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McDonald's deutsche Facebook-Seite von Tierschutzmeldungen überflutet


Tierschützer vergessen nie: Die deutsche Facebook-Seite des Fastfood-Anbieters McDonald’s ist gestern Abend von hunderten Kommentaren aufgebrachter Tierschützer überflutet worden. Es tummeln sich Meldungen wie:

„Liebe Sponsoren der Euro 2012: Vergesst nicht, dass WIR nicht vergessen. Es ist noch nicht zu spät, um den Straßentieren in der Ukraine zu helfen.“

Oder:

Helfen Sie den Tieren in der Ukraine – Helfen Sie uns Kunden, wieder Vertrauen in ihr Unternehmen zu fassen!

Viele Beiträge sind mit Bildern toter oder misshandelter Tiere versehen. Zu der Aktion „Nur ein Satz“ hat die Tierschutzorganisation Stop Killing Dogs aufgerufen und damit hunderte Teilnehmer ihrer fast 90.000 Facebook-Fans mobilisiert. Dass der Zorn hauptsächlich McDonald’s getroffen hat, hat einen einfachen Grund: Der Fastfood-Konzern lässt Beiträge anderer Facebook-Mitglieder auf seiner Pinnwand zu.


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Unternehmen müssen sich nicht mehr alles gefallen lassen

So riefen die Initiatoren gegen alle Facebook-Pinnwände der EM-Sponsoren auf. Bei den anderen ist der Schaden aber deutlich geringer. Adidas etwa lässt keine fremden Postings zu. Eventuelle Beschwerden gehen in den Kommentaren unter, von denen fast jeder Beitrag mehrere hundert bis über Tausend hat. Coca Cola moderiert seine neue Facebook-Chronik und lässt nur ausgewählte Beiträge anderer Mitglieder zu. Ähnlich sieht es bei Kia, Continental, Castrol und Carlsberg aus. Auf der verlinkten Canon-Pinnwand finden sich gar keine Beiträge. Neben McDonald’s scheint es ansonsten nur noch Mitsponsor Sharp erwischt zu haben.

Das lässt sich auf eine interessante Formel bringen: einen Shitstorm auf Facebook erlebt nur noch, wer es auch zulässt.

Die Zeiten scheinen sich dem Ende zuzuneigen, in denen sich ein Unternehmen alles gefallen lassen musste. Das verhindert natürlich nicht, dass Nutzer weiterhin böse Einträge verfassen. Die eigene Seite zumindest kann ein Unternehmen aber mittlerweile sehr gut sauber halten. Ende Februar hat Facebook seine Profilseiten überarbeitet und Unternehmen damit mehr Gestaltungs- und Moderationsmöglichkeiten gegeben. Noch Anfang des Jahres erlebte die Bank Ing-Diba eine Welle böser Kommentare von Vegetariern aufgrund eines Werbespots in einer Metzgerei mit Basketballstar Dirk Nowitzki. Die Meinungen gehen auseinander, ob es besser ist, Beschimpfungen zuzulassen oder sie zu unterbinden. Künftig zumindest dürfte es für Unternehmen usus werden, sich Ärger durch ein paar einfache Einstellungen vom Hals zu halten.

Tötungen von Straßenhunden gehen weiter

Gut für die Unternehmen, schlecht für digitalen Aktivismus. Michael Hillinger von „Stop Killing Dogs“ versicherte mir gerade bei einem Skype-Telefonat: „Nicht dass ein falscher Eindruck entsteht: Wir sind Tierfreunde, aber auch Fußballfreunde.“ Es gehe nicht darum, den Sponsoren der EM zu schaden. „Aber wir können nicht verstehen, warum man die Tötung Tausender Hunde für eine Sportveranstaltung einfach so in Kauf nimmt.“ Im vergangenen Herbst war bekannt geworden, dass die ukrainische Regierung die gezielte Tötung von Straßenhunden belohnt, um die Straßen vor der landesweiten Großveranstaltung zu „säubern“.

Nach weltweiten Protesten kündigte die Regierung wenig später an, die Tötung von Hunden unter Strafe zu stellen und aktiv etwas dagegen zu unternehmen. Laut der Tierschutzorganisation Peta hätten sich daraufhin tatsächlich Erfolge gezeigt, die sich allerdings maßgeblich auf die Hauptstadt Kiew beschränken. Laut Peta und anderen Tierschutzorganisationen gehen die Tötungen im Umland weiter. Etwa monatlich ruft „Stop Killing Dogs“ deswegen zu Aktionen wie der gestrigen auf, um die Sponsoren und ihre Kunden an das Problem zu erinnern. Hillinger: „Die Firmen haben Millionenetats, um auf ihre sozialen Kampagnen aufmerksam zu machen. Wenn sie auch nur einen kleinen Teil davon spenden würden, könnte man das Problem der Straßenhunde in Osteuropa mit Aufklärung der Bevölkerung und Kastration der Tiere lösen.“ Das käme dann auch den Unternehmen selbst zu Gute.

