Google hat am 1. Oktober angekündigt, die Suchergebnisse der in der Verwertungsgesellschaft Media (VG Media) organisierten Verlage, darunter unter anderem Burda, Springer und Funke, am gestrigen Donnerstag zu beschneiden. Konkret ging es darum, die Snippets (Teasertexte) und die Thumbnails (Vorschaubilder) bei den entsprechenden Seiten nicht mehr anzuzeigen. Nun gewährt Google Aufschub.
Mit der angekündigten Änderung für den 09. Oktober wollte Google auf die von der VG Media geforderten Zahlungen nach Leistungsschutzrecht reagieren. Die VG Media fordert, dass Google pro Teasertext, mit dem Google durch Werbung Geld verdient, etwas abgibt. Dass viele große Nachrichtenseiten ihren Traffic zu 10 bis 40 Prozent über Suchmaschinen beziehen und durch die Klicks dann widerum Geld verdienen – nicht so wichtig. Was jeder ahnte, die VG Media aber trotzdem nich davon abhielt, an ihrem Ziel festzuhalten, ist dann irgendwann eingetreten: Die Suchmaschinen haben die Lust an dem Streit verloren – und gehandelt.
So haben am 15. September GMX, web.de und T-Online angefangen, sämtliche Verlagswebsites auszulisten. Hier ging es nicht nur um eine Beschneidung, sondern tatsächlich um eine Auslistung – wer etwa nach bild.de, welt.de und sonstigen VG-Media-Seiten gesucht hat, hat keine Ergebnisse mehr angezeigt bekommen. Zwei Wochen später folgte dann die Ankündigung von Google, ein leicht abgeschwächtes Vorgehen ebenfalls durchzusetzen:
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Vor dem Hintergrund dieser Klage werden wir Snippets und Thumbnails einiger bekannter Webseiten wie bild.de, bunte.de oder hoerzu.de nicht mehr anzeigen, also jener Verlage, die in der VG Media organisiert sind. Für diese Seiten werden wir nur noch den Link zum Artikel sowie dessen Überschrift anzeigen.
Das Ganze hätte dann wie folgt ausgesehen (Montage von uns). Statt Überschrift, Teaser (Snippet) und Bild…
… wäre nur noch die Überschrift angezeigt worden:
Die Aufregung war plötzlich groß. Warum? Keine Ahnung, denn das war genau so vorhersehbar. Und schlussendlich, betrachtet man den ganzen wirren Ablauf dieser LSR-Sache seitdem die Verlage angefangen haben, die Bundesregierung zum Leistungsschutzrecht zu bewegen, ist der Schritt von Google (und den anderen Suchmaschinen) nur folgerichtig.
Als wäre das noch nicht genug, hat sich dann anschließend auch noch das Kartellamt hinter Google gestellt und gesagt, eine bloße Beschränkung auf die Überschrift sei kartellrechtlich nicht relevant. Problematisch wäre es für Google nur bei einer vollständigen Auslistung geworden.
Wer dann gestern aber die Google-News-Suche benutzt hat, hat keine Veränderung feststellen können. Bild.de, Welt.de, Bunte.de – alle noch da, in alter Frische. Laut Google Deutschland habe sich im Hintergrund nämlich etwas getan: Die VG-Media-Verlage haben um einen Aufschub gebeten. Google schreibt:
Am 1. Oktober haben wir in unserem Google Produkt-Blog über Neuigkeiten in Sachen News bei Google informiert. Inzwischen haben uns die in der VG Media organisierten Verlage gebeten, die angekündigte Umstellung etwas zu verschieben. Wir haben diesem Wunsch entsprochen und werden deshalb erst ab 23. Oktober 2014 Snippets und Thumbnails der betreffenden Verlage nicht mehr anzeigen.
Was genau dahinter steckt ist noch nicht bekannt. Ob nun die Erkenntnis gereift ist, dass man Google eben nicht zur Zahlung zwingen kann? Oder dass man diese Möglichkeit, die Google aktuell anstrebt, schlichtweg nicht gesehen oder unterschätzt hat? In den nächsten zwei Wochen sind wir schlauer, was um das Leistungsschutzrecht passiert. Sollte nichts weiter passieren, sind die 170 Verlags-, 20 TV-Sender- und 59 Radio-Sender-Seiten ab dem 23. Oktober nur noch in halber Pracht in der Google-News-Suche auffindbar. Die Bitte um Aufschub lässt aber vermuten, dass das hier nicht das letzte Update im LSR-Streit war.
Teaserbild: Flickr / Robert Scoble (CC BY 2.0)
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