Sonstiges

Die neuen Freiangestellten

(Speakers Corner Beitrag von Markus Albers)

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich habe zu viel Lebenszeit im Büro verbracht. 12-Stunden-Tage, wenn der Chef mal wieder einen Spezialauftrag hatte. Nachtschichten und Sonntage vor der Deadline. Dazu der Fron der täglichen Routine. Die Erkenntnis ist eigentlich schockierend: Ich habe den Großteil der wachen Minuten meines Erwachsenenlebens an einem fremden Schreibtisch vor dem Computer gesessen.

Für die Generation unserer Eltern war das Büro eine den Alltag dominierende Struktur. Mein Vater zum Beispiel war Beamter, musste jeden Tag in sein Linoleum-graues Amt. Er hat mir mal verraten, dass er als junger Mann lieber Förster geworden wäre, immer in der Natur – aber da war dann schnell die Ehe, das Kind, die Hypothek – und so stand sein Lebenslauf bis zur Pensionierung fest.


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Viele Menschen meiner Altersgruppe haben sich versprochen, es besser zu machen, flexibel zu bleiben, sich nicht vom Arbeitstrott dominieren zu lassen, lieber ungewöhnlich zu leben. Aber spätestens irgendwann Mitte 30 wachen sie dann eines Morgens auf und haben merken: Gar nichts machst Du besser. Gehst jeden Tag ins Büro, sitzt da vor dem Computer, gehst wieder nach Hause. Mir ging es ähnlich.

Ich bin seit 14 Jahren Journalist. Meine Erfahrungen als Freiberufler und Festangestellter zeigen mir immer wieder ein fundamentales Dilemma: Selbstständige arbeiten meist effizienter, haben mehr Freiheit, mehr Spaß, manchmal sogar mehr Geld. Bloß keine klassische Karriere. Sie lässt sich nur innerhalb von Unternehmen machen, doch wählt man diesen Weg, ist man sofort wieder in allen Ärgernissen des Büroalltags gefangen. Gespräche mit erfolgreichen aber notorisch unzufriedenen Freunden und Bekannten bestätigen den Befund. Es muss einen Mittelweg zwischen beiden Extremen geben.

Vor anderthalb Jahren war ich von diesem Zustand besonders genervt und verunsichert, also habe ich getan, was Journalisten in so einer Situation tun: Ich habe recherchiert. Das Ergebnis erscheint gerade als Buch im Campus-Verlag und sagen wir so – es hat mich selbst angenehm überrascht: Ich habe mit großen Unternehmen von BMW und Best Buy über die Deutsche Bank bis SAP und IBM gesprochen, außerdem mit vielen Mittelständlern. Überall ist das, was ich Easy Economy nenne, gerade ein Riesenthema: Wenn Angestellte nicht mehr jeden Tag ins Büro gezwungen werden, sind sie nachweislich motivierter, produktiver kreativer und loyaler. Sie leisten mehr, kündigen seltener, haben bessere Einfälle. Dem Unternehmen fällt es leichter, die besten Talente zu rekrutieren – angesichts des steigenden Fachkräftemangels ein zentrales Argument. Außerdem spart es bis zu 50 Prozent an Immobilienfläche und Energiekosten.

Zu Zeiten der New Economy wurde uns versprochen, wir dürften bald alle als Digitale Nomaden arbeiten und würden uns so aus der Umklammerung des täglichen Bürofrons befreien. Das ging ja bekanntlich so nicht auf und danach dachte man: Konnte ja nicht klappen. Aber quasi unbemerkt verbreiten sich flexible Arbeitsformen eben doch. Nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft wird Telearbeit heute von 18,5 Prozent der deutschen Unternehmen angeboten – 2003 waren es noch 7,8 Prozent, 2000 erst 4 Prozent.

Die Technik war im Jahr 2000 einfach noch nicht so weit. Erst seit ein, zwei Jahren haben wir Handys, die E-Mails empfangen. Haben billige, flächendeckende und breitbandige Internetverbindungen. Haben kollaborative Software und Tools, um miteinander zu arbeiten, ohne am selben Ort zu sein. Nach Zahlen der EU würden noch viel mehr Arbeitnehmer gern eine Form der Telearbeit praktizieren, nämlich zwei Drittel.

Derzeit entdecken viele Unternehmen, welche Vorteile sie davon haben, ihre Mitarbeiter nicht mehr jeden Tag ins Büro zu zitieren. Die Deutsche Bank versorgt im Rahmen des Programms „New Work Space“ gerade ihre Mitarbeiter mit Laptops und Blackberrys. 40 Prozent sind dann bald als „Mobile People“ viel unterwegs und rund 20 Prozent „Super-Mobile People“ können komplett arbeiten, wann und wo sie wollen. Wenn Sie in der Verwaltung des neuen BMW-Werks in Leipzig anrufen, werden Sie aufs Mobiltelefon umgeleitet und wissen nicht, wo der Angerufene sich gerade aufhält – vielleicht ist er sogar im Urlaub. Beim Duisburger Medizintechnik-Hersteller Stryker arbeiten selbst Führungskräfte auch von zu Hause. Und wer bei SAP anfängt, lernt als erstes, dass viele Büros leer sind und nur relativ selten persönlich kommuniziert wird, sondern über E-Mail und Handy, Wikis und Online-Konferenzen.

Für die Arbeitnehmer zahlt sich das doppelt aus. Zum ersten Mal in der Geschichte können Festangestellte so arbeiten wie Freiberufler – ohne Anwesenheitspflicht und Schreibtischzwang. Ich nenne das die neuen Freiangestellten. Man geht immer noch manchmal ins Büro, aber vielleicht nur zwei Tage pro Woche oder nur drei Stunden am Tag. So kann man zwischendurch Erledigungen machen, hat Zeit für Freunde und Familie. Man verbringt nicht mehr den größten Teil seiner wachen Zeit im Büro, wo man eh ständig durch nervige Kollegen, Telefonate, E-Mails und Meetings abgelenkt wird und oft gar nicht richtig zum Arbeiten kommt.

