Sonstiges

Guten Tag, Germany

sitze hier nach einer recht kurzen Nacht in der Lounge des Hotels Castille (ich denke mal, dass das Hotel so heißt:), irgendwo mitten in Paris in der Nähe der Oper und der Avenue des Champs-Élysées. Es regnet momentan und daher habe ich keine Lust, mir die Haxen in den Straßen von Paris abzulaufen. Also surfe ich hier etwas rum (WLAN Access kostet nur 12 Euro für 24 Stunden), schau mir die über 250 neuen Mails an, checke Neuigkeiten vom Barcamp Frankfurt und lese vergnügt die Topnews über StudiVZ. Da mein Flieger erst um 18:45 Uhr abhebt, kann ich eh nix anderes machen zZt. Gerade eben ist Andrew Baron vorbeigetrudelt (Rocketboom.com Gründer, das No.1 Videoblog weltweit) und hat sich nach seiner Moderatorin Joanne Colan erkundigt. Wieso bei mir? Auf meinem Zimmer war sie nicht, sie schläft wohl noch, die Gute:)

öhm ja, ein langweiliges Bild aus der schnuckeligen Lounge (Handycam):
hotel castille

Tja, wie wars bei France24? Aufregend, interessant und vaD wegen den eingeladenen Bloggern aus allen möglichen Ländern der Welt (u.a. Jordanien) ein klasse Tag. Wir wurden natürlich im fetten Bürogebäude überall herumgeführt und als Techie-Mensch war das gesamte Equipment des neuen Fernsehsenders schon sehr lecker. France24 wird am 06.12. so Gott in Frankreich will durchstarten. Zunächst im Web, danach erst via klassischen TV Kanälen.
Hier ein Bild der Willkommensrede des Chefes vom Bereich New Media / Internet (kA, wie die offzielle Betitelung lautet. Namen des Chefes reiche ich nach, bin jetzt zu faul, nachzuschauen).
france 24
Auf dem Bild sieht es irgendwie leer aus, aber einige Minuten später war – ja, das war alles am Samstag, Sonntag ist „frei“ für uns Blogger … grins – der Raum proppevoll mit nachgekommenen Bloggern und Mitarbeitern.


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France24 wird parallel in zwei Sprachen starten, natürlich auf französisch und auf englisch. Kurze Zeit später dann noch auf arabisch. Die Inhalte werden teils parallel im TV und im Web gesendet. Manche News nur im TV oder im Web, je nachdem(?). Auffallend ist, dass France24 zumindestens den Willensbekundungen nach mit Nachdruck unbedingt auf die Web-Karte parallel zum TV Kanal setzen möchte.

Und hierbei interaktiver als klassische Nachrichtensender sein möchte. Interaktiv heisst im Groben, dass man zB für eine Freitag-Show im Rahmen von VIP-Interviews auch Video-Kommentare von Webusern einbinden möchte. Die man zB über Dailymotion.com in einem gesonderten Bereich einstellen kann (Announcement des nächsten Gasts, dann posten der Fragen, dann einige davon auswählen). Auf der Webseite selbst werden News zusätzlich mit Videos ausgeliefert (nicht alle), wobei man alle News kommentieren kann (keine Freischaltung der Kommentare, auch keine Registrierung notwendig, aber es wird natürlich moderiert, wenn sich Trolle breitmachen sollten). Dazu soll es zu jedem News-Bereich jeweils ein Blog geben, das ein oder mehrere Journalisten pflegen wollen. Neben der Bekundung, „webbish“ sein zu wollen, konnte ich außer den drei o.g. Elementen keine weiteren Details herauskitzeln. Ich will nicht pessismistisch klingen, das nicht, aber ich bin eher ein Freund von Taten als Worten. Insofern warte ich für meinen Teil ab, wie das France24 in der Praxis umsetzen möchte und auch lernen will wie auch bestehende Konzepte, die man im Ansatz erkennen kann, erweitern wird, um wirklich webbish zu werden. Die Mitarbeiter sind allesamt schwer in Aufregung und Stress, damit die ganze Geschichte erstmal pünktlich abheben kann.

