. Ich habe den Eindruck, daß sich manch ein Unternehmen nicht den Kopp macht oder selbst einen vorgaukelt, daß man es kontrollieren könne, wohin die Kunden thematisch wandern. Bestes Beispiel war damals die Schweizer PR Agentur, groß angeben von wegen offener Kommunikation und bla, selbst aber ganz andersherum. Oberpeinlich. Dann lieber die Inkompetenz garnicht erst zeigen, indem man kein Blog aufsetzt.

    Zum Nutzen eines offenen Diskurses: Das ist unmittelbar mit der Frage gekoppelt, was die Kommentarfunktion eigentlich bezwecken soll. Ich mache es mir in meiner Gedankenwelt einfach: Ein Kunde kommt in den Laden: Was mache ich dann? Mit ihm reden? Liegt irgendwie nahe 🙂

  • Ich seh das anders Robert. Beispielsweise in den USA gibt es viele politische Blogs, die einen, republikanisch, sind im Prinzip für Bush. Schreib ich nun etwas kritisches über Bush, beispielsweise, dass nun das Volk begonnen hätte, den Irakkrieg abzulehnen, werde ich zensuriert. Die Republikaner wollen das einfach nicht lesen. Andererseits aber handeln auch die Demokraten ähnlich. Auf einem demokratischen Blog könntest Du keinen positiven Kommentar über Bush posten, ohne dass er relativ schnell gelöscht würde.
    Das ist amerikanische Politik.
    Bei Robert Scoble kannst Du Microsoft kritisieren, er wird Dich deshalb nicht löschen, er ist aber sicher einer der Wenigen und ich kann mir vorstellen, dass jüngere Corporate Blogger einfach die Blogkultur eines Robert Scoble nicht unbedingt besitzen und ohne weiteres auf die Del Taste drücken, wenn ihnen etwas nicht in den Kram passt. Dass dies kontraproduktiv ist, weil hier wertvolles Feedback zerstört wird, das im Sinne des cluetrain manifestos gerade das Wertvollste am Blog sein sollte, wissen wir, aber die Frage bleibt, ob es die andern auch wissen und da denke ich, die müssen wohl zuerst ihre eigenen Erfahrungen sammeln.

  • Klar, ich habe ja Deinen Punkt. Und Du hast natürlich recht. Andererseits: gerade wenn das Unternehmen selbst keine negativen Kommentare duldet, dann weichen die Kritiker auch schnell auf alternative Plattformen, etwa wallstreet-online o.ä. aus. Und da geht es dann *richtig* ab.

    Vielleicht ist es im eigenen Interesse des Unternehmens, kritische Kommentare lieber online zu lassen, selbt wieder zu kommentieren, ihnen dadurche die Spitze zu nehmen, einen Kritiker zu versöhnen und etwas über die Aussenansicht des eigenen Ladens zu lernen…