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Wessis und Ossis

schaue gerade im History-Channel (entwickelt sich langsam zu meinem Lieblingssender, bin ja eh geschichtlich interessiert:) „Mission Possible: Die Deutsche Einheit„.

Mal eine ganz blöde Frage an Euch „Ossis“, um mal persönliche Stimmen zu hören, denn im History Channel kommen eh nur die Großkopferten (Kohl, Bush, Gorbatschow) zu Wort: War im Rahmen des Zusammenkommens der DDR und der BRD alles so in Eurem Sinne gesamtheitlich gelaufen oder hättet Ihr Euch einen schonenderen System/Staatssystemwechsel gewünscht? Ohne jetzt unbedingt gleich in politischen Lagern zu denken. Wie gesagt, persönlich, wie seht Ihr das aus Eurer persönlichen Sicht?

Über den Autor

Robert Basic

Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.

50 Kommentare

  • Nun ja ob es schonender gegangen wäre, das wage ich zu bezweifeln. Lieber ein Ende mit Schrecken, als eine Schrecken ohne Ende. Doch diese ewige Unterscheidung zwischen Ossi und Wessi, die hätte schneller verschwinden sollen oder gar nicht erst aufkommen sollen. Ich fühle mich fast in jedem Bundesland wohl. Ja in Bayern gefällt es mir nicht! Aber der rest scheint ganz nett zu sein.

    Grüße von einem ehemaligen Bürger der DDR, auch wenn er da noch klein war!

  • Naja, Robert, mal ganz ehrlich: von einer Vereinigung kann insofern doch eigentlich kaum gesprochen werden, als dass wir im westen kaum etwas aus dem Oster übernommen haben – von Ampelmännchen und grünen Pfeilen mal abgesehen. Immer schön schwarz-weiss gedacht, war drüben ja quasi gar nichts gut, weswegen wir alles von hier auf den Osten überstülpt haben. Daher wohl auch die einschätzung, lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Für uns hatte sich damals kaum was geändert, für die Menschen im Osten fast alles.

    Wir haben usn mit dieser Ignoranz gut ins Knie geschossen, finde ich. Wirtschaftspolitisch war der Wechselkurs von Ostmark zu Westmark Umstellung ein Irrsinn sondergleichen (jeder Schwarzmarkt-Akteur hat darüber damals wohl gelacht), und sozial- wie bildungspolitisch hätten wir durchaus was von der DDR lernen können. So manches heute gefeierte Konzept war dort damals schon gelebte Praxis, Stichwort Kinderbetreuung etc.

    So bewundernswert die außenpolitische Leistung Kohls und Genschers auch war: innenpolitisch war das ziemlicher Harakiri, von dem wir heute noch ‚profitieren‘.

    Nicht ganz unbeteiligt übrigens damals: der heutige Innenminister Schäuble… Dagegen muß man Lafontaine zugute halten, dass er damals ziemlich klar ausgesprochen hat, dass das wirtschaftspolitisch so nicht gheen wird. Der Mann kann ja sonst kaum ernst genommen werden mittlerweile, aber da hatte er tatsächlich mal Recht.

    Insgesamt aber glaube ich ist die Nummer mittlerweile tatsächlich durch in unserer jungen Generation. Stimme Cashblog zu, fühle mich auch überall wohl, die Grenze läuft für mich eher zwischen Stadt und Land und Nord-Süd, als zwischen Ost und West. Die Wahl Berlins als Hauptstadt war langfristig auch goldrichtig.

  • Da ging nichts schonender. Wurde ja mal Zeit das die Deutschen mal ’ne richtige Revolution auf die Straße bringen. Der Begriff „Wende“ trifft es für mich nicht annähernd. Die Sache konnte mir nicht schnell genug gehen und war für meine Entwicklung als gesellschaftlich denkender Mensch sehr prägend. Vieles ist volkswirtschaftlich schief gelaufen (z.B. Umtauschkurs bei Währungsreform zu niedrig). Für die Einheit nach der Einheit wurde allerdings zu wenig getan oder die Aufgabe wurde als Kinderspiel mit den späteren Frustrationen heruntergespielt. Für mich war es (und ist es immer noch schockierend), wie viele mir bekannte Alt-Bundis bis in die letzten Jahre nichts über die 5 1/2 neuen Länder wussten.
    Ansonsten stimme ich obigen Kommentaren zu: Ein Rostocker ist ein Norddeutscher, ein Westberliner ist ein Ostdeutscher und ein Nordschwabe ist Süddeutscher. Wir haben nun mal 4 Himmelsrichtung, wäre schade, wenn wir die nicht nutzen.
    Generell zohlen Freunde und Bekannte aus dem Ausland immer gewaltigen Respekt welche Leistung Gesamtdeutschland mit der Wiedervereinigung vollbracht hat.

  • weiss nicht, ob man von systemwechsel sprechen kann oder doch besser von annexion sprechen sollte…. sanft war da mal gar nix.

    wessen interessen wahrgenommen wurden, kann mann sich schon zusammenreimen wenn man bedenkt, dass zwischen mauerfall und wiedervereinigung mit vorheriger währungsreform nicht mal 12 monate lagen.

    die „diktatur des proletariats“ wurde durch die diktatur des kapitals schnellstmöglich ersetzt – so lange die leute noch euphorisch waren und nicht kapierten, was da passiert. klar wurde im osten größtenteils nach d-mark und einigem deutschland geschriehen – alles, nur nicht mehr das was war. die leute, die noch halbwegs einen kühlen kopf bewahrten, wurden übergangen oder ignoriert. das ganze land war wie im rausch und das wurde halt ausgenutzt.

    fair wäre gewesen, den leuten zeit zu lassen runter zu kommen und sich zu sortieren. klug wäre es gewesen, sich anzuschauen, was da alles so läuft und die guten/sinnvollen sachen rauszuziehen und zu übernehmen (so einiges aus dem ddr-system ist wieder da – meist unter anderem namen und als tolle idee eines tollen politikers/beraters).

    um direkt auf die frage zu antworten: war nicht in unserem sinne, da wir von sinnen waren – und dann wars zu spät.

  • das paradoxe an der deutschen wiedervereinigung war, dass obwohl alles viel zu langsam ging, alles viel zu schnell passierte. heute wissen wir: der westen ist auch nur die fortsetzung des ostens mit anderen mitteln.

  • Ich habe damals selbst nicht viel von der „Wende“ mitbekommen, kann aber sagen, dass man es nicht sanfter aber durchaus organisierten und intelligenter hätte anstellen müssen. Das ist auch der Grund, warum mancher Ossi sich heute die DDR zurückwünscht.

    Denn damals wurde ein ganzes Land vom Regen in die Traufe gezerrt. Keiner wusste plötzlich, wie’s in Zukunft mit Versicherungen, Rentenschutz und sonstigem Quatsch aussehen würde. Das hat ja keiner gewusst – und Auskunft bekam man auch nicht. Vor allem in ländlichen Regionen war das alles ein riesiges Chaos. Von den ganzen volkseigenen Betrieben, die ja die meisten Arbeitsplätze ausmachten ganz zu schweigen. Wie würde deren Zukunft aussehen?

    Und, tja, Zukunft gab’s für die meisten nicht. Viele Betriebe wurden schnell geschlossen oder verlegten ihre Standorte in die BRD. Die Arbeitslosigkeit stieg quasi über Nacht um 30 Prozent und was man tun musste, was man machen muss, wenn man arbeitslos ist, wusste man als Ossi ja nicht. Arbeit hat’s in der DDR immer gegeben.