France24 ist zu 50% staatlich finanziert worden (86 Mio Euro) und zu 50% privat. Interessant war deren zentrale Message, das man den News die „französische Sicht der Dinge“ mitgeben möchte. Nun, das kann man wohl kulturell, politisch und marketingtechnisch verstehen. Die Franzosen verstehen sich kulturell als eine äusserst diskussionsfreudige und demokratisch-offene Nation. Aber es geht natürlich auch um Medienmacht und Politik, um ein Gegengewicht zu den großen Nachrichtensendern CNN und Al Jazeera zu bilden. Obwohl France24 betont, nicht abhängig von französischer Politik zu sein, was die Aufbereitung der News angeht. Da die Finanzierung des Senders zu 50% vom Staat getragen wird, soll man sich seinen Teil denken, wie unabhängig ein solcher Sender wirklich sein kann. Immerhin kann man zunächst 120 Millionen französischsprachige Menschen rund um den Globus erreichen und darüber hinaus über den englischen und arabischen Kanal ein noch größeres Publikum (wobei mir dabei der Name France24 dann nicht mehr so sehr gefällt). Auch hier gilt, abwarten und Tee trinken, was aus dem Anspruch wird, anders und eigen sein zu wollen.

Organisatorisch gesehen gibt es interessante Details:
– die Startmannschaft besteht aus ca. 700-800 Mitarbeitern aus über 40 Nationen
– man hat sich dabei kräftig bei anderen Sendern mit erfahrenen Profis bedient. Nicht nur das, so war zB ein recht junger Mitarbeiter dabei, der aus Indien stammt, Filme als Regisseur in Frankreich gedreht hat, dann letztes/vorletztes Jahr (?) Professor an der Filmakademie in Paris wurde und nunmehr bei France24 mitmacht
– die Stimmung riecht förmlich nach Startup und die Mitarbeiter scheinen recht gut gelaunt zu sein wie auch untereinander gut auszukommen (mehr ein Gefühl…)
– es gibt pro Sprache einen Newsroom inkl. Studios, Regie etcpp
– die Journalisten werden nicht wie bisher bei herkömmlichen Nachrichtensendern in Zweier- oder Dreierteams herumfahren, sondern meistens alleine ink. Kameraführung (außer in Kriegsgebieten, hatte btw eine deutsche France24-Journalistin kennengelernt, die sich schon auf die ersten Berichte aus Krisenegebieten freut.. puh… Courage hat die gute Frau auf alle Fälle)
– gesendet wird rund um die Uhr

In den Studios wurden Grüppchen aus je zwei Bloggern (ich war mit Roba aus Jordanien unterwegs, später mehr dazu über dieso sehr spannende Bloggerin mit einer vorzüglichen Blogausrichtung) und einem Mitarbeiter gebildet und dann herumgeführt. Unter anderem haben wir ein Solointerview in einem der Nachrichtenstudios aufgenommen, ein gegenseitiges Blog-Interview gedreht und dazu nochmals eine Art von Welcome-i’m-a-Blogger Message. Logo, PR Kanone für France24 spielen:) Die Videos und Bilder dürfen wir demnach auch selbst nutzen. Mal gespannt, wie sich Basic als oller Anchorman macht, kann nur peinlich werden, aber was solls. Sobald ich das Material habe, reiche ich es nach.

Abends gabs endlich Futter und danach ein Treffen mit zig französischen Bloggern in der Sherwood-Bar im Zentrum von Paris. Dat bisserl an Französisch-Kenntnissen konnte ich aufhellen, meistens wurde auf englisch geradebrecht.

Jo, das wars für Erste aus dem regnerischen Paris. Bis denne!

Über den Autor

Robert Basic

Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.

14 Kommentare

  • herr basic, ich verneige mich vor deinem reisebericht. that’s blogging. superbe. wie das meiste hier. ich lese viel und gerne hier. wollt ich schon lange mal sagen. schönen rückflug noch.

  • Die Webadresse muss heissen: http://www.france24.com/ – der Punkt zwischen France und 24 im Link im obigen Text ist zuviel.

