Marketing Wirtschaft

8 Schritte zum perfekten „Die Höhle der Löwen“-Marketing

Maschmeyer, Williams, Thelen, Schweizer, Dümmel (v.l.): Die Löwen (Bild: VOX)
Maschmeyer, Williams, Thelen, Schweizer, Dümmel (v.l.): Die Löwen in Staffel 3 (Bild: VOX)
geschrieben von Felix Thönnessen

Vergangenes Jahr hat Die Höhle der Löwen dem Kölner Sender VOX Traumquoten beschert. Nun startet das Format, in dem Gründer einer Handvoll Investoren ihre Start-up-Idee präsentieren, in die zweite Staffel. Grund genug für unseren Gastautor Felix Thönnessen, ein bisschen aus dem Nähkästchen zu plaudern – in unserer Serie Löwendompteur.

Heute starten wir mit einer neuen Serie auf BASIC thinking. Wir, das sind vor allem ich: Felix Thönnessen. Ich bin Existenzgründungsberater und Marketingexperte aus Düsseldorf. Was ich hier verloren habe? Das hat einen ganz einfachen Grund: Natürlich bin ich wie ihr öfter auf BASIC thinking unterwegs, aber nun wollte ich endlich mal selbst meinen Senf dazugeben. Denn das kann ich am besten!

Und was qualifiziert mich? Hunderte Beratungsgespräche mit Gründern und Unternehmern, tausende Businesspläne unter die Lupe genommen und nicht zuletzt bin ich der Coach und Berater der TV-Sendung Die Höhle der Löwen auf VOX. Und die startet nächste Woche in die zweite Staffel. Insofern lag es für mich nahe, eine kleine Reihe zum Thema Existenzgründung zu starten. Natürlich gibt’s in Zukunft auch einige Insights aus der Sendung. Aber alles Step-by-Step. Denn bevor wir in die Höhle der Löwen starten, müssen wir uns ja erst einmal Gedanken um die Vermarktung unseres Produkts machen: Marketing!


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TV/ Die Höhle der Löwen

Ein paar rote Hosenträger und eine Runde Malen

Kann ich nicht einfach potenzielle Kunden zwingen, meine Produkte zu kaufen? Vielleicht könnte ich ja mit Strafe drohen, wenn sie nicht kaufen? Der Ansatz ist sicher interessant, aber wahrscheinlich wird das so nicht funktionieren. Zumindest, wenn man nicht später hinter Gittern sitzen will. Aber was macht man dann als Gründer? Wie kann ich Marketing machen ohne eigentlich wirklich Kapital zu haben? Eigentlich gar nicht – oder vielleicht doch?

Natürlich haben wir alle lieber einen großen Goldtopf Zuhause, mit dem wir ganz viele Maßnahmen finanzieren können. Leider habe ich den bei mir noch nicht gefunden – also auf in das Land der Mittellosen, die trotzdem ganz nach oben wollen. Höchster Anspruch, wir kommen. Ich versuche einfach mal, ein paar Möglichkeiten zusammenzustellen. Manche kosten nichts, manche wenig und manche sind vielleicht ein wenig verrückt. Sei es drum – auf geht’s.

Let’s fetz #1: Eine Runde Malen

Gleich mal als Hinweis vorab – es gibt eine Millionen Branchen, deshalb passt sicher nicht jedes Beispiel bei allen Geschäftsvorhaben (bevor mich hier jemand köpft). Wenn ich aber etwa einen Laden oder ein Büro aufmache, finde ich diese Guerilla-Maßnahme eigentlich ganz witzig. Ich kaufe mir im nächsten Spielwarenladen eine Packung Straßenkreide für 5 Euro (den Preis habe ich jetzt nicht eruiert) und male damit von verschiedenen Points of Interest aus den Weg zu meinem Laden.

Dabei kann ich das Ganze sicher noch mit Sonnen, Sternen oder sonst was aufhübschen. Vielleicht kann ich sogar mein Produkt aufmalen, wenn ich etwa Handwerker, Frisör bin oder einen Einzelhandel habe, funktioniert das doch ganz gut. Da kann man sicher etwas witzig machen. So lockt man vielleicht auch den ein oder anderen Löwen aus seiner Höhle heraus. Kosten: 5 Euro. Na gut, ein bisschen malen, zumindest einen Pfeil, sollte man schon können. Aber sonst doch machbar, oder?

