nachdem man angekündigt hat, die Geräte (Wikipedia über OLPC) mit Windows zu bestücken, hat sich ein ziemliches Wirrwarr an verärgerten Stimmen erhoben. Einige OLPC-Macher sind nun auch ausgestiegen und werkeln alleine weiter. Siehe der langsame Zerfall von OLPC, der Artikel bröselt die verworrende Sachlage recht gut auseinander, zeigt aber auch auf, dass es intern offensichtlich schon vorher gewaltig gekracht haben muss. Schad drum.
Aber so oder so hat die OLPC-Initiative mit Sicherheit den gesamten Markt ins Rollen gebracht, nicht umsonst gibt es heute den Asus EEE (stellvertretend für die ganze UMPC-Welle), Intels Atom, Microsoft werkelt an einem entschlackten Windows (denkt gar über Modularisierung nach). Mag sein, dass OLPC nicht alleine „schuld“ daran ist, aber Impulswirkungen werden sicherlich davon ausgegangen sein. Wenn am Ende dieser Entwicklung günstige Computer mit einer günstigen SW-Ausstattung stehen, so wurde dann doch indirekt das Ziel erreicht, auch minderbemittelten Konsumenten den Erwerb eines Computers ermöglicht zu haben, staatlich finanziert oder selbst erworben. Computer und Internet gegen Hunger? Wo soll das Internet herkommen? Aus der Diskette? In manchen Regionen tatsächlich. Weiß man es so genau, dass das nie nie funktioniert? Was nie funktioniert? Was ist ein 100 USD Google AdSense-Scheck für einen, der in seinem Land nicht mal 1 USD verdienen kann? Ein Jahresverdienst? Die Finanzmittel zum Essen und Überleben? Kann Wissen Hunger stillen? Unwissen schon mal gar nicht. Wissensvermittlung per Computer ohne Lehrer? Mit ahnungslosen Lehrern? Hat man damit mehr berufliche Chancen, wenn es vor Ort keine Arbeit gibt? Warum benutzen wir dann an Schulen, bei der Arbeit und zu Hause einen Compi, wo er doch nichts bringt? Wozu sollen dann Menschen in Entwicklungsländern welche besitzen und nutzen? Ich weiß es nicht. Ich ahne nur, aber die Zusammenhänge sind mir unklar. Ich weiß nur, dass wenn man einen Computer gar nicht haben kann, dass sich die anschließenden Fragen erst gar nicht stellen. Das ist nicht gut.
Ich wäre eher für OLPC, wenn es zum Beispiel eine Jahresration Verpflegung für die Leute dazu geben würde. Die Versorgung mit Internet in den sogenannte 3. Welt-Ländern finde ich wirklich affig, so lange es dort Menschen gibt, die an Hunger oder nicht behandelten Verletzungen oder Seuchen sterben. Da finde ich, sollte das Geld doch lieber sinnvoll für die Menschen ausgegeben werden. Vielleicht entwickeln Dell oder Asus mal ein Projekt, wie es Krombacher hat. (Ja, auch ich rette ab und an ein Stück Regenwald.) Vielleicht mit dem Slogan: „One year without starving per Child per Laptop“. Das würde mich freuen.
Trotzdem bin ich für günstige Hardware mit einem entschlackten OS.
Hier wird es wieder glitschig. Ich halte OLPC sogar für eine gute Idee,damit nicht jeglicher Anschluß der dritten an die erste Welt verloren geht. Ich glaube aber nicht daran, daß mit der Einführung des Internet in Armutsregionen nun dort der Wohlstand ausbricht. Der bricht ja nicht mal bei uns aus, denn auch der hiesige Durchschnitts-IQ von 100 ist um 25 Punkte zu niedrig, um als Computerkönner mit Entwicklungen im Computerbereich Geld zu verdienen.
Der Durchschnitts-IQ in afrikanischen Ländern liegt teilweise unter 80, nach Erkenntnissen der Intelligenzforscher aus genetischen Gründen. Wird ungern gehört , ist aber so und verunmöglicht afrikanische Erfolge in der globalisierten Welt.
