Blogwerk ist ein kommerzielles Projekt von Peter Hogenkamp, das rund 10 Blogs umfasst, die bekanntesten dürften das von Andreas Göldi betriebene Beobachtungen zur Medienkonvergenz und Neuerdings.com sein. Peter äußert sich anlässlich der re:publica und der Session „Blogs und Geld“ zum Stand der Dinge bei Blogwerk. Wie sollte es anders sein, es geht um die langfristige Entwicklung:
Was wir hier machen, ist eben kein fancy Web-x.0-Businessmodell, sondern ein recht traditionelles Mediengeschäft, bei dem man zuerst Reichweite aufbaut und sie dann vermarktet. Einiges ist anders als bei Print (Produktion und Distribution kosten fast nichts), einiges ist gleich (der Content ist am teuersten). Wie viele Print-Titel sind nach einem Jahr schon profitabel? Ich weiss es nicht, ich müsste einen Verleger fragen. Bei der Einstellung von «Facts» und «CASH» im letzten Jahr war Erstaunliches darüber zu lesen, wie viele Jahre in der Geschichte beider Blätter «rot» waren. Und bei der (ersten) Einstellung von Brand-Eins-Vorgänger «Econy» 1998 meine ich gelesen zu haben, dass das «Manager Magazin» die ersten zehn Jahre defizitär war.
Ich weiß, ich weiß, das kann man nun schwerlich als Blogs bezeichnen, da der Seitenaufbau „lediglich“ blogtypische Elemenete enthält und die Ausrichtung auf der anderen Seite nix mit dem persönlichen Geschwurbel wie hier zB zu tun hat. Aber dennoch ein spannendes Projekt, was man beobachten sollte, ob man mittels eines Blogcontainers schneller zum Erfolg kommt als mit einer klassisch aufgebauten Fachseite im Netz.
Die Krux an einer Blogstruktur ist das chronologische Element. Das kann bei Blogs, die nur News verfüttern ok sein, doch wie viele Dauerbrenner gehen dadurch unter? Ich denke, nein, ich weiß, dass ich weltweit kein übliches Blog bisher gesehen habe, das auf eine hohe Quote PI:Besucher kommt, solange man nur in Blog-Topics = PI killende Struktur denkt, was fatal ist imho. Denn, will man ein Blog verkaufen oder ein Thema? Es dreht sich bei klassischen Blogs um eine gute Quote iHv 2:1 – 5:1, die meisten Blog kommen nicht mal ansatzweise auf eine 2:1 Quote.
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Was naturgemäß schade ist, denn je tiefer und länger ein Besucher abtauchen kann, umso besser ist das, was die Kundenbindung aber auch unterschiedliche Monetizing-Kanäle angeht. Man muss sich nur vor Augen halten, wie hoch die Burnrate eines normalen Blogs ist: Google schaufelt tagtäglich rund 10%-90% auf die Seite. Ich verwette meinen Hintern, dass nicht einmal 1% zum Wiederkehrer wird, weil man es verpasst hat, dem Kunden seine glänzenden Produkte zu zeigen, die in den Bloguntiefen vergraben sind. Mehr als 4-10 Sekunden bekommt man eh nicht Zeit, den Leser zum Durchschnuppern zu verleiten. Würde man an dieser Konversiontsrate drehen, wäre das noch elementarer und wichtiger wie sonst das übliche, aber sehr teure SEO-Optimizing, um auf Google Lesern prominente Sprungtore zu eröffnen. Auf der einen Seite investiert man die Kohle, auf der anderen Seite verbrennt man sie durch eine schlechte Seitenstruktur. Das alles kann einem normalsterblichen Blogger eh völlig schnuppe sein, wie hoch diese PI:Visitor-Quote ist, wie man die Seitenstruktur anpassen sollte, um die Burnrate zu senken. Doch gehts ja hier und jetzt um den kommerziellen Grundaufbau mit Hilfe eines Blogs. Aber das nur am Rande als Gedanke. Zurück zu Blogwerk.
Auch Blogwerk ist da nicht anders als normale Blogs: In der Sidebar findet man den typischen Linkhaufen wieder, der nicht wirklich zum Durchschnuppern einlädt.
An dieser Stelle muss man dann aber auch gute Gegenbeispiele nennen: Ich finde, dass Michael Wöhrer mit seinem SW Guide Blog an sich die richtige Navigationslösung gefunden hat. Der Leser findet nicht nur diesen Linkhaufen und die chronologisch sortierten Artikel wieder, er bekommt auch mitten im Viewport eine fixe und ordentliche Anlaufstelle zu einem ziemlich gut strukturierten Archiv angeboten, also einen guten und prominenten Einstiegspunkt.
