wie ist was? Wurde letztens etwas häufiger aufgrund des doch etwas geballteren Erscheinens meiner Person in irgendwelchen Zeitungen und Online-Seiten gefragt, wie sich das anfühlt. Noch bevor ich vor mittlerweile fünf Jahren mit dem Bloggen anfing, waren für mich Personen, die in der Presse vorgestellt wurden, irgendwie Aliens. Und ich hatte mich gefragt, wie es sich anfühlt, wenn man sich so wiedergegeben sieht. Denn, außer den wenigen Worten kannst Du als Person nicht viel rüberbringen, wer Du bist und was dich bewegt. Die Leser aber halten sich an dem Wenigen fest, was der/diejenige so von sich gibt. Nun bin ich ja Gott sei Dank keine Person des öffentlichen Interesses dergestalt, dass ich am laufenden Band Interviews gebe und lerne, was man wie sagen muss, weil davon das eigene Image abhängt. Erinnert sich jemand an die frühen Auftritte von Superstars wie Schumacher oder Becker? Da musste man noch herrlich ob ihrer geraden Art schmunzeln. Später wurden die Auftritte viel glatter, professioneller halt. Sie waren nicht mehr Becker und Schumacher, sondern nur noch eine Marke, die irgendwelche verdichteten Merkmale transportieren muss. Aber, es ist spannend zu sehen, wie eine Person durch den Medienkanal verkürzt wird. Mir gehts im Grunde genommen genauso, nach jedem Interview-Dingens fragt man sich, warum man nicht mehr hat sagen können, da das Gesagte eigentlich nicht das komplexe Gefüge wiedergibt, in dem man sich selbst zu bewegen meint. Doch würde man weit ausholen, gebietet die redaktionelle Kürze eben genau das, eine Kürzung der eigenen Gedanken. Also komprimiert man selbst im vorauseilenden Mitspielen, wohlwissend dass man nicht gut komprimieren kann. Witzig dieses Spiel aus Wiedergabe und Wiederspiegelung. Aber zurück zum Thema.
Wie fühlt sich das nun an? Nochmals fünf Jahre zurück: Ich wäre wohl im Kreis gesprungen und hätte überall den Zeitungsausschnitt herumgezeigt. Heute aber? Als Blogger und Blog-Leser legt man mit der Zeit den Respekt vor den Medien ab. Das, was einem vormals sozusagen als Olymp erschien, stellt sich völlig anders dar. Du lernst einerseits mit der Zeit, dass Medien weiß Gott die „Wahrheit“ nicht mal ansatzweise wiedergeben, häufig auch ziemlich verdreht. Nicht, weil man absichtlich verdrehen will, sondern weil die knappen Zeitlimits knackige Messages verlangen. Verkürzung bedeutet aber immer eine Simplifizierung, die große Interpretationsspielräume eröffnet. Es sind einfach nur Menschen, die ihren Job machen, diese Medienmenschen:) Lacht nicht. Andererseits spürst Du als Blogger, dass Dein Gegenüber eben seinen Job macht und im Grunde genommen nicht an Dir als Person, sondern an Deiner wie auch immer gearteten Rolle interessiert ist. Damit musste ich erstmal klar kommen. Ich ticke eben anders und so konfrontierst du dich selbst, warum du eigentlich mit „dem Typen“ da rumhängst. Würdest Du mit jemanden länger zusammensitzen, der keinen Bock auf Dich hat? Im Geschäftlichen ja, im Privaten bezweifel ich das. Du lernst aber auch mit der Zeit, wie einfach es wäre, Deinem Gegenüber Futter in Deinem Sinne zu geben. Und Du beginnst zu verstehen, wie PR funktioniert. Um Teilöffentlichkeiten im eigenen Sinne zu generieren bzw. generieren zu lassen, um es korrekt zu sagen. Du beginnst aber auch zu verstehen, was einen großartigen Journalisten von einem normalen Journalisten unterscheidet, wie er nämlich auf die Person zugeht und sich in sie hineindenkt. Im Großen und Ganzen bleibst Du aber von diesem Spiel der Medien untangiert, weil du ein Blogger bist. Und gibst den Medien Futter, weil Du die dümmliche Hoffnung hegst, mehr Menschen vom Bloggen zu überzeugen. Wer sich für Dich interessiert, hat dein Blog und kann da in Ruhe nachlesen, wer Du bist und was Du machst. Die Bedeutungsdimensionen, was ich damit sagen will, haben sich durchs eigene Bloggen verschoben. Du brauchst keine Medien, um dich zu präsentieren, Du schreibst, also bist Du. Das mag für bloggende Personen und überhaupt Personen gänzlich anders aussehen, die PR durch die Medien benötigen, weil sie damit ihr Business nach vorne bringen. Aber als Mensch, der seine Gedanken und Interessen auf dem Blog offen kund tut, sieht es anders aus. Klar musst Du auch immer wieder schmunzeln, da Fragen nach der Relevanz von Blogs, Relevanz von Medien, warum in den USA mehr Menschen bloggen, warum auf irgendeinem Ort der Welt das Bloggen anders ist als hier (wo ist bittschön hier?), Fragen nach der Zukunft und keine Ahnung was noch für Ultradinger kommen, die mega komplex sind. Und dann sollst du was Schlaues in zwei Sätzen sagen, göil. Als wäre man in der Lage -mit popeligen 41 Lenzen- die Welt zeichnen zu können. Das traue ich mir nicht einmal mit 80 zu. Das konnten Menschen wie Gandhi oder andere Lichtgestalten, aber bittschön, auch als Normalsterblicher kann man ja seine Meinung sagen, warum also nicht. In der Hoffnung, dass der Leser nicht gleich 1:1 alles für bare Münze nimmt, was du da so in deiner „unendlichen Weisheit“ losgelassen hast:)))
Was einem mehr Sorge macht, ist die Tatsache, dass man auf Veranstaltungen und vermehrt auch im privateren Umfeld nicht mehr als Person gesehen wird, sondern als Blogger (Rolle!), der irgendwie bekannter ist. Man sieht in dir den Blogger primär, nicht aber den Menschen, als würde ein Filter davorgeschoben werden (spielt keine Rolle, ob ein rosaroter oder schwarzer Filter). So kommt es nicht selten vor, dass Dich Personen fast schon ehrfürchtig beim Telefonat ansprechen, als wärest Du der Papst. Das sind dann die Momente, wo ich traurig und nachdenklich werde. Punkt.
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