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Ich habe fertig: Deutsche Fußball-Nationalmannschaft präsentiert eigene Website

DFB

Fußballfreunde dieses Landes, holt den Champagner raus, denn es gibt einen Grund zur Freude. Nachdem sich der Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff bereits vor über einem Jahr für die Umsetzung stark gemacht hatte, ist das Projekt nun endlich in trockenen Tüchern und für die Öffentlichkeit zugänglich: Die Rede ist von der ersten eigenen Homepage der deutschen Fußball-Nationalmannschaft.

Unter der Adresse team.dfb.de soll rund ein halbes Jahr vor Beginn der Weltmeisterschaft in Südafrika (11.06.- 11.07.) offenbar das Interesse an unserer Elf langsam auf Touren gebracht werden. Als „innovativ, attraktiv, exklusiv“ wird die neue Online-Präsenz beschrieben und soll „spannende Interviews, einzigartige Videoporträts, individuelle Fitnessübungen oder Ernährungstipps“ liefern. Der Fan kann auf der Seite „ganz nah dran sein, Teil des Teams sein, immer exklusiv informiert sein“. Na dann wollen wir doch mal sehen…

DFB-Startseite

Was dem Fußball-Fan beim ersten Besuch der Seite sofort ins Auge sticht, ist die Vielfalt – an Werbebotschaften. In einem unverkennbar dem Kubismus verschriebenen Design prangt eine subtile Kaufaufforderung für die neuen Trikots der National-Elf (siehe Bild oben), darunter die für WM-Tickets:


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DFB-Startseite2

Flankiert wird das Ganze dann rechtsseitig durch eine explizite Bestell-Bitte der Spieler-Arbeitsmontur sowie dem Hinweis, doch bitte dem Fanclub des DFB beizutreten. Puh, weniger wäre mehr gewesen. Fairerweise kann man vielleicht sagen, dass sich hinter den Werbe-Skyscrapern durchaus interessante Infos verbergen. Ein Klick auf den Südafrika-Tour-Banner zaubert beispielsweise ein Landkarte von Afrika hervor, die die Spielorte der WM anzeigt. Die Umsetzung wiederum wirkt aber recht übersichtlich: Einfache Grafik, kleine Bilder der Stadien, keine Verlinkungen zu Wikipedia oder Google Maps.

Zugang zu den „echten“ Infos findet der Besucher eigentlich erst über die Menü-Leiste. Hinter Punkten wie „News„, „Das Team„, „Unsere Welt“ oder „Historie“ stecken dann die oben angepriesenen Interviews und Videoporträts. Doch die Darstellungsweise ist kaum auszuhalten: Alles ist riesengroß (als hätten die Verantwortlichen nicht gewusst, mit welchen Infos sie die Seite füllen sollen), in das immergleiche Design gezwängt und mit Cover-Flow auf hipp getrimmt.

Ich bin mir sicher, dass sich die Fans der Nationalmannschaft durch „einzigartiges Filmmaterial“ und „exklusive Informationen“ darüber hinwegtrösten lassen, dass das Design der Seite eine einzige Zumutung ist. Dieses Manko wäre aber nicht nötig gewesen, hätte man sich nicht so verkrampft als „modern“ präsentieren wollen. Ganz deutlich wird dies in der Implementierung des DFB-Twitter-Accounts unten auf der Startseite, grau in grau neben Workout-Tipps und Fan-Club-Werbung. Und Interaktionsmöglichkeiten mit den Fans sind auch nicht vorgesehen. Blog? Fremdwort. Oder hab ich all das übersehen? Falls ja, bitte in den Kommentaren darauf hinweisen.

Nun denn, vielleicht ist es noch ein wenig zu früh, eine abschließende Bewertung der Seite abzugeben. Schließlich ist sie ja heute erst an den Start gegangen. Wer aber in der offiziellen Pressemmitteilung so auf die Kacke haut und zudem extra eine Design-Agentur engagiert, von dem könnte man ein wenig mehr erwarten. Bin mal gespannt, was noch so kommt.

(Marek Hoffmann)

Über den Autor

Marek Hoffmann

Marek Hoffmann hat von 2009 bis 2010 über 750 Artikel für BASIC thinking geschrieben und veröffentlicht.

18 Kommentare

  • „eine einzige Zumutung“
    Herrlich. Schöner Artikel, treffend auf den Punkt gebracht. Danke dafür 🙂

  • mir sind das zuviele Rahmen. Weißer Hintergrund, die Kästen haben meist einen grauen und weißen Rand. Wenn sich zwei Kästen treffen, ensteht eine wahre Linienflut. 🙁

  • Schade das heute „große“ Webseiten mit Flash überfrachtet werden und die Barrierefreiheit damit zum Teufel geht.

