Sonstiges

Musiker und ihr gerechter Lohn

Martin verweist per Blog-Kommentar auf eine interessante Grafik, die aufzeigt, wer in der Musikbranche wieviel verdient.

Erstaunlich, so verdient der eigentliche Künstler, also im Idealfall der alleinige Produzent der Musik, lediglich 64 Cent pro verkaufter CD. Da es aber keinen Idealfall gibt, sondern mehrere Musiker an der eigentlichen Produktion eines Musikwerks beteiligt sind, teilt sich die Summe nochmals in kleinere Teile auf:
Einnahme pro CD

Und pro Song sind es nicht mal 6 Cent:
Einnahme pro Song


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Nun stelle man sich vor, Du würdest eine Firma betreiben und alles, was Du herstellst, wird Dir mit 4% vom Endkundenpreis vergütet. Würdest Du das Unternehmen dennoch auftun? Hängt davon ab richtig, wie tief die vertikale Prozesskette gegliedert ist, allerdings muss das schon ein netter Markt sein, um sich in das Abenteuer zu stürzen. Bei der Musikindustrie hat sich zu Ungunsten des Künstlers eine recht tiefe Staffelung ergeben, Künstler haben demnach Leistungen nie im großen Maßstab ingesoured, sondern stets outgesourced. Weil sie angeblich keine Ahnung von Marketing, Vertrieb, Rechtswesen, Finanzen, Personal und dem Handel per se haben. Und die eigentlichen Unternehmer können das also auch nicht oder etwa doch? Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sich Künstler naiv am Markt verhalten haben. Wie sonst soll man sich erklären, dass die Einnahmen der outgesourcten Rechnungsabteilung = GEMA mehr als doppelt so hoch sind? Die im Grunde genommen nicht mehr als für die Rechnungsstellung zuständig sind? Stell dir einfach vor, dass du ein Buchhaltungsunternehmen beauftragst, deine Einnahmen zu verwalten und von 100 Euro bekommen die mehr als 60 Euro, während dir weniger als 40 Euro verbleiben. Ziemlich teuer der Spaß. Jetzt kommt aber noch die Kreditkartengesellschaft hinzu, da deine Songs nur per Kreditkarte online bezahlbar seien. Die wollen auch ihren Kuchenanteil, yada, yada, sie heulen und flennen, wie schwer es ihre Kinder haben, die durchgefüttert werden wollen. Also erweicht dein Herz: Von den 100 Euro gehen damit ausgehend von obiger Grafik 64 Euro an die Kreditkartengesellschaft, 26 Euro an die Buchhalter und 10 Euro in deine Tasche. Wahnsinn, 64% an den Bezahlsystemprovider. Der muss aber einen höllisch guten Salesman haben, der Junge ist Platin wert und sollte in der Stromindustrie schaffen:) Usw usf… Irrsinn!! Liebe Musiker, ich habe den Eindruck, dass ihr Euch habt besch… lassen:)

An dieser Stelle kommt der Gedanke, wie es denn aussehen würde, wenn sich 10 Musikgruppen zusammenschließen und die wesentlichen Leistungen insourcen, indem sie selber ihr eigenes Personal für Finanzen, Marketing, Rechtswesen und Vertrieb einstellen? Und dadurch ihren Mangel an Fähigkeiten und beschränkten Ressourcen wie jeher klassische Unternehmer durch ingesourcte Arbeitsteilung kompensieren? Vorteil des Insourcings von Leistungen ist, dass man für Kosten aufkommt, nicht aber mehr wie beim Outsourcing zusätzlich auch noch für Risiko- und Gewinnzuschläge, die externe Dienstleister zurecht verlangen müssen.

Zumal sich dank dem Netz ein direkter Vertriebskanal aufgetan hat, so dass man nicht mehr alleine nur auf den phyischen Handelsdistributionsweg angewiesen ist und sich auch dort einiges einsparen lässt. In der Gameindustrie sind Anbieter wie Steam im Kommen. Dort werden ebenso wie in der Musikindustrie Spiele digital verkauft. Und nicht mehr über den superteuren Handel, wo euch die Platzierungskosten die Haare vom Kopfe fressen.

Grafik von Amke Block (b10ck.de) und Olga Hottes (netzwelt.de)

Update: Siehe auch Artikel Von Musik leben können auf Headspins

Über den Autor

Robert Basic

Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.

65 Kommentare

  • deswegen machen immer mehr bands ihre eigenen labels auf, siehe grand hotel van cleef mit tomte und kettcar. und dazu kommt ja noch, dass von der gema im idealfall auch noch was zurückkommt.

  • Zieht die GEMA nicht das Geld ein, um ihrerseits die Künstler (Autoren und Komponisten – nicht aber Interpreten) zu bezahlen?

