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Nonny de la Peña über VR im Journalismus und reale Leichen

Nonny de la Peña, VR-Patin
Nonny de la Peña wird auf dem Scoopcamp einen Vortrag zum Thema "Immersiv Journalism" halten (Foto: faktor3)
geschrieben von Philip Bolognesi

Mit Virtual und Augmented Reality entstehen neue Technologien, die auch den Medienkonsum in der Gesellschaft allmählich verändern. Vorreiterin auf diesem Gebiet ist die Journalistin Nonny de la Peña. Wir haben mit der „Patin der VR“ über ethische und technische Aspekte rund um VR und AR gesprochen. Ein Interview.

Nonny de la Peña gehört zu den einflussreichsten Pionieren in den Bereichen Augmented und Virtual Reality. Sie ist Gründerin und Geschäftsführerin der Emblematic Group, die bekannt dafür ist, unter dem Einsatz hochmoderner Technologien eindringliche Geschichten zu erzählen.

Ihr Ziel: Leser sollen nicht passiv konsumieren, sondern Teil der Nachrichten werden und diese bewusst und aktiv erleben. „Immersive Journalism“ heißt diese neue Art der Nachrichten, die den Konsumenten mitten ins Geschehen bringt und eine intensive, empathische Bindung zu den Zuschauern schaffen soll.


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Vor ihrer Zeit bei Emblematic war Nonny de la Peña mehr als 20 Jahre lang als Journalistin, Regisseurin und Producerin aktiv. Von Forbes, Guardian und Engadet wird sie als „Patin der VR“ bezeichnet. Wir haben mit ihr über den Wandel in der Mediennutzung und ethische Fragen gesprochen.

VR und AR erobern die Nachrichten-Branche

BASIC thinking: VR und AR können im Journalismus Aufklärungs- und Bildungsarbeit über Hungersnöte, Krieg und soziale Ungerechtigkeiten im Allgemeinen leisten. Doch eigentlich erscheinen die Technologien als Medium für viele Nachrichtenzwecke des täglichen Lebens ungeeignet. Oder irre ich mich?

Nonny de la Peña: Tatsächlich irren Sie sich, denn das Gegenteil ist der Fall. Mit jedem neuen Telefon, das mit Tiefenmesskameras auf den Markt kommt, wird unsere Welt vollständig volumetrisch und räumlich erfasst – also für VR und AR.

Das bedeutet, dass eine ganz neue Ethik entwickelt werden muss, um Fragen wie das, was wir unserem Publikum vermitteln wollen, zu beantworten. Wenn es zum Beispiel einen Bombenanschlag gibt, werden wir dann zulassen, dass unser Publikum die Körper „überquert“? Wir werden sehen, dass mehr von diesen Problemen auftreten, wenn wir beginnen, mehr tägliche Nachrichteninhalte zu erfassen.

Ist der Empfang von Inhalten und Nachrichten über VR und AR zeitaufwendiger als sonst? Wenn ja, wird sich dadurch das Nutzerverhalten gegenüber Nachrichten langfristig ändern?

Ähnlich wie tägliche Nachrichten und Dokumentationen verglichen werden können, werden VR- und AR-Inhalte so lang oder so kurz sein, wie die beabsichtigte Lieferung. Ich habe Stücke gesehen, die bis zu 40 Minuten lang sehr erfolgreich waren, aber die Kurzform-News stehen erst am Anfang.

Die ethische Frage: Wer darf welche Inhalte sehen?

Kann die Technologie zu einer emotionalen Überlastung bei der Rezeption von Nachrichten führen? Was müssen die Verbraucher beachten?

Die viszerale Beschaffenheit des Materials erfordert, dass der Verbraucher vor dem Betrachten störender Inhalte deutlich gewarnt wird. Glücklicherweise befasst sich der Journalismus schon seit einiger Zeit mit dem Thema.

Man denke nur an den Vietnam-Krieg: Offensichtlich war es schon damals ein Problem, wenn in die amerikanischen Haushalte um 18 Uhr ein Bericht aus dem Krieg übertragen wurde und die ganze Familie zusehen konnte. Die verstörenden Aspekte des Materials machen es notwendig, den Betrachter vorab zu warnen.

Thema Fake News: Ist VR die Lösung für dieses Problem oder kann die Technologie selbst zum Problem werden?

Es besteht zwar kein Zweifel, dass die Virtual Reality irgendwann zur Manipulation von Standpunkten oder für unaufrichtige Zwecke genutzt wird. Aber ich möchte dennoch auf eine VR hinweisen, die gegen Fake News vorgegangen ist.

„Greenland Melting“ von Emblematic versetzt die Zuschauer in ein Flugzeug, das mit dem ein Klimaforscher über die Arktis fliegt. Zu sehen ist, wie der Forscher ein Thermometer aus dem Flugzeug in das Eiswasser fallen lässt, was die Echtheit der Datenerhebung erkennen lässt. Das hilft, den Leugnern des Klimawandels zu widersprechen. Und darauf bin ich sehr stolz.

Welche Schritte müssten Nachrichtenverlage unternehmen, um Virtual und Augmented Reality für ihre Kunden zum Erfolg zu machen?

Im Moment ist die Verbreitung die größte Hürde. Glücklicherweise werden neue 5G-Geschwindigkeiten dazu beitragen, dieses Problem bald zu lösen und eine robuste Inhaltsbereitstellung zu ermöglichen.

Vielen Dank für das Gespräch!

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Über den Autor

Philip Bolognesi

Philip Bolognesi war von 2018 bis 2020 in der Redaktion von BASIC thinking tätig. Er hat Kommunikationswissenschaften studiert und ist zertifizierter Social-Media-Manager. Zuvor hat er als freiberuflicher Online-Redakteur für CrispyContent (Serviceplan Berlin) gearbeitet und mittelständische Unternehmen in ihrer Online-Kommunikation beraten. Ihn trifft man häufig im Coworking-Space Hafven in Hannover.