Natürlich gilt die neue Freiheit in der Festanstellung nicht für alle: Verkäufer, Bauarbeiter, Fluglotsen, Lehrer und Stahlkocher müssen weiter jeden Tag pünktlich zur Arbeit gehen. Die Easy Economy gilt aber für alle Wissensarbeiter, auch Kreative Klasse genannt. Im Grunde also jeder, der täglich vor einem Computer sitzt. Ihnen hilft das Internet, zunehmend orstunabhängig zu werden und trotzdem mit seinen Kollegen in Kontakt zu bleiben und auf alle Firmendaten Zugriff zu haben: Das gilt für sehr viele Berufe vom Ingenieur bis zur Marketing-Expertin, von der Verwaltungsbeamtin bis zum Grafiker. Diese Tätigkeiten machen schon heute etwa die Hälfte aller Jobs in Deutschland aus, Tendenz stark steigend

Sie sagen: Ihr Chef dreht durch, wenn Sie ihm vorschlagen, künftig zwei Wochen pro Monat von zu Hause aus zu arbeiten oder von der Finca auf Mallorca? Nennen sie ihm die harten betriebswirtschaftlichen Argumente, die für diese flexible und mobile Arbeitweise sprechen. Fangen Sie erst mal mit einem Heimarbeitstag an, dann machen Sie zwei oder drei daraus. Wahrscheinlich werden sie dadurch sehr viel zufriedener und produktiver sein und am Ende wird Ihr Chef Sie sogar noch befördern.

Ob mein Vater und seine Altersgenossen diesen mobilen und flexiblen Arbeitsansatz verstehen? Ja und nein. Einerseits ist das Ganze schon eine Generationenfrage: Mein Vater hätte als Freiangestellter wahrscheinlich das morgendliche Kollegenfrühstück vermisst, den Tratsch in der Kaffeeküche, die Kegelabende der Abteilung, die angenehme Routine des immer gleichen Tagesplans.

Junge Menschen zwischen 17 und 30 Jahren hingegen, die derzeit in den Arbeitsmarkt kommen – Soziologen sprechen von den Generationen Y und Z – leben nach anderen Werten als ihre Eltern oder ihre großen Geschwister. Eine letzte Woche veröffentlichte Umfrage unter 6000 Studenten zeigt: Sie wollen sich im Beruf verwirklichen, aber sind ist nicht mehr bereit, für die Karriere auf ihr Privatleben zu verzichten. 71 Prozent möchten sich künftig stark einer Partnerschaft widmen. Aber zehn Prozent weniger als vor sechs Jahren wollen in fachlicher Hinsicht Überdurchschnittliches leisten und ebenso viel weniger wollen in Zukunft eine leitende Funktion übernehmen.

Was das für die Recruiting-Bemühungen der Arbeitgeber bedeutet, zeigt eine andere Studie aus dem Frühjahr: 8 500 Mitarbeiter deutscher Unternehmen wurden befragt, welche Benefits einen Job für sie attraktiv machen. Auf Platz eins war mit 75 Prozent die flexible Arbeitszeit. Der Firmenwagen kam erst auf Platz sechs.

Andererseits ist das Ganze keine Generationenfrage: Die Firmen, mit denen ich gesprochen habe, berichten, dass Angestellte aller Altersgruppen die neue Freiheit genießen. Oft haben Ältere ja sogar mehr Hobbies und familiäre Verpflichtungen – was man spätestens merkt, wenn sie in Rente gehen und plötzlich irrsinnig beschäftigt sind. Die Technik ist auch kein Hindernis mehr – ohne hier das Klischee der „Silver Surfer“ zu bemühen: Mein Vater schickt fast täglich E-Mails und meine Mutter skypt mit mir. In der Easy Economy wäre mein Vater wahrscheinlich auch nicht Förster geworden – aber er hätte nicht mehr jeden Tag acht Stunden ins Büro gemusst, sondern regelmäßig Zeit in der Natur verbringen können – oder realistischer: im Baumarkt. Wahrscheinlich hätte ihn das doch glücklicher gemacht.

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Markus Albers ist Politologe und Journalist. Er lebt als freier Autor in Berlin und berichtet für Zeitschriften wie Vanity Fair, AD und Monocle aus aller Welt. Zuvor schrieb er für stern und SPIEGEL, das SZ-Magazin sowie die Welt am Sonntag. Sein Buch „Morgen komm ich später rein“ ist gerade im Campus-Verlag erschinen. Seine eigene Arbeitsbiografie wechselte stets zwischen festen und freien Beschäftigungen, das Thema seines Buches ist damit auch ein Lebensthema.

Über den Autor

Robert Basic

Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.

67 Kommentare

  • Ein wirklich interessanter und toller Artikel, der einen zum träumen verleitet…
    Ach wäre das schön so einer Tätigkeit nachzugehen…

    *träum*

  • In diesem Sinne: ich arbeite gestern und heute von Zuhause, da mein Sohnemann krank ist. Bei uns nennen wir das Homeoffice. Aktuell werden bei uns ALLE mit Laptops ausgestattet. Technisch verbinden wir uns per VPN mit dem Firmennetz und das Telefon wird einfach aufs Handy umgeleitet. Das ist für beide Seiten gut, denn früher hätte ich mich krank schreiben lassen müssen. Zudem kann man Morgens zwei Stunden zuhause arbeiten und danach im Büro. Dennoch gehe ich lieber ins Büro, weil ich da den Kontakt zu den Kollegen habe. Was ich nicht wollte, wäre nur allein zu Haus.

  • >Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich habe zu viel Lebenszeit im Büro >verbracht. 12-Stunden-Tage, wenn der Chef mal wieder einen Spezialauftrag >hatte. Nachtschichten und Sonntage vor der Deadline.

