Wir sind inzwischen immer und überall online, zuhause, im Büro, unterwegs, sogar im Urlaub und im Ausland. Das muss man nicht mögen, es mag Nachteile mit sich bringen. Es gibt aber nicht wenige, wie Soziologe und „New Inquiry“-Autor Nathan Jurgenson, die online sein inzwischen für den Normalzustand halten. Man kann es mögen oder nicht: Es ist schlicht die Realität.
Und doch möchte ich gerade den heutigen Tag zum Tag der Offline-Verfügbarkeit erklären. Facebook hat sich mit der Übernahme von Spool die Technik gesichert, um Nachrichten und Videos offline verfügbar zu machen. Google hat bereits Ende Juni auf der eigenen Entwicklerkonferenz die Möglichkeit vorgestellt, Dokumente seines Office-Pendants Drive offline zu bearbeiten. Wie Google am vergangenen Wochenende mitteilte, ist diese Möglichkeit jetzt gegeben. Die Notwendigkeit, Dinge offline verfügbar zu haben, wird uns trotz Always-on und ersten LTE-Zellen noch eine Weile begleiten.
Endlich Konkurrenz für MS Office
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Dieses Offline ist kein echtes Offline, wie etwa bei den gut 17 Millionen Deutschen, die nie online sind. Es ist ein temporäres Getrenntsein vom Netz, weil es nicht anders geht. Weil man eine App datenhungrig programmiert hat, die Datenvolumina nicht ausreichen oder die Geschwindigkeit des Unterwegs-Internets schlicht zu langsam ist. Google hat bereits vor einem Jahr die Möglichkeit vorgestellt, Dokumente aus dem Google-Drive-Vorgänger Docs (auf deutsch: Text & Tabellen) über ein Chrome-Plugin offline lesbar zu machen. Gleiches gilt schon seit damals für Google Mail. Erst jetzt gibt es aber die Möglichkeit, ohne Internet-Verbindung neue Dokumente anzulegen oder Dokumente zu bearbeiten. Damit wird Google Docs endgültig zu einem Herausforderer für Microsoft, das heute Abend wahrscheinlich Office 15 vorstellen wird.
Inzwischen beschäftigen sich selbst Feuilletonisten mit dem Thema Online/Offline: Schalten wir eigentlich wirklich ab, wenn wir das Smartphone ausschalten und in der freien Natur spazieren gehen? Oder drücken wir dann nicht vielmehr im Geiste auf eine Pause-Taste? Der Film beginnt weiter zu laufen, sobald wir wieder unsere Mails checken. Und selbst, wer längere Zeit nicht online ist, genießt die Stille und die Abwechslung, erlebt aber langfristig nicht mehr Lebensqualität.
Es tut gut, das Netz mal für ein paar Stunden das Netz sein zu lassen und sich voll und ganz anderen Dingen zu widmen. Gezwungenermaßen offline zu sein, ist aber kein Gewinn. Im Zug, auf Konferenzen, auf dem Land – sehr oft sind wir immer noch zum Offline-Modus gezwungen. Google Docs offline überbrückt lediglich das Loch zwischen zwei Online-Phasen. Das eigentliche Problem ist, dass dies nach wie vor notwendig ist.
(Jürgen Vielmeier, Bild: Lali Masrira (CC BY 2.0))
„Und selbst, wer längere Zeit nicht online ist, genießt die Stille und die Abwechslung, erlebt aber langfristig nicht mehr Lebensqualität.“ Wie kommst Du auf diese Aussage?
Gerade der Langzeiteffekt, wenn man sich regelmäßig mal ausklingt, ist doch gravierend, gerade bei Webworkern und anderen, die der Meinung sind ständig erreichbar sein zu „müssen“.
Generell fände ich es besser, wenn man stets online sein kann und somit auch stats Zugriff auf aktuelle Informationen hat. Wichtig ist dabei, dass jeder der mit dem Internet arbeitet auch sich selber eine Grenze setzen und zwischen Real Life und virtueller Welt unterscheiden kann.