Let’s fetz #2: Redet endlich über mich

Natürlich ist es toll, wenn eine Menge Leute über das eigene Business oder die Produkte reden. Außer Sie planen die Gründung eines Geheimdienstes. Dann ist das eher schlecht. Aber man muss Menschen eben auch animieren, das zu tun. Wie kriegen Sie also Leute dazu, über sich zu reden? Dazu sollten Sie sich möglichst Multiplikatoren schnappen, die das übernehmen.

Dazu gehört zum Beispiel die Presse. Die meisten Gründer machen viel zu wenig Pressearbeit. Dabei ist das oft gar nicht so schwer. Was ist an ihrer Idee besonders? Was könnten Sie machen, dass die Presse über Sie berichtet? Stellen Sie einen möglichst persönlichen Kontakt zu den Redakteuren her. Auch wenn das etwas dauert. Stellen Sie Produktproben zur Verfügung, machen Sie etwas Soziales. Ich weiß, dass das Arbeit ist, aber niemand hat gesagt, dass es leicht wird. Eine gute Vorbereitung auf die Höhle der Löwen.

Let’s fetz #3: Verbreiten Sie sich wie einen Virus

Ich hoffe, ich schocke Sie mit der Überschrift nicht. ich meine keinen bösen Virus, sondern einen ganz Lieben. Machen Sie sich Gedanken, welche Informationen teilbar und likebar sind. Das muss auch manchmal nur einen kleinen Bezug zu Ihrem Produkt haben. Vielleicht können Sie ein Video machen oder ein Bild, das andere zum Schmunzeln oder nachdenken bringt. Schauen Sie einfach mal an, was andere hier machen und Ihnen fällt vielleicht auch etwas an. Googlen Sie einfach mal nach Bildern zum Keyword “Guerilla”. Ich denke, da findet man eine ganze Menge Anregungen, oder?

Let’s fetz #4: Treten Sie in Erscheinung

Felix Thönnessen

Felix Thönnessen

Wenn ich mal überlege, auf wie viele Businesstermine ich pro Tag gehen könnte, dann sind das etwa 1 Millionen (das ist natürlich ein wenig übertrieben). Aber mal ehrlich, Sie müssen sichtbar werden. Kooperationen schließe ich nicht per E-Mail oder am Telefon, sondern am liebsten persönlich. Dafür muss ich Sie treffen und da dann auch wahrnehmen. Ich wurde am Anfang immer übersehen. “Der nette Berater da ist bestimmt erst Anfang 20.” Ich hatte kein Auto, mit dem ich glänzen konnte, sondern lediglich eine alte Kiste. Also musste irgendwas her, mit dem ich wenigstens auffalle bei den tollen Treffen.

Ich habe mir dann für 20 Euro ein paar rote Hosenträger gekauft und die immer angezogen. Damit bin ich definitiv aufgefallen. Jetzt rennen Sie nicht gleich los, vielleicht gibt ihr Kleiderschrank auch so schon was her. Worum es geht, ist, dass Sie in manchen Punkten nicht die Nummer 1 sein können und das müssen Sie auch gar nicht. Suchen Sie sich  Veranstaltungen, Vereinstreffen, Branchentermine, die für Sie in Frage kommen. Gehen Sie einfach mal hin. Viele werden Unsinn sein, aber manche sind toll und absolut sinnvoll. Diese gilt es zu finden und dann mit den Hosenträgern ein bisschen Krawall zu machen. Spätestens im TV wirken die Hosenträger dann ganz toll im Scheinwerferlicht.

Let’s fetz #5: Ich liebe das Internet

Ich habe mittlerweile das Gefühl, dass das Internet das wirkliche Leben schon ersetzt hat. Wenn ich überlege, wie viel Zeit man vor dem Bildschirm verbringt, ist das doch verrückt. Aber wir wollen hier ja kein gesellschaftskritisches Exposé schreiben. Wenn Sie jetzt Schuhe verkaufen wollen, ist es wahrscheinlich zunächst unmöglich, damit bei Google auf Platz 1 zu stehen, da haben Zalando und Co. was dagegen. Leider haben die ein paar Leute im Online-Marketing sitzen.