Natürlich gebe es noch weitere Aktivposten, die Seiten wie EEE PC News oder PSP Freak in der Tat aktiviert haben, um den Leser mehr als nur Blogartikel und einen einfacheren Einstieg in die Archive zu bieten. Es gibt auf EEE PC News eine FAQ, HowTo, ein Forum, Umfragen etcpp. Also eine ganze Armada von Möglichkeiten passend zum Thema. Ähnlich PSP Freak. Beide haben es verstanden, um ein Blog herum ein komplettes Themenportal aufzubauen. Kann mich noch gut an das alte PSP Freak Blog erinnern, nachdem es seinen Besitzer gewechselt hatte, ging das Ding verdientermaßen nach oben ab.
Zentraler Gedanke ist, dass im deutschen Webumfeld ein Blog alleine den Bock nicht fettmacht, da der Ruf und die Stellung der Blogs bei Weitem nicht mit denen in Frankreich, Spanien oder den USA zu vergleichen ist. Also muss man strategisch um die Blogs herumdenken und sich nicht alleine nur darauf stützen. Wenn man denn schon seine finanzielle Zukunft darauf aufbauen möchte. Genau das spiegelt auch die Überlegungen beim Probefahrer-Blog von Alex hier wieder. Man macht sich zu Beginn erstmal keinen Kopf darum, wie man die Seite ausbauen kann, sondern erstmal gehts nur rein darum, seine Voice zu trainieren, seine Themen zu finden, sich zu setteln. Erst im zweiten Schritt wäre theoretisch über einen Ausbau nachzudenken. Das kostet Zeit, die Alex wohl aber nicht aufbringen wird im Sinne einer Kosten-Nutzen Betrachtung. Der nächste Step wäre nämlich in der Tat irgendwann die Professionalisierung eines Konzepts. Da Alex idealtypisch einen echten Job hat und das Ganze nebenher betreibt, muss man sich keinen Kopp drum machen. Stellvertretend für viele andere Blogger.
Das Design vom Blogwerk ist ja extrem fad (Fokusiert hab ich jetzt aber trotzdem abonniert). Da sollte doch wohl jedes Blog seinen eigenen Charakter haben dürfen, die Buttons auf die anderen Blogs find ich sogar überflüssig weil sich die gemeinsame Leserschaft wahrscheinlich um Bereich einiger Dutzend bewegt.
Da fällt mir auf, ab wievielen Blogs darf man sich Medienkonglomerat nennen? Reichen da meine vier oder fünf schon?
Ist „Econy“ tatsächlich schon 1998 (ich dachte 2000) eingestellt worden ?
Und für die „Weiterabonnenten“ gab es doch diesen silbrigen Jojo …
Blogs werden dann (durch Besucher, durch Werbetreibende) „frequentiert“, wenn sie einen Zusatznutzen bringen. Allein die Aussage „Ich bin jung und brauche das Geld … es wurden auch andere Publikationen durchgefüttert“ dürfte wohl keinem hinterm Ofen hervorlocken.
Irgendwie möchte man die Früchte einer (Medien-)Revolution ernten, ohne „revolutionär“ zu sein. Es ist doch bemerkenswert, daß kaum einer „inhaltlich“ argumentiert. 😉
Design hin. Navigation her. Synergien drumherum. Was ich an den Blogwerk-Blogs schlicht und einfach liebe, ist dieses komische Ding namens…
äh…
äh…
…Content! Davon gibt es dort reichlich. In einer Qualität, von der sich viele andere Problogger m.E. ne dicke Scheibe abschneiden könnten. Man schaue sich mal an, was z.B. in Neuerdings über einige Mac-Neuheiten und den EEE zu finden ist. Zu einem Zeitpunkt, an dem die meisten anderen deutschen Blogs noch von US-Blogs oder gar von Pressemeldungen abschreiben, haben die Neuerdingser sehr oft schon ein Testgerät in den Fingern, das sie nach Strich und Faden auseinander nehmen. Mehr Konzept brauche ich eigentlich gar nicht…
Econy wurde tatsächlich sowohl 1998 als auch 2000 eingestellt. Lustig.
