eine Analyse der Netzaktion, nicht ihrer Wirkung für die Sache selbst! Learnings für nachfolgende Netzaktionen aus organisatorischer Sicht. Denn, ein impliziter Teil der Netzaktion war auch das Wecken eines Bewußtseins, dass ein jeder mitgestalten kann, egal um was es geht.
Blogging Tom hat sich die Unterschriftenliste auf Free-Burma.org angeschaut und festgestellt, dass sich Menschen aus 146 Nationen eingetragen haben. Leider leider -aber ich will mich null beschweren- wurde das Unterschriften-Widget fertig (dessen Unterschriften sind noch nicht in der Zahl auf free-burma berücksichtigt), als schon die Aktion am 04.10. drüben in Asien durchgelaufen war und sich zeitmäßig mitten in Europa ausbreitete. Das Widget wurde kaum wahrgenommen, weil das Zeitfenster sich geschlossen hatte, das noch mitzuteilen (wir hatten keine Mailingliste! = learning). So hätten wir wohl auch die Unterschriften von zahlreichen Lesern eingesammelt, nicht „nur“ von den Blogs/Webmastern.
Inwieweit noch Teilnehmer aus der sog. „Gruppenliste“ dazukommen, weiß ich nicht. Vom Social Network Joinr weiß ich zB, dass gestern gegen spät Nachmittag bereits rund 6.400 Nutzer den „Free-Burma“-User geaddet hatten. Mal schauen, was wir aus der finalen Liste noch rausholen können, welches Land sich wie beteiligt hatte. Was wir natürlich nie erfahren werden, wieviele Leser man insgesamt „erreicht“ hatte. Dazu müsste man die Blogleserzahlen kennen, die Reichweite der Medienorgane (auch, wie viele Menschen Radio Free Asia in Burma selbst erreicht hat), die darüber auch berichtet hatten, dazu die angeschlossenen Social Networks und Social News Aggregatoren. Wenn ich es grob schätzen würde, brauchen wir unter 1 Mio nicht anfangen zu rechnen, was aber eh ne Milchmädchenkalkulation mangels Basisdaten ist.
Benedikt hat die Ausbreitung innerhalb der Blogosphäre in D, FR, IT, CH und AU analysiert, seine Folien stehen nun zur Verfügung:
Patterns of mobilization in the blogosphere (English version)
Mobilisierungsmuster in der Blogosphäre II
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Stefan Weidele, der unser Projekt-Wiki aufgesetzt hat, hat nunmehr seine Trafficdaten soweit roger: Das 8-Tage-Wiki. Stefan, ist es irgendwie möglich, dass Wiki zu freezen und einen Abzug irgendwo dauerhaft zu speichern, wenn Du es nicht unter der URL weiterlaufen lassen möchtest (hab ich richtig verstanden, oder?)?
Philipp Hausser und Christian Hahn / Free-Burma.org werden die Tage auch ihre Daten soweit zusammen haben.
Umfrage
Währenddessen bittet Marc/Wissenwerkstatt zusammen mit Benedikt um die Teilnahme an einer Umfrage betreffend der Burma-Aktion. Eventuell habts Ihr Lust dran teilzunehmen, damit wir evtl. schon fürs Barcamp Umfragedaten haben.
Gab es für mich eine persönliche Enttäuschung überhaupt? Nein, es waren nicht die Kritiken, teils auch sehr persönlichen, denn das war und ist angesichts der Sache völlig unwichtig fürs Ego, aber sehr wichtig für die Sache, insofern die Kritiken sachlich waren. Gabs also was? Ja, durchaus. Nämlich die Uberblogger aus den USA. Mein jetziger Infostand: Obwohl wir über verschiedene Ecken an die herangetreten sind, haben wir nicht einen einzigen Ton von denen gehört, ob man uns helfen möchte oder wenn nicht, warum. Gerade weil die Uberblogger als internationale Drehscheibe dienen, hätte das annahmegemäß sehr gut geholfen, uns noch besser zu vernetzen. Aber nix. Gut, so isses, fertig. Da ich kein Feedback habe, warum da nix kam, kann ich keine Lehren draus ziehen, das ärgert mich letztlich am meisten. Wer das Warum nicht kennt, kann keine Schlüsse ziehen. Zumal das internationale Bridgebuilding (also das Verknüpfen der verschiedenen „Blognationen“ untereinander), das hat auch diese Aktion gezeigt, steckt noch in den sehr frühen Anfängen und zZt fungiert das alles dominierende und international themensetzende Zentrum der Blogosphäre (USA) eher als eine Einbahnstraße ohne Rückkanal.
Was gabs noch? Ich habe gestern mit einem Beteiligten noch ein Feedbackgespräch geführt und wir haben beide festgestellt, dass ich ab einem bestimmten Zeitpunkt die koordinierende Funktion auf diesem Blog unbedingt hätte loslassen und parallel ein Blog auf Free-Burma aufziehen müssen. Das zeigt auch deutlich die Auswertung oben von Benedikt, dass mein Blog zu den Zentren gehört hat. Rein koordinationstechnisch gab es damit drei Anlaufstellen: das Wiki, Free-Burma.org und das Blog hier. Nicht gut. Und das Blog auf free-burma wäre dann auf englisch zu führen gewesen. Aus rein persönlichen Gründen wäre mir das auch lieber gewesen, da man unweigerlich als Person zu weit heraussteht, wenn man sich zu sehr als Koordinierungsstelle etabliert, was dann aber in Teilen von der Sache ablenkt.
