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Deutsche Webradios boomen – Social Media treibt die Nutzung

Ist das Radio nun in oder out? Wenn ihr mich fragen würdet, gibt es eine ganz klare Antwort: aber sowas von in. Ich werde morgens nicht nur von einem Radiowecker mit melodischen Klängen aus dem Schlaf geküsst, auch hier im Büro lauschen wir den Klängen von 1live oder zwischendurch auch mal NDR 2 oder Hit Radio ffh. Ganz anders sieht das meine Freundin: für sie ist das Radioprogramm keine wirkliche Alternative zur selbst zusammengestellten CD. So richtig begreifen werde ich das in diesem Leben wohl nicht mehr.

Und offenbar stehen viele deutsche Internetnutzer zumindest in diesem Punkt auf meiner Seite. Nach Angaben der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) gehen immer mehr Hobby-Radiomacher mit einem eigenen Webradio auf Sendung. In Deutschland gibt es davon inzwischen 3100 Stück und das sind mal eben 400 mehr als noch vor einem Jahr. Was ich besonders spannend finde: Social Media-Aktivitäten sorgen offenbar dafür, dass das Radio an Beliebtheit gewinnt.

Wichtig sind Facebook, Twitter und neuerdings dann wohl auch Google Plus insbesondere für so genannte Internet-Only-Sender. Allein davon gibt es hierzulande 2600 Stück und sie können über soziale Netzwerke kostenlos und ohne großen Aufwand neue Hörer gewinnen. Wer auch immer ein Webradio betreibt und seine Einschaltquoten steigern möchte, darf die sich bietenden Social Media-Möglichkeiten nicht entgehen lassen. Dazu gehört auch, auf Portalen wie radio.de oder surfmusik.de gelistet zu sein.


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Webradios müssen sich aber auch einer Gefahr stellen. Und die lauert ebenfalls im Internet. Angebote mit User Generated Content wie Last.fm oder laut.fm sind eine interessante Alternative zu wenig flexiblen Radiostreams. Das lässt sich auch an Zahlen ablesen. In den vergangenen beiden Jahren verschwanden jeweils rund 650 Webradios wieder vom Markt. Eine Rolle spielt in diesem Zusammenhang natürlich auch, dass für viele Radiomacher die anfallenden Kosten nicht gestemmt werden können.

Doch wenn man sich als Webradio erst mal einen Namen in der Szene gemacht hat, kann man auf Zugriffszahlen kommen, die durchaus als beeindruckend zu beschreiben sind. Die BLM schreibt in ihrem Webradiomonitor 2011, dass besonders erfolgreiche Internet-Only-Angebote auf rund eine halbe Million gestartete Streams kommen – pro Tag! Zunehmen erfolgt der Zugriff übrigens über das Smartphone. Doch Vorsicht: das verursacht Datentraffic und ohne Flatrate wird das teuer. Schon 2013 könnte es übrigens soweit sein, dass rund 16 Prozent der Webradiozugriffe über Social Media-Plattformen erzielt werden. Dazu müssten die Radiosender aber spezielle Audio-Player für Facebook und Co. entwickeln. Und die laufen dann in Konkurrenz zu Spotify oder RauteMusik.

Ich schaue jedenfalls gespannt auf den deutschen Radiomarkt. Und wer weiß, vielleicht hören wir mit unseren Smartphones bald wirkliche keine klassischen UKW-Sender mehr, sondern Webradios am laufenden Band. Denn es wartet ja noch etwas auf uns, was für viele Änderungen im Mobilfunk sorgen wird: LTE mit neuen Spitzenwerten im Downstream von bis zu 100 Megabit pro Sekunde. Und das wird erst der Anfang sein.

(Hayo Lücke)

Über den Autor

Hayo Lücke

Hayo Lücke hat von 2009 bis 2014 insgesamt fünf Jahre lang für BASIC thinking geschrieben und dabei über 300 Artikel beigesteuert.