    Ist schon richtig, viele Künstler, vor allem der neueren Generation vermarkten sich im Web direkt und selbst (d.h. es steckt im guten Fall eine „kleine Agentur“ dahinter, jedoch keine Industrie).

    Fazit davon: Wesentlich geringere Aufmerksamkeit, weniger Medienauftritte. Aber halt: höherer Anteil an den Einnahmen. Ab wann sich das rechnet müssen die Künstler selbst entscheiden. Selbst die bekannten Künstler der neuen Generation leben vermehrt vom Eventgeschäft, also Live-Auftritte allerorts, nicht mehr vom Verkauf ihrer Stücke.

    Das tolle aber: Sie können heute diesen Weg wählen. Wie schwer tat sich Prince noch vor Jahren damit?

    Ich findes es sehr interessant, was sich da für ein neuer Microkosmos auftut und wie es sich entwickelt.

  • Nur so en passant: Schreiber verdeinen wenn sie Bücher amchen auch nicht mehr als 3-5%. Nur in seltenen Fällen udn bei Bestsellern sind es mehr.

  • Das ist nicht nur in der Musikbranche so.

    Autoren, Übersetzer, Schauspieler (die Normalos), Tänzer, Maler, Sänger, Drehbuchautoren, Kreuzworträtsel-Erfinder, Grußkarten-Texter, Heftchenschreiber, viele der freien Journalisten und was weiß ich noch wer alles , fast alle „Kulturschaffenden“ werden vom jeweiligen „Kulturbetrieb“ beschissen. Bis auf die paar Stars und bei der bezahlten Bloggerei ist das nicht anders, die dann auch immer kolportiert werden. Das gilt übrigens auch für Hollywood. Man nennt das dann Bohème. Es gibt Leute, die dann auch noch Stolz darauf sind dazuzugehören.

    Das liegt aber nicht am schlechten Marketing oder sonst etwas, sondern an einer gesellschaftlichen Grundhaltung.

    Die Gemma war auch einmal als Flatrate angedacht, funktioniert aber nicht.

    Und die nächste Branche weiß auch nicht, was sie tun soll.

    http://www.literaturcafe.de/raupkopien-halten-autoren-vom-schreiben-ab/

    Vielleicht sollten wir aufhören, alles was mit „Kultur“ zu tun hat, unternehmerisch zu betrachten oder ausschließlich kulturisch-erhaben. Frag mich nicht wie.

    Zum Beispiel Musik nicht „nur“ wahrnehmen als die Hits der …Jahre.
    Statt 140 Euro für eine hochgehypte Band zu blechen mal 12 Euro für eine Indie-Band hinlegen oder das Konzert in der Kirche um die Ecke. Und dann auch noch darüber bloggen. Über die Bilder, die in der Altstadtkneipe an der Wand hängen, über Videos, die bei Sevenload keiner ansieht und die NICHT luschdisch sind.

    So was würde helfen, glaube ich. Kein Bildblog, kein Watchblog von was weiß ich welchen Annewillrs, sondern“watching the Indies“ oder sowas.

    Nur so eine Idee.

  • Ganz spannendes Thema. Ich bin der festen Überzeugung, dass eine gewisse do-it-yourself-Einstellung bei Musikern heute sehr sinnvoll ist. Das erkennen auch immer mehr von ihnen und so gibt es, wie Moritz richtig sagt, immer mehr kleine Indie-Labels. Wie professionell die jeweils betrieben werden, sei mal dahingestellt. Noch wichtigere finde ich aber den Punkt, den satyasingh schneidet: Andere Monetarisierungskonzepte.

    Wenn Musik eben für fast jeden kostenlos (wenngleich illegal) zugänglich ist, dann muss man sich nach Alternativen umgucken. Konzerte sind da sicherlich von immenser Bedeutung – nicht umsonst sind Madonna und Jay-Z mittlerweile bei einem Konzertveranstalter statt Label unter Vertrag. Weitere Quellen können Werbeverträge, Lizenzen, Merchandising und andere innovative Wege sein.

    Kombiniert man dies mit einem ausgeprägten Insourcing von Leistungen und nutzt in Marketing und Distribution tricky das Internet, kann man als Künstler von seiner Musik sogar mit einer relativ kleinen Fanbase leben. Habe dazu auch mal einen Artikel geschrieben. Vielleicht in dem Zusammenhang ganz interessant

  • das grundproblem ist doch das medium. der tontraeger eignet sich viel mehr als ein wirtschaftliches gut, als zum beispiel ein konzertticket. eine cd kaufen mehr leute und es verdienen auch mehr dran (bzw wollen).

    der eigentlich sinn einer band ist doch musik zu machen und sie vor anderen spielen. zu mindestens sehe ich das so. die ausbeutung ueber einen tontraeger ist schlichtweg nur eine misstand der sich ueber jahre potenziert hat. darum finde ich die entwicklung, auch wenn sie vielen den job kostet, im kuenstlerischen sinne gut. die musik wird wieder auf das runtergebrochen was sie eigentlich schon immer war. die cd sollte ein mittel sein, die konzerte zu promoten und bekannt zu machen. nicht andersrum.

