lese bei der Blogbar, dass Rivva nicht so recht funzen will. Frank Westphal, der Macher von Rivva, schreibt auf seinem Blog:
Mit Ernüchterung stelle ich fest, dass 90% der entwickelten Features, wenn überhaupt, dann nur von einer Handvoll Leute genutzt wird. (Eine tiefer gehende Ursachenanalyse dazu schenke ich mir hier einfach mal …). Gleichzeitig liegen meine Vorstellungen vom eigentlichen Wert eines Dienstes wie Rivva und die Wirklichkeit, die tatsächlichen Nutzungsmuster offensichtlich weit auseinander. Die Zugriffszahlen nehmen seit Wochen einen steilen Weg nach unten (und ich verstehe nicht, worans liegt …) – ja, mir scheint sogar, als könnte ich Rivvas User Interface auf das Abonnieren des RSS-Feeds reduzieren und 90% von Euch wären glücklich damit.
Gehen wirs nochmal durch, wie funktioniert Rivva:
Rivva ist an Techmeme (US-Vorbild) angelehnt. Es handelt sich dabei um einen automatisierten Blog-Newsdienst, der anhand der Verlinkunken der Blogs untereinaner aufzuzeigen versucht, welche Stories gerade hot sind. Es werden aber nicht alle Blogs betrachtet, sondern nur eine Auswahl. So führt ein Link von meinem Blog dazu, dass das verlinkte Blog in Rivva aufploppt. Verlinkt ein anderes Blog, das Rivva nicht auf dem Radar hat, passiert nüscht. Und, je häufiger ein Blog verlinkt wird, desto prominenter wird die Story auf Rivva platziert.
Wa sind aber die Knackpunkte? Was heißt Sturzflug? Wieso?
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Bunter Mix stört
So oder so führt die Auswahl nur bestimmter Blogs dazu, dass auf Rivva ein breites Sammelsurium an Themen anfällt. Denn, alle Stories werden auf der Startseite gesammelt abgebildet. Das stört eher die, die an bestimmten Themen interessiert sind. Außer Frage: ein Kinospezi hält Tagebuchblogs für Gülle, ein Techspezi hält Kulturblogs für Gülle, um es mal lieb überspitzt auszudrücken. Somit fehlt Rivva der entscheidende Ansatz, ein breites Publikum anzulocken. Einzige Lösung, die ich sehe: Unterteilung der Rivvaseite nach Sport, Kultur, Wirtschaft, Tech, Privat, etcpp.. so findet jedes Töpfchen sein Deckelchen und wird nicht vom Mix abgeturnt. Aber diese Lösung ist auch nicht perfekt, denn woher soll das Filtersystem wissen, dass ein Link von einem Techblog auf ein anderes Blog unbedingt was mit Tech zu tun haben muss? Es passiert ja nicht selten, dass Kulturblogs auf Sportblogs etc verweisen. Tja… zudem meinen manche, dass das Layout nicht gerade übersichtlich sei und den bunten Eindruck noch verstärkt.
Immer wieder die gleichen Blogs
Ein sehr störender Punkt laut Kommentaren: es seien immer wieder die gleichen Blogs, die in Rivva auftauchen. Kein Wunder, denn jeder Blogger wechselt seine Feedliste nicht wie seine Unterhosen täglich, sondern nur über Monate und Jahre hinweg. Da aber Rivva bestimmte Blogs nutzt, um Hot Stories zu entdecken, spiegelt das mehr oder minder die starren Bezugsquellen dieser Blogs wieder. Je länger man Rivva nutzt, desto eher wiederholt sich das Bild, ein wiederkehrendes Verlinkungsmuster, eine lediglich kleine Teilmenge aller Blogs, die abgebildet wird. Der Verdacht, dass in dieser Verlinkung Absicht dahinterstehen würde, wie sich manch einer äußert, kommt aus der Unkenntnis, wie häufig Blogger ihre Bezugsquellen ändern. Nämlich wie gesagt so gut wie nie. Beispiel: ich verlinke immer wieder gerne auf Postings aus dem Blog XYZ. Das ploppt bei Rivva immer und immer wieder auf, da Rivva auch mein Blog verwendet, um Hot Stories zu entdecken.
