Wahrscheinlich konnten die Kollegen von Deutschlands auflagenstärkster IT-Gazette wirklich nichts dafür, doch ein solcher… (nennen wir ihn) Lapsus ist in der heutigen Zeit eigentlich unverzeihlich. Die aktuelle Ausgabe 18/2009 der „Computerbild“ enthält auf der beiliegenden CD bzw. DVD das Programm „Tidy Favorites“, ein Verwaltungstool für Bookmarks. Gestern warnten die Antivirenspezialisten von Avira (das sind die mit dem roten Schirmchen) vor der Installation des Programms. Es sei in einer virenverseuchten Entwicklerumgebung geschrieben worden und könnte andere Rechner infizieren. Wer sich für die Details interessiert:
Der Schädling verändert die Datei „SysConst.pas“, kompiliert damit die Bibliothek „SysConst.dcu““ und legt zuvor von dem Original eine Kopie als „SysConst.bak“ an. Anhand der Kopie erkennt der Virus einen erfolgreichen Befall und verhindert so eine weitere Infektion. Anschließend löscht die Schadsoftware die modifizierte „SysConst.pas“-Datei.
Obwohl die Meldung seit gestern die Runde durch die Medienlangschaft machte, war „Computerbild“ bislang wohl kein offizielles Statement zu dem Fall zu entlocken. Das Magazin meldete sich erst heute kurz nach 14 Uhr mit einer Pressemitteilung zurück: Ja, es sei wahr, „trotz umfangreicher Tests“ sei das virenbehaftete Programm auf der CD und auch im Download-Portal gelandet, jedoch stelle der Schädling für Windows-Computer keine Gefahr dar. Zur Absicherung hätte man auch das Magdeburger Virenlabor AV-Test noch einmal über den Fall sehen lassen. Das in Delphi programmierte Programm würde lediglich eine Art „Demo-Virus“ enthalten, „mit dem die Urheber des Schädlings vermutlich zeigen wollen, dass die Delphi-Entwicklungsumgebung Sicherheitslücken hat“.
Die pauschale Entwarnung in der Überschrift wird dann allerdings in einem Nebensatz wieder zurückgenommen: „Wird der Virus auf Windows-Computern ohne Delphi aktiv, entsteht keinerlei Schaden“, heißt es – was nichts anderes bedeutet, als dass sich das Virus auf allen Systemen fortpflanzt, die Delphi installiert haben. Ich weiß nicht, wie oft das in Deutschland derzeit der Fall ist, ich persönliche habe mit Delphi einmal das Programmieren gelernt.
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Die „Computerbild“ verteidigt sich, dass kein Virenscanner zur Zeit der Veröffentlichung auf das Programm angeschlagen sei, weder McAfee, F-Secure, G-Data, Kaspersky noch Avira spuckten Warnungen aus. Erst seit heute sind die beiden letztgenannten in der Lage, den Schädling zu erkennen.
Anmerkung: Mir ist aufgefallen, dass ich der einzige bin, der dem Virus konsequent ein neutrales Geschlecht („das Virus“) zuspricht. Sowohl Avira als auch „Computerbild“ halten PC-Bazillen für männlich.
(André Vatter)