Versuchen Sie aber trotzdem, eine Nische für sich zu finden. Ich finde den Google-Keyword-Planner doch sehr hilfreich. Vielleicht finden Sie so Keywords, die zu Ihren Produkten passen und die Konkurrenz noch überschaubar ist. Suchmaschinenoptimierung ist, glaube ich, mittlerweile Number One im gesamten Marketingbereich – zumindest ist das mein Eindruck. Eine tolle Website ist super, aber damit ist es nicht getan. Der Porsche muss auf die Straße – dafür müssen Sie den aber auch füttern. Wo können Sie Ihre Seite verlinken, wo Presseberichte veröffentlichen, wer kann über Sie berichten. Auch Google Adwords und Werbung bei Facebook können hier Möglichkeiten sein.

Ich habe mir auch ein paar spezielle Keywords gesucht und werde da ganz ordentlich gefunden. Dadurch kommen keine Millionen Leute auf meine Seite, aber die, die kommen, suchen das, was ich habe und das macht das Verkaufen letztendlich wesentlich einfacher.

Let’s fetz #6: Ich liebe Karten

Irgendwann saß ich vor einem Stapel Weihnachtskarten und habe mich gefragt, was ich damit überhaupt soll. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich habe mich gefreut, aber so schön sie auch waren, letztendlich habe ich sie schnell wieder vergessen. Warum also nicht mal einen anderen Weg gehen? Ehrlich gesagt bekomme ich um die Weihnachtszeit eine Menge Karten, im Rest des Jahres jedoch nicht.

[pullquote type=“left“]Auch spannend! Ein Gründer berichtet von seinem Weg zum Start-up: Hier entlang![/pullquote]Deshalb habe ich mir irgendwann gedacht, ich könnte ja auch Karten schreiben, aber halt nicht nur Weihnachten. So mache ich das jetzt zum Beispiel jeden Sommer. Da setze ich mich hin und suche mir ein paar wervolle Kontakte heraus und schreibe denen eine Karte. Dasselbe mache ich Ostern oder auch Karneval. Je nachdem, zu welchem Typ welches Event am besten passt. Ein paar Euro für Postkarten, Briefmarke drauf und das Feedback ist wirklich positiv. Also warum nicht mal ausprobieren?

Let’s fetz #7: Wer ist überhaupt wichtig?

Ich habe eine Liste, die nenne ich “die glorreichen 100”. Das ist vielleicht ein bisschen unsinnig, aber der Name ist auch nicht so wichtig. Ich habe mir über die Jahre eine Liste angelegt mit den 100 wichtigsten Kontakten – und diese Kontakte versuche ich zu pflegen. Jeder dieser Kontakte bekommt alle drei bis vier Monate Post von mir und damit meine ich keinen Newsletter und auch keinen Umschlag mit Geld, sondern kreative Post – wie ich das nenne.

Das lässt sich für Existenzgründer wunderbar umsetzen. Bauen Sie sich langsam so eine Liste auf. Ich verschicke da auch schon mal Karten, aber auch Glücksbringer, Anhänger oder witzige Büroaccessoires. Das ist oft schnell gemacht und die Kontakte bleiben bestehen. Ob das Kunden, Kooperationspartner oder andere wichtige Kontakte sind, das entscheiden Sie selber.

Let’s fetz #8: Eine Runde durch den Baumarkt

Na gut, ich bin ein Mann und mag Baumärkte. Die wecken nicht nur meinen Heimwerkergeist, sondern vor allem meine kreative Lust auf Kundenfang. Wie das gehen soll? Ganz einfach. Ich laufe durch den Baumarkt und schau mir an, was es da so alles gibt und überlege mir welches Utensiel ich für eine Direktmarketingmaßnahme benutzen kann. Natürlich sollen Sie Ihren potenziellen Kunden kein 20-Meter-Brett schicken. Ich denke, das ist klar.

