Bildmontage: Amazon und Booksfree
Viel wird über die digitale Bibliothek diskutiert. Amazon will einfach mal machen. Im Grunde ist das eine kleine Revolution – die doch kaum jemandem von euch ein „Interessant“ entlocken wird: eine Flatrate für elektronische Bücher. Lese so viele Bücher wie du willst und zahle dafür einen monatlichen Pauschalpreis. Also das Prinzip der öffentlichen Stadtbibliothek auf das Internet übertragen. Man wundert sich beinahe, dass bislang nur kleine Anbieter wie Bookswim, Booksfree und 24Symbols die Idee umgesetzt haben, die ja nicht neu ist. Amazon befindet sich dafür in Gesprächen mit den Verlagen, meldet das „Wall Street Journal Online“ heute früh.
Für andere Medien gibt es das ja längst, wenn auch nicht alles hierzulande. Es gibt Simfy, Spotify, Juke oder Napster als Abodienste für Musik, es gibt Neflix und Amazon selbst für Filmflatrates aus dem Netz und Lovefilm für DVD-Abos, Hulu für Serien. Was noch fehlt, wären Pauschalen für Games, Nachrichten und Zeitschriften. Nein doch, haha, gibt es auch schon, nennt sich Online-Journalismus und ist in den meisten Fällen sogar kostenlos. Bücher jedenfalls künftig also so viel man will, ohne in die Bücherei zu gehen.
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Das Vorbild (!) ist die Musikindustrie
Es hat sich noch für keine Industrie gelohnt, sich gegen den digitalen Wandel zu stemmen, der sowieso kommen wird. Man kann zetern und sich abschotten, so viel man will. Die Nutzer finden immer einen Weg, an ihren Content auch digital zu kommen. Bücher sind online bislang weniger begehrt als Audio und Video, aber auch das dürfte sich irgendwann ändern. Amazon verkauft nach eigenen Angaben in den USA bereits mehr E-Books für den Kindle als man gedruckte Bücher verschickt.
Fraglich allerdings, ob die Auswahl anfangs groß sein wird. Denn Amazon wird sich mit einer Vielzahl von Verlagen einigen müssen. Müßig zu erwähnen, dass die meisten davon nicht angetan von der Flatrate-Idee sind. Wie immer, wenn ein Medium den Weg ins Internet gehen soll. Aus Sicht der Verlage ist das verständlich. Denn E-Books und gar E-Book-Flatrates bedrohen sie in ihrer Existenz. Auf dem elektronischen Wege sind die Käufer meist nicht bereit, den gleichen Preis wie für ein gedrucktes Buch zu zahlen, ihnen gehen also Umsätze verloren. Und noch dazu macht Amazon selbst immer mehr Anstalten, zum Verleger und Großhändler zu werden. Aber zweifelt ihr noch daran, dass wir in zehn Jahren die meisten Inhalte, auch Bücher, auf digitalem Wege konsumieren werden?
Was ich bei der Digitalisierung der Medien mittlerweile zum Lachen finde: Dass ausgerechnet die Musikindustrie nach der jahrelangen Verteufelung der Digitalisierung inzwischen diejenige ist, die bei dem Thema die Rolle des leuchtenden Vorbilds einnimmt. Der Online-Kauf von MP3s ist schon fast ein Thema von gestern. Heute gibt es Streaming-Portale für einen Pauschalbetrag in fast jedem Land. In zehn Jahren dann mit großer Sicherheit für jedes Medium. Oder für einen Pauschalbetrag für alle Medien? Wir werden sehen.
(Jürgen Vielmeier)