  • auch wenn Live-Musik die Krönung ist, kann es nicht sein, dass die Distribution von Musik eine untergeordnete Rolle in Deiner Vorstellung zukommt. Menschen lieben Musik, Konzerte sind doch ungleich schwerer zu „erstehen“.

  • tom hat absolut Recht. Robert, genau die Einstellung, Musik „erstehen“ zu können, als Ware, hat zu all dem Mist erst geführt. Musik nur noch wahrzunehmen als Befüllmittel für CD-Presswerke. Als Unterlage für DJ’s, die auch noch als Künstler gelten, nur weil sie Musik in einer bestimmten Reihenfolge auf einem Abspielmittel laufen lassen.

    Die Szene in Deutschland ist übrigens deshalb oft zu öde, weil es keine Club-Szene gibt, in denen junge Musiker wirklich einmal ihre Musik testen können, weil alles nur über Datenträgerverkauf lief und der wird eben irgendwie gesteuert. Die Hits der….

    Noch mal zu gemma: Das ist eigentlich eine Verwertungsgesellschaft für Komponisten und Liedtexter. DAS sind nämlich eigentlich die großen Verlierer. Um bei deinem Beispiel oben zu bleiben: Was glaubst Du verdient ein Liedtexter?

  • Na ja, es sind die BWLer, die die Preise machen 😉
    Man könnte auch sagen, dass Kreativitäötspädagogik den Sinn dafüür schrärft, was sowas wert ist. #neuesargument.

  • @ mikel: Das passiert ja schon, aber man darf auch nicht umgekehrt in den Irrglauben verfallen, jeder Indie-Künstler produziere berichtenswertes Zeug, nur weil er nicht bei einem Major unter Vertrag steht oder eine Einzelausstellung in einer bekannten Galerie hat. Die Zusammenstellung „wenig Spitze – viel Durchschnitt – wenig Bodensatz“ greift doch auch hier, oder?

  • Ich kann Robert nur zustimmen. Um mal Toms und Mikkel aufzugreifen, ich würde sagen, dass eure Argumentation das Problem zu stark vereinfacht. Bisher hat die Distribution von Musik meiner Meinung vor allem dazu geführt, dass sich Musik verbreiten kann und auch Künstler davon leben können, auch wenn es nicht alle sind, das liegt aber naturgemäß in der Sache selbst.

    Das ganze System in Frage zu stellen, führt meiner nach am Ziel vorbei. Wichtig ist doch in erster Linie, dass die Musiker und Bands den Veränderungen Rechnung tragen und sich auf sie einstellen.

    Ich glaube es gibt da mittlerweile so interessante Möglichkeiten im Internet, die es auch gerade den kleinen Indie-Labels und Musikern ermöglichen ihre Musik an die Fans zu bringen, so dass wenn sie es geschickt anstellen auch gut oder in Zukunft vieleicht sogar besser davon zu leben können. Man darf ja auch nicht vergessen, dass der ganze digitale Musikvertrieb im Internet trotz toller Möglichkeiten noch immer in den Kinderschuhen steckt, aus denen er aber irgendwann heraus wachsen wird.

  • @kiki: Ja klar, aber genau das kann man auch schreiben.

    Nach dem Motto: Mann, dieser Käse na der Wand des Bistro Hobelwisch ödet mich so na, dass ich doch noch den Wirt wechseln muss, wenn nur nicht die Bedienung so hübsch wär oder:

    Welcher Gitarrenlehrer hat dieses Monster auf meine Ohren losgelassen.

    Mir geht es um das Enstehen einer vernetzten Szene. Blogs in den denen auch mal sowas steht.

    Und nicht nur für die ober 500, wie da: http://www.nachtkritik.de

  • Sehr interessanter Artikel, allerdings ist die Grafik nichts Neues. Es gibt schon sehr alte Zahlen von Steve Albini, die ähnliches besagen (http://www.negativland.com/albini.html).

