Es ist eine der größte Veränderungen in der Social-Media-Szene 2017: Twitter erhöht sein Zeichenlimit auf 280 Zeichen. Unter Hashtags wie #twitter280 oder #280characters entbrannte schnell eine Diskussion. Während Experten den Schritt kritisieren, freut sich die Mehrheit der Nutzer. Ein Einordnungsversuch.
Aus Sicht der Marketing-Strategie ist es nicht sonderlich sinnvoll, dass ein Unternehmen seinen Unique Selling Proposition (USP) aufgibt. Beim Kurznachrichtendienst Twitter war dieses Alleinstellungsmerkmal seit der Gründung im März 2006 das 140-Zeichen-Limit.
Der ursprüngliche Gedanke dahinter: Kurz und kompakt Nachrichten übermitteln und dafür weniger Zeichen benötigen als bei der klassischen SMS.
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Trotz sporadisch aufkommenden Diskussionen blieb Twitter immer bei seinen 140 Zeichen – bis Ende September 2017. Damals läutete Twitter-Chef Jack Dorsey eine Testphase für eine Ausweitung der Zeichenzahl auf 280 ein, die seit letzter Woche allen Nutzern zur Verfügung steht.
#twitter280: Ein gemischtes Bild zeichnet sich ab
Unter Hashtags wie #twitter280 oder hierzulande #280Zeichen entstanden schnell Diskussionen über Sinn und Unsinn der Erhöhung. Das Fazit viel dabei gemischt aus.
Während Marketing-, Kommunikations- und Social-Media-Experten dem neuen Limit eher kritisch gegenüberstehen, scheint sich die breite Nutzerschaft über den zusätzlichen Platz zu freuen.
Das bestätigt auch eine aktuelle Analyse des Social-Media-Spezialisten Vico. Die Analysten des Unternehmens haben mehr als 50.000 Tweets untersucht. Der Zeitraum waren die ersten 24 Stunden nach der Einführung des neuen Zeichenlimits. Dafür wurden unter anderem Hashtags wie #twitter280 ausgewertet.
Das Ergebnis ist teilweise überraschend:
- 44 Prozent bewerten das 280-Zeichen-Limit positiv.
- 32,5 Prozent stehen der Erhöhung neutral gegenüber.
- 23,5 Prozent finden das neue Limit schlecht.
Die Facebookisierung von Twitter
Dass Twitter durch die Erhöhung womöglich einige treue Nutzer vergrault und diese lieber gegen neue Nutzer eintauscht, passt zumindest stückweise zum Unternehmenskurs der letzten Monate und Jahre.
Anstelle sich mit dem dritten Platz innerhalb der globalen Netzwerke abzugeben, ist weiterhin das einzige Ziel: Wachstum. Eine „Facebookisierung“ wurde dabei offenbar als beste Möglichkeit auserkoren.
Die Bedürfnisse der eigentlichen Zielgruppe rücken verstärkt in den Hintergrund, um für die breite Masse attraktiver zu werden. Werbeformate und Konzepte werden von Wettbewerbern kopiert, eigene Spezifika aufgegeben.
Ob so ein zukunftsfähiges Konzept aussieht, darf bezweifelt werden.
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