Als bei der letzten Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten Donald Trump das Rennen machte, waren viele Menschen international erstaunt. Niemand hatte damit gerechnet, dass der Republikaner die nächsten 4 Jahre über die USA herrschen würde. Durch andauernde Untersuchungen stellte man dann aber fest, dass Facebook und die hier geschalteten wahlspezifischen Anzeigen einen großen Einfluss auf die öffentliche Meinung hatten. Nachdem in diesem Jahr weltweit wieder Dutzende Urnengänge stattfinden (wir berichteten über das Wahljahr in Afrika), veröffentlicht das soziale Netzwerk heuer Rahmenbedingungen, die auf den Namen „election security“ hören und unter denen politisch motivierte Werbemaßnahmen durchgeführt werden dürfen.
Der erste Testlauf hat bereits begonnen. Für die Wahlen in Nigeria am 16. Februar wurde eine erste Version des Systems eingeführt. Grundsätzlich gilt hier, dass nur diejenigen Werbetreibenden politische Werbung schalten dürfen, die sich auch innerhalb des Landes befinden. Die Kontrolle soll so im jeweiligen Land bleiben. Das erste Feedback wird dann verwendet, um die nächste Wahl in der Ukraine (31. März) und die Europawahl vor Manipulation zu schützen.
Dabei gelten pro Land unterschiedliche Rahmenbedingungen, die sich an Gesetze und gesellschaftlichen Konventionen anpassen. Die erste Version soll im Juni zur Verfügung stehen und dann global ausgerollt werden.
[mg_blockquote cite=“Katie Harbath (Facebook)“]Our goal was to get to a global solution. And so, until we can get to that in June, we had to look at the different elections and what we think we can do.[/mg_blockquote]Um nach den jeweiligen Wahltagen noch nachvollziehen zu können, welche Werbung in welchem Umfang welchen Nutzern angezeigt wurde, werden die Informationen in einer eigens dafür eingerichteten digitalen Bibliothek abgespeichert. Sollte also ein Kandidat überraschend gewinnen, dann kann jederzeit nachvollzogen werden, inwieweit Werbung auf dem sozialen Netzwerk eine Rolle gespielt hat. Eine ähnliche Bibliothek wurde bereits nach den Wahlen in den Vereinigten Staaten, Brasilien und im Vereinigten Königreich eingerichtet.
Natürlich steckt hinter diesem Aufwand nicht nur die gute Absicht von Facebook, sondern auch der politische Druck aus Europa. Die europäische Kommission fordert bereits seit einiger Zeit vehement ein transparentes System zur Reduzierung von Falschinformationen. Kürzlich betonte diese auch, dass man dieses Jahr Fortschritte und nicht nur Bemühungen sehen möchte.
Fragwürdig bleibt selbstverständlich weiterhin, ob die noch nicht veröffentlichten Regelungen nachhaltig zu einer Reduzierung von Falschinformationen führen. Grundsätzlich wird auch so ein System sicherlich langfristig an seine Grenzen stoßen und von denjenigen missbraucht, die politische Unruhen stiften wollen. Daher trägt jeder selbst die Verantwortung, ob er alles glaubt, was ihm vorgesetzt wird oder gerade Themen im politischen Bereich kritisch hinterfragt werden.
Via TechCrunch
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