    Ich würde dem Aspekt: Insourcing oder Outsourcing noch gerne eine Facette hinzufügen: Die Künstler haben alles outgesourced. Und zwar alles an *einen*. Daher war die Musikindustrie in der Lage, sich diese unverschämten Prozentsätze zu verlangen; niemand konnte die Kalkulation durchschauen. Man hatte als Musiker ja keine Chance, der Regalplatz war begrenzt und den bekam man nur indirekt über die großen Labels (zumindest den Vertrieb musste man über die machen). Das Problem mit dem begrenzten Regalplatz hat man nicht mehr (Long Tail), man braucht „nur noch“ ein Lager, über das man Amazon und Bol.de beliefern kann, macht man nur online, nicht einmal das.

    Damit ist die Basis gelegt für eine völlige Umgestaltung der ganzen Industrie. Insbesondere der Aspekt, alles an einen zu geben, ist Quark. Transparenter und besser und sinnvoller ist es für den Musiker, sich die Teile einzeln zu kaufen:
    Einen Rechtverwalter/-aufpasser, der sich um Lizensierung und GEMA kümmert.
    Eine Konzertveranstalter und Organisator, falls man eine Tour machen möchte
    Einen Distributor, der die CDs handelt
    Einen Distributor, der sich im Online-Vertrieb kümmert,
    Eine PR-Agentur, für die Öffentlichkeitsarbeit (und die Bestechung der DJs 😉 )
    Einen Webdienstleister, einen Communitymanager, etc. pp.

    Was man als Band/Künstler selber machen möchte, macht man selber, das andere kauft man sich (wie jede andere Firma) ein. Und zwar einzeln und bei Bedarf. Mit maßgeschneiderten Lösungen und Preisen, die der Markt (=Wettbewerb) macht. Und der multinationale Konzern auf der Gegenseite, der noch nicht verstanden hat, dass seine Darseinsberechtigung eigentlich nur der begrenzte Regalplatz war …

  • @ mikel. Bezüglich der DJs: Vorsicht! Wenn man keine Ahnung hat… du kennst den Spruch? Wenn du auf Gitarrenmusik stehst, dann bedeutet das noch lange nicht, dass du andere Musikarten, in denen die DJ-Kultur ein essenzieller Bestandteil ist, in dieser Form diskreditieren darfst. Insbesondere DJs die auf Vinyl setzen und Labels die diese beliefern haben mit den Problemen der Musikindustrie nur am Rande zu tun. DJs bezahlen in der Regel für ihre Musik weil es entweder eine Erwerbsgrundlage ist oder weil sie eben nicht einfach nur Konsumenten sind. In dieser Form ist eine Vinyl-Platte auch kein bloßer Datenträger sondern tatsächlich eine Art Instrument. Also bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.

    Grüße
    Henric

  • Ob sich die Künstler haben besch**en lassen, lass ich mal dahingestellt. Aber ist es nicht so das man als Künstler, bevor es den Vertriebsweg Internet gab kein andere Wahl hatte als sich mit den Plattenfirmen einzulassen? Diese Macht über die Distributionskanäle hat doch zu dieser Quasi-Monopol-Stellung der Plattenfirmen geführt.

    Interessant finde ich dabei den Aspekt, das ja normalerweise keine neuen Anbieter (also jetzt Künstler/Schreiberlinge/Kreative) auf den Markt treten wenn die Gewinnerwartungen so gering sind. Da ist dann wieder von Boheme die Rede. Der Anreiz ist aber trotzdem da, da jeder von dem Lotto-Gewinn des Superstars träumt. Ich frage mich gerade ob das ökonomisch überhaupt zu erklären ist. Vielleicht ist es auch eher eine kulturelle Fragestellung. Warum wollen so viele Kids reich und berühmt werden?
    Das es weiterhin immer noch Künstler und Kids gibt die davon träumen reich und berühmt zu werden hat dann auch dazu beigetragen, dass dieser unglaubliche Verhandlungsmacht der Plattenfirmen nicht gebrochen werden konnte. Willst du mehr Geld nehm ich das andere Blondchen…

  • Die GEMA muß man allerdings auch noch zur Künstlerentlohnung rechnen, da sie ja die Abgeltung der Urheberrechte übernimmt. Ich glaube nicht, daß das nur die Gebühren für deren Rechnungslegung sind. Wenn jemand also seine Songs selber schreibt, ist das Bild doch ein wenig anders. Im übrigen ist das wirtschaftliche Problem, daß Label-Marketing Künstlermarken aufbaut und damit Anreize zur Vermeidung der „Ausbeutung“ des VC/Labels vertraglich getroffen werden müssen. An dieser Struktur wird sich nichts ändern, solange in der Industrie signifikantes Up-Front-Marketing notwendig ist.

  • @egghat: Die Musikindustrie nur als Outsourcing-Dienstleister zu betrachten, den man einfach wieder insourcen und damit überflüssig machen könnte, greift ein wenig zu kurz. Zumindest die Labels (31%) sind ja auch so eine Art Wagniskapitalgeber (oder waren es jedenfalls in den „goldenen Zeiten“), und wollen für ihr Risiko auch was zurückbekommen.

