Sonstiges

Marke vs Produkt

kann mich erinnern, dass Marissa Meyer irgendwann 2006/07 (?) meinte, Google würde zu viele Produkte rausfeuern, diese aber seien oftmals nicht wirklich ausgereift noch würde man dafür Sorge tragen, die Produkte untereinander -wo es Sinn macht- besser zu integrieren. Man wolle sich verstärkt darum kümmern, lieber ausgereifte Produkte auf den Markt zu bringen, statt ständig neue rauszubringen. Die eigene Erkenntnis muss dabei nicht wirklich inhouse ankommen. Denn mit Android und Open Social wiederholt sich die Geschichte. Auch bei den Aufkäufen gibt es nicht immer fröhliche Gesichter. So hatten die Dodgeball-Gründer (einem ehemals beliebten SMS-Service in den USA) nach dem Aufkauf anno 06 Google rund ein Jahr später den Rücken gekehrt. Waren nicht gerade nette Worte, die man zum Abschied hinterließ.

Das Problem ist ja nicht, dass die Produkte unbedingt soo schlecht sind, die hohe Unvollkommenheit würde ich bei einem kleinen Startup gelten lassen. Be crappy, but fix it fast. Doch beim unangefochtenen No.1 Webunternehmen, dessen Marktwert seit Gründung vor 9 Jahren (!) mittlerweile etablierte Großkonzerne überholt hat, erwarte ich schlichtweg mehr. Und der Erfolg von Google ist zugleich Googles größter Feind. Jedermann erwartet Wunder, um es mal übertrieben zu sagen. Wunder nicht per se, sondern jegliche Neuigkeit wird seitens der Internetgemeinde wie auch seitens der Medien vielfach verstärkt. Das spiegelt einfach nur die Bedeutung und das Branding des Unternehmens wider. Demnach auch die hohen Erwartungen. Wenn aber die Erwartungen immer wieder untererfüllt werden, schlägt das langsam aber sich aufs Unternehmen zurück. Es mag sein, dass die Vielzahl an Überfliegern, die man sich als Mitarbeiter reinholt, wie auch die Organisation in kleinen Teams ein systemimanentes Problem geworden ist. Ein Überflieger leidet von sich aus am Glauben, dass er ein Überflieger ist und wird es schwer haben zugeben zu müssen, dass ihm seine Intelligenz am Ende aller Tage nix bringt, da er letztlich nur ein Mensch ist, der naturbedingt Fehler macht. Was ihn von normalbegabten Menschen in nichts unterscheidet. Es kann sein, dass es also besser ist, wenn man mehrere Teams an einem Grundprodukt parallel arbeiten lässt, die miteinander im Wettbewerb stehen. Sprich, weniger Produkte, mehr Konkurrenz inhouse, Steigerung der Produktqualität. Weniger also Arbeitsteilung in kleinen Teams über zahlreiche Produkte hinweg. Klar, das sind lediglich nur Annahmen, ich kenne Googles Organisationmatrix nicht. Ich weiß nicht, wie und wann man Ressourcen aufteilt, wenn es um neue Produkte geht. Es ist aber anzunehmen, dass die jetzige Organisationsform in Richtung Innovation ein Problem hat, sonst würde man nicht regelmäßig underperfomen bei neuen Produkten.


Neue Stellenangebote

Growth Marketing Manager:in – Social Media
GOhiring GmbH in Homeoffice
(Senior) Social Media Manager (m/w/d)
IronMaxx® Nutrition GmbH & Co. KG in Hürth, Monheim am Rhein
Social Media und Newsletter Manager (m/w/d)
Bierbaum Proenen GmbH & Co. KG in Köln
Online Marketing / Social Media – Manager (m/w/d)
ARD-Programmdirektion in München
Social Media Manager (m/w/d)
Institut der deutschen Wirtschaft in Köln
Social Media Manager (m/w/d) in Vollzeit
Bayerischer Hotel- u. Gaststättenverband DEHOGA Bayern e.V. in München
Marketing-Manager mit Schwerpunkt Event und Social Media (m/w/d)
Optigrün international AG in Krauchenwies-Göggingen
(Junior) Social Media Manager (m/w/d)
VILSA-BRUNNEN Otto Rodekohr GmbH in Bruchhausen-Vilsen

Alle Stellenanzeigen

Über den Autor

Robert Basic

Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.