  • Ich war damals zwar erst 12, kann mich aber noch daran erinnern, dass es uns nicht schnell genug mit der Vereinigung gehen konnte. Im Nachhinein wäre eine schonendere Variante wohl besser gewesen um die Leute nicht gleich ins Messer laufen zulassen. Besonders im Bereich der Eigentumsrückforderungen hätte es Regelungen geben müssen.
    Erschreckend finde ich noch heute, wie wenig Altbundesbürger etwas über die 5 östlichen Bundesländer wissen bzw. überhaupt mal da waren (außer Berlin). Das betrifft auch hauptsächlich die Generation von 30 bis 60. Senioren sind am interessiertesten und kommen oft ein zweites mal oder empfehlen die Regionen daheim weiter.
    Bei diversen Austauschprogrammen einiger Firmen ist oft zu beobachten, dass die Mitarbeiter aus dem Westen lieber in das noch so abgelegene bayrische Dorf gehen, Hauptsache nicht in den Osten. Ich persönlich habe mal 2 Jahre in Dortmund gewohnt und war damals schwer enttäuscht von der Haltung vieler Ruhrpottler .. „jetz kommen die Ossis und nehmen uns die Arbeit weg“. Spätestens als wir selbst von den dortigen Türken dumm angemacht wurden, fängt man an zu überlegen, was denn hier eigentlich falsch läuft. In Bayern bzw. generell Süddeutschland war es dagegen ganz anders. Aber natürlich gab es in den Jahren nach der Wende auch bei vielen Ostlern eine anti West Haltung. Was hauptsächlich daraus resultierte, daß viele ihre Grundstücke durch Rückforderungen verloren haben, durch Unwissenheit von Versicherungen oder Anlageberatern über den Tisch gezogen wurden oder sonstige Gauner sich als Investoren ausgaben um Betriebe auszuschlachten.
    In vielen Köpfen hat die Einheit leider bis heute noch nicht statt gefunden. Das geht auch nur, wenn man selbst die anderen Regionen und Menschen besucht.

  • ‚ … So manches heute gefeierte Konzept war dort damals schon gelebte Praxis, Stichwort Kinderbetreuung etc. .. ‚

    Nicht nur dem kann ich zustimmen, was Moritz da schreibt. Da bleibt nicht viel hinzuzufügen. ‚bin mit viel familiären Kontakt (im osten) an der exGrenze (im westen) aufgewachsen. Sorry, von daher nicht die primäre Zielgruppe, Robert 😉 Aber gerade aus dieser Nähe zum Osten in dieser Zeit (60er und 70er, 400 Meter Luftlinie zur Mauer, jep die gabs nicht nur in Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin) wäre meine Einschätzung identisch mit der von Moritz.
    100%agree wollte ich aber nicht schreiben, ‚bin ja nur ein exWessi und kein exOssi 🙂

    Also von mir ein JA zu einer anderen Art von Übergang.
    Aber was hätte, wäre, wenn. Naja, rum iss das Thema, so alt und so tief, wie die fettigen Bauchfalten eines exKanzlers 😉

    Interessant wäre mal anzunehmen, dass unsere Gesellschaft sich doch besinnt, einige zementierten Meinungen aufzugeben und neue Wege zu beschreiten. Offen genug sind wir in DE, also denn mal los. Und auf diesem Weg tauchen dann vielleicht alt bekannte Dinge wieder auf, wer weiss … Falls sich daran überhaupt noch jemand erinnern kann, fällt mir da gerade ein. Gab es nicht mal einen Bericht über das Wissen aus der DDR-Zeit bei Schülern aus den exOstBundesländern ? ‚war wohl dünne, das wurde (wird noch ?) nicht mehr unterrichtet. Gab’s nicht, war ja alles schlecht …

  • Die Frage kannst du dir angesichts von 20-30% Arbeitslosigkeit eigentlich selbst beantworten. Da helfen auch sanierte Häuser und schöne Straßen nichts – es hat eine Menge Wende-Verlierer gegeben. Allerdings sicher „hüben wie drüben“, man denke auch an die strukturschwachen Regionen in Westdeutschland.

    Gruß, ein in Franken lebender Sachse :-).

  • Gesamtheitlich ist da gar nix gelaufen, denn das Gute von beidem wurde nicht zusammengeführt.

    Im Westen gibt es noch immer viel zu wenig Kindergärten und Polikliniken kommen erst jetzt langsam wieder in Mode. Das war ein Beispiel. Die Schattenseiten (Unfreiheit, Stasi) gab es in der DDR auch.

    Auf der anderen Seite (und da will ich Franks Kommentar mal erklären #5 ) dauert die Vereinigung noch immer an. Da gibt es Unterschiede in Arbeitszeit und Entlohnung. Auch ist die Industriedichte und der Kapitalbesitz sehr unterschiedlich verteilt. Da fällt mir ein, dass noch niemand den wirtschaftlichen Schaden für die 5 neuen Länder durch die Vereinigung durchgerechnet hat. Wieviel Volksvermögen (Betriebe) in der DDR wurden zu billig verkauft. Ost- und Westdeutschland sind in ihrer Wirtschaftskraft (Lohniveau) noch immer nicht gleich, deshalb geht die Wende zu langsam vorwärts. Echtes Entrepeneurtum kommt jetzt erst richtig zur Geltung. 17 Jahre nach der Einheit.

    Zu schnell ging/geht die Wende deshalb, weil in den Köpfen der Mentalitätswandel nicht so schnell stattfindet. Denk- und Handlungsmuster ändern sich eben nicht in 10 Jahren. Die haften tief im Hirn. Soll heißen, viele Ossis haben sicher viel Lehrgeld gezahlt. Naivität und Menschenfreundlichkeit auf der einen Seite, knallharter Ellenbogenkapitalismus auf der anderen Seite. Unterscheide gibt es immer. Die einen waren eben heller und schneller im Kopf, als die anderen.

    Guck dir an, wem die großen Betriebe im Osten gehören. Heute will man Betriebe die man abgewickelt hat, wieder aufmachen, weil da ja tatsächlich Werte drinnen stecken. Kalibergbau und Bergbau im Erzgebirge sind zwei Beispiele. Nur „leider“ haben 15 Jahre Betriebsunterbrechung zu einem totalen Strukturverlust geführt.

    Guck dir einfach an, wieviele junge Ostdeutsche im Westen arbeiten. Zu Hause im Osten leben nur noch Renter und Arbeitslose, teilweise fehlen in ganzen Landstrichen junge Leute mit ihren Kindern. Entwurzelung von der Heimat ist sicher nix tolles. Nur kennt das Problem niemand im Westen.

    Wenn die Vereinigung ganzheitlich gelaufen wäe, dann würden wir jetzt eine echte soziale Martkwirtschaft haben und nicht so ein neoliberalen Ausverkauf des Staates.

  • sprich, die Bürger wurden nicht gefragt, sie haben gewählt und damit die Steuerung der Umstellungsprozesse komplett den Parteien und den verwaltenden Staatsorganen überlassen? Keine Bürgergremien, nix? Ein Volk von oben herab gesteuert? Erstaunlich.

  • Wo hast du die eine Wahl, wenn es nur eine Partei (SED) zum Wählen gibt? Wikipedia weiß dazu was.

    In einer Planwirtschaft wurde eben geplant. Und zwar alles.

    Jetzt nochmal zum Wendeprozess an sich. Mir selber ist im Nachgang nicht bewusst, ob es überhaupt möglich gewesen wäre, ausser den runden Tischen irgendwas auf die Reihe zu bekommen. Für Frieden und Freiheit gingen ja viele auf die Straße.

    Aber was gerade den Neuaufbau der Verwaltung und Staatsorgane anging, da ging vieles aus ostdeutscher Sicht schief. In Sachsen spricht man gerne bösartig, dass die zweite Garde der Westpolitiker die Macht übernommen (Milbrat) hätten. Die haben natürlich für wirtschaftlichen Aufschwung gesorgt, dass kann die CDU ja zum Beispiel auch gut. Nur mit dem Nachteil, dass es heute Leute im BMW-Werk in Leipzig gibt, die das selbe tun, nebeneinander Autos zusamm schrauben, aber trotzdem 100% im Lohn und Arbeitnehmerrechten auseinander liegen. Der eine ist Festangestellt und der andere ist Zeitarbeiter.

    Ich muss gestehen, ich bin zu jung, um wirklich die Wende erlebt zu haben. Aber ich glaube, viele Ostdeutsche haben nach der Wende erstmal angefangen ihr Privatleben ordentlich zu organisieren. Damit meine ich das Nachholen von Konsum. Reisen war/ist ja wohl ganz hipp. Nicht umsonst trifft man überall in der Welt irgendwelche Ossis. 😉

    Die Landwirtschaft ist vielleicht ein anderes Beispiel, wenn auch vielleicht kein gutes. Die Ostdeutschen Bauern haben erst dieses Jahr beim großen Milchstreik gemerkt, dass sie zusammenhalten müssen, um gegen den „bösen“ Markt bestehen zu können. Nur leider ist das viel zu spät. Die haben einfach kein Kapital mehr, um zum Bsp. Genossenschaftsmolkereien aufzubauen. In Sachsen steht jetzt die größte Molkerei ganz Europas. Müller (ja der mit der Müllermilch) diktiert dort die Preise. Und erst so langsam fangen sich auch die Ostdeutschen Lebensmittelproduzenten so richtig im Markt zu etablieren. Es gibt vielleicht 20 Zahnpastas aus dem Westen, aber gerade mal eine aus dem Osten bei mir im Laden in Dresden zu kaufen. Warum?

