Eine repräsentative Befragung hat ergeben, dass schon jeder Dritte aus aktuellem Anlass sein eigenes Mobilitätsverhalten angepasst hat. Selbst das Tempolimit auf Autobahnen scheint kein Tabu mehr.
Zunehmend überlastete Straßen, Schadstoffkonzentrationen oberhalb der zulässigen Grenzwerte in vielen Städten, hohe Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor: Angesichts dieser Fakten sind die Zweifel an der Notwendigkeit einer sogenannten „Verkehrswende” in der Bevölkerung offensichtlich gering, wie die repräsentative Befragung „Deutschland – Land der Autofahrer: Wie steht die Bevölkerung zur Verkehrswende?” von KfW-Research belegt.
Den Ergebnissen zufolge halten ganze 81 Prozent der Deutschen zwischen 18 und 67 Jahren „ein Umdenken und Handeln” zugunsten des Klimaschutzes für notwendig, etwa durch die Entwicklung marktfähiger, klimafreundlicher Antriebstechnologien, Verbesserung der öffentlichen Verkehrsnetze oder den bewussten Verzicht aufs Auto.
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Insgesamt, schreiben die Studienautoren, würden die Befragten vor allem die Automobilindustrie (89 Prozent) in der Pflicht sehen. Außerdem forderten sie die Politik zur Verbesserung von Rahmenbedingungen auf (77 Prozent).
Vielleicht überraschend: Neben solchen Erwartungen an Dritte sind die befragten Bürger angeblich auch „in hohem Maß” dazu bereit, ihr eigenes Verhalten als Verkehrsteilnehmer zu ändern. Zumindest sagen das 71 Prozent von sich.
Tempolimit auf Autobahnen gewünscht
Sogar das regelmäßig kontrovers diskutierte Tempolimit auf Autobahnen findet laut Studie eine Mehrheit: Knapp 60 Prozent sprachen sich nämlich dafür aus. Die Zustimmung, merken die Studienautoren an, sei jedoch nicht unter allen Bevölkerungsgruppen gleich groß.
Frauen würden ein Tempolimit häufiger befürworten als Männer (70 Prozent gegenüber 50 Prozent). Auch das Alter spiele eine Rolle, heißt es: Die mit 35 Prozent geringste Zustimmungsrate gebe es bei jungen Männern unter 30 Jahren.
„Mobilitätsverhalten angepasst”
Immerhin: Jeder Dritte (36 Prozent) habe, so das Ergebnis der KfW-Befragung, bereits sein Mobilitätsverhalten angepasst und fahre den eigenen Pkw weniger häufig, nutze öfter den Bus und die Bahn, oder steige auf das Fahrrad um.
Hierzu passt, dass von den vorgeschlagenen Politik-Maßnahmen ein Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs mit 91 Prozent die größte Zustimmung fand, dicht gefolgt vom Ausbau des Fuß- und Radwegenetzes (86 Prozent bzw. 85 Prozent).
Kritisch sei die Bevölkerung hingegen gegenüber Maßnahmen, die das Verkehrsaufkommen mittels Bezahlsystemen beschränken wollten, heißt es: Sowohl die Einführung einer generellen PKW-Maut als auch einer City-Maut sei jeweils von zwei Dritteln der Befragten abgelehnt worden.
Zukunft von E-Autos pessimistisch eingeschätzt
„Große Skepsis” herrsche hinsichtlich der Möglichkeit, die Klimabilanz des Verkehrssektors durch Umstellung der Antriebstechnik von Fahrzeugen auf Elektromobilität zu verbessern. Nur jeder Zweite glaube, dass E-Autos in 20 Jahren die dominante Rolle spielen werden.
Das überrasche, schreiben die Studienautoren, denn immer mehr Länder wollen bekanntlich das Ende des reinen Verbrennungsmotors besiegeln: In China gilt ab 2019 eine Quote für Elektroautos, während in einigen europäischen Ländern, etwa Norwegen, Frankreich und Großbritannien, sogar ein klares zeitliches Ende für die Zulassung von Otto- und Dieselmotoren angestrebt wird.
Immerhin ziehen 40 Prozent der Deutschen laut KfW-Befragung zumindest in Erwägung, ein Elektroauto zu kaufen, heißt es in der Studie. Eine ablehnende Haltung gegenüber Fahrzeugen mit E-Antrieb werde am häufigsten mit einem lückenhaften Netz an Ladestationen (84 Prozent), zu geringer Reichweite (81 Prozent) und einem zu hohen Preis (79 Prozent) begründet.
Grundlage der KfW-Analyse zum Thema „Verkehrswende” ist eine Befragung von ca. 2.400 Erwerbspersonen mittels computergestützter Telefoninterviews. Die Stichprobe und Ergebnisse sind repräsentativ für die Wohnbevölkerung Deutschlands im Alter von 18 bis 64 Jahren.
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