Google-Sperre
Hinzukommt, dass Frank beim Start von Rivva beschlossen hat, Google auszusperren. Da Google im Falle von Blogs mehrheitlich einen Großteil des Traffics (geneüber Direktaufrufen und Verweisen von Drittseiten) ausmacht, wird das bei Rivva nicht anders sein. Der Verzicht wirkt sich vehement auf eine Verbreitung von Rivva aus. Punkt. Take it or leave it. Selbst wenn man vermeintlich davon ausgeht, dass Google-Leser Trashtraffic produzieren, was man immer wieder hört und liest, muss man die Google-Sperre dennoch unter einem anderen Aspekt betrachten: Rivva könnte für Blog-Interessierte und Neueinsteiger ein prima Startpunkt sein, um in die Blogosphäre einzutauchen. Auch das wird damit unterbunden und der Interessierte muss eben anderen Wege finden. Die aber ziemlich mau sind. Blogscout ist nicht mehr und Blogalm (ein Blog-Katalog) scheint keinen Anklang zu finden, was das Branding als Blog-Einstiegspunkt angeht (ist dem so?).
RSS-Nutzung
Letzter Punkt: RSS. Es dürfte niemanden verwundern, dass der Anteil der Direktbesucher gegenüber RSS-Nutzern deutlich kleiner ausfällt. Immerhin nutzen Blogger Rivva, die idR wissen, was RSS ist und sich daher die Mühe sparen, Rivva direkt aufzusuchen. Da gibt es aber ein klitzekleines Problem: die Frequenz an neuen Stories ist dermaßen hoch, dass einem der Feedreader nur so überquillt und schon nach einem Tag man entnervt auf „unread all“ klickt. Ganz so als würde man den Heise-Feed verfolgen, Irrsinn. Selbst mit RSS ist es also kein Zuckerschlecken. Sprich: hier besteht Justierungsbedarf. Default: so wenig wie möglich, optional den Brutalofeed für Newsjunkies anbieten.
Wem dient Rivva
Und ein allerletzter Punkt, der etwas konträr zum o.g. Themenmix läuft: was ist, wenn die Blogger bereits ihre Peergroups gefunden haben? Was, wenn man Rivva nicht mehr braucht, sondern eben die Blogs selbst auf dem Radar hat, die einen interessieren? Dafür spricht ja auch der Sinkflug der Top 100 Blogs, die seit zwei Monaten stetig an Links verlieren laut Technorati. Dann wäre Rivva tatsächlich ein Newsdienst, der nur die an „cross stories“ Interessierten anlockt? Also quasi eine Art von Beimischungsdienst abseits der eigenen Peergroups? Die Frage ist halt anscheinend, ob man die monothematisch oder multithematisch interessierten Blogger anziehen möchte?
Ausweg 1
Das widerspricht sich aber imho nicht, denn eine Startseite mit Mixthemen, die nach Linkdichte sortiert werden, und Unterseiten mit monothematischen Stories müsste beide Gruppen zufriedenstellen. Wie immer im Leben gibt es natürlich keine scharfen Grenzen zwischen beiden Nutzungstypen. Solange das Design und Funktionspackage eine Mischung zulässt und beide Extrema abbildet, dürfte an sich alles funzen. Sprich:das Wechseln zwischen den Themengruppen muss sehr einfach sein (Tabs, Schieberegler, what ever), ebenso muss man sich seinen RSS-Feed aus verschiedenen Themen zusammensetzen können und die Startseite muss die Topics zumindest farblich passend zum Thema anzeigen. An sich ein alter Hut aus Newsportalen, zB auf phpNuke-Basis.
Ausweg 2, Zusatz
Hinzukommt ein Gedanke, ob man es dem User überlässt, welche Blogs als Basis dienen, um zu einem Thema die Hot Topics anzusagen. So könnte der User voreinstellen, dass er Katzenblogs mit 50 Incoming Links und aufwärts als Wegweiser nutzen möchte oder aber viel tiefer filtern lassen möchte, bspw. Blogs mit bis zu 90% Abweichung nach unten hin von dem Mittelwert an Links ausgehend, der in diesem Themenbereich eben gültig ist (Techblogs = Mittelwert sei 120 Links, Katzenblogs = Mittelwert sei 50 Links, usw). Den Mittelwert aber rauszufinden ist superschwer, zudem muss das System viel mehr Blogs im Radarsystem einbauen, um den User die Grobkörnigkeit des Filters bestimmen zu lassen. Was ja durchaus auf die Rechenpower des Servers geht.