Das ist das schöne an der Demokratie. Keiner ist gezwungen online zu sein. Aber man hat die Freiheit online zu gehen. Also was solls. Jeder soll das machen, wozu er Lust hat.
Weiß jemand wie das bei der GoogleDrive/Docs-App für Android läuft? da auch 4.0 Android keinen vollwertigen(!) Chrome mit Apps-Installation hat, wie kann ich auf Android offline meine Docs bearbeiten? Gibts da einen Workaround?
Auch wenn es vielen nicht passt. Online sein gehört einfach zu unserem Zeitalter. Selbst im Urlaub am Pool oder Strand werden doch mittlerweile schon die Tablet-PCs rausgeholt.
@Chris:
Leider nein. Ich wohne in Österreich, und wenn ich dort zwischen den paar Zentren hin und her-reise habe ich im Zug manchmal 6 Stunden keinen Internetempfang.
@gulaschkoenig
das problem gibts in deutschland aber auch zur genüge. die qualen einer langen zugfahrt sind wirklich nichts für onlinejunkies.
Ja unsere Welt ist mittlerweile online und das im wahrsten Sinne des Wortes. Nicht auszudenken, was passieren würde, wäre die Welt global eine Stunde oder länger offline. Ich denke die Weltwirtschaft würde binnen Sekunden zusammenbrechen. Früher sind wir als Kinder zum spielen mit Freunden rausgegangen, heute gehen die Kids online um sich im Chat für den Chat zu verabreden und um zu erfahren, wann man sich denn online auf Facebook sieht.
Wohin es führen wird weiß ich leider nicht, aber auch ich möchte in Zukunft wieder mehr offline bleiben 🙂
In dem Sinne eine gute Nacht !!
Dieser dauernd online sein ist schon schlimm, man kann schon gar nicht mehr zur Ruhe kommen, laufend macht irgendwas „Ping“ (neue Mail oder Facebook…). Schaltet man alles ab, hat man das Gefühl, man verpasst irgendwas wichtiges…
Viel krasser ist doch der Gedanke, dass es vor nicht mal 20 Jahren auch ohne always-on bestens ging. Ganz ehrlich, manchmal packt mich da schon die Sehnsucht nach offline und Selbstbestimmung. Mal ein paar Tage Netzausfall wären doch irgendwie spannend 😉
Genau das ist der Punkt, denn in aller Regel schalten wir abends zumindest die Handys auf Flugzeugmodus, um ab 20 Uhr wirklich Feierabend zu haben, beantwortet man dann nach 22 Uhr nicht noch wenigstens einige Mails im Postfach oder auf Facebook hat man ja schon fast ein schlechtes Gewissen 🙂
Leider sind wir mittlerweile so abhängig vom Internet wie die Biene vom Honig, dass sich da nie mehr was ändern wird, außer die Sonne schickt eine Erruption zur Erde 🙂 Dazu gab es vor einigen Wochen eine tolle Reportage im Fernsehen.
Für die Erde wäre aber ein globaler Stromausfall so etwas wie ein Supergau !!!
#11…
Für die Erde nicht, nur für die beknackte Menschheit 😀
Wißt Ihr, was Luxus ist?
Selbstbestimmt On- und Offline-Sein wechseln können – und das ohne schlechtes Gewissen und Da-hab-ich-was-verpaßt-Gefühl.
Muß wirklich jede Mail oder wasweißichnichtwas sofort beäugt und beantwortet werden? Die Menschen, die mit mir zu tun haben, haben schnell gelernt, daß ich sehr wohl Prioritäten setzen kann.
Und daß ich mir manchen Luxus einfach gönne.
Ständig online zu sein gehört einfach zur heutigen Zeit. Ohne Handy und Smartphone ist man einfach nicht mehr zeitgemäß.