    Und ich weiss nicht, was das oben beschriebene daran ändern soll, ausser das man nicht mehr vor dem Computer in der Firma, sondern vor dem zuhause sitzt. Die Life-Work-Balance läßt sich nicht verbessern, indem man den Arbeitsplatz nachhause verlagert.

  • Ich bin da eher kritisch. Sowas wird seit 20 Jahren versprochen. Im übrigen liegen Wunsch und Realität nirgends so weit auseinander. Dieses neue Arbeiten verlangt ein grosses Maß an Eigenmotivation, Organisation und Selbstdisziplin.

    Wenn, dann betrifft dies weiterhin nur echte Spezialisten und hochqualifizierte Kräfte. Die Kosteneinsparungen wiegen die Mehrkosten durch Organisation und Effizienzverluste nicht auf.

    Aber mal ein anderer Aspekt. Dann wären die prekären Freiberufler, die „Netcitizens“, „Webworker“, „digitale Nomaden“, endgültig die Verlierer. Denn einzig die Freiheit des Arbeitens – was oft genug eine Selbsttäuschung ist – hält die Motivation in diesen Kreisen aufrecht.

  • Meine eher kritischen Vorredner pauschalisieren hier leider. Es geht hier um die Freiheit nach seinen eigenen Bedürfnissen arbeiten zu können. Menschen, die die Struktur (Schreibtisch, Rechner, zur Arbeit fahren, Kollegen um sich haben) benötigen, ist es für diese sicherlich die Arbeitsweise, die für Disziplin und Organisation in ihrem Arbeitsalltag sorgt und notwendig ist. Jedoch gibt es genügend Arbeitnehmer, und dazu zähle ich mich ebenso, die Freiräume brauchen. Freiräume, die es zulassen, kreativ zu werden, effizient zu sein und trotz bestimmter Anforderungen besseres zu leisten als in ge-REGEL-ter Arbeitszeit und -ort. Hier stellt sich doch die Frage, kostet der demotivierte Arbeitnehmer dem Unternehmen nicht mehr Geld, wenn er von mindestens acht Stunden gerade mal zwei produktiv ist? Weil SEINE Randbedingungen für effizientes Arbeiten nicht gegeben sind? Wer mit Freude an die Arbeit geht, kann etliches mehr leisten, als ein gefrusteter mit Restriktionen behafteter Mitarbeiter.

  • bin seit 20 zig jahren freier bildjournalist, davon auch einige jahre als fester freier.

    ich kann nur eins sagen, man sollte auf keinen fall die rosarote brille aufsetzen, es gibt gute aber auch schlechte zeiten…zeiten in denen monate lang nix oder sehr wenig läuft.

    ich kann mir nicht vorstellen das beamtentypen das durchstehen. menschen mit familie die eine gewisse sicherheit brauchen sollten die finger davon lassen !

  • Toller Artikel. Das Problem dürften aber Chefs sein, die einen Kontrollzwang haben. Davon gibt es leider sehr viele.

    Die technischen Möglichkeiten sind aber heute endlich reif. Ich kann meinen Telefonhörer in die USB-Buchse eines beliebigen PCs stecken und schon erreicht mich jeder unter meiner Büro-Nummer. Wenn ich will, sieht mein Chef dank Instant Messenger auch genau, wann ich gerade am PC bin. Das macht das verteilte Arbeiten schon leichter.

    Ich mache gerade ein Jahr Elternzeit, würde mir wünschen hinterher nicht mehr dauernd ins Büro zu müssen. Mein größtes Problem dabei ist aber, mir gehört ein Anteil an der Firma. So komisch das kliongt, aber das macht es nicht einfacher.

  • Hi Robert,

    ich schätze auch das selbstbestimmte Arbeiten, was Ort und Zeit angeht und ich habe damit bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Seit über 9 Jahren bin ich nun selbständig, arbeite fast nur in meinem Home-Office und das an 7 Tagen in der Woche. Nicht durchgehend, sondern dann, wenn Arbeit anfällt. Mal schlafe ich aus und arbeite abends länger, mal gehe ich unter der Woche nachmittags schwimmen oder einkaufen und die Spül- oder Waschmaschine läuft parallel, was auch Zeit spart.

    Von Mitte Mai bis Ende Juli habe ich dagegen eine andere Agentur bei der Betreuung derer Kunden unterstützt, was ich immer mal wieder mache und habe dafür in deren Räumen gearbeitet. Das hat zwar Spaß gemacht, aber es fiel mir durch das Großraum-Büro deutlich schwerer mich zu konzentrieren.

    Sinnvoll scheint mir es mir daher die Wahl zu haben, wann man wo arbeitet, was in meinem Fall mittels Notebook und iPhone wirklich überall möglich ist. Dafür habe ich sogar mal mit einem Partner ein webbasiertes Projekt-Management-System entwickelt, mit dem Projekte komplett Zeit- und Orts-unabhängig über’s Internet abgewickelt werden können: http://www.inxter.net/produkte.php

    Und ein interessantes Buch in diesem Zusammenhang ist: „Wir nennen es Arbeit“, welches ich mal in der Kategorie „Fachbücher“ meiner wöchentlichen Web-News vorgestellt habe: http://www.adthink.de/news/kw1607_neues_aus_unserer_kategorie_fachbucher

  • Tatsächlich ist das Konstrukt des „eplace“ und „Homeoffice“ bei IBM voll ausgebaut. Die Mitarbeiter haben ihren Laptop und ein Handy (oder Telefon im HO) und damit alles was sie brauchen. Ich arbeite trotzdem lieber im Büro, wo die Kollegen sind und wo man durch das Zusammenspiel mit den Kollegen produktiver sein kann. Ob der Kollege jetzt bei einem Telefonat mithört, das man ein bestimmtes Problem hat und er kennt die Lösung oder ob man einfach schnell eine Frage über den Tisch werfen kann. Als Einzelkämpfer kommt man nicht weit – das Zusammenspiel mit den Kollegen bringt entscheidende Vorteile, die man im HO so nicht hat.

