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Das Bahnstreik-Tagebuch: Zwei Studenten auf Umwegen

Bahnstreik-Tagebuch
geschrieben von Tobias Gillen

„Wir haben eine gute Strecke erwischt“, sagt Max freudig, als wir ihn am Telefon erreichen. Er mimt den Schienenersatzverkehr für Lukas, der von der Essener Uni nach Viersen muss. Eigentlich eine Strecke von einer Stunde mit der Bahn. Die aber fährt leider wegen des Streiks nicht. Über Facebook haben sich Max, der eigentlich nach Eschweiler bei Aachen muss, und Lukas kennengelernt.

Es ist kurz nach 16 Uhr am Freitagnachmittag, als Max über seine Freisprecheinrichtung abnimmt. Lukas sitzt auf dem Beifahrersitzt. Beide scheinen sich gut zu verstehen, es wird gelacht, die Chemie stimmt. Gesprächsthemen gibt es jedenfalls genug, denn beide studieren an der Essener Uni.

Essen – EschweilerFür Max ist es nichts Neues, jemanden mitzunehmen. Mehrfach schon hat er Bekannte aus der Uni mit im Auto gehabt. „Aber jemand Fremdes ist für mich neu“, sagt er. „Für mich auch“, wirft Lukas ein, der spürbar dankbar für die Mitfahrgelegenheit ist. Am Sonntag fahre er von Viersen nach Paris und wolle sich gleich dafür bedanken, falls jemand mitfahren möchte und von möglichen Nachwirkungen des GDL-Streiks noch betroffen ist.


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Trotz GDL gute Stimmung

Am Freitagnachmittag haben sich GDL und Bahn auf ein vorgezogenes Streikende am Samstagabend gegen 18 Uhr geeinigt, nachdem die Bahn in zweiter Instanz mit einer Unterlassungsklage gescheitert war. Max und Lukas haben davon im Radio erfahren und sind trotzdem genervt von der GDL. „Wir müssen nicht darüber debattieren, dass die Lokführer sicherlich unterbezahlt sind und zuviel arbeiten müssen“, sagt Lukas. „Aber es geht ja hier weniger darum, den Lokführern zu helfen als darum, dass die GDL ihr Durchsetzungsvermögen beweist.“

Dafür habe er kein Verständnis und ist sich unsicher, aus welchen Motiven heraus die GDL den Streik frühzeitig beenden will: „Jetzt können sie in den weiteren Verhandlungen sagen, dass sie der Bahn beim letzten Streik entgegen gekommen sind.“ Der Stimmung im Auto tut das und der Tunnel, durch den die Verbindung kurz abbricht, trotzdem keinen Abbruch.

Ob sich Max und Lukas nochmal wiedersehen, wissen sie noch nicht. Da sie beide immer zu sehr unterschiedlichen Zeiten fahren müssen, sei es eher unwahrscheinlich, dass eine Fahrt nochmal passe. Zudem nimmt Max einen nicht unerheblichen Umweg auf sich. In Zeiten des Streiks müsse man aber zusammenhalten, sagt er. Das sei selbstverständlich.


Das Bahnstreik-Tagebuch im Überblick

Teil 1: Geschichten von Umsteigern
Teil 2: Einmal Köln-Essen und zurück, bitte
Teil 3: Buchungs-Boom bei Mitfahrportalen
Teil 4: „Alle Weselsky-Witze sind gemacht“
Teil 5: Die drei Damen im Polo
Teil 6: Zwei Studenten auf Umwegen

 

Über den Autor

Tobias Gillen

Tobias Gillen ist Geschäftsführer der BASIC thinking GmbH und damit verantwortlich für BASIC thinking und BASIC thinking International. Seit 2017 leitet er zudem die Medienmarke FINANZENTDECKER.de. Erreichen kann man ihn immer per Social Media.

Kommentare

  • Ich fand den Bahnstreik super 😉 , so konnten endlich mal meine nicht DB Züge pünktlich fahren.