Ich habe auch McDonald’s um eine Stellungnahme gebeten und werde den Beitrag updaten, wenn ich Antwort erhalte.

Update, 21.3.: Die Antwort ist da. Aber ich fürchte, sie klärt nicht gerade viel auf:

Hallo Herr Vielmeier, (…)

Unsere Haltung ist und bleibt es auch nach der Umstellung auf Timeline, keine Inhalte von Usern zu löschen, solange sie nicht gegen unsere Netiquette verstoßen. Zudem beobachten wir sämtliche Posts und Kommentare und schützen redaktionell unsere Fans vor anstößigen oder beleidigenden Inhalten.

(Jürgen Vielmeier)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

24 Kommentare

  • — „Die Firmen haben Millionenetats, um auf ihre sozialen Kampagnen aufmerksam zu machen. Wenn sie auch nur einen kleinen Teil davon spenden würden, könnte man das Problem der Straßenhunde in Osteuropa mit Aufklärung der Bevölkerung und Kastration der Tiere lösen.“ —

    Da ist was dran, doch leider sieht es in der Realität ganz anders aus und ich bezweifle das sich dort etwas in der nächsten zeit ändern wird…

  • McDonald’s steht ja nun schon seit Ewigkeiten in der Kritik. Unter anderem auch, von den Gewerkschaften, da sie mit allen Mitteln gegen die Gründung von Betriebsräten in ihren Filialen vorgehen. Also bei McDonald’s leiden nicht nur die Tiere 😉

  • Mal eine ganz doofe Fragen: wie ist das eigentlich mit urheberrechtlichen Bedanken bei den Bildern? Kann ein Facebook-Seiten-Betreiber in die Pflicht genommen werden, wenn er urheberrechtlich geschützte Bilder auf seiner Seite zulässt? Wie ist es wenn er wissentlich geschützte Bilder nicht entfernt? Kommt mir beim Anblick der zahlreichen Hunde-Protest-Artworks gerade so.

  • dass werden jetzt eine ganze menge social media manager mitkriegen und vor lauter angst auch ihren rückkanal auf facebook einschränken, sprich die wall für fanpost sperren 🙁
    damit dregradieren dann die sozialen kanäle zu einer zweiten corporate website

  • Ich denke, dass diese Aktion wohl auch nichts bringen wird. Die einzige Folge wird sein, dass McDonalds die Funktion abstellt, dass andere auf deren Pinnwand posten können.

  • Natürlich muss ich mir als Unternehmen nicht alles gefallen lassen.
    Das Problem ist eher, daß die meisten Firmen langsam & ziemlich hilflos reagieren, sichtbar für alle Welt.

    Postings grundsätzlich abzuschalten funktioniert m.E. nicht mehr lange.
    Wenn ein Unternehmen sich aus einer Diskussion zurückzieht (was anderes ist die Kommunikationsverweigerung nicht), verschenkt es zwei wertvolle Assets:

    * Die Möglichkeit zur Moderation (dann wird woanders diskutiert) sowie
    * die direkte Möglichkeit zur öffentlichkeitswirksamen, positiven Reaktion.

    Die Zeiten des Monologs sind vorbei.
    Die Menschen wollen Dialog.

  • Wozu eine Social Network Site wenn man dort die Kommentare abschafft? Das wäre dann ja alles andere social. Das ganze muss ordentlich moderiert werden.

  • „Die deutsche Facebook-Seite des Fastfood-Anbieters McDonald’s ist gestern Abend von hunderten Kommentaren aufgebrachter Tierschützer überflutet worden.“

    „Helfen Sie uns Kunden, wieder Vertrauen in ihr Unternehmen zu fassen!“

    „Tierschützer“ wollen also wieder guten Gewissens beim Mäckes ihr 1€-Burgerlein einpfeifen, weil sie sich um streunende Hunde in Osteuropa sorgen?

    Is it just me, oder ist das einfach zu meta, um wahr zu sein?

    Glauben diese Menschen echt, daß die Kühe, Hühner und Fische für die Burger glücklich aufwachsen, handmassiert unter strahlend blauem Himmel und ggf. in astreinem Gebirgswasser?

    Völliger Dummsinn. Nur Massentierhaltung mit allen Vor- und Nachteilen ermöglicht dem „Golden M“ und ähnlichen Firmen ihr Angebot.

    Damit kann man sich arrangieren. Aber dann soll man nicht so einen abgehobenen Schmuh veranstalten.

    Der Vollständigkeit halber: Die Nummer mit den Hunden ist scheyße und ich gehe auch mal zu McD & Co. … so 3-4x im Jahr.

