Eine neue Suchmaschine will Google in Asien Konkurrenz machen. CocCoc heißt sie und kommt aus Vietnam. Nach Ansicht der Macher kann Google zu wenig auf die lokalen Bedürfnisse eingehen. Ob das Projekt ein Erfolg sein wird, bleibt freilich abzuwarten. Tatsache ist aber, dass der US-Suchriese mancherorts so einige Schwierigkeiten mit seiner Marktführerschaft hat. Um das zu verstärken bringt CocCoc nun in Vietnam russisches Know-How in Stellung.
Das Internet ist noch viel größer als gedacht
Neulich, beim Blick auf die „Karte des Internets“ ist mir mal wieder vor Augen geführt worden, dass große Teile des Netzes schon alleine aufgrund von Sprachbarrieren völlig an mir vorbei ziehen. Davon betroffen sind insbesondere jene südost- und ostasiatischen Länder, die nicht das lateinische Alphabet benutzen. Wenn man die Angebote auf Chinesisch, Koreanisch, Japanisch, ebenso das kyrillische Alphabet herausrechnet dann erscheint das Netz plötzlich deutlich kleiner.
Auch Google hat es offenbar nicht einfach mit den Sprachen dieser Welt. So ist es bezeichnend, dass die omnipräsente Suchmaschine nicht überall so sehr dominiert, wie man gemeinhin annimmt. Laut Angaben des Webstatistikers „Alexa“ liegt das Unternehmen in China, Japan, Südkorea, Taiwan oder Russland weit abgeschlagen hinter anderen Suchmaschinen und Portalen. Vom chinesischen Baidu.com oder Yahoo.co.jp hat man bestimmt schon einmal gehört, von qq.com oder yandex.ru vermutlich eher weniger.
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Russisches Geld soll Google vom Thron stoßen
In Vietnam führen die lokale- und englische Google-Variante zusammen mit Facebook zwar noch das Alexa-Ranking, die Konkurrenz schläft aber nicht. Nach deren Meinung vernachlässigt Google nämlich das vietnamesische Alphabet. Der Marktführer soll daher vom Thron gestoßen werden. Neben CocCoc hat sich das auch ein zweiter Herausforderer namens wada.vn auf die Fahnen geschrieben, der erst Ende letzten Jahres gestartet ist und gleichermaßen von einer russischen Firma gelenkt wird.
Diese Suchmaschine und Webdirectory setzt dabei ebenfalls auf den Heimvorteil. Sie will deutlich besser mit den vietnamesischen Namen umgehen können und vor allem bereits bei der Eingabe die korrekten (und zahlreichen) Akzent-Zeichen bei der Eingabe auto-vervollständigen. Die Macher der Seite betonen aber auch noch einen weiteren Aspekt, den ich sehr interessant finde: In Vietnam sind viele Nutzer Neulinge in der Internetwelt. Von den über 90 Millionen Vietnamesen ist erst knapp ein Drittel der Bevölkerung im Netz. Auch Smartphones sind noch weit weniger verbreitet als anderswo. Aus diesem Grund glaubt nicht nur Wada, dass die Nutzer dankbar über lokale Portale sind, die sie an die Netzinhalte heranführen. Ein nachvollziehbares Argument – erinnert mich irgendwie an die 90er-Jahre in Deutschland.
Google patzt bei der Sprache
Seit Ende Januar gesellt sich nun noch CocCoc, vietnamesisch für „Klopf-Klopf“, hinzu. Zwei Jahre lang arbeitete ein über 400-köpfiges Team an der Entwicklung der neuen Suchmaschine. 40 Personen, inklusive CEO Victor Lavrenko, kommen aus Russland und brachten bei CocCoc ihre Kenntnisse aus der Entwicklung des russischen Suchprojektes Nigma ein.
Nach Meinung des CEOs produziert die Suchmaschine bessere und weniger irrelevante Suchergebnisse; und das liegt nach seiner Meinung vor allem daran, dass die linguistischen Besonderheiten der vietnamesischen Sprache besser berücksichtigt werden. Google schaffe gerade das nur unzureichend. Neben den zahlreichen möglichen Akzent-Varianten und Kombinationsmöglichkeiten von Vokalen bereite Google unter anderem die Silbenschreibweise Schwierigkeiten. Dementsprechend will CocCoc mit der lokalen Suche Geld verdienen – mit Anzeigen von Kleinunternehmen wie Restaurants oder Tankstellen.
Putzerfische am Google-Wal
Die Gründer von CocCoc und Wada glauben naturgemäß fest an den Erfolg eines solchen Konzepts und planen bereits jetzt eine Ausweitung auf andere südostasiatische Länder. Wachstumspotenzial ist dabei zwar sicherlich vorhanden. So richtig hat es aber trotzdem noch niemand geschafft, dem Suchriesen Google Paroli zu bieten.