  • Entschuldigung – ist das eine Diskussion, welche Vor- und Nachteile es hinsichtlich einer in Festanstellung „freien“ Form von Arbeit geht oder um die Darstellung jeder einzelnen Person??? Auch hier wieder: derjenige, der diese Freiheiten braucht, um produktiv und effizient zu arbeiten, für denjenigen ist genau diese Form geeignet. Das „Beamtentum“ ist sicherlich die falsche Zielgrupppe hierfür. Manche benötigen Strukturen und Regeln, andere schaffen sie sich selbst. Auf ihre Weise. Und natürlich nimmt man durch ein beiläufiges Gespräch unter Kollegen die ein oder andere Idee mit, doch auch hier: ich kann mir Gespräche unter Kollegen selbst schaffen, indem ich den Telefonhörer greife oder Termine einberäume, die natürlich nicht zufällig stattfinden, wie in einem Plausch mit Kollegen. Alles hat seine Vor- und Nachteile, doch jeder sollte so frei sein können, selbst entscheiden zu dürfen, welche Arbeitsform ihm am meisten liegt. Nicht der Weg des geringsten Widerstandes ist zwingend der erfolgreichere.

  • Ich habe abgesehen von 3 Vollzeitprojekten _nie_ 8-17 gearbeitet. Ab 1.10. habe ich eine Festanstellung, mit 4-Tage-Woche und Anwesenheitspflicht – und ich freu mich drauf. Freu mich auf längerfristige Entwicklungen, Kollegen, von denen ich auch mal was neues lernen kann, die saubere Trennung von Arbeit und Freizeit, ein gesichertes Einkommen und bezahlten Urlaub. Alles hat Vor- und Nachteile. Ich bin gespannt und hoffnungsvoll 🙂

  • Als ich mich vor ein paar Jahren aus einem Konzernmanagement verabschiedete und mich mit eigener Firma selbständig machte, habe ich mir genau diese Freiheit gegönnt und arbeite seit dem hauptsächlich im Homeoffice statt im Bürokomplex. Bisher habe ich es nicht bereut.

    Trotzdem: Markus Albers sieht das Thema aber doch sehr durch die rosarote Brille. Denn durch die freie Wahl des Arbeitsortes wird die Arbeit an sich nicht weniger (tatsächlich wird danach oft sogar mehr gearbeitet).

    Und dann lese ich auch noch:

    Wenn Sie in der Verwaltung des neuen BMW-Werks in Leipzig anrufen, werden Sie aufs Mobiltelefon umgeleitet und wissen nicht, wo der Angerufene sich gerade aufhält – vielleicht ist er sogar im Urlaub.

    Das könnte erklären, warum ich vor ein paar Wochen bei BMW eine „Telefon-Odyssee“ machen durfte, bei der ich zigmal verbunden wurde, ohne einen zuständigen Ansprechpartner zu erreichen.

    Aber im Ernst: Ab einer gewissen Verantwortung und Position ist es natürlich manchmal notwendig, ständig erreichbar zu sein. Für den Verwaltungsmitarbeiter eines Konzerns gilt das aber IMO nicht.

    Diese permanente Erreichbarkeit, die gewisse Arbeitgeber auch erwarten, wenn sie entsprechende mobile Geräte einführen, führt zu einem „Nicht-abschalten“ können. Nicht technisch und damit auch nicht emotional.

    Wer aber ständig erreichbar ist und nicht zwischen Arbeit und Freizeit/Urlaub unterscheiden kann, ist quasi ständig in einem Zustand der Arbeit.

    Da ist es dann auch nicht verwunderlich, dass das ursprünglich nur bei Managern bekannte „Burn-Out-Syndrom“ sich so langsam immer mehr zu einer Massenerkrankung ausweitet.

    Easy Economy, easy burn-out. Oder so.

  • Sehr schöner Beitrag, danke.

    Nur leider muss ich Andreas zustimmen, es klingt etwas wie durch die rosarote Brille.

    Ich arbeite seit mehr als 25 Jahren im Wechsel, mal frei, zeitweise angestellt – die meiste Zeit aber von zu Hause in meinem Arbeitszimmer. Daher sehne ich mich nach sozialen Kontakten – und nach einer Festanstellung. Nicht wegen der Sicherheit, nur wegen des sozialen Umfeldes und der klar getrennten Bereiche ‚beruflich‘ und ‚privat‘.

    Warum richten Unternehmen nicht so genannte Satellitenbüros ein, in denen Mitarbeiter, ob fest oder frei, auch von unterschiedlichen Unternehmen, arbeiten können?

  • Danke! Danke! Sie sprechen mir aus der Seele und geben gleichzeitig Beispiele dafür, dass, wie und wo es funktioniert!

  • […] “Freiangestellter” ist also eine Bezeichnung für ein “fliegendes Festanstellungsverhältnis“, bei welchem zwischen Büro und Homeoffice gewechselt werden kann. Der Begriff scheint von Markus Albers zu stammen, seines Zeichens Journalist und Politologe. Der Freiangestellte wird bereits kontrovers diskutiert. […]

  • Ich kann hier als eher „radikalen Lebensgegenentwurf“ unserer Zeit nur die „Four Hour Work Week“ von Tim Ferris empfehlen. Bestimmt in dieser Extremform nicht für jeden geeignet — besonders wenn man (bis zu einer gewissen Belastung) Spass an der Arbeit hat und auf gewisse Langfristigkeit setzt — aber Stoff zum Nachdenken und Diskutieren gibt das Werk m.E. genügend. Eine kleine Rezension gibts auf meinem Blog unter
    http://schaeferblick.wordpress.com/2008/07/28/the-four-hour-work-week/

  • Tja, die rosarote Brille: Etwas gesunden Optimismus mag ich mir bei dem Thema nicht verkneifen, dafür weiß ich aus eigener Anschaung zu gut, dass es funktioniert. Aber natürlich sehe ich auch die möglichen Nachteile (Isolation ohne Kollegen, kein Feierabend wegen ‚Always-On‘, mögliche Karriereinbußen, wenn der Chef einen nur selten sieht …). In diesem Beitrag musste ich auch aus Platzgründen etwas zuspitzen.