  • Es ist eigentlich sehr traurig dass man überhaupt diese Firmen boykottieren muss, aber sie hätten das nötige Geld um Ärzten und anderen Helfern unter die Arme zu greifen um diese Tiere zu kastrieren bzw. Tierheime zu unterstützen anstatt bei den brutalen Morden einfach zuzusehen….
    Natürlich ist man dann frustriert wenn man weiß wieviele Millionen in Fußball investiert wird und dafür sterben Tausende von Tiere…..und sollte Fußball nicht Spaß machen……?????, es heißt ja noch immer “ fair Play “ aber in diesem Fall “ LEIDER NICHT „

  • Ich frage mich ernsthaft, ob die Menschen die dort posten wirklich einen Dialog haben wollen? Ich denke nicht, dass ein reflektierter Mensch davon ausgehen kann, dass eine solche Aktion etwas hilft. Man könnte ketzerisch sogar sagen, dass ein Unternehmen auf derartige Sachen gar nicht so wirklich reagieren darf, weil sonst morgen ein anderer auf dem Plan auftaucht und Forderungen rauspressen will.
    Ich will nicht sagen, dass es inhaltlich nicht richtig wäre, was gefordert wird…der Weg aber scheint mir nicht erfolgsversprechend.

    Ansonsten habe ich eine ähnliche Meinung wie viel hier auch: viele Unternehmen werden die neue „Dialog-Kultur“ in dieser Form als Bedrohung sehen. Also werden die Kommentarfunktionen für Fans deaktiviert und man schaltet wieder auf One-Way-Kommunikation um. Das man dann nicht mehr wirklich viel übrig lässt vom Social Web, das ist ja klar…

  • Hallo,

    die Diskussion bezüglich der Etats von Firmen wie McDonalds, die sie ja partiell spenden könnten, führt ins Nichts. Was soll denn Apple machen mit seinen 100 Milliarden (!)? Die könnten die halbe Ukraine aufkaufen und allen Straßenhunden plus den Tierschützern für die nächsten Jahre ein zu hause finanzieren ^^ Regt sich ja auch keiner auf.

    Letztlich geht es hier um die Grundsatzfrage, wo die Meinungsfreiheit des einzelnen Users mit der implizierten virtuellen Protest- und Kritikkultur endet und die Rechte der Unternehmen im Netz anfangen.

  • Ich kann mir vorstellen, dass durch solcher Art Protest im Netz, rein gar nichts erreicht wird, sondern eher als störend empfunden wird. Und das auch für den Leser.

  • ja der umgang mit den straßentieren in der ukraine muss oberste priorität haben.

    „The Neglected“ street children of Ukraine:

  • Meine Güte, haben die Leute immer noch nicht gemerkt, dass die Hundetötungen eine maßlos übertriebene Urban Legend ist?
    Wenn ich diese ganzen aufgeregten Gutmenschen höre, kann ich mehr als verstehen, dass sich Unternehmen aus der Kommunikation zurückziehen.
    Die Tierschützer leisten Social Media hier einen Bärendienst. Schönen Dank auch.
    Wenn man bei McDonalds protestiert, weil sie Rinder zu Burgern verarbeiten, dann kann ich das nachvollziehen. Aber den Bogen von McDonalds über Sponsoring zu Fußball zu angeblichen Hundetötungen in der Ukraine zu spannen ist nur noch peinlich.

  • Vorbei sind die Zeiten: Hey wir wollen nur den Spaß dort haben, und an den sozialen Problemen vorbei nur die Kohle abziehen und vor den Problemen vor Ort die Augen verschließen. (Es sei nur an Kitekat erinnert)

    Alle reden von Globalisierung und wollen davon ihren Nutzen ziehen. Dass sich aber die Unwilligen ebenfalls globalisieren, möchten Großkonzerne nicht gerne hinnehmen, sowie alle, die sagen, was interessieren mich diese Scheiß Köter. Endlich kommen die Zeiten, wo Gelder nicht mehr nur in eine Richtung fliesen, sondern durch den Druck der Masse auch andere Projekte Aufmerksamkeit finden. Ich möchte die Reaktionen sehen, wenn in der Presse steht: Bürgermeister der Stadt X in Deutschland lässt xxx Tiere ausmerzen. Das wäre die fetteste Schlagzeile, die es je gegeben hätte.

    Wie es sich aber zeigt, hat der Deutsche Tierschutzbund in Kiew Gespräche geführt und vom Modell in Odessa wichtige Erkenntnisse weiter zu verwenden und sinnvolle Aktionen mit nennenswerte Ziele umzusetzen. Aufgesetzte Sensationshetze gefällt mir persönlich zwar auch nicht, aber in der letzten „du und das tier“ steht zu diesem Thema ein Beitrag.

  • „Es gehe nicht darum, den Sponsoren der EM zu schaden. “ Dann sollen die angeblichen Tierschützer es eben unterlassen andere Pinnwände vollzuschmieren. Irgendwann erlaubt keiner fremden Postings mehr. Dann ist das Netzwerk auch nicht mehr social.

  • Auf jedenfall haben sie mit der Aktion eine Menge Aufmerksamkeit erreicht. Hoffentlich werden sich die Unternehmen jetzt auch gegen die Praktiken in der Ukraine einsetzen…