    Ansonsten mussten ja alle bürgerlichen Tugenden erst neu belebt werden. Sportvereine, Kunst und Kultur, Gewerkschaften. Das war ja alles irgendwie geregelt und gelenkt. Echte Selbstverantwortung war da oft ein Fremdwort. Und die das Maul zu weit aufgemacht haben, sind halt von der Stasi abgeholt worden. Wo der Westen eine bürgerliche Tradition von 1945 bis 1990 gelebt hat, da wurde in der DDR die Bürgerlichkeit tot gemacht. Bürgertum sollte es im sozialistischen Realismus nicht geben. Herrschaft der Arbeiterklasse war ja angesagt, wobei die SED-Elite teilweise selber Bürgerlichkeit feierte.

    Ich weiß nicht, ob ich nicht zu viel in Vorurteilen mich bewege. Aber gerade hier in Dresden, erwacht das echte Bürgertum erst ganz langsam wieder. Das kann man in dem öffentlichen Streit um die Stadtentwicklung verfolgen. In den überregionalen Medien ist das Thema aber kaum vertreten.

    Zum Schluß: Wenn man die Wahlen von 1990 heute (also mit den Erfahrungen der letzten 18 Jahre) wiederholen würde, dann sähen die Ergebnisse mit Sicherheit anders aus. Denn keiner wünscht sich 10-25% Arbeitslosigkeit.

    Nachtrag: Das mag vielleicht alles linkslastig klingen. Aber wenn mir meine Tante (stellv. Direktorin einer Mittelschule) erzählt, dass Schüler reihenweise mit leerem Bauch zur Schule kommen, dann ist eben irgendwas schief gelaufen. In Sachsen fahrem auf dem Land am Wochenende kaum noch Busse. ÖPNV wird da vom Schülerverkehr am Leben gehalten. Alte Leute sind dann in Kleinstädtchen in ihrem Ort gefangen. Freiheit sich zu bewegen ist da, nur womit?

    Trotzdem ist Marktwirtschaft wegen der Kreativität wichtig. Nur sollte es eben ein faires und frohes Miteinander, anstatt ein biederes Gegeneinander sein. Den richtigen Mittelweg zu finden, ist eben ganz schön schwer.

  • bin immer wieder erstaunt, wie verschieden die Revolution und der Wechsel in ein komplett anderes System erlebt wurde.
    Die Einheit Deutschlands war leider nur für diese paar Monate 89/90 möglich. Mit viel Nachdenken und Bürgerfragen hätten die 4 Siegermächte diesem verrückten Experiment nicht zugestimmt. Und das das dt. Volk über die deutsche Frage entscheidet, stand überhaupt nicht zur Debatte. Das Misstrauen gegenüber einem zukünftig vereinten Deutschland war noch sehr groß.
    In der gesamten Diskussion wird leider immer die Makroebene (Gesellschaft & Systeme) mit der Mikroebene (Individuen & Familie) vermischt. Sicher war die DDR auf der Makroebene eine Planwirtschaft, auf der Mikroebene war sie allerdings eine knallharte Marktwirtschaft. Jeder musste sich hier Dinge zum Tauschen oder echtes Geld besorgen, um bestimmte Dinge zu erhalten. Die wenigsten haben sich doch auf die HO-Planwirtschaft eingestellt. Für heute wird ebenfalls verwischend argumentiert.
    Wiederhole meinen Standpunkt, dass die Einheit volkswirtschaftlich komplett schief lief. Hier ein paar Literaturhinweise.

    Ritter, Gerhard (2006). Der Preis der Einheit. Beck
    Wenzel, Siegfried (2001). Was die DDR wert war. Das Neue Berlin

    Kloppt mich nicht, wenn da auch ein paar abstruse Sätze drinstehen. Und für die Habenseite.

    Toqueville (2005). Freiheit oder Gleichheit. Ott-Verlag

  • @Robert:

    Als Ex-Ossi 🙂

    Klar haben sie „Freiheit“ gefordert, weil sie diese eben nicht kannten und ausschließlich nur als positiv bewertet haben.

    Hätten sie damals 20 Jahre in die Zukunft blicken können, dann hätten sie sich den Aufstand sicherlich gespart.

  • @#18: Nun ja, wenn man sich das Deutschland von heute anschaut, dann könnte man meinen, es ist wieder Zeit für einen Aufstand. Vereinigung hin oder her, Deutschland ist auf dem besten Weg in die DDR! Denn Überwachung hatten wir auch schon! Das der kleine Mann unten gehalten wird, das gabs auch schon zur genüge.

    Die Kinderbetreuung war wirklich besser, auch die von Jugendlichen. Denn die wissen z.B. teilweise garnicht wo sie nach der Schule hingehen sollen. Die Möglichkeiten, einem Hobby nachzugehen oder eines zu entdecken sind nicht mehr vorhanden.
    Allerdings entdecken immer mehr Politiker die Vorteile der ehemaligen DDR, nur darüber das sie davon inspiriert worden sind, spricht keiner!

  • Hi,

    ich war bei „der Wende“ 8 Jahre, kann also nicht wirklich viel über das Leben in der DDR sagen. Ausser, und das halte ich für sehr wichtig, dass ich wirklich eine glückliche Kindheit hatte! Es gab Möglichkeiten sich zu beschäftigen, es wurde sich um den Nachwuchs gekümmert! Sei es nun in Sportvereinen, betreuten Treffpunkten etc.

    Wenn ich mir anschaue, wie Kinder und jugendliche heute behandelt werden, läuft es mir kalt den Rücken runter. Was soll ein 8 jähriger oder Jugendlicher denn heute nach der Schule machen? In 90% der Fälle bleibt doch nur das rumhängen in der City. Ich kriege einen Brechreiz wenn dann die noch verbleibenden Jugendzentren geschlossen werden weil es angeblich „zu teuer“ ist. Bitte? Betreuung des Nachwuchses der Bevölkerung *KANN NICHT* zu teuer sein! Das sollte doch lieber mal einer unser netten Politiker einmal weniger mit dem Bundeswehrjet irgendwo hin fahren und schon kann man so ein Zentrum wieder n halbes Jahr betreiben. Argh…

    Und zum Thema Freiheit… Es wurde ja schon gesagt. Freiheit ist nur so lange gut, so lange man sie auch nutzen kann!

    Das soll aber auf keinen Fall heissen, dass ich die DDR wieder zurück haben will! 😉 Ich bin froh über die Wende und es hat mich sehr geprägt. Ich bin glücklicher Weise auf der Seite der Jenigen für die sie Vorteile gebracht hat. Und ich wäre heute sicher nicht da wo ich bin, wenn die Mauer nicht gefallen wäre.

    Viele Grüße,
    von einem in Hamburg lebenden „Ossi“

    P.S.: Diese „Ossi“ und „Wessi“ Einteilung sollte nun aber wirklich mal ein Ende finden! Ich kann es nicht mehr hören.

  • Ossi und Wessi kann ich auch nicht mehr hören – 100% Zustimmung @20.
    Die Begriffe haben sich überlebt.

    Als Hamburger war es irre in der Wendenacht Trabbis in der City zusehen. Unvergessen.
    Seit zehn Jahren bin ich mit meiner Frau verheiratet. Sie stammt aus dem Osten und daher habe ich über die Jahre die Entwicklung direkt in der Familie mit erlebt. Bei allem auf und ab im Leben, der Zusammenhalt ist im Osten besser. Das Interesse am Menschen neben sich wird wach gehalten.