    Aber fürs Buch habe ich zu diesen Fragen viele Arbeitnehmer, Arbeitgeber und Experten befragt und – glaube ich – ganz spannende und praktische Tipps zusammengestellt. Wer’s genauer wissen möchte: Einfach mal reinschauen, Donnerstag kommt es raus: http://www.morgenkommichspaeterrein.de

    Zu Tim Ferriss: Guter Mann, spannende Thesen, auch jenseits des leicht krawalligen Showeffekts an der Oberfläche. Ich habe Tim auch für mein Buch interviewt, er hat mir einige neue Tricks verraten und auch über den privaten Hintergrund seiner Arbeitsauffassung erzählt …

  • @21, Markus Albers: Gibt es von dem Buch eine Easy(-Economy) travelling Online-Version? Papier ist ja so Old-Economy und passt nicht ins mobile Device … 🙂

  • Find ich ja auch ein bisschen. 🙂 Die elektronische Digibook-Ausgabe kommt ein paar Tage nach der Papierversion. Zu beziehen über die Buchwebsite (s.o.) oder http://www.campus.de – und im Herbst gibt’s dann hoffentlich auch den Kindle in Deutschland.

  • „€œWarum richten Unternehmen nicht so genannte Satellitenbüros ein, in denen Mitarbeiter, ob fest oder frei, auch von unterschiedlichen Unternehmen, arbeiten können?“€?

    Hallo Jac, an genau so etwas arbeiten wir gerade: Neue Orte für neue Arbeit – http://hallenprojekt.de

    Grüße, Sebastian

  • Armin – guter Hinweis, da hast Du völlig recht. Ich habe Cali Ressler und Jody Thompson, die das ROWE-System entwickelt haben, in Minneapolis besucht, fürs Buch interviewt und mir alles vor Ort erklären lassen. Tolle Frauen, sehr charismatisch – und vor allem tough: Sie haben es geschafft, ein großes Unternehmen von Zeit auf Ergebnisse umzustellen. Die Zahlen geben ihnen recht und die Mitarbeiter, mit denen ich gesprochen habe, waren alle extrem zufrieden. Cali und Jody haben mir viel darüber erzählt, wie man so einen Wandel hinbekommt und welche Hürden man dabei beachten muss. Bei mir gibt’s zu dem Thema ein ganzes Kapitel, aber das Buch der beiden kann ich in der Tat auch sehr empfehlen.

  • @Markus
    Ich kann bei dir leider nicht kommentieren: „The requested URL /blog/wp-comments-post.php was not found on this server.“

  • Lieber Markus Albers,

    Bücher zu dem Thema sind aus meiner Sicht immer gut, denn es sind Impulse, die eigenen Organisation und Verhaltenskultur zu überdenken, um in einer komplexen und dynamischen Welt „work-life-balance“ zu behalten oder zurück zu gewinnen.

    Die Zahl zum „Angebot“ der Telearbeit (18,5%) ist eine quantitative und sagt mir zu wenig zur „Gesamt-Kultur“ Mobilen-Arbeitens in den Unternehmen aus. In der Kultur, nicht in der Technik, liegt nach meiner Erfahrung die größte Hürde bei den Angestellten und Unternehmen. Und das, da bin ich überzeugt, wird noch dauern …

    Das Experiment der Deutschen Bank habe ich 1997 (!!!) selber in meinem Unternehmen durchgeführt und alle Arbeitsplätze in Kontakt & Organisation mit sehr guten, ziemlich teuren Notebooks ausgestattet. Zum einen aus ästhetischen Gründen, weil Platz auf dem Schreibtisch sein und die Räume durch Technik nicht verschandelt werden sollten. Zum anderen, weil ich meinen Mitarbeitern Flexibilität und Mobilität gewähren wollte. Zugleich gab es keine festen Arbeitsplätze mehr, um mit Räumen besser umzugehen. Das Ergebnis war eher ernüchternd, von den meisten Mitarbeiten wurde der Wunsch nach einem „richtigen“ Computer ( = Desktop) und einem „eigenen“ festen Arbeitsplatz offen ausgesprochen …

    Immerhin, die zahlreichen positven“ Kommentare zu Deinem Postings hier und bei „mir“ machen Hoffnung und auch das iPhone schafft es ja vielleicht ein wenig „Kultur“ zu verändern ,-)

    Gruß, Jochem

    PS. Die Technik war an vielen Stellen in 2000 durchaus weit genug … E-Mails auf Handys bspw. gibt`s dann doch schon etwas länger als erst seit 2 Jahren. Ich selber habe bereits im Jahr 2000 auf dem Viktualienmarkt in München gesessen und meine E-Mails bei „einer Brezen und einem Moas“ bearbeitet und das ohne den Push-Service von Blackberry!

  • „€žDas Ergebnis war eher ernüchternd, von den meisten Mitarbeiten wurde der Wunsch nach einem „€œrichtigen“€? Computer ( = Desktop) und einem „€œeigenen“€? festen Arbeitsplatz offen ausgesprochen „€¦“€œ (Jochem)

    Der Wunsch nach einem eigenen Arbeitsplatz ist nur natürlich. Die Mitarbeiter verbringen schließlich einen Großteil des Tages im Büro und möchten sich dort zumindest etwas zuhause fühlen. Ich empfand es immer als ziemlich frustrierend mich zehn Stunden in der Firma mit einem Schreibtisch der deutlich älter war als ich, einem furchtbar unbequemen Stuhl und einem absolut ungemütlichen Büro begnügen zu müssen. Der einzige Lichtblick war – nach einer Stunde im stickigen Zug und einer halben Stunde im Auto – meine selbständige Tätigkeit. Im eigenen Büro.