10 Kommentare

  • Mir scheint, dass Google gar keine „normale“ Firma ist, sondern eher so etwas wie ein akademischer „Super-Think-Tank“, der nebenbei in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft operiert.

    Da werden dann interessante Dinge am laufenden Meter entwickelt, aber richtig vermarkten tut es keiner. Das deutet eben darauf hin, dass das Unternehmen extrem kopf- bzw. forschungslastig ist. Google hat kein Innovations- sondern ein Umsetzungsproblem!

    Und dazu fehlen vermutlich die richtigen Leute. Gute Verkäufer sind keine intellektuellen Überflieger. In einer Unternehmenskultur aber, in der vermutlich genau die intellektuelle Brillianz an erster Stelle steht, sind Machertypen (Manager, Verkäufer…) fehl am Platz. Die gehen dann eher zu Oracle…

  • Googles Vertriebsweg, alles was irgendein Mitarbeiter „erfunden“ hat als halbfertige Beta Version auf den Markt zu werfen, zeugt eher davon das Google eher den Namen Google als ein Markenzeichen schützen will. Je mehr Produkte Google „irgendwas“ heißen, je eher kann Google sicher sein das , das Wort googlen nicht zu ein verb in den Sinne verkommt das man unter „googlen“ nun suchen mit ein Suchmaschine nur vermutet. Sonst könnte jemand schreiben, „Googlen sie mit die neue Suchmaschine XYZ“.

    Übrigens die Markennamen Google ist jetzt schon wertvoller als die Marke Coca Cola….

  • Ich sehe das eher als kreatives Chaos und weniger als Problem. 🙂 Auf mich wirken diese ganzen Google-Spielereien meistens recht sympathisch und ich finde es auch nicht weiter tragisch wenn eine Spielerei mal daneben geht – solange die wichtigen Projekte (also hauptsächlich Suche+Werbung) funktionieren.

  • *Google* als *Googles* stärkster Gegner hängt natürlich auch mit der Meinung „der Anderen“ zusammen.
    (Fast) Jede Branche fürchtet doch, daß das Imperium zu(rück)schlägt und sich seinen Teil am Geschäftskuchen holt… was sicherlich zu Phantasien bei den google-ies führt.

    Ich kann derzeit nicht erkenne, daß *Google* wirklich eine schlechte Arbeit macht. Sie können ja nicht „überall“ auf Top-Niveau sein aber „überall“ bieten sich Chancen. Mir z.B. gefällt `buch.google´ auch als BETA-Version sehr gut – Azamon sicherlich weniger. 😉

  • Die Sache mit dem „Underperformen bei neuen Produkten“ müsste man vielleicht mal genauer betrachten – Du meinst damit, dass ihre neuen Initiativen nicht so gut ankommen wie die wenigen Knallerangebote, die brutal eingeschlagen sind (natürlich die Suche, Gmail, Earth)? Das würde ja letztlich bedeuten, dass es für ein Unternehmen wie Google nur angemessen wäre, wenn sie eine gleichbleibend hohe Quote an sehr gut laufenden Produkten hätten. Und genau das ist interessant, denn es gibt meiner Ansicht nach überhaupt kein Unternehmen, dass mit mehr als einer Anwendung supererfolgreich ist im Netz. Flickr kann nur Foto (und gehört nun Yahoo.) YouTube kann nur Video (und gehört nun Google). MySpace kann nur MySpace. Facebook kann nur Facebook, die anderen Applikationen machen die anderen. Microsoft bekommt im Web kaum irgendwas hin. Gibt es ÜBERHAUPT ein Unternehmen, das mehr als eine Sache im Web (2.0) richtig gut beherrscht?