    Es ist vieles Gutes in der Zeit passiert, aber, wie die vorherigen Kommentare es beschreiben, vieles ist im Osten zerstört worden.
    Und die Menschen sind hüben wie drüben ähnlich, da sind fleißige und faule, mancher hat (sich) aufgegeben und andere bauen was Neues auf. Eigentlich wie im Westen auch.
    Erschreckend ist die Leere in den Städten, es sind viele für Arbeit abgewandert. Was sollten die Menschen auch tun wo es doch zu wenig Arbeitsplätze im Osten waren/sind. Diese Flexibilität und Bereitschaft hat kaum einer im Westen!

    Einzelnd wünschte sich sicher jeder das manches anders gelaufen wäre, aber die Entwicklung eines Landes hängt an vielen Faktoren und kann (zum Glück?) nicht vorhergesehen werden.
    Wichtig sind die Schritte für die Zukunft, was packen wir Deutsche (alle!) an um unser aller Leben hier positiver zu gestalten. Und da macht die aktuelle Politik für mich keinen guten Eindruck.

  • Verlust von Freunden, ungewollter Schulwechsel, Arbeitsplatzverlust für die Eltern, aufgedrückte Marktwirtschaft, ungewisse Zukunft: Als damals 13-jähriger Randberliner wär für mich ein schonenderer Wechsel sicher in „geplanter“ verlaufen. 🙂

    Aber dann hätte ich vmtl. auch nie studiert und würde heute keine Beitrag in Robert´s Blog schreiben.

    Die Wende war/ist eben genauso improvisiert wie die ganze DDR-Planwirtschaft. Eigentlich hatte keinen Ahnung vor irgendwas, aber irgendwie wurde das Kind schon über den Wendeteich geschaukelt. Wär doch ne Ironie der Geschichte gewesen, wenn die Wende planvoll gelaufen wäre.

  • Wer Menschen nur aufgrund seiner Herkunft vorverurteilt ist ein Rassist. Viele Wessis sehen noch heute den Ossi als Ausländer, der noch hinter dem Türken rangiert.

    Vorweg: ich würde mich selbst eher als WOssi bezeichnen. Aufgewachsen in Ostberlin, direkt nach der Wende für drei Jahre nach MeckPom an die Ostsee, dann drei Jahre ins tiefste Hessen, einem einjährigen Abstecher ins stinklangweilige Hannover und letztlich seit über zehn Jahren im schönen München.

    Mich freut, dass nach nur 15 Jahren ein Ossi Bundeskanzler(in) ist. Wirtschaftspolitisch empfehle ich Prof. Hans Werner Sinn „Ist Deutschland noch zu retten“. Er geht unter anderem intensiv auf die Fehler bei der Wiedervereinigung ein. Der Hauptfehler war, dass die Ossis – entgegen dem Einigungsvertrag – nicht ihr Volkseigentum erhalten haben. Sie hätten Kapital in Form von Eigentumswohnungen und Firmenanteilen erhalten müssen. Auch hätte das Lohnniveau nicht so schnell steigen dürfen, wodurch über Nacht jeder Ostbetrieb aufgrund geringerer Produktivität wettbewerbsunfähig wurde. Das Ergebnis: mein Vater ist seit langer Zeit arbeitslos ohne Aussicht auf einen Job und meine Mutter bekommt im Osten für 40 Stunden und Mindesturlaub lecherliche 1.200 Brutto. Ich arbeite im Westen 38 Stunden und verdiene ein vielfaches. Welcher ExOssi kennt nicht den Satz „… und hast du noch Arbeit“. Aus meinem Abijahrgang sind 80% in den Westen gezogen. Kein Wunder bei >20% offizieller Arbeitslosigkeit. Ich glaube im Westen kann sich kaum einer eine Vorstellung davon machen, wie existenziell ein funktionierender Arbeitsmarkt für alle Lebensbereiche ist. In diesem Punkt ist die Einheit (bis auf ein paar Ausnahmen wie Leipzig, Dresden) gescheitert.

    Mental sind die wenigesten alten Wessis und Ossis wiedervereint. Die verbitterten Ossis geben den Wessis die Schuld an ihrer wirtschaftlichen Situation und umgekehrt. Es fehlt schlichtweg das gegenseitige Verständnis für die jeweilige Betrachtung. Im Osten war nicht alles schlecht, aber doch vieles auch wiederum nicht so toll. Zu Kaufen gabs fast nix oder nur im Tausch gegen was anderes. Meine Eltern sind z.T. zwei Monate nach Kinder-Winterschuhen gelaufen – nicht wg. einem bestimmten Modell, sondern um überhaupt welche zu kaufen. In der Schule hatten wir einmal die Woche „produktive Arbeit“ (PA), wo wir Schüler unbezahlt in den Fabriken der DDR arbeiten mussten (in China schimpft man heute über Kinderarbeit). Auf ein Auto (Pappe) wurde man gleich mit der Geburt angemeldet, damit man mit 18 ein Trabbi bekam. Auch kann man die Stasi (noch) nicht mit Schäuble vergleichen, aber der Spruch „… nicht am Telefon“ könnte bald wieder in Mode kommen.

    Achso, liebe Wessis: die Wiedervereinigung war für Euch übrigens keine Option! Das stand so in eurem Grundgesetz – da haben wohl einige im Staatsbürgerkunde nicht aufgepaßt 😉 Die Wende ansich war positiv, jedoch wirtschaftlich, politisch und verwaltungstechnisch ein reiner Anschluss an die BRD – das sagt auch schon die Formulierung „neue Bundesländer“.

    Nachtrag: vielen Ossis wurde mit der Wende auch um der Berufsabschluss genommen. Weil der Westen z.B. eben bestimmte Berufe nicht kannte.

  • Ich war noch ein Kind (Jg. 80) und als Kind kam man (meistens) gut zurecht in der DDR. Am Tag nach der Wende bin ich auf den Dorfplatz gefahren und habe gedacht da muss doch jetzt auch ein Aldi stehen. War aber nicht so. Egal – dann habe ich einfach weitergespielt :-). Systemwechsel sind doch was für die Erwachsenen.

  • Mir scheint die Generation 40+ scheint dieses Blog nicht zu kennen. Die treibt sich mit Sicherheit in einem pol. Forum rum.

    Und Robert, bekommst du hier neue Einsichten?

  • Von einem Zusammenkommen kann man da ja nicht reden, denn das würde bedeuten, dass man sich einander angenähert hätte. Das Ganze lief wie bei den Borg, eine Assimilation. 🙂 Wie der gute Gregor Gysi immer ganz richtig sagt: Das Motto seitens BRD war, so wie wir schon sind, müsst ihr jetzt nur noch werden.

    Na ja, ein gegenseitiges voneinander Lernen ist wohl eh nur eine Utopie. In der Praxis ging’s dann wahrscheinlich nur so, wie’s eben gelaufen ist.

    Eine weitere verschenkte Chance in der Geschichte.

  • Ich kann mich an viele Organisationen und Gruppen um 1989 erinnern, die tatsaechlich einen neuen Staat angedacht haben. Irgendwie schade, dass da so wenig von uebrig blieb in dem Einheitsbrei. Ich erinnere mich auch an eine große Demo in Berlin kurz vor der Wiedervereinigung, Motto: Gegen die Wiedervereinnahmung. Ich glaube, das war der Unmut der Leute, die sich das anders vorgestellt hatten. Kohl wollte damals schnell handeln, auch im Zuge seiner Wiederwahl, schaetze ich. Die Ossis hatten noch keinen Schimmer davon, wie Medien funktionieren und wie schnell aus „Wir sind _das_ Volk“ „Wir sind _ein_ Volk wird.“ ;-). Ich persönlich wollte damals vor allem erst einmal Reisefreiheit. Dann kam aber ein wirklich krasser Umbruch. Eine komische Zeit. Aber spannend!

    In Sachen DDR-Betriebe hätte bestimmt einiges besser gemacht werden können. Aber man muß auch mal bedenken, die Leute haben jahrelang Westfernsehen geguckt und die Werbebotschaften empfangen, konnten aber nichts davon kaufen. Ist klar, dass da erstmal jahrelang die aufgebauten Bedürfnisse befriedigt werden mussten und auch noch die restliche ostdeutsche Wirtschaft zusammenbrach. Crashkurs in Sachen Marktwirtschaft war das ;-). Das große Erwachen kam erst 10 Jahre später.