38 Kommentare

  • Also bei mir im Büro hören mehrere Personen (inkl. mir) fast rund um die Uhr diverse Radiostreams über Kopfhörer oder auch Boxen. Daheim hab ich, wenn ich Musik hören will, ebenfalls Webradios laufen. Bei vielen genieße ich dabei das wenige Gerede und die sehr seltene Werbung. Es gibt aber auch einige, die haben eine Endlosschleife ihrer Musik und nur selten Live-DJs.

  • Ich finde, Webradios haben einen ganz besonderen Charme. Ein Bekannter von mir ist selbst bei einem Webradio, ich höre da regelmäßig in seine Sendungen, und das macht einfach Spass (besonders natürlich wenn man den Moderator kennt). Außerdem werden über Webradios sämtliche Nischen bedient, was für allem für Nicht-Mainstream-Fans wie mich sehr positiv ist.

    Übrigens ein sehr gelungener Blog! 🙂

  • Ich kann diesen Trend nur bestätigen. Insbesondere, dass man mit einem Webradio nicht mehr gezwungen ist, das ewig gleiche Gedudel deutscher Radiostationen mit ihren ständigen Gewinnspielen, dem Gelaber und Werbung zu hören, ist ein echter Zugewinn. Ob nun englische Rocksender oder hawaiianische Klänge, es findet sich so gut wie alles auf Knopfdruck. So ein Internet-Radio ist aber nicht nur praktisch, es kann auch ganz schön stylisch aussehen. Ich habe ein Revo Heritage, welches ich auf meinem Blog auch kurz einem Test unterzogen habe. Echt empfehlenswert, wenn auch nicht ganz günstig.

  • Ich dacht die klassichen WebRadios sterben aus °_°
    Ich nutze eigentlich nur noch Grooveshark, dort kann ich einfach auf Radiomodus stellen und er spielt mit Lieder welche zu meiner Playlist passen – super Erfindung!

  • Webradios sind am kommen, das steht fest.
    Schon vor Jahren haben sich einige UKW Sender über die guten Hörerzahlen im Webradio Bereich geäußert.

    RauteMusik.FM unteranderm wird auf dem Markt ganz weit vorne mit profitieren.

  • Zu Hause höre ich auch die kleinen Web-Sender. Einslive muss ich auf der Arbeit ertragen und der geht mir mächtig auf den Keks, mit seiner von der MI-gesteuerten ewig gleichen Musikschleife (die sich aktuell mehr und mehr WDR4 nähert) und dem dämlichen Gebrabbel über Promis, Partnervermittlung, Computerspiele usw.

    Mitmachsender wie Last-FM sind nichts für mich. Ich will einfach gute Musik hören und muss nicht bei allem mitmachen können. Wenn ich das will, starte ich meinen eigenen kleinen Musikserver und spiele eine Playlist ab.

    Natürlich verschwinden ständig kleine Sender, aber das liegt nicht nur an Social Media oder den Kosten, sondern weil viele Stationen qualitativ einfach sehr schlecht sind oder einen sehr speziellen Geschmack treffen. Auch verlieren viele schnell den Spaß am Hobbyprojekt, wenn abends nur eine Hand voll Leute zuhört.

  • ÖR Stationen oder Private die lediglich ihr Programm auch über das Internet Streamen würde ich nicht unbedingt als „Webradios“ bezeichnen.
    Zudem beschleicht mich immer etwas die Angst , sollten Hobby-Radiomacher oder werbefreie Webradios zu einer ernsthaften Gefahr für die etablierten Radiostationen werden, kommen sicher wieder reflexartig die Verbotsforderungen, übertriebene Gema Forderungen oder staatlichen Kontrollen ab 50 Zuhörern.

  • Radio, egal ob klassisch oder Internet ist alleine deswegen schon spannend es weil quasi Echtzeitinteraktion zwischen Radiomachern und Zuhörern ermöglicht.

  • Ich höre erst Internetradio, seit es Sender für spezifische Musikrichtungen gibt UND durch das Social Media kann man sich sogar zB bei NDR2 usw ein Lied wünschen oder Beiträge posten die auch immer häufiger iim Radio benannt werden.
    Auf alle Fälle befindet sich das Medium Radio auf einem seeehr guten Weg!

