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Zukunft auf Facebook: Datenschutz war gestern (Update)

facebook_zuckerberg

Ich kann nur Vermutungen darüber anstellen, was den Facebook-Gründer Mark Zuckerberg zu seinem Statement bezüglich der Privacy-Settings auf seiner Plattform veranlasst hat. Vermutlich wird es der stetig wachsende Druck sein, noch profitabler zu werden und sich im Kampf um Nutzer und Realtime-Suchergebnisse gegen Twitter zu behaupten.

In einem Interview, das ich euch weiter unten auch in Bild, Ton und voller Länge präsentiere, äußerte er sich nämlich kürzlich zur Privatssphäre, als existiere sie im eigentliche Sinn gar nicht mehr und müsse daher auch nicht besonders geschützt werden:

Die Leute finden es angenehm, nicht nur Informationen und andere Dinge zu teilen, sondern dies auch stärker öffentlich und mit einer größeren Anzahl von Menschen zu tun. Die soziale Norm ist einfach etwas, das sich über die Jahre verändert hat. Wir sehen es als unsere Aufgabe im System an, fortwährend innovativ zu sein und darüber zu informieren, was unser System ist, um widerzuspiegeln, welche die aktuellen sozialen Normen sind. Viele Unternehmen wären bei einer Änderung ihrer Datenschutzbestimmungen gefangen in ihren Konventionen und Erbschaften – die Bestimmungen für 350 Millionen User zu ändern, würden nicht viele Unternehmen wagen.

Aber wir erachteten es als sehr wichtig, den Anfängergeist immer beizubehalten und uns zu fragen, was wir tun würden, wenn wir das Unternehmen heute neu gründen würden. Und wir haben entschieden, dass dies die heutigen sozialen Normen wären und wir haben es einfach getan.

Im Klartext bedeutet das: Die Gesellschaft hat sich gewandelt, die Normen haben sich geändert, wir reagieren nur darauf. Und: Was interessiert mich überhaupt mein Gerede von gestern? Was interessiert es mich, dass ich vor etwa zwei Jahren zu Protokoll gegeben habe, dass mir die Daten der User heilig sind und ich sie niemals für meine Zwecke missbrauchen werde? Was interessieren mich irgendwelche Journalisten oder Blogger und deren Kritik, sollen die doch schreiben, was sie wollen. Mit meiner Zuckerberg Zuckerbrot und Peitsche-Strategie bin ich doch bisher erfolgreich gewesen – und der Erfolg gibt mir Recht! Zuletzt habe ich beispielsweise enorme Veränderung an der Privacy-Policy vorgenommen (Grundeinstellungen sind seit Anfang Dezember für jedermann sichtbar) und anschließend schnell alle Kritiker mit einer kleinen Opt-Out-Änderung und einem „Safety Advisory Board“ eingelullt. Und das hat doch funktioniert – außer einem Sturm im Wasserglas gab’s doch nix…


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Tja, muss nun wohl jeder für sich entscheiden, wie viel ihm seine/ihre Datensicherheit wert ist. Wie viel sie Mark wert ist, wissen wir ja nun aus erster Hand. Nachfolgend, wie angekündigt, lasse ich Herrn Zuckerberg zu diesem Thema noch höchst persönlich zu Wort kommen:

Update: Dienstag, 12. Januar, 10.30 Uhr

Ein interessantes Interview, in dem erschreckende Einblicke in den mangelnden Datenschutz auf Facebook gegeben werden, hat am gestrigen Montag das Online-Magazin „The Rumpus“ veröffentlicht. Darin beschreibt eine Mitarbeiterin des sozialen Netzwerks beispielsweise, dass über einen längeren Zeitraum ein sogenanntes „Master Password“ existierte, mit dessen Hilfe sich die Entwickler Zugang zu jedem User-Account verschaffen konnten – und in einigen Fällen die Nutzer-Profile manipulierten.

