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Discount-Surfen – Vor- und Nachteile der Handy-Tarife von Drillisch

geschrieben von Ekki Kern

Mit Discount-Mobilfunkmarken wie Smartmobil und einer aggressiven Preispolitik treibt das hessische Unternehmen die Konkurrenz vor sich her. Doch auch bei Drillisch sollten Kunden aufpassen.

Vorbei sind die Zeiten, zu denen man sich noch gut überlegen musste, ob man Freunde doch lieber im Festnetz anruft als aufs Handy. Denn schon seit einigen Jahren dominieren die sogenannten All-Net-Flatrates den deutschen Mobilfunkmarkt. Dabei handelt es sich um Handytarife, mit denen der Kunde praktisch unbegrenzt in alle deutschen Netze telefonieren und SMS versenden kann.

Mittlerweile ist für eine zunehmende Anzahl an Nutzern allerdings weniger die klassische Textmitteilung und das Telefonat, als viel mehr die Menge des in einem Vertrag inkludierten Datenvolumens wichtig. In diesem Bereich hat vor allem ein Unternehmen in den vergangenen Jahren neue Preis-Leistungs-Standards gesetzt: die Drillisch Online AG.


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Virtueller Netzbetreiber

Das Unternehmen, das im hessischen Maintal bei Frankfurt am Main seinen Sitz hat, ist ein sogenannter virtueller Netzbetreiber, der die Infrastruktur von Telefónica Germany (o2) und Vodafone* nutzt. Den Kunden hat dabei nur eines zu interessieren: Er surft im o2- bzw. Vodafone-Netz, profitiert allerdings von den günstigen Tarifpaketen von Drillisch.

Die im Gegensatz zu anderen Providern gewonnene Sonderstellung im Netz von o2 hat das Unternehmen dabei vor allem der Fusion von Telefónica Germany und E-Plus zu verdanken. Gegenüber der Europäischen Kommission nämlich hatte sich Telefónica unter anderem dazu verpflichten müssen, bis zu 30 Prozent der gemeinsamen Netzkapazität an eben jene virtuellen Netzbetreiber wie Drillisch zu verkaufen.

Das ist für Kunden von Drillisch insofern von Bedeutung, als das Unternehmen diesen den Zugang ins LTE-Netz von o2 erlaubt, was auf dem deutschen Markt bislang in keiner Weise selbstverständlich ist. So lassen sowohl die Telekom als auch Vodafone nur jene Kunden in ihr eigenes Hochgeschwindigkeitsnetz, die einen Vertrag mit der eigenen Premiummarke abschließen. Selbst Kunden der Telekom-Tochter Congstar dürfen nicht ins LTE-Netz des Unternehmens, sondern müssen mit UMTS (3G) auskommen.

Zahlreiche Marken von Drillisch

Bei Drillisch hingegen kommen alle Nutzer in den Genuss von 4G. Am deutschen Markt präsent ist das Unternehmen in Form zahlreicher Mobilfunkmarken, die das Unternehmen mit seiner ihm eigenen Strategie positioniert hat. Neben dem bekannteren smartmobil.de wären da etwa sim.de, DeutschlandSIM, PremiumSIM, winSIM, simply, maXXim, helloMobil, McSIM, discoTEL, discoPLUS, discoSURF sowie eteleon und M2M-mobil.

Wer hier einen Überblick behalten will, tut sich schwer. Auch weil Drillisch seine Aktionsangebote immer wieder karussellartig durch die verschiedenen Marken rotieren lässt. Über viele Wochen hinweg etwa war eine All-Net-Flat mit besonders vielen mobilen Daten zunächst bei einem der Anbieter zu finden. Nachdem dieser urplötzlich wieder teurer wurde, war der gleiche Tarif zu identischen Konditionen bei der nächsten Marke im Angebot.

Zur Zeit scheint sich winSIM als die Marke mit Dauertiefpreis zu etablieren. Für 7,99 Euro pro Monat erhält der Kunde zur All-Net-Flatrate zwei Gigabyte (GB) mobile LTE-Daten, für 10,99 Euro drei GB, für 13,99 Euro vier GB. Wer sich gegen eine Zwei-Jahres-Bindung entscheidet, zahlt jeweils zwei Euro pro Monat mehr.

Auch das ist neben den günstigen monatlichen Fixkosten ein wesentlicher Vorteil bei den allermeisten Drillisch-Tarifen: Sie sind entweder monatlich kündbar oder lassen dem Kunden zumindest die Option, sich aktiv gegen eine lange Laufzeit zu entscheiden.