    LG

  • Webradio ist super! Besonders für Musikrichtungen abseits des Mainstreams. Mal ehrlich: Die Lieder von 1Live kennen wir doch schon alle in und auswendig.

  • Gerade der RauteMusik-Goldies-Stream ist fantastisch. Sender, die solche Musik spielen gibt es einfach zu wenig! Ich liebe Webradios.

  • @#6 Denke ich auch. Zwar bringt nicht jedes Ömchen das technische Verständnis mit, das es braucht um ein Internetradiogerät zu konfigurieren aber das ist i.d.R. auch nicht die Zielgruppe der meisten Internetradios. Bei den Leuten, auf die Webradios abzielen, wird das UKW Radio irgendwann abgelöst. Und davon profitieren natürlich die großen Sender, die auch jetzt schon bekannt sind, respektive RM.

    Find vor allem gut, dass man nicht ständig den selben 20 Songs ausgeliefert ist (siehe #13) und sich seine Sparte frei wählen kann. Bei den verhältnismäßig geringen Kosten ist einfach gut möglich jedes noch so unbekannte Genre anzubieten. Hoffentlich kriegt die ganze Plastik-Musik-Industrie damit mal eins auf die Fresse; zeigt sich ja jetzt schon teilweise, dass den Scheiß keiner kauft. Der wird zwar gezogen wie sonst was, in den (Album)Charts sind aber immer öfter Indie-Bands etc.

  • BLM-Webradiomonitor 2011…

    Die Zahl der Radio- und Audioangebote im Internet wächst stetig weiter. Allein in Deutschland gibt es rund 3.100 Webradiosender. Vor einem Jahr waren es noch 2.700. Das zeigen die Ergebnisse des BLM-Webradiomonitors 2011, der heute auf den Lokalrundfun…

  • Selbst „normale“ Radiosender alá Antenne Bayern höre ich ausschließlich online. Aber selbstverständlich nutze ich auch diverse Online-Radios weil diese einfach spezielle Nischen schließen und weils einfach, teilweise, „persönlicher“ ist. Vom Spaßfaktor mal ganz abgesehn.

  • Mittelbar werden nur die Marken sich etablieren, die inhaltlich Substanz bieten. Die drei Königsprodukte machen es schon heute vor:

    *** Platz 1) byte.fm – bedient jeden erdenklichen Musikfreund
    ** Platz 2) detektor.fm – verbinden als einzige ordentliche Infos, Netz-Themenund extem gut gefundene und zusammengestellte Musik
    * Platz 3) 90elf & Hörbuch.fm – haben eine kluge Nische

    Die vier haben eine enorm hohe Qualität, die die meisten UKW-Sender vollkommen im Regen stehen lässt – und Sie schaffen Kommunikationsanlässe, was Sie im Netz gut aufgehoben macht (weil es eben etwas zu „teilen“ gibt) bzw., und das ist der Punkt: vermarktbar machen!
    Auch, weil die Menschen sich massiv mit denen identifitzieren und sie damit auch mit nehmen: aufs Smartphone, mit LTE, bald ins Auto, usw. usf.

    Diese ganzen Musikgedudel-Sachen, egal ob user-generated wie last.fm oder Spartenkanalig wie die Raute-Sachen, funktionieren alle nur über Reichweite – die ist aber nicht die Währung von morgen.

  • Hach, nun werden wieder Webradios gelobt, die es so wie heute auch schon seit über 10 Jahren gibt, und niemals wirklich erfolgreich refinanzierbar waren.
    Gab es nicht früher auch einige Webradios am „Neuen Markt“?
    Warum sollte heute ein Webradio besser sein – nur weil man es jetzt „Web 2.0 Webradio“ nennt?