    „€žIch selber habe bereits im Jahr 2000 auf dem Viktualienmarkt in München gesessen und meine E-Mails bei „€œeiner Brezen und einem Moas“€? bearbeitet […]“€œ (Jochem)

    Es heißt „€žeine Maß“€œ. Immer diese Preißn. ^^

  • Gerhard,

    genau das, was Du schreibst, war ja unsere Intention. Wir wollten zwar keine „Wohnzimmer-Atmosphäre“ (Job bleibt Job), aber eben ein Arbeitsumfeld, in dem sich Mitarbeiter wohl fühlen können. Die Stühle waren bspw. Vitra Aluminium Chairs (Designer Charles Eames). Nicht gerade das schlechteste Mobiliar, oder? Das es keine festen Arbeitsplätze gab, hat einfach etwas mit notwendiger Ökonomie zu tun, wenn Kundenberater eben häufig unterwegs und beim Kunden sind und der Arbeitsplatz im Office „ungenutzt“ bleibt. 20% haben es verstanden und genutzt, 80% wollten die traditionelle – aus meiner Sicht schlechtere -Lösung. Und deshalb ist der kulturelle Aspekt für mich deutlicher wichtiger, als die Technik.

    Natürlich ist die gut, wenn sie so gelungen wie ein iPhone ist. Ein Nokia Communicator (e90) ist aber auch nicht gerade schlecht und den gibt es bspw. schon fasst 10 Jahre, wenn auch nicht sooo leistungsstark wie heute. Wer als Angestellter mobil sein wollte, kann das zumindest unter technischen Aspekten schon seit 10 Jahren recht gut !!!

    jo)

    PS. Für das „Moas“ entschuldige ich mich, „Fremdsprachen“ sind halt nicht meine Stärke, auch wenn ich Bayern, München und Euren Dialekt sehr mag … ,-))))

  • @23, Andreas: Weil Du gefragt hattest – das E-Book ist jetzt fertig.

    Man kann es unter http://www.campus-digibook.de/interfaces/main/show.php4?isbn=38652 erwerben …

    … sowie auch hier: http://www.ciando.com/shop/book/short/index.cfm/fuseaction/short/bok_id/15535/cat_id/0/cat_nav/0

    Und es ist sogar ein bisschen günstiger als die Papierversion. 🙂

    Heute gibt’s ein Interview mit mir im Spiegel (S. 46) sowie einen großen Artikel über die Zukunft der Arbeit in der Wirtschaftswoche (S. 120), in dem mein Buch recht prominent vorkommt.

  • Vielen Dank Robert für dein Speakers Corner, ich bin ein Stammleser deines Blogs und bereichere mich an deinen Veröffentlichungen. Vielen Dank an Markus Albers, dessen Buch, wie auch viele andere aus diesem Bereich, mir einen Impuls gegeben haben auf ein freieres und selbstbestimmteres Leben hinzuarbeiten.

    Ich bin 25 und war bereits beim Einstieg ins Berufsleben unzufrieden. Unzufrieden mit dem System in dem man sich Bewegt. Es gab viele Dinge in dem Betrieb in dem ich gearbeitet und gelernt habe, die ich schneller, besser und effizienter machen konnte. Dies ging aber aufgrund der Organisation, der Strukturen, der Kollegen und der Chefs nicht. Also habe ich immer nach Wegen gesucht, die Arbeit trotzdem so zu machen wie ich es für Richtig empfunden habe. Ich habe ca. 4-5 Stunden am Tag gearbeitet, den Rest so getan als ob, weil es nicht anders ging (aber auch das kennen sicher viele: Thema Boreout würde es sonst nicht geben). Das Resultat war; direkt nach der verkürzten und mit 1 bestandenen Ausbildung die Beförderung zum Teamleiter der Arbeitsvorbereitung. Dort war ich noch festeren Strukturen, längeren Arbeitszeiten und noch uneffektiveren Arbeitsabläufen unterworfen, was mich sehr unzufrieden gemacht hat und sogar an meine Gesundheit ging. Versuche etwas an der Struktur, an den Abläufen und Arbeitsmethoden zu ändern und zu optimieren wurden von Verantwortlichen über mir, stets mit dem ungenügenden Argument: „Das funktioniert seit 35 Jahren (so alt war der Betrieb) so, also wird es auch weiter so funktionieren und auch so gemacht“ einfach abgeschmettert. So wurde dort mit jedem verfahren, der was zu „melden“ hatte. Ich habe gekündigt. Nun muss ich ganz klar dazusagen, dass es sicherlich nicht die Regel ist, das Arbeitgeber nicht auf Optimierungsvorschläge etc. eingehen, nein im Gegenteil, die größten, erfolgreichsten und besten Arbeitgeber der Welt sind da wo sie sind weil Sie auf diese Dinge eingehen. Open Source ist da wo es ist aus eben diesen Gründen.

    Ich habe nun einen Arbeitgeber, dessen Betrieb erst sehr jung ist, dessen Konzept äußerst interessant und außergewöhnlich ist. Der Betrieb wächst schnell und feiert Erfolg um Erfolg, weil es kaum feste Strukturen gibt, die der Chef diktiert. Im Gegenteil, er lässt jeden das tun, was derjenige am besten kann und profitiert davon. Es geht sogar so weit, das er mich bei meinem Vorhaben unterstützt bald komplett auf eigenen Beinen zu stehen. Anstatt Angst zu haben, er könnte mich deswegen verlieren, weiß er das er von mir und meiner Tätigkeit profitieren wird und ich Ihm gegenüber immer treu und loyal sein werde und er wird Recht behalten. Ich freue mich nun auf jeden Tag, freue mich auf das was noch kommen wird und sehe die Zukunft und mein Leben positiv.

