Independent Television News (ITN), ein Nachrichtenanbieter aus Großbritannien, launcht auf YouTube einen eigenen Channel – seinen mittlerweile sechsten. Und weil dem so ist, wäre diese Neuigkeit im Grunde keine Erwähnung wert. Und doch hat hat das Thema einen interessanten Aspekt: PROMI411 ist nämlich ein bereits bestehendes Format – es werden News aus dem Showbiz präsentiert -, das nun von dem englischen Unternehmen für den deutschen Markt aufbereitet wurde. Spannend wird es daher sein zu sehen, ob es ausreicht, einem bewährten Produkt eine neue Verpackung zu verpassen, um es auch auf einem ausländischen Markt erfolgreich zu machen.
Dies behauptet jedenfalls der kaufmännische Leiter von ITN, Mark Browning: „Der Launch unseres deutschen Showbiz-Kanals ist ein fantastisches Beispiel dafür, wie ITN ein bereits erfolgreiches Produkt auf YouTube für ein neues Land anpasst.“ Ich habe daran so meine Zweifel, vor allem wenn ich folgende Aussage mitberücksichtige: „Wir haben die Fähigkeit, unseren Content so zu gestalten und zuzuschneiden, dass er auf jedem Markt und jeder Plattform funktioniert.“
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass so etwas mit Tech-News funktioniert (Beispiel dafür wäre die deutsche Version von Engadget oder The Next Web). Doch bei Personen-bezogenen News spielen zum einen kulturelle Unterschiede eine Rolle. So würde beispielsweise vermutlich niemand so blauäugig sein zu glauben, er könne einfach ein Boulevard- oder Celebrity-Magazin, das hierzulande erfolgreich ist, in ein Land im nahen Osten exportieren. Zum anderen sind bei uns andere Menschen „prominent“ als in UK und werden auch anders beleuchtet.
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Dass ich mit meiner Einschätzung nicht ganz falsch liege, darauf deuten bereits erste Ananlysen hin: Ein Bericht über die Dokumentation „No Distance Left To Run“ der englischen Rockband Blur sahen viel weniger User als eine Story über Heidi Klum, wie sie ihren Wachs-Doppelgänger in Madame Taussaud’s Kabinet vorstellte. Und ein für das deutsche Publikum aufbereiteter Bericht über den Musical-Darsteller Lee Mead interessierte hierzulande auch kaum jemanden.
So lange ITN den Kanal mit News füttert, die auch auf dem englischen Kanal laufen, wird sich der Erfolg von „PROMI411“ wohl in Grenzen halten. Erst wenn mehr auf internationale News oder stärker auf die deutsche Szene eingegangen wird, wird man hierzulande mit dem Projekt Fuß fassen können. Das würde sich vor allem auch YouTube beziehungsweise Google wünschen, da der Deal mit ITN natürlich Werbegelder in die Kassen spült.
(Marek Hoffmann)