Machen Sie das einfach mal. Letztes Mal habe ich etwa Glühbirnen im Ausverkauf gekauft, die verpackt und an potenzielle Kunden verschickt. Es lag nur ein Zettel bei, auf dem stand “Wir haben die Idee”. Wenn die Angeschriebenen dann angerufen haben, dann hatte man einen schönen Aufhänger. Ob das jetzt Glühbirnen, Schrauben und Muttern oder Pflanzen sind, seien Sie kreativ.

Am liebsten würde ich die Let’s fetz-Liste noch endlos fortsetzen, aber ich glaube, Sie wissen, wohin der Weg geht. Kein Kapital macht die Sache schwerer, aber noch lange nicht unmöglich. Bleiben Sie hungrig.

Über den Autor

Felix Thönnessen

Felix Thönnessen ist Unternehmensberater aus Düsseldorf. Mit seiner Existenzgründungsberatung thoennessenpartner betreut er u.a. die Teilnehmer des VOX-Formates “Die Höhle der Löwen”. Hier schreibt er darüber.

8 Kommentare

  • Netter Beitrag. Ideen, die es mir ermöglichen kostengünstig effektiv Werbung zu betreiben und bei meiner Zielgruppe in den Kopf zu gelangen suche ich immer! Die Postkarten habe ich mir grade auf die ToDo Liste geschrieben. Hier in NRW gehen die Ferien zu Ende. Tolle Gelegenheit die ich nutzen werde…

    Aktuell plane ich eine Informationsveranstaltung für Inhabergeführte Einzelhandelsgeschäfte im Ruhrgebiet. Vorrangig in Dortmund, das ist schon eine riesige Zielgruppe!

    Dazu habe ich in den letzten 14 Tagen ca. 150 Einladungen „verteilt“. Das lief folgender Maßen:

    Immer Abends nach Ladenschluss bin ich durch die verschiedenen Bereich Dortmunds gewandert in denen viele Einzelhändler ansässig sind. Denen habe ich einen farbigen Umschlag (angelehnt an das CICD meines Unternehmens) – mit einem Aufruf den Umschlag am Schaufenster zu fotografieren – an das Schaufenster geklebt.
    Das Foto soll dann bei Facebook mit dem Hastag #DiWa hochgeladen werden.

    Das hat für mich zwei Effekte: Ich kann abgleichen wer sich anmeldet, aber nicht an der Aktion teilgenommen hat. Wahrscheinlich sind das diejenigen mit ein wenig „Nachholbedarf“ in Sachen Social Media. Und ich sehen wer teilnimmt und kann diese Unternehmen später noch einmal gezielt darauf ansprechen.

    Am Ende erhoffe ich mir aber nicht nur eine rege Teilnahme an meiner Veranstaltung, sondern mit der Zeit und nach einigen weiteren ähnlichen Aktionen auch einen entsprechenden Bekanntheitsgrad.

    Kosten der Aktion: ca. 65,00 € zzgl. eine ganze Menge Zeit. Das ist es wert, denn das Feedback auf die Einladungen ist gut. An der Aktion teilgenommen hat aber erst eine Einzelhändlerin (zu finden unter dem Facebook Link drei Absätze höher). Das ist für mich ab nebensächlich, ich lerne noch und ziehe daraus meine Rückschlüsse!

  • Letzt Fetz ist das wirklich- aber gut & auf den Punkt gebracht. Konnte selbst als Marketing-Fachwirt daraus etwas mitnehmen. Vielen herzlichen Dank und liebe Grüße aus Bochum, Christian Gera

  • […] Nach meinem doch sehr persönlichen und emotionalen Beitrag letzte Woche, gibt’s heute mal wieder etwas griffigeren Tobak. Wurde auch Zeit, schließlich ist bei Die Höhle der Löwen schon mächtig was los. Einige schaffen den ganz großen Sprung und ergattern sich das Löweninvestment, andere werden im wahrsten Sinne des Wortes zerfleischt. Damit Ihnen nicht ein ähnliches Schicksal bevorsteht, gibt’s heute mal einige Tipps für die wunderschöne Welt des Internets. Quasi “Let’s fetz online”. […]