  • War eh alles ein Versehen! Die Mauer ist nur deshalb gefallen, weil das Zentrum des Bösen Bau-Material für seinen neuen Parkplatz brauchte (einfach danach googeln!)

    🙂

    PS: Als ich das erst Mal am 5.10.89 vor dem Dresdner Hbf unsere VoPos mit Schlagstöcken, Schildern und Wasserwerfern gesehen habe, war das schon beängstigend – schliesslich gabs das bis dato nur im Westen!!

  • @ 25

    Doch, doch die Generation 40+ liest hier auch. Ich bin zwar kein Ossi, sondern ein „ossimilierter“ Wessi, lebe und arbeite seit Anfang 1991 an der Ostsee.

    Rückblickend kann ich nur den Hut ziehen vor der Leistung die unser Land als ganzes erbracht hat. Kein anderes Land der Welt wäre in der Lage gewesen, die wirtschaftlichen Belastungen für den relativ schnellen Ersatz einer völlig kaputten öffentlichen Infrastruktur und der fast ausnahmslos überalterten und abgewrackten Produktionsanlagen zu schultern. Obwohl da vieles auch schief gelaufen ist, ohne jede Frage.

    Weit höher schätze ich aber noch die Leistung der Menschen in den jungen Bundesländern ein, denen per Stichtagsregelung eine Währungsunion und in allen Lebensbereichen eine neue Rechtsordnung vorgesetzt wurde und die sich da durchgebissen haben mit einem unglaublichen Behauptungswillen. Ich war in verantwortlicher Stellung im öffentlichen Dienst und habe aus allernächster Nähe erlebt, was die Menschen auszuhalten hatten.

    All die Überlegungen, was man hätte anders machen können oder sollen, ist Besserwisserei die mit dem wachsenden zeitlichen Abstand immer größer wird. Es gab nur ein kleines Zeitfenster, es gab nirgendwo auf der Welt einen Präzedenzfall, es war eine Operation am lebenden Patienten unter enormem Zeitdruck.

    Ich jedenfalls bin dankbar, heute in einem Land zu leben, das nicht mehr durch eine Mauer getrennt ist.

  • @jürgen

    nur mal eine anmerkung zum thema wirtschaftliche des gesamten landes durch die wende. man hört da immer nur die richtig heftigen milliarden-beträge die der westen in den osten gepumpt hat und schürt damit die neiddebatten.

    es gibt aber auch leute die behaupten, dass die wende auch für die damals leicht kriselnden teile der westdeutschen wirtschaft genau zum richtigen zeitpunkt kam und die sich an den folgenden jahren regelrecht gesund gestossen hat (ein neuer markt von 15 mio. menschen und das ohne konkurrenz – wenn doch welche da war konnte man die leicht um die ecke bringen). an wen sind den die ganzen auträge für die strassenbauten, sanierungen etc. gegangen? die autos welcher konzerne wurden denn gekauft?

    sicherlich hätte man können vieles besser machen. aber wie schon oft gesagt, da fehlte die zeit, da fehlten die erfahrungen.

    leicht kritisch sehe ich übrigens die heldenrolle von helmut kohl und der cdu in dieser phase – wohl eines der krassesten fälle von wählerbetrug aller zeiten :-). trotz besseren wissens den leuten wohlstand und blühende landschaften in wenigen jahren versprechen – und dafür auch noch mit nem grandiosen wahlsieg belohnt werden. eine (damaliger) realist wie oscar lafontaine wurde dagegen abgestraft. das wird ihm wohl eine lehre gewesen sein – braucht man sich über sein heutiges getue nicht wundern …

  • Eigentlich gilt ja der Satz, es gibt keine falschen Fragen, aber deine Frage unterstellt, dass wir Ossis eine Möglichkeit der Wahl gehabt hätten. Die Wahl war aber nicht ob schnell oder langsam, sondern ob oder ob nicht. Und wie oben schon richtig angemerkt wurde, der Westen hatte nicht einmal die Wahl. Die Einheit des deutschen Volkes stand als Forderung im Grundgesetz.
    Um die Geschwindigkeit der Einheit richtig einschätzen zu können, muss man ein bisschen über die Zeit von damals wissen. Keine Angst, ich will hier keinen wissenschaftlichen Vortrag halten, nur ein paar Stichpunkte. Für den 7. März 1989 waren in der DDR Kommunalwahlen angesetzt. Jeder wusste, dass die Wahl und die Ergebnisse eine Farce waren. Man hat es achselzuckend hingenommen und ist zur Tagesordnung übergegangen. Anfang 89 beschlossen ein paar mutige Oppositionelle ihr Recht in Anspruch zu nehmen, und das Wahlergebnis zu überprüfen. Dabei stellte sich heraus, dass das Wahlergebnis gefälscht wurde. Der Versuch Strafanzeige zu erstatten gelang nicht, weil es in der DDR den Straftatbestand der Wahlfälschung gar nicht gab. In der Folge davon trafen sich an jedem 7. des Monats ein paar „Unbelehrbare“, um gegen die Wahlfälschung zu demonstrieren. So auch am 7. Oktober, dem 40. Jahrestag der DDR. Aus den Wenigen waren inzwischen hunderte geworden. Gorbatschow war in Berlin und hatte Honecker kritisiert. Es entwickelte sich die bekannte Demonstration, die Staatsmacht griff brutal ein. Die Bilder konnte man noch am gleichen Abend im Fernsehn sehen. Jeder konnte begreifen, was die DDR-Führung von Reformen hielt. Im August hatte Ungarn seine Westgrenze für DDR-Bürger geöffnet. Zehntausende nutzten das Loch im Eisernen Vorhang. Die Demonstrationen nahmen zu. In Leipzig riefen Hunderttausend „Wir sind das Volk“. In Berlin demonstrierten am 4. November eine halbe Millionen Menschen. Die Mauer fiel. Plötzlich war der Weg in den Westen frei. Aber immer noch verliesen jeden Tag tausende Menschen die DDR. Der Runde Tisch wurde installiert und im März zum ersten Mal wirklich gewählt. Zum ersten Mal seit 1933!
    Um die enorme Ausreisewelle zu stoppen, gab es nur eine Möglichkeit, die D-Mark musste her. Auf einer Kundgebung in Dresden hatten die Menschen zum ersten Mal gerufen: „Kommt die D-Mark nicht zu uns, dann kommen wir zu ihr!“ Die Vereinbarung zur Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion wurde geschlossen. Wenn man damals die Währung der DDR real umgetauscht hätte, wären mit einem Schlag 15 Millionen DDR-Bürger zu Sozialhilfeempfängern geworden. Selbst ein gut verdienender Ingenieur wäre mit 400 DM nach Hause gegangen. Rentner hätte mit 100 DM auskommen müssen. Der Umtauschkurs von 1:1 war also nicht nur eine politische Entscheidung. In der Folge davon brach allerdings der DDR Außenhandel völlig zusammen. Sodass sogar die deutsche Einheit auf den Oktober vorgezogen werden musste, weil die Novembergehälter nicht mehr hätten gezahlt werden können.
    Bis Mitte 89 waren beide deutsche Regierungen von einer langsamen Annäherung der beiden deutschen Staaten ausgegangen. Aber schon die Regierung Modrow hatte von der Bundesregierung
    15 Milliarden Soforthilfe gefordert, die Kohl nicht leisten wollte. Außerdem wurde immer deutlicher, dass Gorbatschows Macht in Moskau bröckelte. Wenn man die Einheit Deutschlands tatsächlich erreichen wollte, dann musste schnell gehandelt werden. Man mag von Helmut Kohl halten was man will, aber in dieser Situation hat er Geschick und erwiesent.ewiesen.
    Ich war damals Anfang 30, widerständig und politisch interessiert. (Es stimmt also nicht, dass hier nur Leute unter 40 lesen). Auch ich hätte mir gewünscht, dass die Wiedervereinigung Deutschlands anders läuft. Im Rückblick lassen sich natürlich eine Menge Fehler ausmachen. Die Arbeit der Treuhand ist einer davon.
    Wie man das Leben in der DDR im Nachhinein verklären kann, bleibt mir trotzdem ein Rätsel.
    Ich will nur auf einen Punkt eingehen, der immer wieder genannt wird – Kinderbetreuung. Die soll ja in der DDR angeblich vorbildlich gewesen sein. Die Einrichtung von Kindergartenplätzen war keine soziale Errungenschaft der DDR. Sie war eine schlichte Notwendigkeit. Bekanntlich herrschte in der DDR die Plicht zur Arbeit. Man brauchte die Frauen als Arbeitskräfte. Trotzdem hatte niemand das einklagbare Recht auf einen Kindergartenplatz. Ich kenne eine Mutter, die aus politischen Gründen damals keinen Kindergartenplatz bekommen hat. Aber das führt jetzt zu weit.
    Ich weiß auch nicht, ob es so erstrebenswert ist, Kinder und Jugendliche vormillitärisch auszubilden,
    ihren Lebensweg an der politischen Einstellung der Eltern festzumachen oder Duckmäuser zu erziehen. Offensichtlich glauben ja viele, dass es sich bei den „schlimmen“ Berichten immer um Ausnahmen handeln würde. Aber da hat nicht mal jemand einen Fehler gemacht, die Diktatur war System. Da ging es auch nicht um eine wie auch immer geartete Anpassungsleistung. Es sei denn, man war bereit auf elementare Menschenrechte zu verzichten. Was persönliches Glück nicht ausschließt, im Gegenteil. Wir haben uns nicht jeden Tag vor der Stasi gefürchtet, aber sie hat an Stellen gewühlt und zersetzt, an der ich es am wenigsten erwartet hatte. Für mich jedenfalls liegt der größte Fehler, wenn man denn von Fehler sprechen kann, in der Vergesslichkeit der Menschen. Wie kann man jemanden der nachweislich als Rechtsanwalt seinen Mandanten Robert Havemann verraten hat, und das auch noch als juristische Meisterleistung preist, in den Bundestag wählen?
    Aber sei’s drum. Gott sei Dank dürfen inzwischen auch Leute wie Gysi oder Lafontaine ihre Meinung sagen, ohne befürchten zu müssen, dafür im Knast zu landen.