Sinn des OLPC war nicht, irgendwie einen kleinen günstigen Laptop in die Drittweltländer zu werfen, sondern ein Konzeptgerät zu erschaffen. Deshalb läuft da auch ein Linux mit eigener Oberfläche drauf, die wirklich grandios ist. Ein OLPC samt Windows ist komplett sinnfrei – und dadran ist das Ganze ja jetzt auch gescheitert.
Es geht auch nicht unbedingt dadrum, „Internet“ in die dritte Welt zu bringen, sondern insgesamt um Wissensvermehrung und stärkere Verbindung. Also nicht das tolle bunte Werbeinternet, was wir alle so kennen, sondern eher das, was es vor 10 Jahren war. Auch die Mesh-Netzwerkfähigkeiten des OLPC sind darauf ausgerichtet. Und toll finde ich die kindgerechte Oberfläche. Einfach mal hier reinschauen: http://wiki.sugarlabs.org/go/Main_Page
Kinder lernen besser ohne Computer:
http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Sonntag-Spitzer-Interview;art2566,2326866
Lese z.Zt. das hier:
http://www.amazon.de/Lernen-Gehirnforschung-die-Schule-Lebens/dp/3827413966
Ist so das spannendste Buch, das ich je gelesen habe.
Apropos 100 USD Adsense Scheck = 1 Jahresverdienst:
1 OLPC = 100 HLPC (Hundert Lehrer per Child)
Sinn des Sinns:) Wenn Du Geräte für 1.000 USD mit perfekter Lernumgebung hast, bringt das nüscht mehr, weils keiner finanzieren kann. Auch Negroponte weiß das ebenso wie das große PR-Brouhaha drumherum am Preis hochgezogen war („100 USD Laptop“ wird in Erinnerung bleiben, sieht man ja heute noch). Warum so ein niedriger Preis sinnig ist, um den eigentlich Zweck zu erreichen, ist doch logo;) Warum es nun am Windows scheitern soll, ist mir unklar, ganz so, als gäbe es keine OS-SW für Win-Maschinen??? Die Argumentation der Linuxianer ist mir ein Rästel.
Das Tohuwabohu (Übrigens auch ein Klasse Buch von Tom Sharpe) ist ein super Werbegag für alle Beteiligten.
Auch wenn der besagte OLPC mit vorgegebenen Mitteln, sprich vorinstallierter Lernsoftware und meinetwegen einer kompletten Enzyklopedie des menschlichen Wissens ausgeliefert wird, ist fraglich, ob ein Kind aus einem südafrikanischen Township, einer abgelegenen Region Chinas oder einem Slum vor Rios Toren, sich mehr über die Bildung oder etwas zu futtern freut. Ich tippe mal, eine Kombination aus beidem wäre die beste Lösung. Bildung nützt nur dort etwas, wo die Grundbedürfnisse gedeckt werden. Nur wo ein Kind zunächst eine reelle Überlebenschance und eine minimale Aussicht auf einen Job hat. Und natürlich Strom für einen Laptop. Vollmundig beworben ist das Gerät ja, wenn ich mich nicht irre, als Bildungsapparat für die 3. Welt und nicht nur für die 2. (aufstrebende Industrienationen wie Taiwan).
Bei vielen Linuxdistris ist standardmäßig Lernsoftware vorinstalliert. Bei Windows nicht. Vielleicht daher die Vorbehalte. Ich weiss nicht, wie es mit der Vielfalt der OpenSource Lernsoftware in Windowskreisen aussieht, noch wie es mit der Qualität der Lernsoftware in der Linuxwelt steht. (Ich kenne nur kommerzielle Lernsoftware unter Windows.) Aber da könnte man ja sicher ein wenig Energie investieren, so man denn programmieren kann. (Was ich nicht kann. Ausser Basic natürlich und Commodore Assembler) Und zwar für beide OS(e). Das ist ja nun völlig egal. Vielleicht sogar systemunabhängig, was sicher die beste Lösung wäre.