Hast Du mehr ein internationales Planungsteam, erhöht sich die Verbreitungsgeschwindigkeit annahmegemäß. Denn es ist immer auch eine Vertrauensfrage, als Person bei einer Aktion zu Beginn mitzumachen, wenn man jemanden im Netzland kennt, um dann selbst aktiv zu werden und die Message weiterzutragen (so kennt keiner Dario/IT in USA, mich kennt keiner in den USA, Phil/Free-Burma kennt keiner in FR, Dario kennt keiner in Spain, usw usf). Mit einem internationalem Team schafft man Bezugsköpfe, die im Ausbreitungskern einer Message die notwendige Basis für eine spätere, weitaus breitflächigere Ausbreitung erschaffen.
Um es anders zu sagen: vernetzte Strukturen brauchen bestimmte Initiierungspunkte, von da an läuft es ungemein vernetzt und dezentral weiter. Eine vernetzte Aktion setzt also andere Planungsstrukturen voraus als zentral initiierte Aktionen in der Realwelt. Meine Annahme. Warum habe ich also nicht rechtzeitig losgelassen? Ich hatte wohl Angst, dass wenn man loslässt, die zeitlich extrem enge Aktion möglicherweise versandet, sobald man den Fokus der Koordinationsstelle von A nach B verschiebt. Ich war so fokussiert auf das Ziel, die Message zu spreaden, dass ich nicht mehr links und rechts geschaut habe, dass man zur Seite treten muss endlich, verdammt.
Interessanterweise bin ich auch sehr happy, dass im Ausland keiner meinen Namen kennt und auch erwähnt, in D ist leider gerade wegen dem Einsatz hier auf dem Blog das Gegenteil eingetreten, dass zu viele mich als Initiator genannt haben. Ich halte das für einen selbstverschuldeten, sehr negativen Aspekt, sich überhaupt mit Einzelpersonen zu beschäftigen. Denn, die Message muss sein: jeder, aber auch jeder kann etwas tun und muss sich nicht auf einzelne Köpfe verlassen oder auf diese warten. Es muss klar werden angesichts der Art der Aktion, dass es kein oben und unten gibt. Nur so lernen Netzuser, dass sie selbst es sind, die etwas mitstarten, mittragen und weitertragen. Es bedarf keiner Zentralstellen, lediglich Planungsstellen, die über die Art der Aktion informieren. Planung also im Hinterstübchen zusammen mit Vielen und zugleich Koordinatoren, die die Stränge zusammenführen, nach außen hin ausführen durch alle! So habe ich imho der Sache leider geschadet, was die Nachhaltigkeit und das Fortpflanzen einer Idee angeht, die das heißt Eigenverantwortung wahrnehmen und Netzaktivitäten initiieren. Dafür bitte ich von meiner Seite um Entschuldigung, es tut mir persönlich sehr weh, ich kann jetzt nur daraus lernen und bei den nächsten Aktionen soweit wie möglich meine Person extrem zurücknehmen. Und vor allen Dingen diese Erfahrung weitertragen.
Was ich aber noch nicht gelöst habe: inwieweit schafft man in einer Kultur einer dezentralen Aktion eine eherne Basis, dass man im Rahmen der Aktion von allen Maßnahmen Abstand nimmt, die uU ein markantes Risiko in sich bergen, anderen Menschen zu schaden? Denn, wenn man sehr flach plant, verselbständigen sich Ideen. So gab und gibt es Ansätze, den Ölkonzern Total unter Druck zu setzen, die in Burma produzieren. Ich halte das in meinen Augen für unverantwortlich, da man nicht weiß, was passiert, wenn sich der Konzern tatsächlich zurückziehen würde. Kommt man vom Regen in die Traufe? Werden Arbeiter in Burma ihre Jobs und damit die Ernährungsgrundlage für ihre Familien verlieren?
Dennoch verfolgen einige dieses Ziel aktuell, ich bin heilfroh, dass unsere Aktion nicht in diese Richtung abgeglitten ist, es wäre nicht zu verantworten gewesen, mit Schicksalen anderer Menschen zu spielen. Denn, obwohl es eine Netzaktion war und ist, heißt das nicht, dass es keine realen Auswirkungen hat. Man trägt verdammt nochmal Verantwortung, ob man das nun will oder nicht. So haben wir es anscheinend geschafft, keinen chinesichen Blogger in einem Moment der Unüberlegtheit zu verleiten, dass er doch bitte über Burma schreiben möge, denn annahmegemäß kommt das nicht gut bei den Herren von China. Das ist eben der Bestandteil einer solch globalen Aktion, man muss höllisch aufpassen, welche kleinen Steine man wo ins Rollen bringt womöglich. Ich hatte für meinen Teil richtiggehend Schiss, das wir irgendeine Scheiße bauen, die wir alle noch lange bereuen würden.
Um das nochmal explizit klarzumachen, dass Netzaktionen nix mit bits and bytes zu tun haben, sondern mit Menschen. Es geht nicht um bedeutungslose iPhones und dergleichen Spielzeug. Wer was auch immer mitträgt und startet, der muss sich dessen bewußt sein, was Verantwortung bedeutet und muss zwingend ohne Ausnahme verantwortungsbewußt handeln, selbst wenn man Abstriche bei der Stärke eines Signals in Kauf nehmen muss. Für mich eines der ganz großen Punkte bei Netzaktivitäten. Das ist die Grundlage von allem. Verantwortung und Respekt vor Menschen.
All das ist auf dem Barcamp zu besprechen. Wenn sich jemand für die Session interessieren wird (Benedikt/Viralmythen, Marc/Wissenswerkstatt und me)
Weitere Stimmen, wie habt Ihr es für Euch wahrgenommen, als Blogger oder what ever?