    Ich hatte eigentlich auch immer den Eindruck, als ob von Google nur wenig Dolles kommt. Aber vor dem Hintergrund dieser Überlegungen sind die dort vielleicht in der Tat deutlich besser als alle anderen? Denn immerhin schaffen sie es ja von Zeit zu Zeit mit wirklich durchschlagenden neuen Produkten. Oder gibt es ein anderes Unternehmen, das wirklich in Serie Knaller auf den Markt bringt?

  • Google ist aber erfolgreich.
    Ich hab persönlich auch Probleme mit Pauschalurteilen wie „Gute Verkäufer sind keine geistigen Überflieger“, „Google vermarktet nicht“, „Überflieger der sich für übermenschlich hält“, fehlende Machertypen, etc.
    Ich kenne eine Menge von sehr technischen Leuten, die außerdem auch gute Verkäufer sind. Ohne dass kann man auch nicht überleben, da man sowieso die ganze Zeit ein Produkt, ein paar Ideen oder sich selbst verkauft. Außerdem kenne ich viele Leute, die ich für deutlich intelligenter als mich halte und die trotzdem sehr bescheiden sind. Und natürlich kann keiner behaupten, die Marke Google wäre nix wert. Ergo haben sie ein effektives Marketing.
    Die von Robert angemerkten Beschwerden über Qualitätsfehler weisen auch weniger auf fehlenden Vertrieb, Marketing hin (in deren Welt gibts sowieso keine Fehler) sondern auf fehlendes Projektmanagement, ein Bereich also, der nach meinem Verständnis für den Aufstieg Microsoft eine immense Bedeutung hatte. Die Beschwerden über schlechte Qualität über am Markt erfolgreiche Softwarefirmen sind aber sowieso zu inflationiert, als dass ich die noch irgendwo ernst nehme. Oft kommt das aus einer journalistischen Ecke, die eben auch nur menschlich wie wir alle nur Teilaspekte sieht und der eine gewisse Lust an Skandal & Krawall sowie hat und auch die Vorurteile ihrer Leserschaft bedient.
    Natürlich befinden sich die Produkte von Google in unterschiedlichen Stadien ihres Produktlebenszyklus und richten sich auch an verschiedene Gruppen. OpenSocial kann aus technischen, organisatorischen und politischen Gründen gar nicht viel „besser“ sein. Ein (ex-post) Standardisierungsversuch ist einfach sehr komplex. Vielleicht wird der Standard umfangreicher, vielleicht nicht. Das liegt noch nicht mal wirklich in Googles Hand, weil sich in vielen Punkten die beteiligten Sozialen Netzwerke verständigen müssen, damit der Standard tiefer und breiter wird. Das ist nicht immer transparent, aber vielleicht wird das eher im „ordentlichen“ Deutschland als Problem perzipiert als anderswo.