    @Henric: Mal abwarten was passiert, wenn sich Digital-DJ-Systeme auf breiter Front durchsetzen und auch da Vinyl ersetzbar wird durch beliebig kopierbare Digitaldateien.

  • Der verlinkte Artikel beschreibt und in den Kommentaren wurde es auch schon genannt. Der GEMA-Anteil geht auch an die Künstler (wenn auch nicht komplett).

  • Da es gerade Thema war, aber nix Genaues genannt wurde, habe ich mal schnell nachgeschaut:

    Auszug aus dem GEMA-Geschäftsbericht von 2006:

    Die Gesamterträge der GEMA für das Jahr 2006 liegen bei € 874,4 Mio. und damit radikaler Veränderungen der Musikmärkte € 22,2 Mio. oder 2,60 % über dem Vorjahr. Gleichzeitig hat die GEMA effizient und kostenbewusst gearbeitet, so dass der Kostensatz mit 13,92 % unter die 14 %-Marke gesenkt werden konnte (gegenüber 14,12 % in 2005)

    Download als PDF

    Und weil es auch oben angesprochen wurde auch gleich noch für die „Schreiberlinge“:

    VG WORT im Portrait

    So lagen die Verwaltungskosten in den letzten Jahren durchsschnittlich unter acht Prozent – im letzten Geschäftsjahr (2003) z.B. bei 7,29 % (2002: 7,46 %, 2001: 7,69 %, 2000: 8,50%) – der Inlandserlöse. Anders gesagt: Von jedem Euro, den wir einnehmen, gehen circa 92 Cent an unsere Autorinnen, Autoren und Verlage.

    Was die Situation für die Künstler und Kreativen natürlich ein wenig verbessert, aber nicht signifikant. Und schon gar nicht für die kleineren…

  • […] Das hat freundlicherweise Jemand Anders gemacht. Gefunden habe ich das bei Robert Basic: Musiker und ihr gerechter Lohn.Basic ThinkingMusik Copyright Persönliche DatenName:Webseite:KommentarMangels php auf dem Webspace […]

  • @Nico (24):
    Naja, das ist ne Hobbyband, da schaut man nicht auf die Einnahmen, solange man Spaß dran hat.

  • @flawed (#20)

    Der Musiker nimmt keine Risiko?!?

    Wenn du schon Wagniskapital als Vergleich nimmst (meine Analogie wäre Dienstleister gewesen), dann wäre eine Übernahme von 88% durch den Wagniskapitalgeber (entspricht der Verteilung 31 zu 4 %) in der ersten Finanzierungsrunde äußerst ungewöhnlich. Ich würde das nicht als Wagniskapitalgeber bezeichnen, sondern als Ausbeuter.

  • links for 2008-04-10…

    Basic Thinking Blog | webzwoblog Film
    (tags: icommented 2.0 web video)

    netzpolitik.org: » Resummee: re:publica´08 » Aktuelle Berichterstattung rund um die politischen Themen der Informationsgesellschaft.
    (tags: icommented re-publica)

  • Leidenschaftliche Musiker musizieren in erster Linie nicht zum Geld verdienen. Das ist nur notwendiges Übel zum Überleben. Die Kohle ist sehr lange sekundär, Hauptsache es reicht für einen Satz neue Saiten und hier und da ein neues Instrument oder so. Künstler kann man nicht mit rationalen Maßstäben begreifen.

  • unabhängig davon, ob der Künstler nun genug oder zu wenig verdient: Mich wundern die Zahlen ein wenig…
    14% Umsatzsteuer? Und die GEMA erhält i.d.R. pro verkaufter CD etwas um 11% (bei Majors ist der Deal etwas anders)…

    daher frag ich mich grad, wie richtig sind diese Zahlen?

  • #5
    Das ist richtig und wird auch so bereits von vielen (sehr guten) Blogs umgesetzt. Dazu möchte ich kurz etwas anmerken: Dazu braucht es einen sehr langen Atem und viele Jahre mit mageren Besucherzahlen. Die Masse der Blogleser rezipiert so etwas nicht. Die wollen nicht den langen Weg einer Amy Winehouse, Duffy oder wen auch immer verfolgen – die hören 2007 ihre Amy Winehouse (weil TV, Radio und SpOn es ihnen vorhypen) und machen sich gar nicht erst die Mühe, die vielleicht schon 2004 zu entdecken…

  • > 14% Umsatzsteuer?