    Mit JS kann man solche Effekte ebenfalls erzielen, ressourcenschonender, günstiger und vor allem BARRIEREFREI!!!

  • Welchen Unterschied macht denn die Form der visuellen Darstellung für Sehbehinderte? Dieses ständig vor sich her getragene Argument „Flash“ ist nicht lesbar, verbessert man nicht durch ein für Screenreader unsichtbares Javascript. Was ist denn daran Barrierefrei? Da stellt sich mir der Kamm, Sorry.

  • @Peer

    Ganz einfach, bei für „Normaluser“ eingebundenem JS sind immerhin noch für Screenreader lesbare Links vorhanden – bei Flash nicht! Und wenn dann muß eine 2. Version für Screenreader erstellt werden.

    Für die Agentur lukrativ, für den Kunden der es nicht besser weiß einfach nur ärgerlich.

    Flash ist für Bilder eine schöne Sache, aber nicht für Navigationen wie es hier auf den Unterseiten eingesetzt wird.

  • […] Ich habe fertig: Deutsche Fußball-Nationalmannschaft präsentiert … Veröffentlicht in Fussball von Fabian am 28. Januar 2010 Tags: Auge, Basic, Besuch, Design, Fußball-Fan, Kaufaufforderung, Kubismus, Thinking, Trikots, Vielfalt, Werbebotschaften Was dem Fußball-Fan beim ersten Besuch der Seite sofort ins Auge sticht, ist die Vielfalt ? an Werbebotschaften. In einem unverkennbar dem Kubismus verschriebenen Design prangt eine subtile Kaufaufforderung für die neuen Trikots der … Zur Nachricht […]

  • Event-Manager Bierhoff hat es noch nicht verstanden. Die Leute haben hierzulande andere Sorgen als seine Botschaften zu empfangen. Sport ist eine schöne Abwechslung vom Alltag, aber mehr auch nicht. Seit Bierhoff Michael Ballack kurz nach dem verlorenen EM-Finale mit Gewalt dazu nötigen wollte, was auf „Friede, Freude, Eierkuchen“ zu machen, geht mir dieser Vermarktungswahn auf Kosten der Freunde der Nationalmannschaft ziemlich auf die Nerven. Ich gucke mir sicherlich noch das Gewese um die Nationalmannschaft an, aber dafür brauche ich keine volksverdummenden Werbeslogans, schon garnicht von einem dermaßen abgehobenen Schnösel wie Bierhoff. Wenn er was Sinnvolles bewirken möchte, soll er sich um Nachwuchskonzepte kümmern oder sich einfach nur um seine logistisch-administrativen Aufgaben kümmern. Die derzeit peinliche Nummer um die künftigen Vertragsmodalitäten hat er auch zu verantworten. In anderen Sportarten lassen sich die diversen Fanangebote von selbst verkaufen. Dazu bedarf es nur etwas ansehnlicheren Sports, besonders hinsichtlich der Leistungen der Nationalmannschaft in Freundschafts- oder Testländerspielen. Andere und dazu auch gemessen an ihren bescheidenen Mitteln wesentlich erfolgreichere Sportverbände wissen, wie man sich Sympathien erwirbt.

    Herr Bierhoff ist vom Intellekt her nun wirklich sehr gescheit und weiß eigentlich selbst genau, daß er von seinen Primitivkampagnen nicht überzeugt ist. G. Netzer hatte es richtig ausgedrückt: Bierhoff ist die unwichtigste Person, solange er sich auf seinem Marketingwahn stützt. Erfolgreiche Sportarten verkaufen sich von selbst. Dazu gehört irgendwann auch mal einer, der das ein bißchen koordiniert und ein bißchen lenken kann, aber mit Sicherheit niemand, der mit absolut nicht zeitgemäßen und schon garnicht der derzeitigen Wirtschaftssituation gemessenen Mehoden Null-Leistung zu verkaufen versucht.

    Joachim Löw hat sich hier absolut dumm verhalten. Er braucht in dieser Form keinen Bierhoff. Bierhoff führt sich auf wie ein Versicherungskaufmann, der noch nicht begriffen hat, daß das man mit hohlen Floskeln keine Kunden gewinnen kann.

    M. Sammer würde die eigentliche Aufgabe von Bierhoff wahrscheinlich noch nebenbei erfüllen.

  • @Dogbert: Sehr gute Zusammenfassung von Bierhoffs Leistung. Ich sehe ihn auch als jemanden, der reine Öffentlichkeitsarbeit für etwas betreibt, was auch so in Deutschland funktioniert. Bierhoffs Forderungen in den Vertragsverhandlungen sind für diesen Job mehr als unangemessen.