    Ich kann jedem immer nur den Tipp geben, das zu tun was man liebt oder besonders gut kann und es wird keine Arbeit sein. Dinge gehen einem leicht von der Hand, man lernt und bildet sich in dem Bereich gern weiter ohne das es einem Mühe bereitet oder als Nervtötend empfunden wird. Wenn man Arbeitet landet man schnell im Flow, ist produktiv, effizient und glücklich. Wer das kennt, weiß wovon ich rede. Die beste Droge der Welt.

    Viel persönlicher Quatsch von mir und na ja, wollte ich hier mal loswerden. Therapie Schreiben!

  • Da wir schon beim Thema Journalismus sind.

    Im Rahmen meiner Diplomarbeit (work-life balance für atypisch Beschäftigte im Journalismusbereich) habe ich mir Möglichkeiten angesehen, die Arbeitgeber haben, um die Work-Life Balance ihrer Mitarbeiter zu verbessern.

    Meistens richten sich diese Maßnahmen nur an Normalarbeitnehmer, da Freie Dienstnehmer und vor allem überlassene Arbeitskräfte selten von den Angeboten des Unternehmens (wie z.B. Schulungsmöglichkeiten, Zuschüsse, Firmenpension etc.) profitieren.

    Mich würde daher Eure Einschätzung besonders interessieren:

    – Denken Sie, daß gerade im journalistischen Bereich noch starker Aufholbedarf bei der Verbesserung der Work-Life Balance besteht oder sich bisher noch kein konkreter Handlungsbedarf abgezeichnet hat?

    – Welche Maßnahmen würden Sie einem Unternehmen aus Ihrer Sicht als wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Stressbelastung / Work-Life Balance von Journalisten empfehlen?

    – Wie kann ein Journalist selbst seine/ihre WLB verbessern?

    würde mich über Kommentare freuen.

  • Lieber Autor, Politologe und Journalist!

    Einen Artikel mit „Ich weiß nicht“ anzufangen, halte ich für zumindest fragwürdig, wenn nicht gar für gänzlich ungeschickt, der Rest war aber dann doch recht lohnend: Den Tippfehler im Abspann nahm ich Ihnen schon nicht mehr übel.

    Besten Gruß!

  • Das Homeoffice oder besser der Heimarbeitsplatz ist schon vor ca. 10 Jahren prognostiziert worden. Heute wird er erst ganz langsam zur Realität, im Zusammenspiel mit dem Zweit- oder Drittjob. Wir leben bereits im Morgen, aber hat das wirklich schon einer mitbekommen? Beste Grüße aus Hamburg!

    Andreas Herrmann

  • Sehr interessanter Artikel!

    ABER: Warum kann man das eine nicht mit dem anderen verbinden?
    Warum muss man sich entscheiden ohne vorher zu versuchen, sich das ganze an sich individuell anzupassen? Individuell anpassen an seine derzeitige Lebenssituation, aktuellem Gemütszustand, Beruf (!!!), Charaktereigenschaft!
    Ein schönes Beispiel gibt Nils Dreyer in folgendem Beitrag auf foerderland.de wieder:
    http://www.foerderland.de/419+M5c5b00cd0a5.0.html

  • …sehe ich genauso. Die Forderung ist lange überfällig. Allerdings fehlt es an KREATIVEN Köpfen in den Führungsetagen. Wer macht heute Karriere? Die, die nach oben leckne und nach unten treten. Und auch oft die, die schön stromlinienförmig daher quatschen und wenig NEUES starten. Denn dazu würde MUT gehören und ketztendlich sowas wie Profil. Ausnahmen bestäigen an dieser Stelle die Regel – wie immer eigentlich.
    Leider bin ich kein Geschäftsführer oder Teamleiter, um sofort was verändern zu können. Hier MUSS eine Grundbereitschaft, eine Flexibilität im Denken des Arbeitgebers bereits vorhanden sein. Ansonsten setzt man sich als kleiner Angeseller gehörig in die Nesseln. Und schwupss: macht ein anderer Deinen Job.
    Mei Tipp. Gibt doch mal Seminare für Führungskräfte, damit alte Krusten ENDLICH aufbrechen.

    Gruß

    Nadine

  • Sehr guter und ausgewogener Artikel. Von heutigen Journalisten eher unüblich.

    Virtuelle Organisationen sind übrigens keine Erfindung unserer Zeit, sondern in der Politik und z.b. den Geheimdiensten schon lange üblich.

    Das Internet erleichtert diese Form der Zusammenarbeit, auch der Kontrolle.
    Ich persönlich habe vor 15 Jahren virtuelles Arbeit in meinem Unternehmensbereich eingeführt.

    Meine Beobachtung war, dass unabhängig vom Alter und Hintergrund Menschen sehr unterschiedlich auf diese Angebote reagieren, d.h. der Prozess muss definitiv moderiert und “ geführt“ werden.

    Ohne sorgsame Betreuung der Mitarbeiter, entsteht die Gefahr der Vereinsamung und der Isolierung.

    Ich erinnere mich an einen Fall das ein Mitarbeiter zuhause verstorben und sein Fehlen von seinem Kollegen erst nach 14 Tagen bemerkt wurde.

    Also wie immer, wo Chancen sind, sind auch Risiken.

  • Sehr guter Artikel, der mich direkt anspricht.
    Genau so würde ich es mir vorstellen, doch bei meinem jetzigen Chef bin ich da wohl eher fehl am Platz… ich denke das stehe ich nicht alleine

    Gruß Jakob L.

  • super Artikel – vielen Dank dafür.