  • Der Weddinger Landbote hat das Thema hübsch zusammen geschrieben.

    Wer kommt schon als Kind darauf, dass im Ernstfall Schlagbälle durch Handgranaten ersetzt werden?

    @Robert: Gute Idee mit dem Beitrag!

  • Wer sich das Leben vor und nach der Wende mal beispielhaft anschauen will, sollte sich mal die sehr sehenswerte Doku „Die Kinder von Golzow“ http://www.kinder-von-golzow.de/ besorgen. Wird auch immer wieder im TV wiederholt. Die älteste Langzeitdoku von lebenden Personen. Die wurden seit dem Kindergarten begleitet (ab den 60igern, also kurz nach dem Mauerbau) und ab da der Lebensweg dokumentiert. Interessant ist, dass die DEFA Dokumentarfilmer das nicht mit der Wende aufgehört haben, sondern danach weiter gefilmt haben (teilweise auf eigene Kosten). Ganz spannende Sache! Es gibt immer wieder neue Zusammenschnitte.

  • Blick über die Garten-Mauer…

    Wir sind nicht allein: Auch anderortes wird das Ost-West-Thema diskutiert. Wie wir finden, recht spannend. Mehr hier >>

    Robert Basic aus 61250 Usingen fragte:

    Mal eine ganz blöde Frage an Euch “Ossis”, um mal persönliche Stimmen zu hören, d…

  • Wir haben gerade dieses Thema aus einer ganz anderen Perspektive beleuchtet.
    http://neubrandenblog.blog.de/2008/07/28/die-tuecken-der-wahrheit-4508996
    Ausgangspunkt war eine Studie der FU Berlin, dass die Schüler in Ost und West ein verzerrtes Bild vermittelt bekommen. Angeblich kennen die bayrischen Jugendlichen die DDR am besten. Das hinterlässt bei uns einen gewissen Zweifel. Bleibt die Frage, ob Lehrer und Eltern im „Osten“ (Gänsefüßchen hat früher die Bild verwendet bei der Nennung „DDR“) ein verklärtes Bild vermitteln. Aber schließlich sind sie die einzigen, die wirklich dabei waren. Das spiegelt sich auch in diesen Kommentaren wieder. Auf keinen Fall kann das Thema nur Schwarz-Weiß diskutiert werden.

    Also wäre auch die Frage zu stellen, wie der Westdeutsche die Wende erlebten. Aus meiner Erfahrung nahm das Interesse proportional mit der süd-westlichen Entfernung ab. Ganz zu schweigen, vom Geburtsjahr. Spannende Literatur zum ganzen Thema übrigens ein Vorwendebuch von Günter Gaus „Die Welt der Westdeutschen“ (1986), dass ich wieder rausgeholt habe, als ich längere Zeit im Westen lebte und arbeitete.

  • Aus meiner Sicht war die Wiedervereinigung längst fällig. Allerdings wird es wohl noch Jahrzente dauern, bis die ehemalige Trennung aus den Köpfen der Menschen verschwunden ist. Vor zehn Jahren hat man gesagt, dass es wohl noch zehn Jahre dauern würde. Die sind nun vorbei und es hat sich nicht viel getan.

    Die Politik kann man im Nachhinein natürlich kräftig kritisieren. Doch zu ihrer Verteidigung muss man auch sagen, dass die Wiedervereinigung schon ein besonderer Prozess war und dieser nicht zum Tagesgeschäft der Politiker gehörte und es auch keinerlei Erfahrung gab. Was man aber hätte besser machen können ist, sich die guten Dinge der ehemaligen DDR anzuschauen um diese zu übernehmen. Nicht alles war schlecht. Jetzt kommt man mit Dingen, die es in der ehemaligen DDR gab und tut so, als ob man eine tolle neue Idee hatte, obwohl es diese Dinge schon 30 Jahren alt sind (Thema Kindenbetreuung). Hätte man solche Dinge zeitnah übernommen, würde der Osten im Westen sicher mehr Anerkennung finden.

    Es gab nicht viel zu kaufen und auf besondere Dinge musste man warten oder Glück haben. Aber Lebensmittel (ich spreche von Grundnahrungsmitteln) gab es und diese waren auch zu vernünftigen Preisen zu bekommen. 10 Pfennig für ein großes Bröttchen sind ja jetzt undenkbar. Dafür waren andere Dinge wieder sehr teuer oder erst nach jahrelanger Wartezeit zu bekommen. Man kann jetzt sagen, dass dafür andere Dinge billiger sind, aber wie oft kaufe ich mir einen Fernseher? Wieviele Leute gibt es mittlerweile, die nicht wissen, ob sie am Ende des Monats noch etwas zu essen haben?

    Es muss dringend darauf geachtet werden, dass die Schere zwischen Ost und West nicht weiter auseinander geht. Dazu gehört u.a. die Angleichung der Löhne und Gehälter. Die Kosten wurden schon angeglichen bzw. sind im Osten teilweise sogar höher.

    Wir sind ein deutsches Volk und wir sollten nicht immer unterscheiden in Ost und West.

  • Die Golzow-Dokumentation habe ich gesehen, weiß aber nicht, ob die dortigen Erfahrungen 1:1 auf städtische Verhältnisse übertragbar sind.

    Zum Thema „Übernahme von Errungenschaften“: Man muß sich mit den (gesellschafts-)polit. Verhältnissen in den 80igern der BRD befassen, um zu erklären, warum etwas „abgelehnt“ wurde. Ein Ausbau von KiTa&Co. z.B. traf auf massiven Widerstand sowohl von konservativer, als auch von feministischer Seite.

    Auch scheint man die (unterschiedlichen) Kosten nicht zu kennen. In DDR waren `Grundstufenlehrerinnen´junge Frauen mit Lehre, die ergänzend zu Lehrerinnen ausgebildet(!) wurden. In der BRD/heute sind das Akademikerinnen mit anderem Gehaltsniveau: Früher „Seminar in der Prairie“, heute Uni-Studium. Vielleicht ist die heutige „Kinderbetreuung“ nicht qualitativ besser, sie ist aber um ein x-faches teurer.