    Ich höre seit jeher nur Webradios, weil man die „Old-School“-Radios durchgehend in die Tonne haun kann. Aber es sind und bleiben private Projekte, die von der Mitwirkung „Ehrenamtlicher“ abhängen, zumal die GeMa seit jeher versucht dem ganzen Steine in den Weg zu stellen, und wenn die Webradios jetzt noch durch die Old-School-Medien gepusht werden wird die GeMa doppelt hellhörig werden, da noch mehr Geld rauszupressen.

  • Ist doch alles entspannt: WebRadios haben definitiv ihre Daseinsberechtigung und können doch eine gute Ergänzung zum „normalen“ Programm sein. Ob Old oder New School Medium- es entscheidend doch jeder selbst, was er braucht. Und an ne Vinyl-Scheibe kommt sowieso kein Radio ran..!

  • @mario: …weshalb wir uns auch für detektor.fm entschieden haben und jetzt seit noch gar nicht so langer Zeit für eine gemeinsame Rubrik (Fortschritt by detektor.fm & Conrad) kooperieren.
    Sind für unseren Teil auch sehr zufrieden damit.

    Ich bin ein ziemlicher Radio-Junkie, aber noch nicht auf Webradio umgestiegen, muss ich zugeben. Lebe wohl in dieser Hinsicht noch zu analog 😉

  • Mein Favorit: Quu.fm Social Web Radio

    Quu.fm

    Wir haben uns dafür extra ein Internetradio für die Küche gekauft. Super Auswahl an mehr oder weniger bekannten Künstlern.

  • rautemusik.fm ist im netz wirklich die geilste alternative zu ukw sendern.
    weg vom einheitsbrei…hin zu sendern wie rautemusik!!!!!!

  • Die etablierten Radiosender werden immer mehr um ihre Hörer kämpfen müssen und die Webradios sich auf einzelne Nischen konzentrieren. Das wird sehr interessant werden.

  • Internetradios sind ideal für Nischen. Ich höre da einige verschiedene. Die sind aber auch nur erfolgreich, weil deren Musik im normalen kommerziellen Radio kaum oder gar nicht gespielt wird. Ich finde beides hat seine Daseinsberechtigung.

  • Werbeformen im Webradio…

    Anteil der Webradios in Deutschland, die im Jahr 2011 die folgenden Werbeformen anbieten Diese Statistik zeigt die für Webradio angebotenen Werbeformen. 60,6 Prozent der reinen Webradio-anbieter in Deutschland boten im Jahr 2011 Display-Werbung an,…

  • Der Boom von Webradios sind eig. nur eine logische Konsequenz aus der Internetnutzung. Ich arbeite viel am PC und da ist es einfach praktische eins der vielen Radios anzuschmeissen.

  • Ich muss auch ganz ehrlich sagen, dass ich mein Internet Radio nicht mehr missen möchte.

    Ich habe tausende Sender zur Auswahl und muss mir nicht das Alltagsgedudel der Lokalsender anhören.

    Mal Country-Musik aus den Staaten, mal lieber spanische Musik. Diese Vielfalt bieten mir keine normalen Radiosender.

  • Immer wieder spannend dieses Thema. Ich bin der Meinung & Überzeugung , dass sich Lokalradios jeder Art ( auch WEBRADIOS) etablieren. Der Zuhörer möchte sein Musikgenre , aber auch eine Identifizierung mit dem Radio-Sprecher(in) , oder die aktuellen „“Lokalen News“. Wie im Bericht von Hayo Lücke erwähnt, ist es ja Heute üblich, seine mainstream songs auf CD oder mobile zu laden und dann zu hören, wann man es mag. Ich persönlich höre als Metro-Multi-Hörer Radio zu dem ich Bezug habe. Ich kenne die Menschen hinter dem Mikrofon, oder die local courts sind mir bekannt. Schnelle – reelle-reale News & Musik , die ich liebe, runden das Paket ab für einen exzeptionellen Hörgenuß . Ganz viel Spass in der Welt der Radio-Wellen . P.S. Das Wetter in Namibia + 32 Grad C : Eben gehört auf Radio Namibia in Deutsch ) Spannende Welte & Wellen 🙂 !!!