    Ja, die Aufstellung ist vermutlich schon ein wenig älter, da gab es noch 16% Mwst. und die entspricht ca. 14% des Verkaufspreises:

    Ein Produkt für 116 EUR (brutto) enthielt 16 EUR Mwst. (116/1.16=100)

    Diese 16 EUR Mwst. machen aber nur insgesamt etwa 13.8% der Gesamtsumme aus (16/116 * 100).

    Das Spielchen sieht mit 19% Mwst. entsprechend anders aus und man kommt auf ungefähr 16% des VK. Womit die Verwirrung dann komplett wäre, oder alle Klarheiten bedeitigt… 😉

  • Deswegen bin ich kein Musiker geworden…
    Naja, so ganz stimmt das nicht… um ehrlich zu sein hatte ich einfach nicht das Talent dazu 😉

  • #34
    danke für die Aufklärung…. lang lebe die Vorwärts und Rückwärtskalkulation… 😉 Wobei dann immernoch die Sache mit der GEMA offen ist… aber nun gut… für die Prüfung verlasse ich mich auf meine Zahlen… cheers

  • @Will Sagen (30):

    Das halte ich für eine sehr romantisierende Vorstellung vom Musikersein, und nicht wirklich realistisch.
    Ausserdem hat sie in diesen „Zukunft der Musikindustrie“ immer ein wenig den schalen Beigeschmack und Raubkopierer-Apologetik in dem Stil „Für CDs bezahlen? Richtige Musiker wollen doch eh kein Geld verdienen!“
    (Ohne Dir konkret unterstellen zu wollen, das so gemeint zu haben)

    @egghat (27):
    Ich kenne mich mit richtigem Wagniskapital nicht ausreichend aus, aber: Üblicherweise haben Musiker halt nicht das Kapital, das vonnöten ist, um die ganzen Dienstleister in der Produktions- und Promotion-Maschinerie zu bezahlen, also muss es irgendwo her kommen. Bislang war das eine wichtige Aufgabe der Labels.

    Ich kenne auch keine genauen Zahlen, stelle mir aber durchaus vor, dass das Label über 80% des Kapitalbedarfs schultert. Ob das am Ende auch einer 80%igen Übernahme oder 80%igem Aufteilung der Einnahmen entsprechen sollte, steht auf einem anderen Blatt.

  • @flawed: Ich verstehe Deinen Punkt. ABER mein Punkt ist eigentlich (und auch deshalb) ein anderer: Die meisten Musiker brauchen nicht die komplette Marketingmaschinierie, die die Musikindustrie zugebenermaßen hat. Sondern nur Teile davon. Dann kann sich die Band selber um die Tour kümmern wenn sie Lust hat. Oder das Social Networking und die Website (was in Zeiten von Myspace nur noch Zeit kostet). Oder oder oder.

    Ganz nebenbei bin ich mir ziemlich sicher, dass die Marketingmaschine an Macht verliert. Die Macht der One to Many Medien nimmt ab. Und da setzte die Marketingmaschine an. Da kam man als kleiner Musiker nicht ran. Aber an Blogger z.B. kann heute jeder Musiker selber rantreten. Bei Many-To-Many Medien wird die ganze Machtbalance neu austariert. Hype Machine als Musik Blog Aggregator ist DIE Zukunft in dem ganzen Geschäft.

  • Nun überlege man sich, wen man unterstützt wenn man Originale kauft.
    Die Künstler oder Organisationen die die Fans der Künstler lieben gerne alle verklagen würden.
    Für mich war das auch der Grund keine einzige CD mehr zu kaufen wenn das Label oder der Distributor irgendwelche IFPI/RIAA Verbindungen hat.
    1. sind das eher kleinere Labels
    2. entstehen Einsparungen schon dadurch, das keine Abgaben vom label an diese idiotischen nutzlosen Vereinigungen gezahlt werden.

  • […] die Musikindustrie wettere – eigentlich verdient die gar nicht so schlecht. Zumindest einige Teile. Label, Vertrieb und Handel verdienen zusammen 72% an jedem verkauften Album. Der Künstler lediglich 4%. Man muss sich allerdings fragen, wer eigentlich den meisten Mehrwert […]