Günstiges Roaming

Auch im Bereich Roaming hat das Unternehmen mittlerweile interessante Optionen in viele seiner Tarife integriert. Hier ist derzeit die Marke simply zuerst zu nennen. Bereits ab 9,99 Euro ist ein Tarif zu haben, der 100 Inklusiveinheiten sowie 100 MB Datenvolumen zum Verbrauch in den EU-Ländern gewährt.

Im Vergleich zu Roaming-Optionen von o2, in dessen Netz die Drillisch-Kunden funken, können Kunden von simply dabei nicht nur Handys und Festnetzanschlüsse in ihrem jeweiligen Urlaubsland sowie zuhause in Deutschland anrufen, sondern auch solche in EU-Drittländern. Voraussetzung ist natürlich, dass man sich während des Gesprächs nicht in Deutschland, sondern in einem EU-Land aufhält.

Drillischs aggressive Preispolitik des vergangenen Jahres dürfte zumindest bisher zum angestrebten Wachstum beigetragen haben. Im Geschäftsjahr 2015 sei die Zahl der Mobilfunkkunden des Unternehmens um 659.000 Teilnehmer (34,2 Prozent) auf immerhin 2,58 Millionen gewachsen, meldete der Konzern im März. Treiber der Entwicklung sei „erneut das sehr dynamische Wachstum bei den hoch profitablen Budget-Teilnehmern“ gewesen, heißt es. In diesem Bereich sei die Zahl um 59,5 Prozent auf 1,93 Millionen Teilnehmer gestiegen.

Konkurrenz-Angebote von Base

Mittlerweile hat die Konkurrenz zumindest in einigen Bereichen auf die Offensive aus Maintal reagiert. Vor Kurzem hat Telefónica bekanntgegeben, dass die einstige E-Plus-Tochter Base „als reines Online-Angebot“ neu startet. Die Marke richte sich ab sofort „konsequent an netzaffine und preisbewusste Neukunden“. Für diese seien „die neuen, hoch attraktiven“ Tarife ab sofort verfügbar. Doch hinschauen sollte man auch hier.

Für 9,99 Euro etwa gibt es den kleinsten Tarif „Base Light“, der neben der Telefonie-Flatrate zwei GB mobile Daten beinhaltet. Doch bei der LTE-Geschwindigkeit geizt Telefónica im Gegensatz zu Drillisch weiterhin. Statt der hier üblichen 50 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) erhalten Kunden von Base maximal 21,6 Mbit/s.

Wer viele SMS schreibt, sollte sich zudem überlegen, nicht doch den teureren „Base Plus“ zu wählen, denn bei den beiden günstigeren Tarifen kostet jede SMS neun Cent. Auch die Laufzeit von 24 Monaten ist bedenkenswert. Ebenso die Tatsache, dass sich alle Tarife von Base nach Ablauf der ersten zwei Jahre ausnahmslos verteuern.

Achtung vor der „Datenautomatik“

Auch bei Drillisch ist der Kunde allerdings gut beraten, auf vertragsspezifische Kleinigkeiten zu achten. So zahlt das Unternehmen die bei der Rufnummernmitnahme oft gewährten 15 Euro „Wechslerbonus“ nur dann aus, wenn ein Kunde von einem Drittunternehmen zu einer Drillisch-Marke wechselt. Möchte man hingegen als Kunden von smartmobil zu winSIM wechseln, gibt es kein Geld.

Auch die in den vergangenen Jahren oftmals kritisierte sogenannte „Datenautomatik“ hat Drillisch mit salonfähig gemacht. Hat ein Nutzer sein monatliches Inklusivdatenvolumen überschritten, bucht das Unternehmen automatisch bis zu dreimal pro Monat kostenpflichtige und zudem äußerst überschaubare Dosen nach. Vorsicht ist hier vor allem bei all jenen Tarifen geboten, bei denen diese Datenautomatik fester Vertragsbestandteil ist. In einigen Fällen immerhin kann der Kunde diese Nachbuchungen mittlerweile per Telefonanruf oder auch online abstellen.

Über den Autor

Ekki Kern

Ekki ist Medienjournalist und probiert Technologien gerne aus, entdeckt dabei aber nicht selten die Vorzüge des Analogen. Diskutieren über das alles kann man mit ihm ganz hervorragend, für die Zeitung schreibt er über Medien und Verbraucherthemen, privat für seinen Watchblog Radiowatcher.