    Mir sind Verrechnungssätze von 700 – 900 Euro mtl. für die Betreuung (bis mittags, 5 Tage in der Woche) eines 4-jährigen(!) bekannt – dafür hätte man in der DDR eine ganze KiTa betrieben. 🙂

  • Interessant finde ich dass auch nie jemand (wichtiges) wirklich ernsthaft behauptet hat man würde eine Wiedervereinigung durchziehen.
    Wenn dem so gewesen wäre und man aus den beiden alten Staaten einen neuen gegründet hätte, hätte man ebenfalls das Grundgesetz durch eine neue Verfassung ersetzen müssen.
    Das Grundgesetz war ursprünglich nur als Übergangslösung bis zu genau diesem Zeitpunkt geplant, die „Wiedervereinigung“ in der Tat jedoch nur eine eingliederung der DDR als „neue Bundesländer“ in die BRD.
    Aus diesem Grunde sollte uns allen klar sein dass viele bessere Dinge aus DDR-Zeiten wegfallen mussten.

    Interessant sind jedoch die kleinen Stilblüten am Rande, wie z.B. die, in DDR-Zeiten bereits eingeführten, Euro-Führerscheinklassen, die im Osten erstmal abgesetzt wurden um dann Bundesweit eingeführt zu werden oder die vielzitierten Ampelmännchen und Rechtsabbiegerpfeile.

  • Die Frage war:
    War im Rahmen des Zusammenkommens der DDR und der BRD alles so in Eurem Sinne gesamtheitlich gelaufen oder

    hättet Ihr Euch einen schonenderen System/Staatssystemwechsel gewünscht? Ich ahnte, ja wusste das das nicht schonend wird!

    Na ja, schonender hätte ich mir das schon gewünscht. Nur das das nicht schonend gehen kann, konnte ich schon vorher erahnen. Ich wusste von der massiven Wirtschaftskraft des Westens und wusste, das alleine die

    Produktionskapazität von zwei Bundesländern Westdeutschlands ausreichte, die „volkswirtschaftlichen“ Erzeugnisse ersatzlos zu ersetzen. Ich wusste von der zerstörenden Wirkung der Planwirtschaft der DDR auf unsere Umwelt in Ostdeutschland, alleine schon von den fehlenden Filtern der Braunkohlenkraftwerke. Ich wusste
    von der Grundwasserverseuchung durch ORWO Wolfen und von der Luftverseuchung der Buna Werke und der Leuna

    Werke. Ich wusste von der Nitratverseuchung der DDR Landwirtschaft. Ich wusste von dem Verbot an die Kreishygieneärzte der DDR nach dem Tschernobydesatser die Geigerzähler des Zivilschutzes nicht mehr zu

    benutzen. Ich wusste das die Pilze im Wald danach verseucht waren und gab einen bekannten Parteisekretär der DDR den Hinweis, das es gerade viele leckere Pilze im Wald für seine Kinder zu finden gibt. Ich wusste, das wenn die DDR zusammen kracht, das sogenannte Volkseigentum alles blitzschnell zu neuem Privateigentum

    zerschnippelt wird. Ich hab das System der DDR genauso mit gemacht, wie mein Großvater beim Kaiser und wie mein Vater bei den Nazis. Ich habe funktioniert, aus Nachlässigkeit, aus Ignoranz aus Unwissenheit, ja aus Dummheit! Ich wusste das das bisschen magere Rüstungsindustrie der DDR ein Klacks ist im Vergleich zu DASA Eurocopter –
    Hubschrauber z. B. Tiger und NH90,+ MBDA – Bayern-Chemie Protac GmbH, LFK-Lenkflugkörpersysteme, ATLAS ELEKTRONIK – ein Joint Venture mit ThyssenKrupp, Diehl BGT Defence – Lenkflugkörper und Munition,Daimler AG – Radfahrzeuge (Wolf, Serval, Zetros Heckler & Koch – Pistolen, Maschinenpistolen und Gewehre, ich wusste das Kärcher nicht nur Reinigungsgeräte für Auto sauber machen baut, sondern auch ABC-Schutzbekleidung, ABC-Dekontaminationssysteme, Feldlagersysteme, mobile Trinkwasseraufbereitung, mobile Verpflegungssysteme, ich kannte Krauss-Maffei Wegmann – Rad- und Kettenfahrzeuge, Lürssen – Kriegsschiffe Rheinmetall AG – Munition,

    Panzer und Militärfahrzeuge, Wehrelektronik, Mauser-Werke – Maschinenkanonen. Ich kannte Blohm & Voss Kriegsschiffe, Kockums – Kriegsschiffe, Helenic Shipyards Carl Walther.
    Naja, die Macht der Banken kannte ich aus alten Familiengeschichten auch. Die Macht des Geldes bstimmt auch in einer kleinen ostdeutschen Kleinstadt heute noch (aber in der DDR auch) die Summe des Geschehens.
    Eigenartigerwiese funktionierte das in der DDR fortlaufend so. Kaum jemand weis, das der Handwerker-Mittelstand das Sagen in der DDR hatte. Nicht die Partei hatte oft die Macht, wie sie gedacht hatte. Nein, der KFZ Handwerker, der Zugang zu Ersatzvergasern hatte, war der Macher in der Stadt. Der Bäcker mit seinen feinen Brötchen hatte die Macht. selbst der Friseur, weil er am Tag Hundert DDR Alumark Gewinn machte und wohlsorglich vor dem Finanzamt der DDR versteckte.

    Ich wusste, das das Ministerium für Staatsicherheit der DDR fast alle Bürger des Landes gleichzeitig effektiv und uneffektiv bespitzelte. Ich wusste um die Bemühungen vieler Kommunisten eine bessere Welt in der DDR auf zu bauen. ich wusste, das es für die Katz war. Ich wusste, das ihre Ideale schon um 1920 verraten waren, ich

    wusste das seit ich Archipel Gulag von Solschenizin gelesen hatte. Ich wusste, das es in unserem Volk faschistische überproportional nationale Tendenzen in Ost und West gab und gibt. Ich wusste wie mies meine

    Eltern und Großeltern in dieser Hinsicht gedacht haben. Ich wusste, das das das KZ Buchenwald nach 1945 unter einem anderen Vorzeichen in gleicher Funktion weiter bestand. Ich wusste das im Vogtland Uran für russische Atombomben aus der Erde geholt wird. Ich wusste es von Verwandten die zum Teil dort als „Arbeitssklaven“ aber

    auch als Privilegierte Arbeiter dort gearbeitet hatten. In 10 Jahren haben die dort ein Einfamilienhaus verdient. In Westdeutschland in Hessen brauchte man 30 Jahre. Ich habe den „Wissenschaftlichen Kommunismus“ 6 Semester neben Mathematik, Physik, technischen Systemen, Politische Ökonomie des Sozialismus und des Kapitalismus mit top Noten studiert. Ich konnte aber damals schon an der Effizienz der Kreuzschlitzschraube als Ingenieur ausrechnen, das die alte vom Kapitalismus übrig gebliebene Schlitzschraube dagegen keine Chance hat. Ich kannte die Lebensdauer der Kugellager von Kugel Fischer aus Schweinfurt und ich kannte die Lebensdauer der Kugellager aus dem SKF Leipzig.
    Ich wusste von der Sehnsucht fast aller Menschen der DDR nach dem Wohlstand in der Bundesrepublk. Ich wusste, das die Arbeiterklasse der DDR vom System, von der Partei, von den gleichgeschalteten Gewerkschaften verarscht wurde. Diese Verarschten schalteten aber jeden Abend um nach dem Westen. Alle, wirklich alle. Auch die 284 000

    offiziellen und inoffiziellen Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit. Vorhang zu, Antenne aus dem
    Schrank, Westfernsehen gucken! Die hingen an der Werbung von KABA Kakau Getränken, an den leckeren Konsumartikeln aller Art. Jeder DDR Bürger hatte eine Sehnsucht nach Reisen in wärmeren Länder. Man hatte Sehnsucht nach Pornografie, nach Sachen lesen, die man sonst nicht lesen kann. Man hatte Sehnsucht nach Sachen die nicht vorhanden waren.
    Der zweite Weltkrieg würfelte Menschen an seinem Ende aus allen Teilen der ehemaligen Deutschen Länder kreuz und quer in den damaligen Besatzungszonen durcheinander. Alleine diese Verwandtenverhältnisse auseinander zu dividieren war absolut kontraproduktiv für die DDR Behörden gewesen. Die Bemühungen der DDR SED Elite das zu
    negieren, war absolut zum Scheitern verurteilt. Millionen Familienreisen von West nach Ost und Hunderttausendfach von Ost nach West bestätigten diesen Zusammenhalt. Die Sehnsucht aller Menschen in der Mitte Europas einen Familienzusammenhalt zu organisieren, ist ein total
    alter Hut. Das gibt es seit dem Mittelalter in der Mitte Europas schon immer. Da wurden hunderte von keltischen, slawischen und germanische Stämme durcheinander gewürfelt. Ich kenne Dörfer in Thüringen, wo