  • ich mag jetzt nicht gerade lockker daher kommen, aber ökonomisch betrachtet schwimmen sowohl den musikern als auch den großen labels die fälle weg.
    der markt hat sich verschoben. die großen künstler die sich 30 wochen und mehr in den top fünf halten gibt es nicht mehr. weil man im netz alles findet kauft man mehr unterschiedliche musik, entfernter vom mainstream. die ehemals große marketing maschinerie anzuwerfen seitens der großen labels lohnt sich für eine bestimmte band nicht mehr. statt dessen müssen sie für eine vielzahl von bands eine abgeschwächte promotion fahren. damit explodieren aber die kosten, weil für jede dieser bands ein eigenes konzept etc. her muss. die großen labels werden mit dieser entwicklung des marktes evtl. sogar umsatzzuwächse erziehlen, aber die kosten steigen stärker als diese zuwächse. Hier gehts also bergab.
    auf der anderen seite sind da die künstler, die mehr und mehr selber aktiv werden. jedoch ist eine vermarktung über das internet allen offen. jede band hat also die möglichkeit auf sich aufmerksam zu machen und die beim kunden wahrgenommene vielfalt an guten bands nimmt stetig zu. kurz: der konkurrenzdruck steigt und die preise geraten unter druck. der künstler kann also mit eigenem engagement auf der kostenseite sparen, verliert jedoch beim um- bzw. absatz. hier geht es auch bergab.
    allein der online-handel kann gewinnen, wenn es ihm gelingt mit geringen kosten auf eine vielzahl von verfügbaren interpreten hinzuweisen. ich denke, dass itunes die kostenseite gut unter kontrolle hat. gelingt es hier nutzen für den musiksuchenden zu schaffen und den absatz weiter zu steigern lässt sich viel geld verdienen. hier geht es bergauf.
    meine tendenz für die zukunft ist: keine megastars mehr – viele musiker im segment wo man gut leben kann und noch viel mehr die nichts daran verdienen, aber mit eigenem engagement und dem netz eine fangemeinde aufbauen können(ist das etwa nichts?).
    ähnlich sehe ich es in den fotografen und der schreibenden zunft.

  • Wenn deine Idee stimmt, dass die Marketingmaschine überlebt hat, dann kannste die Musikindustrie vergessen. Die hat nämlich davon gelebt, dass sie mit pompösen Marketing bestimmte Künstler gehyped hat und dann inkurzer Zeit viele Platten verkauft wurden. Damit hat sie den Kampf um die raren Plätze in den CD-Läden gewonnen. Früher machte es einen entscheidenden Unterschied, ob 50.000 CDs in 3 Wochen oder 3 Monaten verkauft wurden. Bei drei Wochen lohnte sich der Regalplatz, bei 3 Monaten nicht.

    Allein durch die Tatsache, dass Regalplatz immer unwichtiger wird (der Großteil läuft über den Versand oder komplett digital), wird die Marketingmaschine unwichtiger. Und damit wird die Musikindustrie unwichtiger, wenn nicht gar überflüssig.

    Ich teile übrigens deine Meinung in Bezug auf die Presse und Fotografen nur eingeschränkt. Hier werden die Prozesse langsamer ablaufen und dieses Zerfasern des Marktes länger dauern. Allein schon deswegen, weil es keinen digitalen Vertriebsweg für Zeitungen/Zeitschriften gibt. Für Musik aber schon.

  • @costello83

    Ich gebe Dir bei deiner Beschreibung der Situation vollkommen Recht. Auch deine Prognose, dass es künftig weniger Stars und (mehr?) Künstler geben wird, die von ihrer Musik anständig leben können, würde ich so teilen. Allerdings denke ich, dass sich ein Künstler (eigentlich egal ob Musiker, Maler oder sonstiges) künftig zunehmend andere Erlösquellen suchen muss, jenseits des Musikverkaufs.

    Wer also gut darin ist, sich auch jenseits seiner eigentlichen Kunst gut zu vermarkten, wird es deutlich einfacher haben. Das mag man aus künstlerischen Gesichtspunkten zwar traurig finden, etwa wenn ein Musiker sich für Werbekampagnen „hergeben“ muss, wenn es allerdings dazu führt, dass er seine Popularität insgesamt als Einnahmequelle nutzen kann und dadurch weiterhin gute Musik machen kann, die alleine nicht ausreichen würde, um sein Leben zu finanzieren, bin ich gerne bereit, dies zu akzeptieren

  • […] noch ein Tipp an die Geldhamster: Wer Kohle machen will, gibt sich nicht mit Verträgen ab, denn da springt sowieso nichts raus. Nehmt euch ein Beispiel an try^d. Gute Musik, total beliebt bei Jamendo und kostenlos (Dank CC) […]

  • Was man bei der Diskussion über die Möglichkeiten der Eigenvermarktung der Künstler über das Netz nicht vergessen sollte – es gibt einen gewissen Kostenblock, den man nach wie vor einfach zu stemmen hat.

    Als Newcomerkünstler ist man nach wie vor auf die Gunst der Medien angewiesen und so ziemlich alle Medien außer den Blogs (sprich, Radio, TV, Onlineredaktionen, Print), aber auch die lokalen Veranstalter und Festivalorganisatoren denken immer noch in physischen Alben. Ohne offiziellen Release keine Berichterstattung, ohne Release in vielen Fällen auch keine Konzerte. Die Story mit „wir bestreiten alternative Wege, verschenken unsere Musik und wollen die Leute für unsere Konzerte begeistern“ ist medial leider erst mal abgefrühstückt, hier muss man sich etwas neues einfallen lassen, dadurch dass das gefühlte 23.495 andere Bands über MySpace und Co dies ebenfalls praktizieren. D.h., hier muss man sich erst mal etwas anderes einfallen lassen.

