Wie bekomme ich ein großes Unternehmen dazu meine Beschwerde ernst zu nehmen? Viele würden wahrscheinlich erst alle Mittel zur Kommunikation, wie Telefon oder E-Mail ausprobieren, bevor man doch vollkommen entnervt sein Vorhaben aufgibt. Der chinesische Flottenbetreiber iUNICORN (auch bekannt unter „Shenma Zhuanche“) hat da eine andere Strategie und veröffentlicht seine Beschwerde gegen Tesla auf einer Werbewand.
Das wäre halb so schlimm und kaum einen Newsartikel wert, wäre da nicht der Umfang, mit dem man seinen Worten Nachdruck verleiht. Denn die Werbewand steht in New York am Time Square und wird täglich von Dutzenden Menschen wahrgenommen. Am 24. April 2019 mietete also Shenma die drei Werbeflächen des Thomson Reuters-Gebäude und forderte offen Schadenersatz von Tesla.
[mg_blockquote cite=“Shenma auf Weibo“]The more you keep a case in the public eye, the better your chances are at getting it solved[/mg_blockquote]Zum Hintergrund: Shenma bietet Fahrzeuge zur Miete in 5 chinesischen Metropolen (Guiyang, Chengdu, Schanghai, Shenzhen und Guangzhou) an. Zum Fuhrpark gehören auch 278 Teslas der Modellreihe X und S, die 2016 und 2017 angeschafft wurden. Das Problem, mit dem der Vermieter zu kämpfen hat, ist, dass ca. 20 Prozent der Fahrzeuge bereits jetzt elektromechanische Fehler haben. Für benötigte Reparaturen mussten die Autos im Schnitt 45 Tage still stehen und verursachten so Kosten in Höhe von umgerechnet 865.000 Euro.
Wegen des Aufwands wollte man die 865.000 Euro vom Hersteller zurückfordern, erreichte aber diesen kaum oder Kontaktversuche verliefen im Nichts. Deswegen hat man sich einen neuen kreativen Weg ausgedacht, der es immerhin 30 Minuten auf die großen Werbeflächen schaffte. Mit Parolen, wie „Tesla, repariere es oder nicht“, „Tesla, kompensiere es oder nicht“ und „Tesla, gebe es zu oder nicht“, sowie konkreten Zahlen zu dem entstehenden Verlust wollte man Tesla zum Handeln zwingen.
Tesla äußerte sich bisher noch nicht zu den Vorwürfen. Auch Shenma teilte auf Anfrage nicht mit, wie viel die etwas überzogene Aktion gekostet haben soll. Eine Sache, die sich aber herauskristallisiert ist aber, dass die Chinesen immer weniger zum Fan der Marke werden. Erst kürzlich wurden auf dem asiatischen Markt die Preise gesenkt, nachdem Kunden bereits zum alten Preis Fahrzeuge erworben haben. Eine Rückerstattung wurde bis heute ausgeschlossen.
Welche Strategie von Tesla auf dem chinesischen Markt weiterhin gefahren wird, ist aber schon etwas klarer. Die Firma plant in diesem Jahr die erste Produktion von Fahrzeugen in seiner Gigafactory in Schanghai. Damit reagieren die Amerikaner auf die zunehmend steigende Konkurrenz, wie dem chinesischen Fahrzeugbauer BYD.
Quelle: Qartz
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