Grün

„Dubiose Preispolitik“ bei Locomore? Das sagt das neue Bahn-Startup

Locomore Stuttgart
Premierenzug von Locomore
geschrieben von Ekki Kern

Es sind schwere Vorwürfe, die die deutsche Ausgabe des „Business Insider“ gegen das erst in der vergangenen Woche gestartete  Fernzug-Startup Locomore erhebt. Fahrgäste würden „mit einer dubiosen Preispolitik in die Irre geführt“ und „unnötig zur Kasse gebeten“.

Wörtlich heißt es:

Das Unternehmen ruft für seine wichtigste Verbindungen zum Berliner Hauptbahnhof massiv höhere Preise auf, als etwa für Fahrten bis zum dahinterliegenden Ostbahnhof – dabei handelt es sich wohlbemerkt um denselben Zug, zur selben Uhrzeit, auf demselben Gleis.

Als „besonders perfide“ bezeichnet Autor Felix Rentzsch die Tatsache, dass die allermeisten Fahrgäste bis zum Berliner Hauptbahnhof fahren würden – und folglich wesentlich mehr zahlen müssten als all diejenigen, die erst später am Ostbahnhof oder in Lichtenberg aussteigen.


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„Probebuchungen vorgenommen“

„Business Insider“ schreibt, man habe „Probebuchungen“ im Online-Ticketsystem von Locomore vorgenommen und sei so auf die Preisunterschiede gestoßen, die auch eine Recherche des Mobility Mag feststellen konnte.

Was genau der Grund für diese sei, blieb für den Autor des „Business Insider“ angeblich unklar. Locomore habe sich „zu den Vorwürfen nicht äußern“ wollen, heißt es im Text:

Zwei schriftliche Anfragen seitens der Redaktion blieben seit Mittwoch unbeantwortet. Ein Mitarbeiter an der Kundenhotline sagte Business Insider, dass es für jede Strecke bestimmte Kontingente gäbe. Genauer erklärten konnte dies der Angestellte allerdings nicht und verwies auf die Pressestelle.

Antwort von Locomore

Nachdem Mobility Mag seine Leser auf Twitter auf den Beitrag des „Business Insider“ aufmerksam gemacht hatte, meldete sich Locomore (ebenfalls via Twitter) bei unserer Redaktion, mit folgendem Tweet:

Keine Absicht: Preise verschiedener Bhf gleichstellen kann unser Buchungssystem bisher nicht. In Arbeit.

Autor meldet sich auf Twitter

Felix Rentzsch, Autor des Beitrags des „Business Insider“, kommentierte heute Nachmittag den Tweet von Locomore wie folgt:

Reaktion eines Twitter-Nutzers

Auch ein weiterer Nutzer hat etwas zu sagen. Für ihn sind die Preisunterschiede offensichtlich nicht so schlimm:

Sollten Mobility Mag diesbezüglich weitere sachdienliche Informationen zukommen, werden sie hier selbstverständlich publiziert.

Auch interessant: Unser Live-Blog zum Start von Locomore, die dazugehörige Bildergalerie und ein Interview mit Fahrgästen des Premierenzugs.

Über den Autor

Ekki Kern

Ekki ist Medienjournalist und probiert Technologien gerne aus, entdeckt dabei aber nicht selten die Vorzüge des Analogen. Diskutieren über das alles kann man mit ihm ganz hervorragend, für die Zeitung schreibt er über Medien und Verbraucherthemen, privat für seinen Watchblog Radiowatcher.

Kommentare

  • Klickt man bei Locomore auf „Angebot&Preise“, steht es im ersten Satz erklärt: „Die Locomore-Ticketpreise werden dynamisch, abhängig von Nachfrage und Verfügbarkeit, bestimmt.“ Daraus folgt ja logisch, dass der Berliner HBF teurer sein wird als andere Berliner Bahnhöfe. Dubios finde ich eher, dass Locomore seine eigene Preislogik nicht ganz zu verstehen scheint? Dynamische Preisgestaltung an sich kann man natürlich kritisch sehen! Dass es beispielsweise billiger ist, sich zunächst dreimal mit Zwischenstops in Europa im Kreis zu drehen, bevor es zum eigentlichen außereuropäischen Fernflug geht, ist umwelt-ökonomisch ein Desaster. An die Preispolitik bei Flügen haben wir uns aber hingegen schon so sehr gewöhnt, dass wir sie gar nicht mehr in Frage stellen (?). Aber auf Startups einzudreschen gehört hingegen irgendwie schon mit zum Spiel