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Mutmaßlicher LulzSec-Sprecher verhaftet, Boykottaufruf gegen PayPal zeigt Erfolg

Das Thema LulzSec hält uns in diesem Sommer ganz schön auf Trab. Damit könnte es allerdings bald vorbei sein. Könnte. Denn die Polizei hat mal wieder zugeschlagen: Scotland Yard hat den mutmaßlichen Sprecher der Gruppe gestern auf den britischen Shetland-Inseln verhaftet. Es soll sich unterschiedlichen Quellen nach um einen 18- oder 19-Jährigen handeln, der unter dem Namen Topiary aufgetreten ist. Er soll unter anderem den Twitter-Account der Gruppe betreut haben. Die Wohnung eines 17-jährigen in Lincolnshire soll im Zusammenhang mit dem gleichen Fall ebenfalls durchsucht worden, der junge Mann aber nicht verhaftet worden sein.

Wenn es denn diesmal wirklich der richtige ist, hält sich mein Mitleid in Grenzen. LulzSec haben selbst für Crackergruppen in der kurzen Zeit ihres Bestehens viel Chuzpe und Eitelkeit an den Tag gelegt und zeigten sich erst zuletzt zunehmend politisch interessiert. Bei den meisten Aktionen schien es ihnen einfach darum zu gehen, Krawall zu machen. Kurz vor der vermeldeten Festnahme hatten sich LulzSec allerdings noch am Boykottaufruf des Bezahldienstes PayPal beteiligt. Die Aktion wurde von der befreundeten Anonymous-Bewegung getragen und hat dem Unternehmen bereits Schaden zugefügt.

So befindet sich der Aktienkurs der Mutterfirma Ebay im Sinkflug. Mehr als 20.000 Kunden waren dem Aufruf innerhalb der ersten 24 Stunden gefolgt und hatten ihr PayPal-Konto geschlossen. In einer der bislang letzten Tweets der Gruppe ruft LulzSec dazu auf, auf Alternativdienste zu PayPal wie Moneybookers oder WebMoney umzusteigen. Die Aktivisten reagieren damit auf zahlreiche Festnahmen ihrer Mitglieder durch das FBI in den vergangenen Tagen und der Schließung des PayPal-Accounts von Wikileaks im vergangenen Dezember, der auf Druck der US-Regierung zu Stande kam. Damals hatte Anonymous die PayPal-Website noch durch eine Überlastung des Servers (DDoS-Attacke) lahmgelegt. Den Aktivisten von damals drohen nun bis zu 15 Jahre Haft oder 500.000 US-Dollar Geldstrafen. Das erscheint den Mitgliedern (und mir) ziemlich überzogen.


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Ein Schreiben, mit dem die Aktivisten den Boykott begründen, ist mit LulzSec, Anonymous und der gemeinsam gegründeten Aktion AntiSec unterzeichnet. Man wehrt sich darin gegen das häufig geäußerte, überzogene Totschlagargument von Behörden, Anonymous-Aktivisten seien Terroristen: „Die wahren Terroristen seid ihr“, schreiben LulzSec und Anonymous an die Adresse des FBI. Statt Websites lahmzulegen oder Daten auszuspähen lieber zu einem Boykott aufzurufen, könnte eine neue Taktik sein, mit der Anonymous langfristig gewinnen kann. Denn dagegen gibt es für Behörden wenig rechtliche Handhabe. Für LulzSec jedenfalls geht es abwärts. Frontmann Sabu hat die Festnahme von Topiary in einem Tweet indirekt bestätigt.