    Will ich mich als Künstler professionell selbstvermarkten, so komme ich um Initialkosten von mind. ca. 10.000 € nicht drum herum (für Promotion, Artwork, Homepage, Mastering, administrative Kosten wie ISRC-Codes etc.) – Studiokosten nicht mit eingerechnet..

    Auch wenn ich ein eigenes Label habe, so sind die Kosten für Vertrieb (inkl. aller Boni, Skoni & Rabatte), Gema, digitale Aufbereitung oder physischer Pressung und eine evtl. Produzentenbeteiligung zu bestreiten. Die Kosten fallen nicht an, wenn ich als Gemafreier Künstler meine am Heimcomputer produzierten Aufnahmen auf meine Homepage zum Download anbiete – aber habe ich dann den elementaren Krieg um die Aufmerksamkeit dann nicht auch schon fast verloren? Dass ein Künstler ohne externe Promotion- und Marketingvehikel durch die Community von alleine entdeckt wird, ist leider verdammt unwahrscheinlich, so gerne ich auch daran glauben würde…

    Nicht ganz unspannend finde ich aber in diesem Zusammenhang Plattformen wie Artistshare, Sellaband.com, Slicethepie.com etc., auch wenn dies bisher nur auf ganz kleiner Flamme funktioniert..

    In diesem Zusammenhang ist vielleicht auch eine Übersicht interessant, was man im Bereich Crowdsourcing generell entlang der Wertschöpfungskette als Künstler und Label unternehmen kann: http://www.slideshare.net/derjonathan/crowdsourcing-in-der-musikindustrie

  • völlig richtig, dass man sich das wie ein Selbständiger denkt, der planen muss, was er zum Start braucht, was es kostet, wie seit seine Kohle reicht, ….ich habe nie verstanden, warum Musiker da eine Ausnahme darstellen sollen. Nur weil sie Künstler sind:)) Nope.

  • nur muss man bedenken, dass man zu diesem Weg erst mal hinkommen muss. Ich habe es auch schon einige Male versucht mit einem Song Geld zu verdienen, das hat nie geklappt. Einmal hatte ich auch mit einem Verlag so richtig daneben gelangt. Beim nächsten Mal in jedem Fall nur ncoh mit einem eigenen verlag dies probieren, wenn überhaupt. Als kleiner Künstler in der Musik hat man hier nie eine richtige Chance. Man kann nur noch mit der Musik das Publikum unterhalten und sich an einem kleinen Geld erfreuen, aber mit Songs an die Öffentlichkeit bringen habe ich es aufgegben.

  • Ja, viele werden ausgebeutet. Es gibt nur wenige, die richtig viel verdienen. Darunter Bob Dylan und Paul Simon, die ja pro Album knapp 3-4 Euro bekommen.

  • Gut, wenn der CD-Verkauf zu wenig bringt, kann der Artist seinen Sound über digitale Musikdistributuion verkaufen.
    Aber wie erhält er Geld für Radio-Plays?
    Da braucht er ja doch wieder die Gema und die dortige Mitgliedschaft ist nur über vorherige CD-Werkveröffentlichung möglich. Also ist doch wieder der Zwang zur CD – Werkveröffentlichung nötig.

    Gibt es keine andere Möglichkeit Radioplay-Gebühren z.B. über reinen ISRC-Code oder andere Gesellschaften zun ermöglichen ?

  • @willsagen „Leidenschaftliche Musiker musizieren in erster Linie nicht zum Geld verdienen. Das ist nur notwendiges Übel zum Überleben. Die Kohle ist sehr lange sekundär, Hauptsache es reicht für einen Satz neue Saiten und hier und da ein neues Instrument oder so. Künstler kann man nicht mit rationalen Maßstäben begreifen.“

    Das ist ein weitverbreitendes Mißverständnis und genau der Grund, warum von Musikern und anderen Kreativen immer erwartet wird, ihre Leistungen „für lau“ anzubieten… „kriegst Bier umsonst und das macht ja auch Spaß, oder nicht?“

    Kann schon sein, dass es am Anfang nicht so ums Geld geht… wenn man keinen Spaß am Musikmachen hätte, würde man ja auch nicht damit anfangen“. Aber spätestens, wenn man versucht, davon zu leben, ist man als Musiker gut damit beraten, sich schnell eine professionelle Einstellung zuzulegen.