Es ist doch seit Jahren unverändert: Die Verlage (Musik und Zeitungen gleichermaßen) schauen auf die Absatzzahlen, blicken sich dann schulterzuckend gegenseitig an, sehen noch einmal auf die Zahlen – und letzten Endes bleibt der Blick dann hängen auf der anderen Seite des Zauns. Dort – im Google-Land – läuft alles etwas anders. Während die ganze Welt unter einer beispiellosen Finanzkrise ächzt und leidet, sieht es dort aus wie immer: Die Honig-Töpfe sind prall gefüllt, die gebratenen Hähnchen fliegen in Schwärmen über die saftigen Wiesen hinweg und die stets fröhlichen Einwohner bewerfen sich kichernd mit Geld, welches überall einfach so herumliegt.
Wenn ich nun also Teil einer darbenden Industrie bin, kann man es mir vermutlich nicht einmal verdenken, wenn ich nicht konstruktiv über eine Lösung meines Problems nachdenke, sondern mich immer von dem Schlaraffenland Google ablenken lasse. Irgendwann kann man keinen klaren Gedanken mehr fassen und sieht den einzigen Ausweg: Ich brauche das Geld von Google.
Ist ja auch logisch – Google ist ja schließlich Schuld daran, dass ich nichts mehr verdiene. Denke ich zumindest, weil mir der objektive Blick schon längst verloren gegangen ist. Dazu kommt, dass Google seinen Ruf als sympathischer neuer Spieler auf dem Internet-Spielfeld schon längst los ist. An zu vielen Fronten muss Google derzeit bestehen. Da scheint es ein Leichtes, mit dem Finger auf den Suchmaschinen-Giganten zu zeigen und einfach dem Katalog an Vorwürfen einen weiteren hinzuzufügen: „Hey, Google zerstört die Zeitungen!“
Neue Stellenangebote
Growth Marketing Manager:in – Social Media GOhiring GmbH in Homeoffice |
||
Mitarbeiter*in (m/w/d) für Social Media, Öffentlichkeitsarbeit und Städtepartnerschaft (m/w/d) meinestadt.de in Sachsenheim |
||
Journalist (m/w/d) als Leiter PR und Social-Media NOMOS Glashütte/SA Roland Schwertner KG in Berlin |
Rupert Murdoch, tapferer Ritter
Ein nicht mehr ganz taufrischer, aber dennoch tapferer Ritter in vorderster Front im Kampf gegen Google ist Medien-Mogul Rupert Murdoch: Wie so viele andere ist auch er dem Irrtum erlegen, dass Google sich zu Unrecht an „seinen“ Inhalten bereichert. Wenn er wollte, könnte er im Handumdrehen verhindern, dass die Datenkrake zugreift, aber das traut er sich wohl auch nicht so recht. Oder wahrscheinlicher: Er will es nicht.
Stattdessen jammert und flucht er wie ein Rohrspatz und wo es was zu Jammern gibt, lässt sich natürlich auch der Deutsche – in Person von Hubert Burda – nicht lumpen und stimmt in das Klagelied mit ein.
Steuern auf Aggregatoren sollen britische Regionalpresse retten
Nach einem Vorstoß aus Frankreich, wo vorgeschlagen wird, dass Google eine Steuer entrichten könnte, die der hiesigen Musikindustrie auf die Beine helfen könnte, plant nun eine britische Untersuchungskommission ähnliches für Großbritannien. Dort allerdings soll eine „Google-Steuer“ die lokale Presse stützen und der unabhängige Ausschuss unter Vorsitz von Geoff Mulgan nennt dazu „erschütternde“ Zahlen:
- Über hundert Regionalzeitungen wurden allein im letzten Jahr eingestellt
- Vier Verlage teilen sich 70 Prozent des britischen regionalen Zeitungsmarktes
- Drei Sender senden TV-Nachrichten und
- Vier Gesellschaften diktieren 80 Prozent des kommerziellen Radiomarktes
Dem gegenüber könnte man mit der empfohlenen Steuer, die für Google und ähnliche Aggregatoren von News gelten soll, allein von Google 100 Millionen britische Pfund erwarten, mit denen man die lokalen Blätter und somit die Meinungsvielfalt stärken könne, sowie neue nicht-kommerzielle Web-Angebote schaffen.
Der komplette Report mit Namen Making good Society (Twitter) erscheint voraussichtlich am kommenden Donnerstag, die genannten Zahlen hat man vorab dem Guardian mitgeteilt.
Ich bin gespannt, wann der zu erwartende deutsche Reflex veröffentlicht wird.
(Carsten Drees)
Abgesehen davon dass man etwas, was im Niedergang ist (oder nicht oder zu spät bereit war sich zu erneuern), nicht dadurch „retten“ kann dass man dort Steuern zuschustert, würde ich mich fragen was dann noch alles kommt: eine Steuer auf via iTunes geliehene Videos, damit es den stationären Ausleihvideotheken besser geht?