    Leider denken noch nicht alle Firmen wie im Artikel oben beschrieben – oder führen fadenscheinige flexible Arbeitsformen ein, die dann doch nicht eingeräumt werden. Bei meinem letzten Arbeitgeber – ein großer amerikanischer Konsumgüterkonzern mit einer japanischen Mutter – wurde von HR in USA aus „flexible work arragements“ eingeführt – ein Tag je Woche sollten Mitarbeiter die Möglichkeit haben, von zu Hause aus in Ruhe arbeiten zu können.
    Tja und was war – die deutsche General Managerin hat alle Anträge hierfür abgelehnt mit der Aussage „so einen Quatsch brauchen wir hier nicht“…

    Ich habe mich dann Ende letzten Jahres mit meiner Firma http://www.mycitysecret.com selbstständig gemacht und kann nach einem 3/4 Jahr rückblickend sagen, dass ich so viel mehr Produktivität aus meiner Flexibilität schöpfe, dass ich nie mehr in eine Festanstellung zurückmöchte.

    Gruß
    Greta

  • Deine Einschätzung, Greta, kann ich nur unterstreichen. Von 1970 bis 1998 lebte ich übrigens in Frankfurt am Main.

    Die Vorstellung, angestellter Texter zu sein, löst bei mir nur Befremden aus. Wie schreibt Oliver Knittel, einer meiner Kunden aus Bad Homburg, so schön: „Es ist schwer, kein Freelancer zu sein!“

    Wer also über konkrete Qualifikationen verfügt, sollte diese einsetzen und Kunden akquirieren. Kooperieren oder delegieren ist dann immer noch möglich, sobald es läuft. Und es wird laufen!

    Krise? Was für eine Krise? Solange wir leben, brauchen wir keine Krise.

    Hans Kolpak
    bloggt mit Links alles, was recht ist
    und kommentiert zu recht Alles, was link ist.

  • „Meine Erfahrungen als Freiberufler und Festangestellter zeigen mir immer wieder ein fundamentales Dilemma: Selbstständige arbeiten meist effizienter, haben mehr Freiheit, mehr Spaß, manchmal sogar mehr Geld. Bloß keine klassische Karriere. Sie lässt sich nur innerhalb von Unternehmen machen, doch wählt man diesen Weg, ist man sofort wieder in allen Ärgernissen des Büroalltags gefangen.“

    Die Frage ist doch, was konkret als Karriere definiert wird. Wenn Sie als freiberuflicher Journalist zu Beginn Ihrer Karriere Beiträge zu KITA-Eröffnungen im Lokalteil von kleinen Tageszeitungen schreiben, zum Ende ihrer Freiberufler-Karriere aber den Leitartikel eines großen Magazins verfassen oder ein erfolgreiches Buch veröffentlichen, dann haben Sie in meinen Augen als Freiberufler sehr wohl Karriere gemacht. Meines Erachtens auch durchaus „klassisch“, da Sie nun mehr Ansehen genießen und höchstwahrscheinlich auch mehr Geld verdienen.

    Gleiches gilt ja auch, wenn Sie z. B. als IT-Freiberufler zu Beginn ihrer freiberuflichen Karriere programmieren. Dann führen Sie Projekte als Teilprojektleiter durch und schließlich haben Sie es zum Programm-Manager geschafft. Sie haben dann in jeder Karrierestufe mehr Personalverantwortung und somit auch eine „klassische“ freiberufliche Karriere hingelegt.

    Passend zum Thema empfehle ich folgende Lektüre:
    http://www.insure-it.de/Der_Beginn_einer_E-Lance_Economy.pdf

    Grüße,
    Oliver

  • Toller Artikel, der zeigt, was bereits heute möglich ist.

    Einige der angesprochenen Themen, insbesondere um das BMW Werk Leipzig kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen (als Projektmanager und Prozessspezialist im Logistikbereich seit 2003 während der Werksaufbauphase dabei gewesen). Nicht an einen Schreibtisch und Festnetztelefon „gefesselt“ zu sein ermöglicht ganz anderes und effektiveres Arbeiten und Kommunizieren (auch mal in der Montage, weg vom Schreibtisch;-)).

    Lernende Organisationen werden dankbar für diese Änderungen der Strukturen aufgrund nun flächendeckend verfügbarer Technologien sein.

  • Schließe mich da den Schreibern vor mir an: Wirklich toller Artikel!

    Und die Idee ist natürlich wirklich Klasse, allerdings glaube ich lassen sich da auch heute noch einige Hindernisse finden. So dürfte es z.B. für mich schwierig werden, als Auszubildender soetwas durchzubekommen 😉
    Andererseits wäre es auch in dieser Hinsicht sicherlich für einige Azubis von Vorteil, wenn diese in genannten Branchen arbeiten und wie es bei einigen der Fall ist, die Berufsschule weit weg vom Standort ist. Da ist häufig die einzige Möglichkeit, die lange Anreise zur Schule in Kauf zu nehmen(und das laugt ordentlich aus, jeder der täglich mehr als eine Stunde pendelt und entsprechend früh aufstehen muss, weiß das), weil sich viele eine zweite Wohnung oder den Wohnheimplatz nicht leisten können.
    So könnten diese sich einfach in der Nähe der Berufsschule niederlassen und entsprechend gelegentlich zur Arbeit fahren(abundzu ist einfach Muss, schließlich muss man sich ja doch auch von Zeit zu Zeit persönlich mit dem Ausbilder auseinandersetzen)

  • Top Artikel!!!!
    Ich kann allen vor mir nur zustimmen, welche darauf beharren, dass sich die kreativität einiger Leute erst dann einstellt wenn der entsprechende Freiraum dafür gegeben ist.
    Andererseits kenne ich auch Leute dir ohne Büro und Chef der einem über die Schulter schaut nicht arbeiten können oder es dann einfach nicht tun.

    Ich selber bin seit meinem Abi selbstständig, arbeite (größtenteils) von Zuhause aus und würde diesen Zustand nie mehr missen wollen. Allerdings kann ich von mir sagen, dass ich auch die notwendige Disziplin dafür habe.

  • Vielen Dank für den tollen Artikel! 🙂
    @ Lucas: ich kann dir da nur zustimmen. Ich denke auch, dass einige Angestellte ohne den Blick über die Schulter sehr unproduktiv sein können!