Um einen Account als Facebook-Mitarbeiter auszuspionieren, sei dieses Master Password aber eigentlich gar nicht nötig. Denn alle Daten der User würden – egal, ob von ihnen gespeichert oder gelöscht – von Facebook in einer Datenbank gespeichert, so die anonyme Mitarbeiterin.

Desweiteren berichtet sie darüber, dass die Seiten auf Facebook schon bald schneller werden sollen. Bisher habe man bei der Erstellung der Webseiten zu 90 Prozent die Programmiersprache PHP verwendet. Diese sei aber sehr Prozessor-lastig sei und würde daher in Zukunft durch Hyper-PHP ersetzt, wodurch man die Server-Auslastung um 80 Prozent reduzieren könnte.

Es werden Vorhersagen wie diese sein, an denen man den Wahrheitsgehalt des Interviews wird überprüfen müssen. Denn eines steht fest: Die Aussagen klingen plausibel und man möchte sie gerne glauben. Aufgrund der Tatsache aber, dass die Informantin anonym bleibt, sind sie mit höchster Vorsicht zu genießen.

 (Marek Hoffmann)

Über den Autor

Marek Hoffmann

Marek Hoffmann hat von 2009 bis 2010 über 750 Artikel für BASIC thinking geschrieben und veröffentlicht.

22 Kommentare

  • das klingt schon ein wenig arrogant, was zuckerberg da von sich läßt.
    es ist doch blödsinn, dass facebook nur auf den „trend“ reagiert.
    ich denke, die meisten user möchten soziale netze nutzen, um zwanglos kontakte zu knüpfen und ihre freunde etwas beieinander zu halten und nicht um einen seelenstrip zu zelebrieren.
    ich sehe sehr wohl einen unterschied, ob ich vor einem von mir ausgewählten kreis privates erzähle oder vor der ganzen welt.
    herrn zuckerberg steigen wohl die enormen besucherzahlen etwas zu kopf.

  • Na dann sehen wir uns mal das Profil von «Mark Zuckerberg» an: http://www.facebook.com/zuck komisch, anscheinend hält er doch etwas von Privatssphäre… keine Bilder, eingeschränkte Informationen, sogar die Pinnwand scheint bereinigt zu sein…

    Zitat aus der Pinnwand von Mark Zuckerberg: »For those wondering, I set most of my content to be open so people could see it. I set some of my content to be more private, but I didn’t see a need to limit visibility of pics with my friends, family or my teddy bear :)« 11. Dezember 2009 um 19:58

    viel Spass.

  • Hm. Seh das Problem gerade nicht. Dass die Leute immer mehr in die richtung tendieren alles mit jedem zu teilen, hat er sich doch nun nicht ausgedacht. Und mehr als, dass er kein Problem darin sieht sachen zu ändern, zu experimentieren und auch in eine komplett andere Richtung zu gehen als bisher, hat er auch nicht gesagt.

    Ich sehe grad nicht was an diesen Aussagen nun schlimm ist. Vielleicht mag mirs noch mal wer erklären.

    Ich kann bei Facebook, wenn ich mich richtig erinnere nachwievor ziemlich gut einstellen, wer was sieht und was nicht. Und den Leuten, die sich da nicht drum kümmern, ist ihre Privatsspähre offensichtlich eh egal. So kompliziert ist Facebook nicht, dass man das nicht im Griff haben kann.

  • Ich finde Facebook mittlerweile total überladen und unübersichtlich, kann mich garnicht daran erinnern wann ich letzte mal dort eingeloggt war.

    Was den Datenschutz angeht: Ich glaub da hat irgendwie niemand eine weiße Weste egal wie se heissen.

  • 2-3 Infos weggelassen und schon steht das alles in nem anderen Licht..

    Zum Master Passwort steht im Originaltext auch das es nur innerhalb der IPs des Facebook Office funktionierte und wiederum nur den Leuten bekannt gewesen sein soll die es auch für Ihre Arbeit benötigten.