@Robert
Wieso tolerierst Du solche Kommentare (#2) auf Deiner Seite?
ganz einfach: er sagts ja schon selbst an, dass es glitschig wird:)
Also zu #2 spar ich mir den Kommentar. Und Robert lässt den stehen, weil er provoziert. Aus dem gleichen Grund kommen auch die Mac-Postings hier …
Aber zum Thema:
Wenn du sagst, dass der OLPC seine Aufgabe quasi erfüllt hat, weil du jetzt einen EEE hast, greift das zu kurz. Denn der OLPC war IMMER Hardware plus Software. Und zwar offene Hardware plus offene Software. Und der Einsatzbereich war klar definiert: Bildung. Und sonst eigentlich nichts.
Diese Vision ist tot und begraben. Und mit dem Schwenk auf (ein veraltetes und eigentlich schon abgekündigtes) Windows wird die Anwendersoftware namens Sugar auch nicht schneller fertig. MS hat wohl einen Haufen Geld dafür locker gemacht. Wie es Monopolisten halt machen, wenn sie befürchten müssen, einen großen Markt zu verlieren. Eklig!
hi,
ich zwar aus der Holzbranche und durch meine Ausbildung als Holz…. sehe ich das gewiss aus einem ganz andren Blickwinkel, weil ich wohl immer den nutzen Holz im Hinterkopf habe, aber hat sich schon mal einer Überlegt das sich ein Kultur selber weiter entwickeln muß und wir dort mit unsere Technik und unserem Umgang mit der Umwelt auf Unverständnis stoßen könnte bei den Menschen. Man schaue nur mal Australien und ihre Ureinwohner oder die Entwicklung von den USA, die meisten Einwanderer kommen aus Entwickelten Ländern wie Europa und Asien und die USA haben sich ganz anders entwickelt als man sich das vor gut 100 Jahre oder sogar noch mehr Jahren gewünscht hätte. Nur mal so ein Gedanke, wir sind dort der Eindringling.
und warum habt ihr was gegen ubuntu?! hardy heron läuft hier bestens – und überhaupt seh ich in open source die zukunft
Hallo Robert,
ich lebe in einem Entwicklungsland (seit 5 Jahren) und möchte mich mal der Diskussion anschließen.
Der Gedanke hier mit Technik und Software zu helfen ist schon genial. Doch wozu lernt man dann damit? An finanzieller Anbindung fehlt es hier!
Die Bankensysteme sind teilweise so veraltet, das man auf einem Kontoauszug noch nicht mal sehen kann von wem das Geld kommt. Zumal eine Zahlung auf so ein Konto aus der „1. Welt“ mitunter schon mal 2 Wochen dauern kann. Wie soll man hier internationale Kunden betreuen, wenn das KnowHow vorhanden ist? OK, kann man sagen. Fangen wir mit Paypal an. Unsere Kunden zahlen jetzt per Paypal. Doch wie kommt ein „3. Weltler“ an sein Paypal Geld? Gar nicht! Paypal zahlt nicht in 3. Welt Länder! Hat nur ne Anbindung an die 1. Welt. Die einzigen die bisher in die richtige Richtung gedacht haben, sind Google und Moneybookers. Aber bei Moneybookers gehts schon wieder los. Viele Kunden sagen dann: Was ist Moneybookers? Kenn ich nicht, da zahl ich kein Geld hin. Ist bestimmt Abzocke! Und so weiter und so fort …
Wenn all diese Probleme gelöst wären und man keine Gedanken mehr für sowas verschwenden müsste, dann könnte man auch hier mit Ideen gutes Geld verdienen. Mit dem statistischen IQ hat das wenig zu tun! Die Menschen hier sind willig zu lernen und das mit mehr Eifer als in DE glaub ich.
Bis dahin haben die Menschen nur ein Ziel. Gute Ausbildung und ab in die 1. Welt, um ein besseres Leben zu führen. Legal oder illegal. Denn dort ist sogar das Internet billiger 😉
@Doc Sarah
Ubuntu ist genial 😉
Liebe Grüße aus Marokko
Tino
[…] stellt in seinem Artikel OLPC in Turbulenzen nach dem er ein wenig über das Projekt und das dort immer mehr Menschen aussteigen die Frage: […]