Das ganze ist rechtlich bedenklich und auch sonst nicht sinnvoll.
Tschüss kapitalistische Marktwirtschaft. War eine schöne Zeit.
Medien sorgen sehr oft für eine Meinungsbildung. Zumindest war das früher so, heute googelt der „Durchschnittsdeutsche“ nach News und allerlei anderen Dingen. Nicht selten werden dann die Kurzinfos, die man bei Google schon lesen kann, aufgesaugt und gut.
Wenn nun die Medien dazu übergehen und Meldungen für Google unzugänglich zu machen, dann findet sie schlicht keiner mehr, oder besser gesagt es kommen unzulängliche Informationen an.
Google kann es egal sein, AdWords werden trotzdem angezeigt. Verlieren würde aber zum einen der Medienverlag der schlicht und ergreifend nicht mehr wahrgenommen wird (außer von gezielten Besuchern) und zum anderen der User der schlechtere Informationen erhält.
Deshalb sehe ich diese – ich nenn sie mal Informationssteuer für Google – gar nicht mal so ungern. Immerhin möchte ich auch morgen noch werthaltige Informationen. Und genau daran verdient google ohne auch nur ein redaktionelles Wort zu verfassen. Das ist nun mal ein Fakt an dem sich nicht rütteln lässt. 😉
Andere Branchen, wie Film- oder Musikindustrie sollten lieber mal ihre Vertriebsmodelle und Preise prüfen, denn immer mehr zu verlangen bedeutet nicht immer mehr Umsatz, das klappt nur bei Staat und GEZ.
Wenn die nur nicht alle so feige wären und zugeben würden, dass Google nicht der Bösewicht ist, sondern sie es selbst verpennt haben mit der Zeit zu gehen…
Aber einfacher ist es natürlich bei Papa Staat mit heulen anzufangen und Google abzuzocken.
Jeder kann sich ein Schild vor die Tür stellen, dass Google nicht erwünscht ist [robots.txt]. Dann kommt Google auch nicht.
[…] Thinking: Google: Rettet eine Steuer die lokale Presse in England? Was ich von solchen Ideen halte habe ich ja hier schon […]
[…] Als Stichwort seien merkwürdige Angriffe auf Google genannt, über die ich heute auf Basic Thinking geschrieben habe. Andererseits verstehe ich aber auch, dass man gute Arbeit in irgendeiner Form […]
Hmm…also irgendwie verstehe ich die Argumentation der Zeitungen auch nicht. Sicher, Google hat durch die News-Seiten zusätzlichen für sie kostenlosen Content, aber es steht doch jeder Zeitung frei Google auszusperren. Ich benutze die GoogleNews-Seiten eigentlich regelmäßig und lande dann auch immer wieder auf Zeitungsseiten, die ich sonst nie aufgerufen hätte. Und ist es vielleicht schon mal jemanden außer mir aufgefallen, dass Google auf den News-Seiten überhaupt keine Werbung schaltet?
Wie bereits weiter vorne erwähnt, 1. die meisten haben es einfach verpennt sich weiterzuentwickeln und 2. Robots.txt hält Google wenn nötig fern.
Genau Ralf, mir war auch so das Google bei den News und Blog suche keine Werbung schaltet. Ich habe sogar extra gerade noch mal nachgeschaut und siehe da dort findet man keine Werbung.
Wobei man kann die Zeitungen verstehen, wenn man immer weniger Geld verdient und nicht so richtig weiß wie man den Karren wieder in Gang bekommt.
Also google auszuschließen von der eigenen Seite wäre denke ein fatalerer Fehler – ich weiß ja nicht, wie dort die Statistiken aussehen – aber prinzipiell kommen doch mittlerweile über die hälfte aller Seitenaufrufe über google zu einem Artikel oder ähnliches.
Mit anderen Worten – verzichten sie auf google und diesen Mehr-Kanal – um Leute zu erreichen, schneiden sie sich ins eigene Fleisch, fahren noch weniger Geld ein und und und….
@Conic: Ich muss Dir vollkommen Recht geben! Google war einfach seiner Zeit vorraus und darauf schauen jetzt viele neidisch. Da waren clevere Köpfe am Werk bei Google.
Ich denke nicht dass Rupert Murdoch & Co eine Steuer verlangen können, weil Google grösser und grösser wurde. Im Internet ist Google grösser als alle andere News Organizationen – und organische Resultaten müssen frei bleiben. Diese News Org. müssten adaptieren um mehr Visibilität zu haben (sie haben ganz genug Geld zu investieren)
(Entschuldigen Sie bitte mein Deutsch!…)