Mann, die Musikindustrie ist wirklich nicht von der schnellen Truppe, oder? Schon seit April 2008 tourt Concert-Online einigen Bands quer durch die Republik hinterher, um nach den Veranstaltungen frisch abgemischte Mitschnitte an die Besucher zu verticken: 20 Euro werden für einen hübsch dekorierten USB-Stick, randvoll mit der gerade gehörten Musik, verlangt. Concert-Online schickt jeweils zwei Tontechniker zu Konzerten, bei DJ Bobo waren sie schon, bei den Toten Hosen, Thomas D., KISS und – meinem Favoriten – den Drei Fragezeichen. Die Musik-Sticks gehen weg wie geschnitten Brot. Etwa jeder zehnte Fan kauft einen auf dem Weg zum Ausgang: „Hey, Mann! Ich habe genau das gehört, ich war live dabei!“ Die Idee dahinter ist also klar, warum jedoch ein kleines Start-Up erst darauf kommen musste, ist mir allerdings absolut schleierhaft.
Die Musikindustrie hat den Trend nicht nur verpennt, sondern vor wenigen Monaten sogar noch kritisch beäugt: „Grundsätzlich gibt es dagegen keine Bedenken“, hieß es vom Bundesverbandes der Musikindustrie. Immerhin hätten die Techniker ihre Verträge mit den Lables laufen und müssten für jeden verkauften Stick Lizenzgebühren abdrücken. Keine Bedenken? Wie wäre es mit: „Das ist ein sensationeller Einfall!“ Jeder weiß, dass Live-Autritte heute eine nicht zu vernachlässigende Einnahmequelle für Künstler sind. Labels könnten ebenso davon profitieren. Aber nein…
Erst jetzt scheint es ein Umdenken zu geben und EMI zeigt sich von der (jetzt als eigenes Konzept proklamierten) Idee begeistert: Ja, jetzt verkaufe man auch Sofort-Konzertmitschnitte. Das Label nennt den neuen Service ‚Abbey Road Live‘ und er soll zunächst Musikfans in Europa und Nordamerika geboten werden. Aber man will es mit der Progressivität nicht so übertreiben, weshalb es die Musikauftritte erst einmal auch noch auf CD und DVD geben soll – „digitale Geräte“ und Streams werden aber ebenfalls unterstützt.
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„Wir bieten den Fans die ultimative Zugabe“, jubelt Simon Miller (EMI Music’s Senior Vice President of New Product Development and Live) angesichts des brillanten Einfalls: „In der Lage zu sein, High-Quality-Aufnahmen von gerade stattgefundenen Konzerten zu bieten – das ist etwas, für das sich Fans ebenso wie Künstler und Labels interessieren.“ Glückwunsch, EMI, zur Erkenntnis.
(André Vatter)
[…] Dieser Eintrag wurde auf Twitter von Basic Thinking und Herr MaschinenMensch, Sonic erwähnt. Sonic sagte: Yeah, Sofort-Mitschnitte von Konzerten. Warum gab es das nicht schon vor 20 Jahren? http://is.gd/4QNzu […]
Geht mir genau so mit Liveaufnahmen der aktuellen Prodigy-tour… Wenn man das irgendwo kaufen könnte würd ichs machen…
[…] EMI kapiert endlich: Mit Live-Mitschnitten ist Geld zu machen […]
Ja, das ist in der Tat ein Trauerspiel, André. Die Trends verpennen und sich anschließend aber noch dafür feiern lassen, dass man doch noch auf den Zug aufgesprungen ist. Aber immerhin ein Schritt in die richtige Richtung…
[…] an Bord, beredet mit ihnen, wie man es anders machen könnte. Hört euch die Geschichte von Concert-Online an, ein Start-Up, das zwei Techniker zu Konzerten schickt, um später USB-Sticks mit den […]