Wirtschaft

Aufgaben delegieren und Schwächen auslagern: Zwei Fähigkeiten für jeden Gründer

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Wer sich überall einmischt, wird als Gründer versagen. (Foto: Pexels.com / rawpixel.com)
geschrieben von Carsten Lexa

Es ist wohl eine der schwersten Erkenntnisse für Gründer: Sie können nicht alle Aufgaben betreuen. Sie können nicht überall ein Auge darauf haben. Sie müssen Aufgaben delegieren und langfristig in die richtigen Mitarbeiter investieren. Ansonsten scheitern sie womöglich.

Ein Gründer kann nicht alles alleine machen. Egal, wie stark man sich mit seinem Unternehmen identifiziert: Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem er oder sie versteht, dass man nicht alles alleine machen kann. Das gilt selbst für die Dinge, von denen man glaubt, dass niemand anderes sie so gut, wie man selbst machen kann.

Loslassen ist wichtig

Wenn man möchte, dass sein Unternehmen wächst – und man darüber hinaus auch noch ein Leben neben seinem Unternehmen haben möchte –, muss man irgendwann erkennen, dass man loslassen muss. Loslassen von dem Gedanken, dass man alles alleine machen kann. Denn das kann man nicht.

Man ist nicht nur von fachlicher Seite nicht in der Lage, alle unternehmensrelevanten Maßnahmen durchzuführen. Man denke nur mal an so Dinge wie IT, Buchhaltung, Steuererklärung, Personalführung oder Marketing und die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten dafür.

Nein, irgendwann klappt es aufgrund fehlender zeitlicher Kapazitäten nicht mehr. Es wird vielmehr Zeit, zu realisieren, dass man Hilfe braucht bei den Dingen, die einen von den wirklich wichtigen Dingen ablenken.

Essenziell ist: Das gilt auch für Aufgaben und Projekte, die ein Gründer besser kann oder die ihm am Herzen liegen. Letztendlich ist die Entwicklung des Unternehmens wichtiger.

Aufgaben delegieren

Eines der wichtigsten Dinge, die ein Gründer lernen muss, ist es, Aufgaben zu delegieren. Denn natürlich kann man sich in alles Mögliche reinarbeiten. Aber zu welchem Preis?

Zum einen wird man höchstwahrscheinlich über ein bestimmtes Level – wahrscheinlich nicht einmal ein sehr hohes Level – nicht hinauskommen. Zum anderen wird man diese Dinge, die bei einem selbst nicht die höchste Priorität haben, nie mit vollkommener Leidenschaft machen.

Hat man das erst einmal erkannt, kann man beginnen, Aufgaben und auch Verantwortlichkeiten abzugeben und sie zu delegieren. Der Fokus verschiebt sich dann. Der Kopf ist frei. Der Gründer kann sich auf seine Kernkompetenzen konzentrieren.

Außerdem kümmert man sich darum, denjenigen Personen, die für einen tätig sind, mit den besten Ressourcen auszustatten, damit sie ihre Aufgaben bestmöglich ausfüllen können.

Ich freue mich beispielsweise, wenn ich mit Mandanten sprechen und mit ihnen an der rechtlichen Entwicklung ihres Unternehmens arbeiten kann. Darüber hinaus kann ich mir sehr gut kreative Lösungen für Formulierungen in Verträgen ausdenken.

Die Erstellung der Buchhaltung und der Steuererklärung kann ich zwar erledigen. Aber mein Herz hängt nicht unbedingt daran. Ich kenne aber Menschen, für die Buchhaltung und Steuern das Schönste sind, was es gibt. Großartig!

Denn wenn ich sie damit beauftrage, können sie das machen, was sie am liebsten machen. Ich habe den Kopf frei für das, was ich am besten kann und machen möchte.

Finde Menschen, die besser sind

Und noch ein Aspekt ist in diesem Zusammenhang wichtig. Wenn eine Gründerin oder ein Gründer sein Team zusammenstellt, sollte sie oder er sich Menschen suchen, die in bestimmten Bereichen besser sind als man selbst. Es kommt nicht darauf an, dass man selbst besser ist als die anderen.

Man muss auch nicht alles verstehen. Es kommt vielmehr darauf an, dass man wächst – nicht nur bezogen auf das eigene Unternehmen, sondern auch im Hinblick auf Fähigkeiten. Und das geht nur, wenn man sich Menschen sucht, die in bestimmten Bereichen über einem selbst stehen.

Das übrigens klingt leichter, als es tatsächlich ist. Denn es hat viel mit Ego zu tun. Gründer müssen sich auf einmal eingestehen, dass man nicht alles weiß und kann. Zudem muss man sich plötzlich auf andere verlassen und mit ihren Fehlern umgehen.

Letztendlich stellt das für einen Gründer einen nicht immer einfachen Lernprozess dar. Aber aus der Erfahrung heraus kann ich sagen: Dieser Prozess ist immens wertvoll!

Übrigens ist es einfach, die Bereiche zu finden, in denen man leicht Aufgaben delegieren kann: Man schreibt einfach mal seine eigenen Stärken und Schwächen auf. Das ist häufig sehr schwer in der Umsetzung. Ein Mentor ist dabei hilfreich.

Dann schreibt man noch die Sachen auf, die einem nicht unbedingt am Herzen liegen. Et voila – schon hat man Bereiche gefunden, in denen Gründer Aufgaben delegieren können.

Die Reise beginnt mit dem ersten kleinen Schritt

Ja ich weiß: Hier mal einfach so über das Abgeben von Aufgaben zu schreiben, ist leicht. Es tatsächlich zu machen, ist es nicht.

Ich sehe unglaublich viele Menschen und Gründer, die tolle Ideen haben und sogar erkennen, dass es Dinge gibt, die sie nicht gerne machen oder sie davon abhalten, ihr volles Potenzial auszuschöpfen, die es aber dennoch nicht schaffen, loszulassen und Aufgaben abzugeben.

Fangt mit kleinen Dingen an. Es heißt immer, dass eine Reise mit dem ersten Schritt beginnt. Warum sollte es mit der Reise als Unternehmer anders sein? Fangt an, kleine Bereiche abzugeben und schaut dann, wo es euch hinführt.

Man sagt Gründern doch immer: „Fangt einfach an.“ Das sollte auch für die Entwicklung des eigenen Unternehmens und für das Delegieren von Aufgaben gelten.

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Über den Autor

Carsten Lexa

Rechtsanwalt Carsten Lexa berät seit über 10 Jahren deutsche und internationale Unternehmen in allen Angelegenheiten wirtschaftsrechtlicher Art, z.B. bei Gründungen, Strukturierungen oder Vertragsgestaltungen aber auch zu rechtlich-strategischen Fragen. Darüber hinaus war er Weltpräsident der G20 Young Entrepreneurs Alliance (G20 YEA), Mitglied der B20 Taskforces und Rechtsbeistand der Wirtschaftsjunioren Deutschland. Bei BASIC thinking schreibt er über unternehmensrechtliche Fragen.