    Franzosen aus der Zeit der Befreiungskriege um 1818 hängen geblieben sind. Noch nach den Hugenotten in Berlin. Inzwischen ist sowas ja Multikulti geworden. Das ist wirklich nicht neu! Wer weis schon im Westen , das wir dicke slawische Stämme seit fast 2000 Jahren in Deutschland haben. Weis heute noch jemand, das das eigentlich
    von Deutschen bestzte Gebiete sind? Die haben Verwandte im Riesengebirge, in Dreseden, in Preußen, in Berlin mit denen sie sorbisch quatschen ohne Wiedervereinigung. Inzwischen sieht es so aus, das tausende von Deutschen in Dänemark, Holland, Österreich arbeiten und sich dort lustig vermischen. Man heiratet dort inzwischen kreuz
    und quer. Das Zusammenkommen von DDR und BRD ist im gesamteuropäischem Kontext eigentlich nur ein kleiner Husten in der jahrtausendalten Geschichte Mitteleuropas. Aus irgendwelchen historischen Zeitfenstern hat das zufälligerweise geklappt. Der olle Kohl hat das bewußt mit organisiert und Genscher und noch ein paar

    durchgeknallte Diplomaten, die heute noch nicht einmal genannt werden, haben ihren Anteil an dieser verrückten Story.

    Momentan haben wir ganz andere Probleme. Die momentane Bankenblase platzt zur Zeit. Ich habe die letzten zwei Tage oft auf diesen Link geklickt: http://www.hyporealestate.com/eng/225.php

    Interessant ist, wenn man dann auf „Intraday“ klickt, um zu sehen wie der Aktienindex verläuft. Ich kann sehen. das es den Index kaum noch was zu sehen gibt, der schaltet einfach weg, weil hundertausende von Insider Usern da hin klicken. Ich hab mir gestern den Wecker gestellt auf früh um fünf, weil der Zugriff darauf einigermaßen dann erkennbar ist, Momentan heute 07.10.2008 um Null Uhr 10 liegt der Stand auf 4,65 Euro. Heute Vormittag lag der Index auf 5,90. Am 29.09. lag der Index bei meinem Weckerklingeln auf um 3,35 Euro. Am 08. September lag

    das noch bei 17,29 Euro und neunundzwanzig Cent. In der DDR hab ich rechnen gelernt. 1 und 1 ist zwei. Ich ahnte, ja wusste das Kapitalismus was interessanteres sein kann als unrechenbare sozialstische planvolle Marktwirtschaft. Nur, wenn der Index von http://www.hyporealestate.com/eng/225.php
    auf 1,30 Euro sackt, dann sage ich, es kommt was Neues, was wirklich Neues und das wird wohl ein wenig mehr

    Planwirtschaft werden, als in den DDR jeh geplant war?

    Was dann sein wird, weis ich nicht!Noch mal auf die Geschichte der DDR bezogen ein keiner, ein klitzekleiner Kommentar. Tausende ja hundertausende von Menschen vertrauten auf dieses System. Das waren nicht alles Dreckschweine, das waren Mütter, Väter, Opas,
    die ihren Kindern eine bessere Zukunft gestalten zu versuchten. Die leben jetzt in einem gemeinsamen Deutschland. Einer wiedervereinigten demokratischen Nation. Das Sagen haben heute diese Menschen nicht mehr. Das Sagen haben heute ihre Kinder. Die Typen, die das zu verantworten haben, sind heute weg gefegt alleine durch das Generationsmodell. Die Typen sind Rentner, Pensionäre. Die sitzen auf dem Altenteil. Die hoffen, das es ihren Kindern gut geht, das sie nicht 18% Krankenkassengebühren berappen müssen, sondern nur 15,5 %, weil ihre Zipperlein nun mal nicht so teuer sind. Die DDRler waren zäh und sind es wohl auch noch heute.

    Insofern ist der gesamtheitlich gelaufene System/Staatssystemwechsel furchtbar komplex gewesen. Das System der DDR war ein komisches immaginäres Konstrukt. Was wir jetzt haben, ist noch viel komischer. Es ist nach meiner unwesentlichen Meinung nur undenklich komplizierter.

    Zur Frage:
    „War im Rahmen des Zusammenkommens der DDR und der BRD alles so in Eurem Sinne gesamtheitlich gelaufen oder hättet Ihr Euch einen schonenderen System/Staatssystemwechsel gewünscht?“

    Ein schonender Staatwechsel war nicht möglich! Es war mies, es war grausam. Es war im Kontext Deutscher

    Geschichte einfach so gegeben!

  • Alles schnick-schnack hätte, wenn und aber. Die alte BRD hatte schon so Ihre Probleme mit der Demokratie, die DDR aber spottet diesbezüglich jeder Beschreibung. Heute sollten beide für eine bessere Welt streiten.

    Wiedervereint wird Deutschland frühesten sein, wenn die Generation derer Ausgestorben sind, die BRD und DDR noch bewust erlebt haben. Schon allein deshalb, um diesen Stasischeiß für erledigt zu erklären. Genauso wie der letzte Deutsche der Hitler noch erleben musste erst unter die Erde muss bevor das Holocaustdrama nicht immer bei jedem Diskurs im Raume steht.

    Meine Erfahrung ist, dass die Wessis mit den Ossis stets weniger Probleme hatten als die Ossis mit den Wessis. Ist ja auch nicht verwunderlich, denn die Wessis hatten die eher die Chance sich im „freien denken“ und „offenen Umgang“ mit Anderen (Fremden) zu schulen als die Ossis. Die Begriffe Ossi und Wessi wegzureden macht keinen Sinn, das erledigt die nächste Generation von selbst.

  • Kann zu der Frage direkt eigentlich wenig sagen. Bin zwar in Deutschland aufgewachsen, aber meine Eltern sind beide Nicht-Deutsche. Daher hat mich die Frage Ost-West eigentlich nicht interessiert.

    War eigentlich auch immer der Meinung das diese Ossi-Wessi Geschichte immer ein ziemliches Konstrukt in den Köpfen der Menschen war – Vorurteile haben halt einen sehr hohe Halbwertzeit.

    Allerdings muss auch ich jetzt meine Meinung revidieren. Das auch in Vorurteielen ein Fünkchen Wahrheit steckt habe ich immer gewusst, aber was die Ossis betrifft, so muss ich leider sagen das die Vorurteile bezüglich Ossis und Arbeiten doch einen ziemlich grossen wahren Kern haben.

    Habe vor ein paar Jahren meine heutige Freundin kennengelernt. Da diese aus dem Osten kommt bin ich Ihr zuliebe sort hin umgesiedelt.

    Ja, der Osten ist einen struktur-schwache Region. Auch ich bin in die Arbeitslosenhilfe gerutscht. Aber interessanterweise waren ca. 3/4 der Freunde, Bekannten und Verwandten meiner Freundin arbeitslos und dieses Verhältnis trifft auch auf andere Leute zu die ich kennengelernt habe. Allerdings hat von all diesen Leuten nur ich – der dumme Wessi – sich dazu „erniedrigt“ eine ABM-Stelle zu nehmen. Die ganzen Ossis haben nur zu Hause gesessen, Glotzte gekuckt und – etwas was ich nie gedacht hätte so pauschalisierend sagen zu werden – Alk und Drogen konsumiert.

    Als trauriges Resume aus 1 1/2 Jahren leben in Ost-Deutschland muss ich sagen, dass die Klischees über Ossis meist war sind. Und das es unserem Staat viel besser gehen würde wenn wir „die von da drübern“ nicht aufgebürdet bekommen hätten.

  • laeuft da nicht gerade eine neue debatte, dass aufbau ost verfall in alten bundeslaendern verursacht. innerhalb des stadtringes von berlin hat sich das thema allerdings schon laengst erledigt. und auf dem lande leben ja haeufig die ewig gestrigen;-)