    Übrigens, das Ding hat jetzt schon drei Todsünden: „Exzessives Flash“, „Potthässlich“ und zu allem Überfluss auch noch „Sticky“ (Backtab geht nicht).

    Ansonsten, das was Du vom Konzept erzählst, glaube ich, ist nicht so viel anders beim als bei der Deutschen Welle. Nur ein bischen pimped up vielleicht … und sicher bezogen auf die französische Einfluss-Sphäre dieser Welt. Pourquoi pas? Wenn’s informativ und unterhaltsam ist.

  • @bugsierer, danke:)
    @Cem, yo, Punkt war an falscher Stelle. URI ist jetzt korrekt. Die Webseite selbst? Ist nur ein armseliges Stück Provisorium, dennoch habe ich auch nicht verstanden, warum ein Provisiorium so eklig sein muss:)

  • Toller Bericht 🙂 … aber in Sachen Website, muss ich mich Cem anschließen. Das Flash ist wirklich zu viel, und einfach nur unnötig.

  • Ha, wieder eine Chance verpasst, den Robert mal live kennenzulernen. Das habe ich nun davon, dass ich das Einladungsmail „zu kritisch“ beäugt und erst im Nachhinein gemerkt habe, was die eigentlich von mir wollten… Tja 😉

  • Hallo Herr Basic,
    haben Sie Lust, das Hotel Castille mit einer kurzen Bewertung bei Vagabund.biz zu verewigen? Würde mich freuen.

  • @Markus, nein, bin nicht so der Bewerter, einfach weil ich keine Zeit habe, überall als AAL-Sklave zu dienen:))
    @Tom, *klatscht sich an die Stirn*, Tom… ne, oder? Warum haste nicht einfach angerufen? Zumal ich auch noch eine Woche vorher hier gefragt hatte, wer noch mitkommen wird? Tja… dann beim nächsten Mal. Schade, schade, schade. Btw alles iO bei Dir? Man liest letzte Zeit kaum noch was von Dir.

  • @Robert: Tja, hatte in den letzten zwei Wochen ziemlich wenig Zeit fürs „Online-Leben“, und so hab ich das Quasi-Einladungsmail als Spam abgetan und Deine Frage schlicht überlesen (oder nicht gelesen? Hmm…).

    Ja wirklich schade. Ich hoff‘ jetzt einfach mal, dass wieder mal so ne Einladung kommt. Und dann werd‘ ich die hoffentlich nicht als Spam abtun (oder Du fragst mich einfach ob ich auch komme *smile*)

  • […] France24 hat herre Ziele. Man will mehr sein als bspw. N24 oder n-tv hierzulande. Eher ein CNN für Europa. Eher ein Euronews aus Frankreich. Eine ständig um die Welt schaltende Newszentrale mit französischer Flagge im Kopf. Mit einer kleinen Kampagne hat man in den letzten Wochen versucht Blogger auf seine Seite zu ziehen und ein wenig Feedback bereits vor dem Start zu bekommen. Wie das aussah – in Paris – kann man bei Robert Basic nachlesen, der als “deutscher Abgesandter” eingeladen war (1, 2, 3). Es bleibt abzuwarten, ob France24 an den selbst gesteckten Zielen in drei Jahren erstickt oder gewachsen ist. Die Ansprüche sind höher, als deutsche Nachrichtensender nur träumen wollen, die bestücken Ihr Programm eher mit halbgaren Dokumentationen und Magazin-Formaten. Es muss sich zeigen, ob und wie France24 etwas besseres oder wenigstens anderes gelingt. […]

  • […] France 24 hat die journalistischen Fingerübungen der beiden zum Glück aufgezeichnet und ins Netz gestellt. Und dank ulysses dem Neugierigen Listenreichen, der seit Roberts France 24-Artikel auch Robas Blog überwacht abonniert, bleiben Roberts televisonären Gehversuche nicht im Verborgenen: sitzt einfach da und parliert ganz locker in Englisch über Blog und die Welt. Grad so, als ob er noch nie etwas anderes gemacht hätte. […]