Die Spieleschmiede OMGPOP war nie besonders groß aufgefallen. Die einst eingesammelten 17 Millionen US-Dollar Investorenkapital waren über die fünf Jahre des Bestehens aufgebraucht, das Unternehmen machte zu wenig Umsatz, um die rund 40 Mitarbeiter zu bezahlen. Schon im Mai wäre den New Yorkern das Geld ausgegangen. Mitgründer Charles Forman hatte das Unternehmen vor einem Jahr verlassen, allerdings seine Anteile am Unternehmen gehalten. CEO Dan Porter übernahm. Forman arbeitete bereits wieder als Designer und hatte gerade noch 1.700 US-Dollar auf dem Konto.
Dann geschah ein Wunder.
OMGPOP veröffentlichte „Draw Something„, ein Social Game für mobile Geräte, am ehesten vergleichbar mit den Montagsmalern: Ein Mitspieler malt, der andere muss das Motiv erraten, dann wechseln sie die Rollen und sammeln jeweils Punkte. Am ersten Tag verzeichnete das Spiel 30.000 Downloads, nicht wenig, aber auch nicht besonders viel für ein Facebook-Game. Dann aber posteten begeisterte Nutzer Bilder auf Facebook und Twitter. Die Kunde verbreitete sich im weiten Web, das Spiel wurde ein viraler Erfolg. In nur sechs Wochen wurde es 35 Millionen Mal heruntergeladen, das Spiel zur Nummer 1 unter den Facebook-Games. Die Konkurrenz wurde aufmerksam, und wedelte schließlich mit Geldbündeln
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„Sie haben sich noch 800 Millionen Dollar entgehen lassen“
Zynga, Marktführer bei den Social Games, verlor keine Zeit und buhlte aggressiv um den kleinen Mitbewerber – immerhin waren auch andere Anbieter an einer Übernahme interessiert. Schon wenige Tage nach Bekanntwerden der Übernahmegerüchte schlug Zynga dann auch tatsächlich zu und kaufte OMGPOP für 180 Millionen Dollar plus 30 Millionen Dollar an Mitarbeiteroptionen. Eigentlich kaum noch notwendig, denn mit Hilfe von Draw Something macht OMGPOP plötzlich richtig Gewinn. 250.000 Dollar am Tag, Tendenz steigend.
Simon Khalaf von Flurry, einem Unternehmen für Mobile Analytics, schlug deswegen die Hände über dem Kopf zusammen:
„OMGPOP hat viel zu früh verkauft. Sie haben sich dadurch 800 Millionen Dollar entgehen lassen.“
Gut möglich, dass die Gründer eine Bieterschlacht nicht mehr abwarten und vor allem finanzieren konnten. Vielleicht reichte ihnen nach fünf Jahren der Durststrecke auch einfach der „schmale“ Betrag von 180 Millionen. Forman arbeitete längst an anderen Projekten, als ihn die Kunde von Zyngas Übernahmeplänen ereilte. Wie viel Geld er jetzt genau habe, wollte er der „New York Times“ nicht verraten. Es seien aber mehr als 22 Millionen Dollar. Und die rund 40 Mitarbeiter, die aufgrund der drohenden Pleite um ihre Jobs bangen mussten? Arbeiten inzwischen bei Zynga.
Fünf Wochen haben gereicht, um alles zu verändern. Der steinige Weg bis dahin dauerte für OMGPOP fünf Jahre.
(Jürgen Vielmeier)
Eine wirklich tolle Geschichte die den Mitarbeitern von OMGPOP dort wiederfahren ist.
Die Geschichte ist fast schon Drehbuch reif. Kurz vor der Katastrophe im letzten Moment noch das Happy-End 🙂
800 Millionen für ein popliges 2D game? Ja, klar.
Ah, und kann mir jemand erklären wie Geld mit diesen Facebook-Games eingenommen wird? Die kosten doch nichts…
Werbung und Ingamewährung.
Prima Geschichte – keine Frage – und typisch amerikanisch mit Happy End!
17oo Dollar reichen für ein Gründer-Lotterleben, was für ein Luxus… Aber aus 17 Mio. Dollar nichts gemacht? Unglaublich… Kopfschüttel
Nicht schlecht, 180 Millionen hätte ich auch mitgenommen 🙂
Ich habe das Spiel gerade mal ausprobiert … scheinbar bin ich nicht der einzige und KEIN SCHWEIN macht mit … überall „waiting, their move“ … yeah! Suuuuper Spiel … NOT :/
P.S.: Euer Blog ist noch auf Winterzeit und das obwohl WordPress diese Umschaltung mittlerweile beherrscht. Eigenartig.
@Sebbi: Seltsam. Ich hatte da eigentlich recht schnell jemanden zum Mitspielen gefunden. Vielleicht war es Glück.
Wir hatten bei der Uhrzeit wohl UTC+1 eingestellt, nicht „Berlin“. Ist aber jetzt korrigiert und funktioniert hoffentlich automatisch.
Herzlichen Glückwunsch. So schnell kann alles gehen
@Jürgen: nach einem App-Neustart hat es bei mir dann auch geklappt. Faszinierende Idee für ein Spiel …
Beeindruckend und beweist wieder mal: die wenigsten „dicken Deals“ sind wirklich „über-Nacht-Erfolge“. Zwar erfolgen Sie von einem Tag auf den anderen, meist geht aber eine extrem lange (Durst)Strecke voraus.
Passend dazu auch dieser Artikel: http://cdixon.org/2012/03/16/the-myth-of-the-overnight-success/
Grüße aus Stuttgart!
Michael
[…] OMGPOP, Zynga OMGPOP stand vor der Pleite, Gründer hatte noch 1.700 Dollar – da schlug Zynga zu Die Spieleschmiede OMGPOP war nie besonders groß aufgefallen. Die einst eingesammelten 17 Millionen US-Dollar Investorenkapital waren über die fünf Jahre des Bestehens aufgebraucht, das Unternehmen machte zu wenig Umsatz, um die rund 40 Mitarbeiter zu bezahlen. Schon im Mai wäre den New Yorkern das Geld ausgegangen. Mitgründer Charles Forman hatte das Unternehmen vor einem Jahr verlassen, allerdings seine Anteile am Unternehmen gehalten. CEO Dan Porter übernahm. Forman arbeitete bereits wieder als Designer und hatte gerade noch 1.700 US-Dollar auf dem Konto. Basic Thinking Blog […]
Alles richtig gemacht würde ich mal sagen 🙂
@Björn ich denke mal die 17mio investionen wurden 5 jahre lang für die gehälter von 40 leuten genutzt, das ist nämlich nicht zu verachten was da zusammenkommt, wenn ein durchschnittlicher programmierer ca 80k $ im Jahr kostet…
Da kam die Übernahme wohl wirklich zum genau richtigen Zeitpunkt.. denke besser hätte es für OMGPOP kaum laufen können 😉
[…] die Versorgung mit diesen Benachrichtigungen und seitdem geht es für Zynga bergab. OMGPOP war alles andere als der erhoffte Heilsbringer, der Konkurrenzkampf wird härter, wenn gar Amazon Social Games […]