    Und das die Manipulation der Profile durch eben solche Personen mit Kündigungen bestraft wurde steht hier leider auch nicht. Ebensowenig (allerdings auch selbstverständlich) das der Missbrauch solcher Befugnisse streng untersagt wurde.

    Ich bin zwar auch kein Befürworter von der Facebook Menthalität.. aber am Ende ist es jedem selbst überlassen ob man sich anmeldet und mit welchen Daten.

    Ein bisschen Objektivität und weniger Anti-Facebook im Subtext hätte dem Artikel in seiner Relevanz und Popularität keineswegs geschadet.

  • @ Sven: „Zum Master Passwort steht im Originaltext auch das es nur innerhalb der IPs des Facebook Office funktionierte und wiederum nur den Leuten bekannt gewesen sein soll die es auch für Ihre Arbeit benötigten.“ – Nun, und was ändert dies an der Tatsache, dass es dieses Master-Password gab? Es existierte und wurde missbraucht. Das war für mich der Hauptaspekt.

    „Ich bin zwar auch kein Befürworter von der Facebook Menthalität.. aber am Ende ist es jedem selbst überlassen ob man sich anmeldet und mit welchen Daten.“ – Agreed.

    „Ein bisschen Objektivität und weniger Anti-Facebook im Subtext hätte dem Artikel in seiner Relevanz und Popularität keineswegs geschadet.“ – Mag stimmen. Wobei ich sagen muss, dass ich nicht grundsätzlich gegen FB bin, dieses Thema aber in meinen Augen einen subjektivieren Anstrich durchaus rechtfertigt, vor allem hier auf dem Blog.

  • Alle Bedenken hinsichtlich Datenschutz kann ich ja nachvollziehen. Aber erstens muss keiner Mitglied bei Facebook werden, der es nicht will. Und zweitens kann ich die Aussagen von Herrn Zuckerberg nur vollends loben. Denn wenn er gesagt hätte, „wir werden niemals unsere unternehmerische Ausrichtung an aktuelle Marktgegebenheiten anpassen“ dann hätte ich ihm als Investor aber sowas von in den Hintern getreten.

    Mal ehrlich. Auf den Markt zu reagieren und sich anzupassen ist unternehmerische Notwendigkeit Nummer 1. Und dass wir aktuell einen Trend hin zu weniger Privatsphäre und mehr Offenheit der eigenen Daten gegenüber Fremden haben, kann nun wirklich niemand abschlagen. Diesen Trend hat im Internet angefangen seit es die ersten Geocities-Homepages gab und hat in den letzten beiden Jahren durch eben Communities wie Facebook und Youtube, aber auch (Micro)Blog-Systeme wie WordPress und twitter deutlich an Fahrt gewonnen.

    Das soll aber nicht heißen, dass Datenschutz nicht weiterhin wichtig ist. Im Gegenteil. Wir müssen nur gesamtgesellschaftlich endlich mal aus der falschen Einstellung rauskommen immer alles zu verdammen, was der Fortschritt bringt. Vor allem ist die Politik mit all ihren völlig in Unwissenheit (zu diesem Thema) agierenden Politikern definitiv nicht die richtige Kraft diesen Trend zu wenden. Eher sollten eben Leute wie Zuckerberg zukünftig definieren, wie wir es gesellschaftlich schaffen, dass Datenschutz neu definiert wird.

  • Ich finde den von Sven kritisierten „anti-facebook subtext“ zwar nicht unbedingt objektiv, aber bei dem thema angebracht.
    Es ist erschreckend wie wenige menschen sich überhaupt irgendwelche gedanken um datenschutz machen.
    Da ist ein Artikel wie dieser durchaus notwendig, um den leuten mal die augen zu öffnen.

  • Facebook ist halt kein Wohlfahrtsverein, sondern will Gewinn machen. Da geht man auch schon mal hart bis an die Grenze bzw. darüber hinaus.