„die Buttons auf die anderen Blogs find ich sogar überflüssig weil sich die gemeinsame Leserschaft wahrscheinlich um Bereich einiger Dutzend bewegt.“
crossmarketing 😉 also ich denke schon dass das was bringt. kann doch auch eine frau z.b. das frauenblog lesen und sich auch für fotografie aus dem fokussiert blog interessieren.
die idee mit einem blog zu starten und dann langsam drum herum auszubauen finde ich gut. aber ich denke das ist ein langer prozess eben so wie auch blogwerk es beschreibt: am anfang wird da noch nicht viel drumrum kommen aber mit der Zeit wird das dann schon mit den schwarzen Zahlen.
das was softwareguide macht und du angesprochen hast Rob mache ich bei meinem blog im moment ähnlich. Auch die Idee den Blog aufbauen und Forum etc. drumrum zu bauen. Naja bei mir is nur bisher noch nichts los – aber is ja auch noch frisch das Pflänzchen 😛
Ich denke die USA sind uns im Bereich Blog und Blog-Geldverdienen um einiges weiter. Hat man ja an der Liste gesehen wieviel die einzelnen Blogs wert sind.
die reine Mathematik ist und kein Mensch sich dafür finden wird, dafür Geld in der abstrusen Höhe auszugeben…
[…] 83 (21%) medienlese.com (6 vor 9): 61 (15%) basicthinking: 46 (12%) massenpublikum.de: 14 (4%) turi2-blog.de: 12 (3%) leu.fm: 10 […]
Hiho Robert,
erstmal vielen Dank für einen mal wieder exzellenten Artikel!
Hier noch meine 2ct:
zum Thema Blogstruktur: ein sehr guter Punkt, über den ich mir auch schon Gedanken gemacht habe. Die Bildung von statischen Seiten um das Blog herum ist auf jeden Fall eine sehr gute Idee. Und ich stimme Dir zu, dass das i.d.R. erst im zweiten Schritt der Blogentwicklung erfolgen dürfte / sollte, also nach der Profilbildung.
Eine sehr einfache Möglichkeit, seine besten und wichtigsten Artikel nicht vergammel zu lassen wäre auch eine einfache Sidebox mit dem Titel „Meine Besten Artikel“ oder „Bestseller“ 😉 Das müßte man aber mal Austesten…
Zum Thema Content: das „Abschreiben“ und Durchreichen von Content sehe ich auch als großes Problem und als Herausforderung in der Blogosphäre. Was bringt es, wenn 1000de Blogs über die Veröffentlichung von WordPress 2.5 berichten, aber kaum jemand etwas eigenes dazu schreibt?
Ein Blog ist wie ein Unternehmen. Deshalb sind auch hier die wichtigsten Punkte: Kundennutzen & Alleinstellungsmerkmal (!).
@8 ansgar
in der tat ein interessanter artikel. und ansgar, ich stimme dir zu, dass das abschreiben und durchreichen von content mit eine der größten herausforderungen in der blogosphäre ist. ich nehme mich da garnicht aus – hin und wieder kommt man auch in einem themenblog wie cultpilot.de fast nicht drum herum. trotz des viel höheren aufwands versuchen wir aber verstärkt eigenen content anzubieten – und das schlägt sich mittelfristig dann auch in der leserbindung nieder. im artikel ist ja das verhältnis besucher:pi’s ein thema. bei uns liegt das derzeit je nach tag zwischen 1:5 und 1:20.
deshalb denke ich auch: ganz klar die wichtigsten punkte sind kundennutzen, vertrauen, verlässlichkeit und alleinstellungsmerkmal!
@Alle: Was die genannten Punkte zum Design angeht: Ihr rennt offene Türen ein, wir bauen es gerade um.
@Thomas, #9: 1:20, wirklich? Ich sehe bei cultpilot.de auf einen schnellen Blick nichts, was das erklären würde. Habt Ihr da irgendwo Bilderstrecken versteckt? 😉
@florian #10:
antwort mit verzögerung, da virusinfiziert (grippal)…
nee, bilderstrecken haben wir nirgends versteckt. ich erkläre mir das auch eher so, dass unsere leser durch die spezialisierung auf den kulturbereich angesprochen werden. und wer sich für filme interessiert, den interessiert vielleicht auch, was es an büchern, musik etc. neues gibt. somit würde sich die starke themenfokussierung zumindest in unserem bereich „auszahlen“…
es ist halt auch wirklich so, dass im kulturbereich außerhalb der „etablierten“ medienseiten noch relativ wenig zu finden ist.
Blogwerk ist leider in Schwierigkeiten. „medienkonvergenz“ wurde durch den Bullshit-Bingo-Blog „netzwertig“ abgelöst. „fraulich“ wurde eingestellt. „medienlese“ leidet spürbar ohne den sicheren Wert Ronnie Grob. „neuerdings“ kann sich nicht genug von Konkurrenten im gleichen Segment abheben. „imgriff“ ist zu einem Linkblog verkommen. Die privaten Blogwerk-Weblogs sind nicht mehr verlinkt. Ich bin ein vollkommener Outsider und hoffe deshalb, die Zeichen stehen nicht so krass auf Sturm wie aussieht!
Passend die Zahlen der Stagnation: http://netreport2.wemfbox.ch/angebotchart.php3?angebot=878&von=200704&bis=200804