Die lokalen und vor allem sprachbedingten Besonderheiten der entsprechenden Länder zu bedienen halte ich aber für keine schlechte Idee. Ich erinnere mich zum Beispiel daran, dass Google sehr lange gebraucht hat, um anständige zweisprachige Karten in Thailand oder Malaysia zu bieten. Mittlerweile hat sich das aber schon längst geändert. Auch Googles Sprachkompetenz ist bekanntermaßen gewaltig und lernfähig. Dennoch – und das machen wir uns in der westlichen Hemisphäre wohl einfach zu wenig klar: Google ist nicht alles und längst nicht überall.
Bilder: goosmurf (CC BY-SA 2.0), Screenshots
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Kann das nur bestätigen:
In (Ost-)Asien führt Google ein Nischendasein: In Korea kennen und nutzten alle nur Naver 네이버 (http://www.naver.com/), was weniger nur eine Suchmaschine, sondern eher wie Yahoo ein ganzes Portal ist. Yahoo ist vor allem in Japan und Taiwan stark vertreten, in China hingegen kämpfen Baidu, Sina und co.
Ein Grund, neben der sprachlichen Barierre, ist sicherlich aber auch ein anderer Aspekt: schaut man sich westliche (News-)Seiten an, wirken diese meistens sehr klar und übersichtlich (bspw. auch die englischen Versionen der asiatischen Seiten). Schaut man dagegen mal bei einer asiatischen (Such-)Seite vorbei, blinkt es überall und die Seiten sind bis oben hin vollbepackt mit allem-was-geht.
Andere Länder, andere Kunden 😉
Westliche Webseiten sind für Google optimiert und allein diese Tatsache lässt gar keine andere Suchmaschine zu die völlig anders funktioniert. Wie Zel schon schrieb, asiatische Seiten sind in der Masse noch Kraut und Rüben und passen vielleicht auch gar nicht in das Beuteschema von big G. Indien schließe ich mal aus, da ist Google ja schon in allen Bereich Primus.
QQ dürfte manch ein Android-Nutzer kennen, die bieten ja ein paar recht beliebte Apps an. 😉
@Sven: Inwiefern sind die Seiten optimiert: Mit bestimmten Meta-TAgs, robots.txt und einem Haufen blabla in JS, PHP-Dateien und Co. Also im Wesentlichen liegt da einfach Text rum der von Google vordiktiert wurde. Natürlich kann jeder andere Crawler auch diesen Text auslesen und interpretieren.
Seiten wie Sina Weibo, Naver usw. würde ich nicht als Kraut und Rüben bezeichnen. Aber man erlebt es häufig, wie Europäer asiatische IT-Firmen unterschätzen. Wer kennt z.B. Nexon? Die waren immerhin fähig Übernahmeangebote für EA abzugeben.
Auf Anbieter wie Naver und Yandex dürfen wir noch gespannt sein, die bieten teilweise richtig gute Dienste an.
yandex.ru ist in der Türkei ziehmlich am kommen. Inzwischen kann man sogar ziehmlich viele Werbung im TV sehen. Das intressante an Yandex ist, das sie ihr eigenes „Streetview“ aufgezogen haben und das dieses in der Türkei besser ist als das von Google.
Kampf der Suchmaschienen Teil 2 🙂
Lach *u*
gibt es noch andere Suchmaschinen ?? ausser Google
Also ich betreibe eine Website und die meisten kommen über Google und dann noch über diese http://int.search-results.com/
denke das es wieder nur ein versuch ist aber naja…..
Kamil: Hoffentlich. Kann nur gut für uns sein, Googles gigantische Informationsmacht hier im „Westen“ ist mir schon lange nicht mehr geheuer. Persönlich nutze ich immer häufiger Alternativen (z.B. Ixquick).
Ich denke, dass schon aufgrund seiner Größe und Finanzkraft Goolgle seine derzeitig vorherrschende Position nicht zu nehmen ist, sollte die Konzernführung mit den Ergebnissen in Ostasien unzufrieden sein wird eben investiert und das können sich andere Firmen in dem Umfang nicht leisten.
Wie Sven schon schrieb, passt es vl. einfach nicht in Googles Beuteschema! Und ich bin auch froh, dass Google nicht überall dominiert, nicht, weil ich Google nicht mag, sondern weil gerade deswegen viele andere Google nicht mögen! Wenn Google noch größer wäre, würden sich ja noch viel mehr Leute darüber aufregen, wie böse die sind und was die so alles aufgrund ihrer Machtposition machen könnten!
Ich suche jedenfalls dort, wo ich schnell ans Ziel komme und keine nervige Werbung und Bilder sehe! (siehe yahoo… schrecklich)