(Jürgen Vielmeier)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

12 Kommentare

  • Wenn man gestern den #paypal tag auf Twitter verfolgt hat, kam der Aufwand, ein PayPal-Konto mit 0 Euro zu schließen sei durchaus zwecklos. Tatsächlich würde es mich interessieren, wie viele PayPal-Kontos denn mit regelmäßigem Geldfluss geschlossen worden sind, anteilmäßig bestimmt nicht viele – dafür liegt die Hemmschwelle einfach zu hoch.
    Aber eine wirklich gute und von allen genutzte Alternative gibt’s ja leider nicht. Wäre auch zu schön 😉

  • Schon mal daran gedacht, das man den Geldbetrag aufs richtige Konto gezahlt und sich dann abgemeldet bzw. gelöscht hat? Wäre auch eine Möglichkeit…

  • Hallo Doktor. Ihre sarkastische Art finde ich in Ihrer Fernsehserie tatsächlich hochgradig toll, aber vielleicht sollten Sie sich weniger als Blogkommentator versuchen. Tatsächlich sprach ich auch vom „regelmäßigen Geldfluss“ – d.h. von Leuten, die ihren PayPal Account nicht nur einmalig aufgefüllt haben, um einmalig etwas zu kaufen und noch einmalig Geld drauf hatten. Sondern von Leuten, die ihren PayPal-Account ständig für eBay, Themeforest, ständige Einkäufe oder sonstiges regelmäßiges benötigen. Eben genau die Stelle, die PayPal wehtun würde und keine Eintagsfliegen. Nächstes Mal bitte nachdenken.

  • @Enrico: Bitte demnächst gehaltvollere Comments abgeben, wenn Du schon Backlinks sammeln willst. Das bringt uns allen mehr.

    @Jürgen Vielmeier: Vielleicht baut ihr ein rel=“nofollow“ in die Comments ein?

    Viele Grüße Marc

  • @Marc: Wir sollten dich als Qualitätsbeauftragten engagieren. 😉 Nofollow ist für das Redesign geplant, das aktuell in Arbeit ist!

  • Musste ja früher oder später so kommen. Je mehr Feinde man sich macht, desto schneller findet einen die Polizei. Es wurden ja auch schon Mafiamitglieder aufgrund von Social Network-Statusänderungen gefasst, warum dann nicht auch Lulzsec-Mitglieder.

  • Ich bin jetzt doch einmal erstaunt, dass diese Boykott-Aufrufe ernsthaft eine Wirkung zeigen, die auch tatsächlich wahrgenommen wird. Ich hatte eher erwartet, dass da bestenfalls ein paar hundert Leute dem folgen.
    Leider kann ich derzeit auf Paypal nicht wirklich verzichten, ansonsten würde ich es mir auch überlegen. Ich hoffe aber, dass mehr Anbieter weitere Zahlmöglichkeiten einführen. Weil dass Paypal ohne Gesetzesgrundlage Konten schließt und zum Instrument der US-Außenpolitik wird, ist nicht wirklich akzeptabel.

  • Wer jetzt seine Paypal – Accounts geschlossen hat ist ja gar nicht erwähnt. Die großen und/oder gut verdienenden Shops werden dies bestimmt nicht getan haben. Ich bin von solchen „Aktivisten“ immer wieder überrascht … erst handeln und dann denken … wie heißen sie doch gleich?? Achja … die Lemminge 🙂

  • Gefolgt sind dem Aufruf höchstwahrscheinlich wenige, da der mensch als gewohnheitstier ja schwer aus seinen bekannten schemen rauszupressen ist.Somit sind wohl nur eine handvoll idealisten dem aufruf gefolgt.

    die frage ist nur ob wirklich die drahtzieher des netzwerks geschnappt wurden….
    http://www.pcwelt.de/news/Schlag-gegen-Hackergruppe-Mutmasslicher-LulzSec-Sprecher-Topiary-verhaftet-3312520.html

    auch wenn es ruhig wurde denke ich das die gruppe demnächst noch auf sich aufmerksam machen wird.

    mfg

  • Normalerweise verstecken sich die leute schon hinter unantasstbaren non logged Socks die man ja spottbillig bei pp oder ähnlichen beziehen kann. Meist trifft es nur ein Opfer das gerade einen Trojaner am Computer hat und dann herhalten muss. Sehr schade das die IP alleine oft als beweis genügt ….

    MFG