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Flixbus mit nächtlicher Panne – Hat das Unternehmen seine Partner im Griff?

Bild: Ekki Kern
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geschrieben von Ekki Kern

„Flixbus bringt Dich immer komfortabel und sicher ans Ziel!“ So lautet das Werbeversprechen des mittlerweile stark gewachsenen Unternehmens. Doch was passiert eigentlich, wenn einmal nicht alles rund läuft? Zum Beispiel, wenn der Bus nachts plötzlich auf der Autobahn stehen bleibt und die Kommunikation mit dem Busfahrer aufgrund einer Sprachbarriere schwierig ist?

Eine unserer Leserinnen hat Mobility Mag Anfang dieser Woche von ihrem Erlebnis mit Flixbus erzählt. Es wirft die Frage auf, ob das junge Unternehmen sein immer größer werdendes Netzwerk aus „Buspartnern“ wirklich voll im Griff hat.

Was war passiert? Die Dame schildert einen Vorfall, der sich am vergangenen Montag, 19.06.17, auf der Linie 161 zwischen Heidelberg und Bratislava zugetragen hat. Kurz vor Erreichen der Stadt Wien am späten Abend sei der Flixbus auf den Standstreifen der Autobahn aufgefahren, erzählt sie. Schon zu dieser Zeit habe er eine Verspätung von um die zwei Stunden gehabt, die Fahrgäste hätten möglichst schnell nach Hause gewollt.


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Flixbus mit Motorschaden

Nachdem das Fahrzeug zum Stillstand gekommen war, soll der Fahrer des Flixbus-Partnerunternehmens Slovak Lines jemanden im Bus gesucht haben, der Slowakisch übersetzen kann, da er selbst weder Deutsch noch Englisch sprach  – oder nur in einem Maße, das zur Artikulation offenbar nicht genügte. Durch die gefundene „Übersetzerin“ hätten die restlichen Fahrgäste anschließend erfahren, dass der Bus einen Motorschaden hat.

Ein Telefonat des Fahrers hätte keine Information der Fahrgäste nach sich gezogen, erzählt unsere Leserin, und deshalb hätten diese nach einer Stunde erneut beim Fahrer angefragt, wer sie nun heimbringen würde. Daraufhin hätte der Fahrer erneut telefoniert und die Wartezeit um eine weitere Stunde nach oben korrigiert.

Insgesamt, so beschreibt es unsere Leserin, hätte es „keinen Plan gegeben“, auch habe es von Seiten der beiden Fahrer „zu keinem Zeitpunkt klare Anweisungen an die Fahrgäste“ gegeben, wie sich die Fahrgäste zu verhalten hätten: „Ich hatte das Gefühl, dass die Fahrer völlig überfordert waren mit der Situation.“ Nachts auf dem Standstreifen einer viel befahrenen Autobahn. In jedem Fall kann man sich gemütlichere Plätze vorstellen.

Fahrgäste klettern über Böschung

Flixbus in Prag (Bild: Mobility Mag)

Flixbus in Prag (Bild: Mobility Mag)

Nach über zwei Stunden, erzählt die Dame, habe sich die Mehrzahl der Fahrgäste im Einvernehmen mit den Fahrern vom Bus entfernt und sei über eine Böschung neben dem Standstreifen der Autobahn in einen nahe gelegenen Vorort von Wien gewandert. Zuvor hätten einige unter ihnen den Fahrern gegenüber den Wunsch geäußert, ihnen ihr Gepäck auszuhändigen. Diesem Wunsch sollen die Fahrer entsprochen haben.

Was sagt Flixbus zu diesem Vorfall? Auf Anfrage von Mobility Mag hat das Unternehmen zunächst bekanntgegeben, „den Vorfall zu prüfen und vollständig aufzuklären“. Das kann wenig überraschen, aber immerhin liefert das Unternehmen eine Reihe von Erklärungen.

„Normalerweise“, heißt es, müsse in so einem Fall „unsere rund um die Uhr zur Verfügung stehende Betriebssteuerung in Kenntnis gesetzt werden, die dann entsprechende Maßnahmen zur weiteren Beförderung der Fahrgäste in die Wege leiten kann“. Weiter heißt es:

Kommt es zu einem Verspätungs- oder Verzögerungsfall bzw. zu einer Panne bei einem Bus, versuchen wir generell mit Ersatzbussen zu arbeiten. Diese sollen die Fahrgäste an ihren Zielort respektive zu einem geeigneten Wartepunk bringen, von dem aus die Fortsetzung der Reise möglich ist.

Sollte kein Ersatzbus verfügbar sein und dadurch „langwierige Verzögerungen entstehen“, könne auch „eine Alternativbeförderung durch ein Taxi oder notfalls eine Hotelübernachtung mit Umbuchung auf eine Fahrt am nächsten Tag“ vorgesehen werden, heißt es.

„Handlungsvorgaben nicht umgesetzt“

Was die Busfahrer angeht, so muss man wissen, das dies in den wenigsten Fällen direkte Angestellte des Unternehmens sind. Vielmehr arbeitet das Unternehmen mit „Buspartnern“, wie man das selbst nennt, zusammen.

Allerdings, schreibt Flixbus, würden auch die bei „unseren Buspartnern“ angestellten Fahrer „zu Beginn ihrer Tätigkeit für Flixbus und danach fortlaufend in regelmäßigen Abständen umfangreiche Trainingseinheiten erhalten“, welche angeblich „umfassende Sicherheitsthemen“ sowie „das richtige Verhalten bei Verspätungsfällen und Pannen“ abdecken. Im Falle von Staus oder Störungen im Betriebsablauf würde „unsere Betriebssteuerung“ den Fahrern „rund um die Uhr mit Vorschlägen für Alternativrouten zur Verfügung stehen“.

„Bedauerlicherweise“, heißt es, konnten bei der oben geschilderten Fahrt die in den Trainings geschulten Handlungsvorgaben „nicht umgesetzt und die Betriebssteuerung nicht kontaktiert werden“. Folglich hätte „leider kein Ersatzbus bzw. keine alternative Beförderung der Fahrgäste zu ihrem Ziel organisiert werden können“. Diese Vorgehensweise, schreibt Flixbus, sei „selbstverständlich nicht in unserem Sinne“.

Es erfolge nun, schreibt das Unternehmen, „umgehend eine erneute intensive Sensibilisierung des Buspartners und seiner Busfahrer für die richtige Abfolge von Handlungen in solchen Situationen“. Damit werde sichergestellt, „dass künftig immer eine Verständigung der Betriebssteuerung stattfindet und in Zusammenarbeit mit den Busfahrern die nächsten Schritte (Ersatzbus, Umbuchung etc.) schnell eingeleitet werden können“.

Englisch als Zweitsprache „wünschenswert“

Dass nicht alle bei den regionalen Busunternehmen angestellten Busfahrer Deutsch sprechen, sei „unumgänglich“, heißt es weiter, da das Geschäftsmodell von Flixbus „auf der Zusammenarbeit mit derzeit rund 250 regionalen Buspartnerunternehmen“ fuße. Englisch als Zweitsprache neben der Muttersprache sei zwar „wünschenswert“, aber „auch nicht immer gegeben“.

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Über den Autor

Ekki Kern

Ekki ist Medienjournalist und probiert Technologien gerne aus, entdeckt dabei aber nicht selten die Vorzüge des Analogen. Diskutieren über das alles kann man mit ihm ganz hervorragend, für die Zeitung schreibt er über Medien und Verbraucherthemen, privat für seinen Watchblog Radiowatcher.

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