  • spannende Views, mal schauen, obs weitere Meinungen gibt. Gerade das was Martin (#7) sagt ist auf den ersten Blick einleuchtend, kann aber so nicht in der Praxis beobachtet werden. Ein Konzern wie GE oder Siemens tummelt sich in zahlreichen Geschäftsfeldern und ist immens erfolgreich. GE und Siemens teilen sich sozusagen die no.1 und no.2 Positionen. Ein Konzern wie Sony ist im Consumer-Segment mit verschiedenen Sparten nicht gerade unerfolgreich. Sprich: es ist nicht zwingend so, dass man monothematisch fokussiert sein muss. Dazu gehört aber auch der Wille, Produkte/Sparten, die nicht so gut laufen (entsprechend den inhouse Benchmarks), zu schließen oder abzustoßen. Und sich immer wieder neu zu definieren bzw. umzubauen. Auch vermeintlich stockkonservative Finanzinstitute sind nie ein fixes Gefüge aus Privatkunden, Firmenkunden und Investmentbanking. Google ist lediglich neun Jahre alt, insofern wird es spannend zu beobachten sein, ob sich Google wie die etablierten Größen einem stetigen Transformationsprozess unterwerfen kann, wenn sich Märkte ändern. Themen wie mobiles Surfen, Geopositioning auch im Zusammenhang mit Tagging, IPTV, Social Networking versucht Google durchaus zu beackern. Und im SN-Bereich hat es Google aus eigener Kraft bis dato nicht geschafft, ein wichtiges Segment frühzeitig zu besetzen und zu dominieren. Beim mobilen Surfen arbeitet Google offensichtlich an mehreren Ecken (Android, Mobilfunklizenz, Datendienste, auch ein GPhone?). Im Bereich IPTV hat sich Google zwar YouTube geschnappt, doch da kommt irgendwie nix nach. Das kann wohl aber kaum alles gewesen sein. Google müsste wie doof bestrebt sein, „ins Fernsehen“ zu kommen, um seine Werbung zu platzieren, gerade dort befindet sich der größte Werbekuchen, wundert mich bisserl. Stattdessen überlässt man es Apple, Microsoft und auch TiVo, den Markt zu beackern und Erfahrungen zu sammeln. Na ja, lets wait and see, wie flexibel Google tatsächlich ist, zum richtigen Zeitpunkt die besten Produkte auf den Markt zu bringen bzw es mit aller Macht zu versuchen, statt sich mit Kleinscheiss wie Google Base, Google irgendwas zu verzetteln.

  • Der Vergleich mit GE und selbst Microsoft ist m. E. falsch.

    Diese Unternehmensgruppen haben Geschäftsmodelle, die zum Großteil stabil sind, wo langjährige Verträge und Verflechtungen herrschen und es mehr um das stringente Abliefern von Produkten & Leistungen geht als um ständige Innovation.

    Das Kerngeschäft von Google ist nicht stabil, sondern von ständiger – auch fundamentaler – Veränderung geprägt. Wenn Google einen Trend verpasst, kann es vorbei sein mit der Dominanz im umsatzbringenden Kerngeschäft. Microsoft wartet nur auf diesen Fehler, ist ja auch ihr gutes (Wettbewerbs-) Recht.

    Inzwischen sieht es auch so aus, als ob viele Entwicklungen gänzlich unabhängig voneinander laufen und man sich nur auf eine gewisse Zahl Schnittstellen geeinigt hat, an die sich alle internen und möglichst viele externen Partner halten müssen. Nebenbei werden Produkte geschaffen, die in Medien kaum stattfinden, jedoch wirklich innovativ und nützlich sind.

    Die CSE / COOP Projekte werden kaum gewürdigt, erschlagen sie doch das Thema Vertikale Suche / „Experten wissen mehr als eine dumme Suchmaschine“ grundlegend. Ähnliches gilt für Gears, für Android, für Open Social – da werden Standards gesetzt und die werden sich auswirken.

    Bei vielen dieser Initiativen reagiert Google auf Kritik aus dem Markt, auf Projekte häufig kleiner Unternehmen oder auch einfach nur auf die Themen, die stärker gesucht werden.

    Früher wussten die Händler als erste, wenn sich Trends im Konsumverhalten drehen, die einzelnen Hersteller erst, wenn ihre Marktanteile zurück gingen. Heute weiss Google über viele Trends schon bescheid, bevor sie Transaktions relevant werden, noch in der ersten Informationsphase – bevor die Nutzer zu den Themenportalen etc. surfen.

    Diesen Informationsvorsprung auszunutzen heisst v.a. schnell sein und schnell zu korrigieren, wenn man daneben liegt.

    Vielleicht wird die Firma in ein paar Jahren gesplittet: Google Legacy & Google Future, weil beide Themen ganz unterschiedliche Talente und sogar Unternehmensstrukturen benötigen.